Prof. Lambert T. Koch: Ein bodenständiger Überflieger

Prof. Dr. Lambert T. Koch ist ein bodenständiger Überflieger. Der Rektor der Bergischen Uni hat sich über Deutschland hinaus einen Namen gemacht.

Uni-Rektor Prof. Dr. Lambert T. Koch – © Dirk Sengotta

Sein Aufstieg war rasant. Zum dritten Mal ist Prof. Dr. Lambert Koch bereits ganz oben im Rektorenranking des Hochschulverbandes. Was hinter dem Erfolg steckt und wie der Wirtschaftswissenschaftler und Uni-Rektor ganz privat ist – wir gingen der Sache wie Forscher auf den Grund.

Das Rektorzimmer an der Bergischen Universität -groß, geräumig und mit Licht durchflutet. Hier sitzt er, Prof. Dr. Lambert T. Koch, gebürtiger Hesse, leidenschaftlicher Musiker und seit 2008 Rektor der Bergischen Universität. Vor ihm eine dampfende Tasse. Im Raum ein würziger, leicht scharfer Duft. Prof. Koch trinkt heißes Wasser mit Ingwer.

Geboren im kleinsten Städtchen von Hessen, Hering bei Darmstadt, studierte Koch in Mainz und Würzburg Wirtschaftswissenschaften und habilitierte an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. An seine Zeit als Student erinnert sich Prof. Koch gerne zurück: „Besonders schön fand ich immer die Gemeinschaft und das kulturelle Leben rund um die Uni“.

Dazu engagierte er sich schon damals ehrenamtlich, wie in der Jugendarbeit und der Kirchenmusik. Vor 18 Jahren führte es ihn dann nach Wuppertal, und er wurde zum fünften Rektor der Bergischen Universität. „Eigentlich habe ich es nie angestrebt, Rektor zu werden“, verrät Professor Koch. Vielmehr sei er von Kollegen auf die Idee gebracht worden. „Aber ich bereue es nicht, dass es so gekommen ist“.

Heute sitzt er in seinem Rektorbüro. Zurückgelehnt in seinem Stuhl, ein Bein über das andere geschlagen, blickt er aus dem großen Panoramafenster aufs Tal. Angekommen ist er in Wuppertal schon lange. Wie seine Uni ist auch er fest verwurzelt mit der Stadt – weg möchte er hier nicht mehr so schnell. „Mir gefällt besonders das Grün und die Kessellage. Das erinnert mich an meine Heimat Würzburg“, sagt Prof. Koch während er durch seine rahmenlose Brille aus dem Fenster schaut. „Was hier die Wälder sind, sind dort die Weinberge“.

Mehr sein als Schein

Für den Rektor gilt dasselbe wie für seine Uni: „Mehr Sein als Schein“. Prof. Koch scheint es überhaupt nicht wichtig zu sein, was er ist, sondern viel mehr, was er tut. Vor allem, weil Prof. Dr. Lambert T. Koch mit seinen 52 Jahren eine gewisse Jugendlichkeit ausstrahlt, anstatt das typische Bild eines erhabenen Universitäts-Rektors abzugeben. Ebenso, weil er bodenständig und völlig ohne jede Extravaganz und Arroganz wirkt – vielleicht bis auf das T. im Vornamen, das für Tobias steht. Dabei hat man das Gefühl, dass ihm das viele Lob und die Auszeichnungen zum Rektor des Jahres eher unangenehm sind, „aber natürlich freut es einen persönlich schon“, versichert er mit verschmitztem Lächeln. Die ganze Ehre und der Rummel lassen Koch aber nicht überheblich werden – im Gegenteil. Stolz ist er nur, wenn es um seine drei Söhne geht.

