24. Januar 2018Peter Pionke
Gunther Wölfges: Ein großer Mann mit Weitblick…
Im großen „Hand aufs Herz“-Interview stand „Gunther Wölfges – ein Mann, an dem man aufschaut…“ Peter Pionke vor knapp einen Jahr offen und ehrlich Rede und Antwort.
Gunther Wölfges – ein Mann, an dem nicht nur die Mitarbeiter aufschauen. Doch der zwei Meter große Chef der Sparkasse begegnet seinem Team am Liebsten auf Augenhöhe
Hier noch einmal Auszüge aus diesem Interview:
An Gunther Wölfges müssen fast alle aufschauen. Das liegt an seiner Körpergröße. Der Vorstandsvorsitzende der Wuppertaler Sparkasse ist zwei Meter groß. Ansonsten begegnet der gebürtige Krefelder seinen Mitarbeitern am Liebsten auf Augenhöhe. Der Nachfolger von Dr. Peter Vaupel sieht sich als Teamplayer. Und er hat damit großen Erfolg. Die Zahlen sprechen für sich. Peter Pionke unterhielt sich mit dem sympathischen, (fast) immer gut gelaunten Sparkassen-Chef, der innerhalb von nur drei Jahren zum echten Wuppertaler geworden ist.
DS: Sie haben einmal gesagt: „Unsere DNA ist es, bei den Menschen zu sein.“ Ihre DNA ist es offensichtlich, bei der Sparkasse zu sein. Wie erklären Sie die seit weit über 30 Jahren anhaltende Nibelungen-Treue?
Gunther Wölfges: „Weil ich von der Sparkassen-Idee überzeugt bin. Wir kümmern uns um die Menschen vor Ort, helfen Ihnen in ihrem Leben weiter zu kommen und ermöglichen so, dass Wohlstand entstehen kann. Und auf der anderen Seite unterstützen wir die Gemeinschaft mit dem, was wir erwirtschaften. Diese Idee fesselt mich seit nunmehr fast 37 Jahren.“
DS: Sie verwalten rund 215.000 Konten. Rein statistisch gesehen hat mehr als jeder zweite Wuppertal ein Konto bei Ihnen. Sehen Sie überhaupt noch Steigerungspotential?
Gunther Wölfges: (lacht) „Bei 100 Prozent hört es auf. Wir haben also noch ausreichend Potential.“
DS: Einer Ihrer Kernsätze lautet: „Wir sind ein Unternehmen für Wuppertaler.“ Was dürfen denn die Wuppertaler Anderes von Ihnen als von anderen Geldinstituten wie Deutsche Bank oder Commerzbank erwarten?
Gunther Wölfges: „Wir interessieren uns für den einzelnen Menschen, den einzelnen Kunden und haben genau im Blick, was für ihn gut und richtig ist. Wir wollen nicht einfach nur ein Produkt verkaufen, sondern wir wollen den Menschen Lösungen für ihre ganz konkreten, individuellen finanziellen Bedürfnisse anbieten, um ihnen damit ein besseres Leben zu ermöglichen. Das unterscheidet uns von anderen Anbietern.“
DS: Ihr sDirekt-Berater-Team hat im letzten Jahr 255.000 Anrufe entgegen genommen und immerhin 12.500 E-mails beantwortet. Vor dem Hintergrund von bargeldlosen Zahlungsverkehr und Online-Banking – braucht man eigentlich auf Dauer noch 35 Filialen und 1.450 Mitarbeiter?
Gunther Wölfges: „Wir brauchen Orte, an denen wir die Menschen treffen können. Eine unserer Stärken ist es, dass wir in allen Quartieren vor Ort sind. Zum Teil sind wir dort die letzte Infrastruktur-Einrichtung. Wir verfolgen den Ansatz, den Menschen einen Marktplatz zu bieten, wo sie hingehen können und Zugang zu Leistungen bekommen, die ihr Leben einfacher machen. Das müssen nicht unbedingt nur Sparkassen-Leistungen sein. Wir werden an diesen Orten zukünftig vornehmlich Beratungen durchführen. Der persönlich zu erbringende Service wird immer weniger, weil sich das Kundenverhalten verändert hat. Die Kunden nehmen unsere Service-Leistungen stark zunehmend mit einem LapTop, SmartPhone oder Tablet bequem von Zuhause oder von unterwegs in Anspruch: Für die Beratung brauchen wir aber Orte, an denen wir uns auch in die Augen sehen können. Nur so kann Vertrauen entstehen; denn Bankgeschäft ist Vertrauenssache.“
DS: Muss man eigentlich als Vorstand-Vorsitzender der Sparkasse mehr und fester mit der Stadt, in der man lebt und arbeitet, verwurzelt sein, als beispielsweise der Vorstand eines Industrieunternehmens?
