Martina Steimer rettet Athener Straßenkatzen

Martina Steimer hat nicht nur ein großes Herz für die Kultur, sondern auch für Tiere. So rettet sie u.a. Athener Straßenkatzen. Die erfolgreiche Wuppertaler Kultur-Managerin engagiert sich leidenschaftlich für den Tierschutz.

Die Kultur-Managerin und Tierfreundin Martina Steimer – © privat

Sie hat es wieder getan! Martina Steimer, erfolgreiche Kultur-Managerin (Forum Maximus) und engagierte Tierfreundin, begleitete erneut zehn gerettete Athener Strassenkatzen als Flug-Patin nach Deutschland. In Berlin werden jetzt alle Samtpfoten in ein neues, sicheres Zuhause einziehen.

Seit gut drei Jahren unterstützt Martina Steimer das Katzenschutz-Netz- werk „Nine Lives Greece“ und die Cattery von „Second Chance Animal Rescue“ (SCARS Greece) in ihrer zweiten Heimat Griechenland. Regelmässig begleitet Martina Steimer seither Katzen, die an neue Frauchen und Herrchen in Deutschland vermittelt wurden, auf dem Flug von Griechenland nach Deutschland.

Eigentlich wollte die Ex-Chefin des Rex-Theaters und heutige Leiterin des Pantheon-Theaters in Bonn nur eine Spende bei „Nine Lives Greece“ in Athen abgeben. Doch die Wuppertalerin wurde gleich eingeladen, an einer der täglichen Fütterungstouren für streunende Katzen teilzu- nehmen. Martina Steimer: „Ich war so begeistert, dass ich geblieben bin und Volontär gewor- den bin.“

„Nine Lives Greece“ versorgt tagtäglich rund 700 frei lebende Katzen im Zentrum von Athen. Die Tiere leben in Kolonien und werden gefüttert, medizinisch betreut, sterilisiert oder kastriert und – wenn sie nicht auf der Straße überleben können – an verantwortungsvolle Tierfreunde vermittelt. So wie auch dieses Mal. Im STADTZEITUNGS-Interview spricht die Wuppertaler Katzenliebhaberin über ihr leidenschaftliches Engagement.

DS: Wie viele Katzen haben Sie mittlerweile nach Deutschland vermittelt?

Martina Steimer: „Ich vermittele sie ja nicht selbst, dafür gibt es ein wunderbares Netzwerk und großartige engagierte Menschen, die unermüdlich im Einsatz sind. Ich selbst habe nur drei Katzen eher zufällig in Wuppertal untergebracht – zwei davon an Julia Jech, die bekannte Tango-Geigerin. Ich habe aber bestimmt schon an die 50 Katzen als Flugpatin mitgenommen mit meinem Freund Tom.“

DS: Welche Kriterien müssen die neuen Frauchen & Herrchen erfüllen?

Martina Steimer: „Es gibt eine sehr verantwortungsvolle Vorkontrolle, die ich auch mehrmals gemacht habe. Man besucht die Bewerber, schaut sich die Wohnung und Lebensverhältnisse an. Dazu muss ein Fragebogen ausgefüllt werden, der genaue Auskünfte gibt zu den persön- lichen Verhältnissen. Diese Mischung aus Fakten und persönlichem Eindruck führt dann zur Entscheidung, ob die Katze dorthin vermittelt wird. Ich habe dadurch schon tolle Menschen kennengelernt, mit denen ich immer noch Kontakt habe.“

DS: Sie können ja unmöglich allen streunenden Katzen in Athen ein Zuhause verschaffen?