„Ich hätte damals beinahe Musik studiert“

Eine Herzensangelegenheit von Rektor Koch: das Musizieren. Seit seiner Jugend sitzt er am Klavierflügel. „Ich hätte damals beinahe Musik studiert“, verrät Prof. Koch, „aber ich glaube ich hätte nicht den Fleiß gehabt, jeden Tag acht Stunden lang zu üben.“ Musik hat er zwar nicht studiert, Geld verdient hat er damit trotzdem: „Ich habe während meines Studiums in Kaufhäusern Klavier gespielt“. Heute spielt der 52-Jährige fast nur noch privat – am liebsten Stücke von Bach und Chopin.

Seit er in Wuppertal wohnt, hat Prof. Koch auch ein neues Hobby für sich entdeckt: Doppelkopf. Das beliebte Kartenspiel lernte er erst hier kennen. „In Süddeutschland gibt es das gar nicht – da gibt es nur Schafskopf“, erklärt Koch. Mit seiner Doppelkopfrunde trifft sich Koch alle paar Monate. Dieses Spiel scheint es für Lambert T. Koch in sich zu haben, denn der sonst so bescheidene Uni-Rektor gibt lachend zu: „Bei diesem Spiel gewinne ich auch gerne mal“.

Als Uni Rektor hat er nicht nur eine repräsentative Aufgabe. „Die Repräsentation macht nur ungefähr 30 Prozent meiner Arbeit aus“, so Koch. Vielmehr organisiert und strukturiert er die Universität. Wenn er auf dem Campus unterwegs ist, steht er gerne in direktem Austausch mit den Mitarbeitern der Bergischen Universität. Mit seinen Kollegen entwickelt er Strategien, setzt gemeinsam mit Fakultätsleitern Schwerpunkte und optimiert das Uniprofil. Bei seiner Arbeit schaut Prof. Koch nicht stur geradeaus, sondern gerne auch links und rechts: „Gemeinsam auf dem Weg zu sein, ist mir sehr wichtig“.

Ein kleiner Wermutstropfen bleibt

Zurück in seinem Büro wartet dann ein großer Stapel Papierkram auf seinem Schreibtisch. Denn genauso wie die Arbeit nach innen, gehört natürlich auch das Verhandeln mit Geldgebern, wie dem Bundesland oder dem Bund dazu. Das bedeutet für Professor Koch Anträge schreiben und mit den einflussreichen Menschen der Region sprechen. Wenn dann der Kopf nach einem langen Tag anfängt zu rauchen, schwingt sich der sportliche Professor gerne in seine Laufschuhe und dreht eine Runde durch die Wälder auf Wuppertals Höhen. „Früher bin ich auch Marathon gelaufen. Das machen meine Knie jetzt aber nicht mehr mit“, sagt Koch schmunzelnd.

So abwechslungsreich und aufregend der Job als Uni Rektor auch sein mag, ein Wermutstropfen bleibt für Prof. Koch: „Ich vermisse es, im Hörsaal zu stehen. Ich habe immer sehr gerne unterrichtet.“ Deshalb versucht er neben seinen Aufgaben als Uni-Rektor immer mal wieder etwas aus seinem eigenen Fach, den Wirtschaftswissenschaften, aufzunehmen. „Ich möchte ja auch noch mitsprechen können“, sagt Koch. Was das Unterrichten betrifft, hat er sich eins vorgenommen: „Ich versuche zwei Mal im Jahr, jeweils drei Tage, an einer ausländischen Uni ein Seminar zu geben“.

Ein voller Terminkalender bedeutet natürlich auch weniger Zeit mit der Familie, am Abend oder am Wochenende. „Das fehlt einem schon“, bedauert Prof. Koch. Wenn dann aber die Zeit bleibt, reist der dreifache Vater gerne mit seiner Familie zusammen: „Am liebsten bin ich auf einer schönen Terrasse, mit einem Weinchen und einheimischem Essen und sehe den Sonnenuntergang über dem Meer – dann bin ich glücklich.“

Mit seiner Familie würde er gerne einmal die National Parks im Westen der USA bereisen. Seine Reiseplanung macht er nach Möglichkeit flexibel und spontan: „Wenn es irgendwo schön ist, bleibe ich auch gerne einen oder zwei Tage länger und reise dann erst weiter.“

Text: Nina Gottwald

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