7. April 2018Peter Pionke
Storytelling – um Bürger wach zu rütteln
„Frankfurt muss seinen latenten Minderwertigkeitskomplex überwinden. Etwas mehr Coolness, weniger Werbung, mehr Verführung“ las ich neulich als Empfehlung in der Fachzeitschrift für Marketing, Werbung und Medien, HORIZONT. Es ging um regionale Kommunikation und den Kreativstandort Rhein-Main.
In einem anderen Kommentar beschwerte sich eine in Gladbeck geborene Journalistin darüber, dass mit der Verfilmung des Gladbecker Geiseldramas, „dem bis heute spektakulärsten und gleichzeitig dramatischsten Verbrechen der Nachkriegsgeschichte“ (ARD), der Name Gladbeck ausschließlich und unauslöschlich mit diesem Verbrechen assoziiert würde.
Beide Berichte belegen, welche Rolle Geschichten und Geschichte in der Wahrnehmung spielen. Unabhängig davon, ob es sich um Produkte, Unternehmen, Personen, Institutionen, Städte, Gemeinden oder ganze Regionen handelt.
Auch Stadt- und Regional-Marketing lebt also von Geschichten. Wer würde sich nicht an Röntgen in Remscheid, Messer aus Solingen oder die Schwebebahn in Wuppertal erinnern?
An Wuppertal vor allem, weil 1950 „gegen den Widerstand der Behörden“ (!) Tuffis Werbefahrt mit der Schwebebahn mit einem spektakulären Sprung in die Wupper endete.
Eine Geschichte, wie man sie nicht besser hätte erfinden können und die nicht nur den Zirkus Althoff, sondern auch Wuppertal und seine Schwebebahn weltweit berühmt machte.
Storytelling nennen wir das heute „neudeutsch“ im Bereich Marketing. Weil wir wissen: Geschichten sind immer mit Emotionen verknüpft und diese wiederum führen dazu, dass wir als Menschen Informationen deutlich besser und intensiver verarbeiten. Dass wir aufnahmebereiter sind und dass sich die Informationen besser und langfristiger in unserem Gedächtnis verankern.
Kommunikatoren nutzen den Umstand, dass Menschen sich und ihre Umwelt über Geschichten und „ihre“ Helden bzw. Protagonisten definieren. Das hilft dabei, Informationen spannend und interessant aufzubereiten und über das Storytelling eine starke emotionale Bindung aufzubauen.
Dazu braucht es kaum noch den Hinweis auf die unterschiedlichsten Religionen und Weltanschauungen, die ohne ihre Geschichten und die daraus abgeleiteten Rituale kaum vorstellbar sind.
Die Marketing-Kommunikation befriedigt dieses Bedürfnis der Zielgruppen auf unterschiedlichen Ebenen.
Storytelling als (Content-)Marketing-Maßnahme beschreibt das Werben durch erzählte Geschichten. Das zu bewerbende Produkt, Unternehmen oder die Marke tritt dabei in den Hintergrund und eine den Kunden emotional ansprechende Geschichte in den Vordergrund.
Das heißt für das Stadt-Marketing Wuppertals, dass es kaum genügt, immer wieder auf die vielen (versteckten) Highlights hinzuweisen, die Wuppertal zu bieten hat.
Es gilt vielmehr, die Geschichte der Vergangenheit fortzuschreiben. Die Geschichte des Unternehmergeistes des 19. und 20. Jahrhunderts, der Frühindustrialisierung, der bahnbrechenden Ingenieurleistungen und wissenschaftlichen Erfindungen.
Aufbruchsstimmung hat die Stadt zweifelsohne erfasst. Jetzt gilt es die „Story“ so zu schreiben, dass sie dem Anspruch der Vergangenheit gerecht wird und den Aufbruch in die Zukunft festschreibt.
Gelegenheit bietet dazu der 200. Geburtstag von Friedrich Engels im Jahre 2020, der derzeit wieder in aller Munde ist.
„Ab Mai wird hier überall gefeiert!“, „Wuppertal macht Engels lebendig“ und „Engels 2020 – ein Logo, viele Ideen und noch mehr Seiten“ lauten denn auch die aktuellen Schlagzeilen, mit denen das Team um Projektgeschäftsführerin Julia Kohake und die Kuratoren Rainer Lucas und Hans-Dieter Westhoff angetreten sind.
Dass diese Geschichte sich nicht in einer wissenschaftlichen Aufbereitung der Fakten erschöpfen darf und kann, versteht sich von selber.
So gilt es zum Jubiläums-Jahr Leuchtturm-Projekte zu initiieren, die den Startschuss für das nächste Jahrzehnt geben und die Stadt WUPPERTAL, den Geburtsort Friedrich Engels, in den Mittelpunkt rücken. Als Kongress-Stadt ebenso wie als Ziel für Touristen und Investoren.
Die Bündelung aller Kräfte, von Wuppertal Marketing über die Wuppertaler Wirtschaftsförderung bis zum Projekt-Team „Engels 2020“ ist angesagt.
Nutzen wir die Empfehlung, die es für Frankfurt gab: Überwinden wir unseren latenten Minderwertigkeitskomplex, seien wir cool und kompensieren wir die fehlenden Gelder für Werbung mit mehr emotionaler Verführung.
Erzählen wir einfach die Erfolgsgeschichte Wuppertals neu und zukunftsorientiert!
Gemeinsam!
Mit den besten Grüßen aus WUPPERTAL,
der Erlebnisstadt mit der Schwebebahn.
Ihr Vok Dams.
Weiter mit:
Kommentare
Neuen Kommentar verfassen