Werner Kreiskott: „Der Panzer“ ist nicht eingerostet

Vor gut einem halben Jahr ist für ihn der letzte Gong ertönt. Da hat Wuppertals Box-Champ Werner Kreiskott Abschied vom Ring genommen. Doch wie fühlt er sich jetzt als "Box-Pensionär"?

Werner Kreiskott beim Training in seinem Fight Club – © Dirk Sengotta

Als ungeschlagener Schwergewichts-Weltmeister ist der Wuppertaler Box-Champ Werner Kreiskott aus dem Ring geklettert und hat seine Handschuhe an den Nagel gehängt. Das war am 14. Oktober 2017 nach dem erfolgreichen Fight gegen den starken Georgier Gogita Gorgiladze. Ein Schlußgong mit 38 Jahren. Seit einem halben Jahr ist Werner Kreiskott, Betreiber des Fight-Clubs Wuppertal Box-Pensionär.

Wie sieht sein neues Leben nach Ende seiner Profi-Karriere aus, juckt es ihn nicht noch manchmal in den Fingern, gibt es vielleicht sogar einen Rücktritt vom Rücktritt? Die STADTZEITUNG hat bei dem beliebten Fighter, den seine Fans wegen seines offensiven, mutigen Kampfstils „Panzer“ nannten, einmal nachgefragt.

DS: Wie sehr hat sich Ihr Leben seit dem Ende Ihrer Profi-Boxkarriere verändert?

Werner Kreiskott: „Ich habe bei meinen eigenen Veranstaltungen in den letzten 13 Jahren auch selbst immer den Hauptkampf bestritten. Ich mußte also neben der ganzen Organisation auch noch zweimal täglich hart trainieren – teilweise in Köln – und meine Ernährung komplett umstellen, um fit für den Fight zu werden. Der Alltagsbetrieb in meinem Fight-Club mit den unterschiedichen Trainingsgruppen lief nebenbei ganz normal weiter. Ein ganz schöner Streß. Das war jetzt bei meiner Veranstaltung im April viel einfacher. Da konnte ich mich zum ersten Mal allein auf die Organisation konzentrieren. Zeitlich habe ich jetzt einen viel größeren Pufffer und konnte inzwischen sogar eine feste Nebenbeschäftigung in einem ganz anderen Bereich annehmen. Trotzdem möchte ich die Zeit vor meinem letzten Kampf nicht missen. Alle Veranstaltungungen waren sehr erfolgreich. Wir hatten tolle, starke Jungs im Ring. Die Stimmung war super, die Fans klasse und die Halle ausverkauft.“

DS: Müssen Ihre Fans Angst haben, dass der „Panzer“, wie Sie ehrfurchtsvoll genannt werden, inzwischen etwas eingerostet ist?

Werner Kreiskott: „Hm. Also meine Frau lacht ab und zu, weil ich doch ein kleines „Bäuchlein“ bekommen habe. Aber das ist ja normal, wenn man mit dem Hochleistungssport aufhört, denke ich. Ich habe mich, was das Training anbetrifft, etwas zurückgelehnt. Aber in der letzten Zeit habe ich jedoch die Zügel wieder etwas angezogen. Ganz ohne Training geht ja irgendwie auch nicht. Und wenn es mich richtig überkommt, kann ich inzwischen wieder jederzeit mit meinen Jungs beim regulären Training im Fight Club mithalten und durchaus auch ein Sparring absolvieren.“

DS: Kann Ihre Ehefrau Olga jetzt besser schlafen, als zu Zeiten, als Sie noch für harte, nicht gerade ungefährliche Kämpfe in den Ring gestiegen sind?

Werner Kreiskott: „Absolut. Für sie war ja der Tag der Veranstaltung auch immer sehr stessig, weil sie stets versucht hat, mir vor dem Kampf alles abzunehmen. Sie war an dem Tag dann Mädchen für alles und musste schauen, dass die Kämpfe liefen, die Gäste versorgt wurden usw. Da kann ich ihr jetzt viel abnehmen. Außerdem meinte sie, dass ich diesmal nicht so sehr der nervöse „Hulk“ war, wie in den letzten Jahren kurz vor der Veranstaltung (Lach), weil ich alles perfekt machen wollte. Und natürlich hatte sie einfach immer Angst, dass ich mich verletzte.“

DS: Können Sie einen Rücktritt vom Rücktritt – also ein Comeback im Ring – völlig ausschließen?

Werner Kreiskott: „Dann müsse ich erstmal einen Fight mit Olga bestreiten, bevor ich einen neuen Hauptkampf angehen könnte. Wenn ein lukratives Angebot käme, wäre es sicher eine Überlegung wert. Aber ich denke, es war an der Zeit die Boxhandschuhe an den Nagel zu hängen. Und es war der richtige Moment. Ich finde es immer schade, wenn ein Kämpfer, der körperlich nicht mehr so fit ist, wie er sein möchte, trotzdem den richtigen Zeitpunkt des Aufhörens verpasst.“

DS: Wie sieht Ihr heutiger Tagesablauf im Gegensatz zu früher aus?

Werner Kreiskott: „Neben dem regulären Fight Club-Tagesgeschäft und meiner Nebenbeschäftigung konnte ich neue Projekte umsetzen, insbesondere das Privattraining intensivieren. Außerdem beginnt ganz aktuell das Projekt (VIP Training) in Zusammenarbeit mit Stefan Steinhart und seinem EMS-Personal-Trainer-Team. Hierbei haben die Kunden die attraktive Möglichkeit, ein „1zu1“-Training zu buchen. Das bedeutet: Die Teilnehmer absolvieren unter professioneller Anleitung entweder mit dem EMS-Trainer oder mir als Boxtrainer ein individuelles Training nach einem ganz bestimmten Plan.“

DS: Wie interessiert verfolgen Sie die Box-Szene noch?

Werner Kreiskott: „Ich muss diese natürlich noch weiter verfolgen. Ich stehe ja weiterhin mit vielen Schulen und Veranstaltern in Kontakt. Ich vermittle Talente, wenn ich kontaktiert werde. Darüber hinaus ist das Boxen ja nicht irgendein Job für mich. Es ist weiterhin eine Leidenschaft. Am Wochende schaue ich eigentlich regelmäßig Boxen im TV. Sehr oft auch Veranstaltungen aus anderen Ländern, da dort die Boxszene noch ausgeprägter als bei uns ist.“

DS: Im Zeitalter von Handys und PC-Spielen – wie schwer ist es, Nachwuchs für den Box-Sport zu gewinnen?

Werner Kreiskott: „Also ich denke, den ersten Schritt in eine Trainingshalle müssen Mädels und Jungs schon allein machen. Natürlich arbeite ich auch öfter mit Organsisationen zusammen, die Jugendliche in schwierigen Situationen unterstützen und einen sportlichen Bereich suchen, in denen sich die Kids auspowern, ihre Grenzen erfahren können und oft auch eine außerhalb stehende Autoritätsperson brauchen.
Ich denke, wenn die Kinder und Jugendliche das erste Mal die Erfahrung machen, dass sie in einer Sache voran kommen und Erfolg haben können, ist dieses Gefühl wesentlich intensiver, als das man einen Level bei der PlayStation weiterkommt.“

DS: Welche privaten Pläne und Ziele haben Olga und Sie in den nächsten 5 bis 10 Jahren?

Werner Kreiskott: „Da gibt es so einige. Wir sind ein gutes Team. Wir teilen das Interesse am Sport und am Tierschutz. Mal schauen was noch so kommt.“

Text: Peter Pionke

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