Gunther Wölfges: „Für mich war es in meinem Berufsleben immer selbstverständlich, dass ich, wenn ich eine solch verantwortungsvolle Position inne hatte, immer auch in der Stadt gewohnt habe, in der sich mein Arbeitsplatz befand. Denn ich wollte auch immer ein Teil der Gemeinschaft sein. Das funktioniert aber nicht, wenn ich morgens in die Stadt zur Arbeit komme und abends wieder an einen anderen Ort nach Hause fahre.“
DS: Glauben Sie, dass Sie jetzt hier in Wuppertal in Ihrer beruflichen Heimat angekommen sind oder halten Sie es da mit den Fußballprofis, die sagen: Ich fühle mich sehr wohl hier, aber im Fußball weiß man nie, was passiert?
Gunther Wölfges: „Ohne Wenn und Aber: Ich bin hier in Wuppertal in meiner beruflichen Heimat angekommen!“
DS: Wie entwickelt sich Ihrer Meinung nach das Geschäft in Ihrer Branche in den nächsten 10 bis 15 Jahren weiter – losgelöst von Bilanzsummen?
Gunther Wölfges: „Wir sind in einer sprunghaften Entwicklung der Digitalisierung. In unserer Branche wird alles, was sich digitalisieren läßt, digitalisiert werden – weil unsere Kunden das wollen und es bequem finden. Und das in einer wesentlich kürzeren Zeit, als wir uns das jemals haben vorstellen können. Vor diesem Hintergrund werden wir uns auf unsere Kernkompetenz weiter stärken – das qualifizierte Beratungsgespräch mit den einzelnen Menschen. Und diese Möglichkeit wollen wir wirklich jedem Wuppertaler geben. Auch damit machen wir den Unterschied aus.“
DS: Es geistert ja immer wieder dem einen oder anderen Politiker durch den Kopf, das Bargeld völlig abzuschaffen. Wie sehen Sie das?
Gunther Wölfges: „Die Deutschen ohne Bargeld kann ich mir nicht vorstellen. Der bargeldlose Zahlungsverkehr wird zwar immer einfacher. Sie können z.B. kontaktlos mit der Sparkassenkarte zahlen oder Geld ohne Bankdaten einfach von Handy zu Handy schicken. Aber wir werden sicher nicht ganz ohne Bargeld auskommen können. Das gehört zu unserem Leben einfach dazu.“
DS: Die Sparkasse tut sich ja seit vielen Jahren als großzügiger Sponsor hervor. Welcher Bereich liegt Ihnen denn besonders am Herzen?
Gunther Wölfges: „Wir wollen die Entwicklung der Gemeinschaft voranbringen. Dazu gehören alle Aufgabenbereiche, die eine Gemeinschaft nun einmal hat. Ob Bildung, Sport, Kultur oder Soziales, in allen Bereichen, die für die Menschen wichtig sind, engagieren wir uns. Deshalb haben wir auch die Plattform „Gut für Wuppertal“ entwickelt, auf der Bürger ihre gemeinnützigen Initiativen einstellen können und alle anderen Wuppertaler die Möglichkeit haben, die Vorhaben zu unterstützen, die sie voranbringen möchten. Wir unterstützen in der Breite, sorgen aber auch dafür, das Dinge, die im Einzelnen für die Attraktivität einer Stadt wichtig sind, z.B. die Kultur, gefördert werden.“
DS: In Ihrem Hause gibt einen besonderen Service für Flüchtlinge, die in Wuppertal ein Konto eröffnen wollen. Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?
Gunther Wölfges: „Wir haben ja frühzeitig mit anderen Partnern eine Außenstelle für zuwandernde Menschen im Wicküler-Park eingerichtet. Außerdem sind wir in unseren Filiale darauf vorbereitet, das Flüchtlinge bei uns ein Konto eröffnen können. Wir haben Mitarbeiter, die verschiedene Sprachen sprechen und unsere ausländischen Kunden entsprechend beraten können. Und wir haben auch mehrsprachige Beratungs-Unterlagen. Dieser Service wird intensiv genutzt.“
DS: Wie gut kannten Sie die Stadt Wuppertal eigentlich, bevor Sie hier gelandet sind?
Gunther Wölfges: „Mir war die Stadt von gelegentlichen Besuchen bekannt. So kannte ich die Stadthalle, den Zoo, die Schwebebahn, die Elberfelder Innenstadt, das Barmer Rathaus, das Landgericht und natürlich auch den Sparkassenturm. Aber richtig kennen und schätzen gelernt habe ich Wuppertal erst in den letzten knapp drei Jahren, weil ich seither hier lebe und neugierig alle Eindrücke aufsauge.“
DS: Welches sind denn jetzt Ihre persönlichen Highlights in Ihrer neuen Heimat?
Gunther Wölfges: „Das sehr gute kulturelle Angebot und der Naherholungswert, den wir hier haben. Von zuhause aus bin ich innerhalb von zwei Minuten in zwei Parkanlagen. Mich fasziniert, dass wir hier in einer Großstadt wohnen und dennoch ein Stück weit in der Natur leben. Wuppertal vereint den urbanen -, kleinstädtischen – und ländlichen Lebensraum.“
DS: Gibt es zwischen Ihrer Geburtsstadt Krefeld und Wuppertal eigentlich noch mehr Parallelen – außer dass beide Städte Heimat eines Bayer-Standortes sind und zudem über Fußball-Traditionsverein verfügen, der nicht mehr ganz oben mitmischt?
