5. Dezember 2015Jan Filipzik
Gunther Wölfges: Wege in die Zukunft finden…
Er, der aus Krefeld stammt und zuletzt Vorstand der Sparkasse Eifel-Mosel-Hunsrück (Bilanzsumme, 2,5 Mrd.) war, sieht sich mit Leidenschaft der „Sparkassen-Idee“ verpflichtet und verbunden. Die Stadtzeitung sprach mit ihm über sein erstes Jahr im Wuppertaler Amt und darüber, welchen Weg er für die Zukunft mit seiner Sparkasse gehen will.
DS: Können Sie mit ihren Erfolgen im ersten Jahr zufrieden sein?
Wölfges: „Ja, keine Frage. Wir haben uns auf die neuen Rahmenbedingungen weitgehend eingestellt und wir sind auf Wachstumskurs.“
DS: Wie ist das mit ihrem Geschäftsstellen-Netz und wie stellt sich die SSK Wuppertal auf die Zukunft ein?
Wölfges: „Unsere 35 Filialen werden als Anker für die Menschen in den Stadtteilen bestehen, das ist unsere Politik. Hier haben wir die Beratungszonen stark ausgebaut, über 500 Berater sind für unsere Kunden da. Wir tragen damit der Erkenntnis Rechnung, dass viele Bankdienstleistungen erklärungsbedürftig sind. Die Digitalisierung bietet viele Möglichkeiten, unser Leistungsangebot kundengerecht auszubauen.“
DS: Die Einführung der neuen Girokonten-Modelle für 200.000 Kunden hatte zu Irritationen geführt. Lag es an mangelnder Kommunikationspolitik?
Wölfges: „Mag sein. Aber heute bin ich sicher, dass jede Gebührenveränderung, sei es im Geschäfts- im Vereinsleben oder anderswo, egal wie sie kommuniziert wird, Kritik heraufbeschwört. Wir können und wollen nicht der billigste Anbieter für den Finanzbedarf unserer Kunden sein, sondern der, mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis. Die gleichzeitige Einführung unserer TreueWelt ist z.B. ein erster richtiger Schritt in diese Richtung. Hier gibt es Bonuspunkte für Treue, Vorzugspreise z.B. für den Besuch des Von-der-Heydt-Museums sowie interessante Angebote und Rabatte. Im Schnitt sind es fünf Prozent, vergeben durch Partner aus der Region aber auch bundesweit, die schon am Monatsende automatisch auf dem Konto ausgewiesen werden. Hiermit schaffen wir Vorteile für unsere Kunden und stärken durch Bindung von Kaufkraft in Wuppertal auch die heimische Wirtschaft.“
DS: In der Finanzwirtschaft spricht man bei extrem unwahrscheinlichen Ereignissen gerne von „Schwarzen Schwänen“ und deren Macht, wenn sie plötzlich und unerwartet auftreten. (Anm. der Red.: Bis ins 17. Jahrhundert waren Europäer überzeugt, dass Schwäne weiß sind, ehe Australien mit seinen schwarzen Schwänen entdeckt wurde.) Sind die aktuellen Ereignisse wie die Flüchtlingswelle oder gar der VW-Skandal für Sie solche Ereignisse und wie reagieren Sie darauf?
Wölfges: „Bei dem Flüchtlingsthema verweise ich gerne auf den Film ‚Die andere Heimat‘ von Edgar Seitz. Alles schon mal da gewesen. Wir haben damit kein Problem, unser Anspruch ist es, die Menschen gut zu versorgen. Deshalb beschäftigen wir auch nicht erst seit heute Dolmetscher. Bei der Identitätsklärung gibt es manchmal ein Thema, aber wir haben durch die Bankenaufsicht inzwischen hier erleichterte Bedingungen. Was VW angeht sind wir optimistisch, können aber die Folgen natürlich noch nicht abschätzen. Es ist natürlich nicht zu übersehen, dass unsere heimische Wirtschaft mit dem Auto stark verbunden ist.“
DS: In der politischen Führung der Stadt hat es von Peter Jung zu Andreas Mucke einen Wechsel gegeben. Erwarten Sie hierin auch Auswirkungen für die Sparkasse?
Wölfges: „Nein. Ich gehe davon aus, dass alle Beteiligten in erster Linie das Wohl der Bürger dieser Stadt im Auge haben.“
DS: Welche Zinserwartungen haben und welche Ziele verfolgen Sie in der Zukunft?
Wölfges: „Die Zinsen werden noch länger auf dem niedrigen Niveau verbleiben. Die Amerikaner hatten zuletzt einen Versuch der Änderungen gemacht, sind aber nicht ohne Grund gescheitert. Wir sind in Wuppertal Marktführer und wollen dies bleiben, indem wir unser Engagement für die Gemeinschaft ausbauen und damit einen nachhaltigen Wohlstandszuwachs ermöglichen.“
DS: Haben Sie sich in Wuppertal inzwischen eingelebt?
Wölfges: „Das erste Jahr stand im Zeichen des Kennenlernens. Das ist erfolgreich verlaufen und weitgehend abgeschlossen. Zwar haben meine Frau und unser mittelgroßer Kurzhaar-Jagdhund und ich noch nicht alle Wanderrouten dieser herrlichen Umgebung geschafft, aber auch hier sind wir auf einem guten Weg.“
Das Interview führte Siegfried Jähne
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