Martina Steimer: „Wenn sie in einer guten Gegend und in einer Kolonie leben und dort betreut werden, lassen wir sie natürlich gerne dort, füttern sie, garantieren ärztliche Hilfe und sorgen damit dafür, dass sie ein respaktables Alter erreichen. Das ist sehr schön und harmonisch. Ich beteilige mich sehr gerne an diesen Futtertouren. Jeden Tag werden so Hunderte von Katzen von uns betreut. Dazu gibt es noch viele Privatleute, die auf eigene Faust und Kosten engagiert sind. Ich kenne eine Frau, die sich täglich um 200 Straßenkatzen kümmert und gerade eine Immobilie verkauft hat, um das bezahlen zu können. Eine wunderbare Frau, die ich sehr schätze.“

DS: Was sind das für Katzen, für die Sie in Deutschland eine feste Bleibe suchen?

Martina Steimer: „Ein Zuhause suchen wir vor allem für die, die nicht auf der Straße überle- ben können: kranke, blinde, verletzte, gequälte ausgesetzte Katzen. Da gibt es so schlimme Geschichten. Und die Krise in Griechenland macht es nicht besser. Menschen können nicht mehr für ihre geliebten Haustiere sorgen und setzen sie an einem unserer Futterplätze aus, damit sie ein neues Zuhause finden. Ganze Würfe werden in Pappkartons vor die Tür Ehrenamtlicher gestellt. Aber das ist immer noch besser, als die zahlreichen Katzen, die im Müll oder sonstwo gefunden werden – gefunden nur, wenn sie Glück haben! Alle Volontäre laufen immer mit gespitzten Ohren durch die Stadt, ob sie irgendwo ein kläglichen Miauen hören. In Athen gibt es ja keine individuellen Mülltonnen, sondern große Müllcontainer, die sich viele Menschen teilen und wo man anonym „entsorgen“ kann. Die Volontäre haben oft sehr viele Pflegekatzen bei sich zuhause, bis sie vermittelt werden. Denn natürlich entläßt man kein Tier wieder auf die Straße, von dem man weiß, dass es dort nicht überlebt. Und die Erfahrung lehrt: Ist ein Tier vermittelt, kommen zwei neue Notfälle. Die Hilfsbreitschaft ist enorm und fasziniert mich jedes Mal wieder neu. Ich bewundere das sehr und es ist toll, Teil dieser Gemeinschaft sein zu dürfen.“

Martina Steimer, der große Katzen-Fan – © privat

DS: Was sind die größten Hürden, die Sie überwinden müssen, wenn Sie Katzen nach Deutschland ausfliegen wollen?

Martina Steimer: „Adoptanten und Flugpaten zu finden. Es ist ja nicht so, dass in Deutsch- land keine Tiere ein Zuhause suchen. Aber die Situation in Griechenland auf den Straßen ist ungleich grausamer. Es endet nie. Und so viele Katzen wir auch versorgen und kastrieren, gibt es weiterhin eine Flut an hilfsbedürftigen Tie-ren. So viel Elend und Verzweiflung. Aber es gibt diesen Satz „Ein Tier zu retten verändert nicht die ganze Welt, aber die ganze Welt verändert sich für dieses eine Tier“. Dem kann ich nichts hinzufügen, außer: Die Liebe und Zuneigung, die man entgegengebracht bekommt, wenn man sich um Tiere kümmert, ist unvergleichbar.“

DS: Wie wird den streuenden Katzen geholfen, die in Athen bleiben müssen?

Martina Steimer: „Viele engagierte Menschen füttern die Tiere. Oft auch Restaurants, die den ganzen Abend Fleischreste von den Tellern sammeln und die Katzen dann nachts damit ver- sorgen. Menschen rufen die Katzenschutzorganisati-onen an, wenn beispielsweise eine Katze zum Tierarzt gebracht werden muss. Wir sind alle über Facebook vernetzt, sobald es einen Notfall gibt, wird gefragt, ob jemand in der Nähe ist und sich kümmern kann. Ich bin da auch schon mehrmals losgelaufen und habe mehr als einmal mit kranken Katzen im Käfig im Taxi gesessen und gebetet, dass das Tier nicht gerade jetzt auf Toilette muss und den Wagen versaut. Einmal ist es schiefgegangen, seitdem haben wir immer Plastiktüten für die Sitze dabei. Es wird so viel wie möglich kastriert, um das Elend einzudämmen.“

DS: Gibt es überhaupt Plätze in Athen, die Katzen als Rückzugsorte nutzen können?