Gunther Wölfges: „Beide Städte haben eine Textilgeschichte. Krefeld ist ja die Seidenweberstadt. Beide Städte befinden sich nach dem Wegfall zahlreicher Industriearbeitsplätze im Wandel, in einem Transformationsprozess.“
DS: Sie sind ja auch Golfspieler und haben den denkwürdigen Satz geprägt: „Ich habe ein Handikap mit meinem Handikap.“ Das klingt ja fast so, als würde der gesellschaftliche Aspekt über Ihren sportlichen Ehrgeiz obsiegen?
Gunther Wölfges: „Ich nehme mir ganz selten die Zeit, Golf zu spielen. Im Moment reduziert sich das auf einen Kurzurlaub mit Freunden im Jahr. Mir kommt es mehr darauf an, mich in der freien Natur zu bewegen und zu entspannen, als einen sportlichen Ehrgeiz zu entwickeln. Das kann man schon daran ablesen, dass ich ein Handikap in den 30ern habe. Ich bin da bisher nicht sehr weit gekommen.“
DS: Man erlebt Sie als ausgeglichenen, fröhlichen Menschen, was kann Sie denn so richtig aus der Fassung bringen?
Gunther Wölfges: „Ich habe es überhaupt nicht gern, wenn notwendiges ganz bewusst nicht getan wird. Das macht mich richtig unruhig. Für mich ist es wichtig, dass es klare Leitlinien gibt, dass wir gemeinsame Ziele haben, die wir nach besten Wissen und Gewissen verfolgen. Wenn wir uns in diesem Rahmen bewegen, eröffnen sich Freiräume für den Einzelnen. Ich bin jemand, der das selbständige, eigenverantwortliche Arbeiten fördert.“
DS: Als Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Mittelmosel – Eifel Mosel Hunsrück sind sie nicht nur in Kontakt mit freundlichen Kunden, sondern mit Wein, dem flüssigen Gold der Region, gekommen. Gibt es für Sie einen bestimmten Lieblingswein?
Gunther Wölfges: „Die Riesling-Traube habe ich sehr schätzen gelernt. Es ist „die“ deutsche Weisswein-Rebsorte, von der ich erst so richtig überzeugt worden bin, als ich fünf Jahre an der Mosel war. Der Wein hat eine hohe Qualität und es gibt sehr viele gute Winzer. Ich muss gestehen: Die guten Kontakte zu einigen Winzern bestehen fort.“
DS: Welche Hobbies haben Sie denn außer Golf und vielleicht mit Freunden ein guten Glas Wein zu trinken?
Gunther Wölfges: „Ich halte mich sehr gern in der Natur auf. Ich bin ja auch Jäger, gehe aber leider nur selten zur Jagd. Ich halte aber die Aufgabe der Jäger in den heimischen Revieren, nämlich die Hege und Pflege des Wildbestandes, für sehr wichtig.“
DS: Wie sehen Sie dem neuen Döppersberg entgegen: Mit freudiger Erwartung oder mit Skepsis?
Gunther Wölfges: „Mit absolut freudiger Erwartung. Hier entsteht auf lange Sicht ein neues pulsierendes Herz der Stadt Wuppertal. Wir haben haben ja schon mit der Nordbahntrasse eine neue Lebensader erhalten. Diese Entwicklung wird mit dem neuen Döppersberg noch einmal verstärkt.“
DS: Mit welchen Argumenten würden Sie denn einem ambitionierten Abiturienten Ihr Haus schmackhaft machen?
Gunther Wölfges: „Ich würde ihn oder sie von den Ideen der Sparkasse überzeugen. Wenn er von dem überzeugt ist, was unsere Aufgabe ist und wenn er das gerne tun möchte, dann ist er bei uns richtig aufgehoben. Das Prägnante ist, dass wir uns um die Menschen und um das Gemeinwesen kümmern und so helfen, den Wohlstand zu verbessern.“
VITA
Gunther Wölfges wurde in Krefeld geboren. Er ist seit fast 38 Jahren Mitarbeiter der Sparkassenorganisation und arbeitete sich quasi vom Lehrling zum Vorstandsvorsitzenden hoch.
Seine beruflichen Stationen: Ausbildung bei der Sparkasse Krefeld, Verbandsprüfer beim rheinischen Sparkassen- und GiroVerband Düsseldorf, Revisionsleiter bei der Sparkasse Essen, Vorstandsvorsitzender Stadt-Sparkasse Haan, gleiche Position bei der Sparkasse Mittelmosel – Eifel Mosel Hunsrück.
Seit dem 01.08.2014 ist Gunther Wölfges Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Wuppertal und Nachfolger von Dr. Peter Vaupel.
Er ist zum zweiten Mal verheiratet und hat einen erwachsenen Sohn aus der ersten Ehe seiner Frau. Seit seiner Zeit an der Mosel schätzt Gunther Wölfges den Riesling. Er ist Jäger und spielt Golf. Weitere Hobbies: Kino-, Konzert-, Opern- und Theater-Besuche.
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