9. Februar 2017Peter Pionke
Das grüne Paradies unter der Schwebebahn
„Das grüne Paradies unter der Schwebebahn“ oder „Wuppertal ist Deutschlands grünste Stadt“ – an diesen oder ähnlichen Aussagen in unterschiedlichen Untersuchungen und Veröffentlichungen haben wir uns gern orientiert. Denn wer sich in Wuppertal auskennt, weiß die Landschaftsparks, Stadtparks und (zunehmend) die Wupper-Ufer zu schätzen.
Das geht soweit, dass Oberbürgermeister Andreas Mucke von einer Landes- oder gar Bundesgartenschau schwärmt und die Stadt die Machbarkeit mit einer Studie prüfen lassen will.
Und nun das: „Wir sind Grüne Hauptstadt Europas – Essen 2017“ teilt das Projektbüro der Stadt Essen mit und startet gleichzeitig, in Verbindung mit dem Museum Folkwang, einen öffentlichkeitswirksamen Plakat-Wettbewerb.
Die erste Frage, die sich daraus ableitet: Was steckt dahinter?
„Der Titel Umwelthauptstadt Europas“ oder „Grüne Hauptstadt Europas“ wird jährlich von der Europäischen Kommission an eine Stadt in Europa verliehen, der es in besonderer Weise gelungen ist, Umweltschutz und wirtschaftliches Wachstum zu einer hervorragenden Lebensqualität ihrer Einwohner zu verbinden“, so Wikipedia.
Die zweite Frage: Wie kommen wir darauf, Wuppertal sei die grünste Stadt Deutschlands? Nun, „Als ‚Paradies unter der Schwebebahn‘ bezeichnet die ‚Hörzu‘ Wuppertal in der aktuellen Ausgabe“, schreibt die Lokalpresse im September 2013 mit Hinweis auf das statistische Bundesamt. Natürlich prozentual bezogen auf die gesamte Stadtfläche.
Eine etwas andere Lesart bietet die Berliner Morgenpost: Unter der Überschrift „Das sind Deutschlands grünste Großstädte“ vermerkt sie „Viele Städte behaupten von sich, besonders viele Grünflächen zu bieten. Die Berliner Morgenpost hat Satellitenbilder ausgewertet und zeigt erstmals, wie grün Deutschland wirklich ist“.
Hier steht Wuppertal nach Remscheid (16) und Solingen (22) an 25. Stelle.
Die „Grüne Hauptstadt Europas – Essen 2017“, das sollte hier besonders erwähnt werden, steht allerdings erst an 52. Stelle. Da haben wir es also wieder:„Es kommt drauf an, was man daraus macht!“.
Nicht so sehr auf die Fakten kommt es an, sondern auf die Sichtweise und die Parameter, die wir einer Untersuchung zu Grunde legen. Auf die Themen, die wir besetzen, auf die Aussagen, die wir kommunizieren und die Konsequenz, mit der wir diese Themen verfolgen. Auch die Positionierung Wuppertals als „Stadt im Grünen“ wäre damit kaum zu vertreten. Selbst wenn eine Gartenschau in Verbindung mit einem „dezentralen Konzept der Attraktionen in Parks und Anlagen der Stadt sowie entlang der Wupper“ für das Image der Stadt Gold wert wäre, wie Andreas Boller in einem WZ-Kommentar deutlich macht.
Wir sollten uns also wieder auf das besinnen, was Wuppertal wirklich einmalig macht: Die Wuppertaler Schwebebahn!
Selbst eine Landes- oder Bundesgartenschau würde mit dem verbindenden Element der Schwebebahn diese Einmaligkeit unterstreichen und unter Beweis stellen.Wie war das noch mit der „Grünen Hauptstadt Europas“? Wikipedia sagt dazu: „Die Auszeichnung als Europäische Grüne Hauptstadt (englisch European Green Capital Award) soll Städte dazu anspornen, anderen europäischen Städten ein Beispiel zu setzen und bewährte Praktiken zu fördern“.
Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt für Wuppertal, sich für eines der kommenden Jahre zu bewerben?
Vok Dams.
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