Martina Steimer: „Die Katzen in der Innenstadt sind sehr ortsgebunden, wenn sie regemässig verpflegt werden. Da aber Athen mittlerweile wieder ein attraktives Pflaster für Immobilienge- schäfte geworden ist, verschwinden gerade aus dem historischen Zentrum die jahrzehntelang verfallenen Häuser, die ideale Rückzugs-Orte für die Katzen waren. Das verändert vieles. Jedes Mal, wenn ich komme, ist plötz-lich aus einer verlassenen Gewerbeimmobilie eine neue Urlaubswohnung gewor-den und die vorher dort wohnenden Katzen mussten sich etwas Neues suchen.“

DS: Wir schätzen Sie die Tierliebe in Griechenland ein – kleiner oder größer als in Deutschland?

Martina Steimer: „Das ist sehr schwer zu sagen. Die Tiere sind ja viel präsenter und Bestandtell des öffentlichen Lebens, d.h., sowohl Tierliebe als auch -haß und -quälerei sind viel sichtbarer, während sich in Deutschland das meiste hinter geschlossenen Türen abspielt. Aber es ist definitiv so, dass die Sorge für Tiere in Griechenland in den letzten Jahren größer wurde. Es gibt viel mehr Hunde und Katzen, die als Bestandteil der Familie im Haus gehalten werden, das war früher unüblich. Andererseits gibt es immer noch diese schrecklichen Geschichten über die gequälten Esel auf den Inseln, die manchen Menschen nichts wert sind, obwohl sie 20 Jahre das Auskommen der Familie gesichert haben. Aber das Bewußtsein wächst, und wenn auch nicht jeder verstehen kann, warum wir „so einen Zirkus“ um Katzen machen, gibt es doch eine positive Haltung, wir bekommen viel Unterstützung, viele Menschen stellen Wasserschalen raus in den heißen Monaten und füttern auch. Idioten und Sadisten gibt es überall, und sie werden leider nicht weniger. Aber auch die Gegenbewegung wächst, sowohl in Griechenland als auch in Deutschland.“

DS: Wie hoch sind die Kosten, wenn man eine griechische Katze nach Deutschland holen will?

Martina Steimer: „Die Katze wird geimpft, entfloht, gechipt und wenn sie alt genug ist, auch schon kastriert. Außerdem wird sie medizinisch behandelt, wenn sie verletzt oder krank aufge- funden wurde. Dazu kommt der Flug, der echt nicht billig ist – bei unserem letzten Flug nach Berlin war mein Ticket bedeutend preiswerter, als das der Katzen im Frachtraum. Es wird dafür dem Adoptanten eine Kostenpauschale berechnet, die für alles bei 150 bis 200 € liegt. Wobei die Kosten in Deutschland für die tierärztlichen Dinge vermutlich höher liegen würden, es ist also ein sehr korrekter Preis.“

DS: Was können Tierfreunde tun, die den Athen verbleibenden Katzen helfen wollen?

Martina Steimer: „Spenden wäre toll! Und, wenn man vor Ort ist, sich kümmern und mit offe- nen Augen durch die Gegend laufen und Tierschutzorganisationen verständigen, wenn man kranke oder verletzte Tiere sieht oder ausgesetzte Babies. Und natürlich: Adoptieren, adoptie- ren, adoptieren. Um den abgegriffenen Spruch zu verwenden: Ein Leben ohne eine Katze ist möglich, aber sinnlos! Funktioniert übrigens auch für Hunde, muss man gerechterweise sagen.“

Das Interview führte Peter Pionke

 

Spendenkonto:
S.C.A.R.S. (Second Chance Animal Rescue Society):Eurobank Swift: ERBKGRAA IBAN: GR5302601420000900200479872

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