9. Februar 2016Peter Pionke
Slava Savchenko setzt (fast) alle Gegner matt
Seine „Sportgeräte“ sind König, Dame, Läufer, Türme, Springer und Bauern. Slava Savchenko (49) ist Wuppertals bester Schachspieler. Der Internationale Schachmeister (IM) hat sogar schon in der Bundesliga am Brett gesessen. Doch jetzt spielt der gebürtige Ukrainer beim Drittligisten BSW Wuppertal und will mithelfen, die nächste „Aufstiegs-Schlacht“ zu gewinnen. Joachim Müller hat den genialen Strategen interviewt.
DS: Im Jahre 1999 sind Sie mit Ihrer Frau Inna und Sohn Aleksey aus der Ukraine nach Deutschland gekommen. Was war der Grund für diese wichtige Lebensentscheidung?
Slava Savchenko: „Diese Entscheidung fiel uns nicht leicht. Wir sind mit der Familie meiner Frau nach Deutschland gekommen. Wuppertal ist reiner Zufall gewesen.“
DS: Sie sind „Internationaler Schachmeister“ (IM), das ist eine Stufe unter dem Großmeister (GM). Wie kommt man an solch einen Titel?
Slava Savchenko: „Ich habe mein ganzes Leben dem Schach gewidmet und mit neun Jahren angefangen. In der Schule war ich in der Schachklasse (täglich zusätzlich zwei Stunden Schachunterricht). Mein Studium habe ich als Sportlehrer/Schachtrainer absolviert. Das Schachspiel beinhaltet zusätzlich wichtige Merkmale für die Bildung der Persönlichkeit, die in anderen Sportarten fehlen. Der Weg zum Titel IM ist nicht einfach. Dieser wird vom Weltschach-bund FIDE vergeben. Seit 2007 darf ich den Titel tragen. In demselben Jahr habe ich erfolgreich in der Bundesliga gespielt und eine GM-Norm erreicht.“
DS: Mit Schach allein konnten Sie in Deutschland nicht viel Geld verdienen. War das der Grund, eine Ausbildung als Physiotherapeut zu machen?
Slava Savchenko: „Ich war mehrfach mit der deutschen Delegation bei der Jugend-EM und -WM als Trainer dabei, habe Erwachsene und Jugendliche bei den SF Gerresheim und beim Düsseldorfer SK trainiert. Das war aber kein sicherer Job. Ich musste in meinem beruflichen Leben etwas ändern. In meinem Studium hatte ich u.a. Fächer wie Sportmedizin, Krankengymnastik, Massage, so dass mir dieser Beruf nicht ganz so fremd war.“
DS: Inzwischen haben Sie sich am Alten Markt in Barmen mit einer eigenen Praxis erfolgreich selbständig gemacht. Man sagt Ihnen nach, „goldene Hände“ zu haben. Bleibt da überhaupt noch Zeit für Ihr Hobby Schach?
Slava Savchenko: „Vielen Dank für das Kompliment. Ich habe Freude und Spaß an meinem Beruf. Für mein Hobby nehme ich mir die Zeit, da Schach in meinem Leben eine große Rolle spielt.“
DS: 2012 haben Sie mit Ihrem Sohn Aleksey unter 68 Teams die Deutsche Familienmeisterschaft in Oberhof gewonnen. Warum haben Sie Ihren gemeinsamen Titel nie verteidigt?
Slava Savchenko: „Im Jahre 2001 sind Aleksey und ich NRW-Familienmeister geworden. Elf Jahre später haben wir die Deutsche Familienmeisterschaft gewonnen. 2013 habe ich mit meinem jüngeren Sohn Daniel in der Kategorie Vater/Sohn bei der Deutschen Familienmeisterschaft Platz zwei belegt. Ich arbeite viel, Aleksey studiert an der Uni und hat einen Job, so dass wir leider keine Zeit mehr haben, bei so einem Turnier zu spielen.“
DS: Aleksey (25) und Sie spielen an den Spitzen-Brettern beim BSW. In dieser Zeit hat die 1. Mannschaft einen Sprung von der 5. in die 3. Liga gemacht. Fühlt Ihr Euch wohl in diesem Verein?
Slava Savchenko: „Ja, ich fühle mich wohl in diesem Verein. Es kommen immer viele Zuschauer und unterstützen die Spieler bei Mannschaftskämpfen. Es macht Spaß, wenn man seine Erfolge sieht, man wird für die Zukunft motiviert.“
DS: Ihr jüngster Sohn Daniel (15) spielt im Düsseldorfer SK. Kommt der auch einmal zu Vater und Bruder beim BSW Wuppertal?
Slava Savchenko: „Wir haben mehrmals die Vereine gewechselt. Vor Gerresheim haben wir im PSV/BSV Wuppertal gespielt. Wir wurden dann von René Tückmantel (BSW-Mannschaftsführer) und Achim Müller (1. Vorsitzender) eingeladen, in der ersten Mannschaft des BSW zu spielen. Das Thema Vereinswechsel für Daniel ist momentan sehr aktuell. Ich würde mich freuen, mit meinen beiden Söhnen in einer Mannschaft spielen zu dürfen.“
DS: Im August werden Sie 50 Jahre alt. Sie haben zwei prima Söhne, sind schon Großvater, haben beruflichen und sportlichen Erfolg – was kann da noch kommen?
Slava Savchenko: „Man sagt ja, dass ein Mann in seinem Leben drei Dinge tun sollte: Ein Haus bauen, einen Sohn zeugen und einen Baum pflanzen… Zwei Söhne habe ich schon, Bäume habe ich auch schon genug gepflanzt, ich muss noch ein Haus bauen…“
DS: Sie sind derzeit der stärkste Schachspieler in Wuppertal. Möchten Sie noch mit dem BSW in die 2. Bundesliga aufsteigen?
Slava Savchenko: „Ja, natürlich macht mich das stolz, und ich möchte sehr gerne mit meiner Mannschaft in der 2. Bundesliga spielen. Ich habe bei den SF Gerresheim bereits sechs Jahre in dieser Liga gegen starken Gegner gespielt und Erfahrung im Schach gesammelt.“
DS: Ihr Verein BSW Wuppertal hat gerade sein erstes Jahr in der 3. Liga hinter sich gebracht und das Saisonziel Klassenerhalt relativ problemlos erreicht. Haben Sie damit gerechnet?
Slava Savchenko: „Es war für uns schwer als Neulinge in der Oberliga NRW. Hier spielen insgesamt zehn Teams, von denen die letzten drei absteigen. Wir konnten gegen starke Gegner wie SG Porz und SV Dinslaken gewinnen. Alle Mannschaftskämpfe haben über sechs Stunden gedauert. Mit etwas mehr Glück hätten wir sogar aufsteigen können. Ich hoffe, dass die neue Saison für uns (noch) erfolgreicher sein wird.“
DS: Vielen Dank für das interessante Gespräch.
Das Interview führte Joachim Müller
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