18. September 2018

Eine Maschine geht nicht ins Gefängnis

Fortschritte dank „KI“ in der Radiologie – doch ohne die Intelligenz eines Arztes geht es auch künftig nicht. „Eine Maschine geht nicht ins Gefängnis, wenn sie einen Fehler macht“, sagt der Radiologe Dr. Heiner Steffens.

Aus unserer September-Print-Ausgabe – Wuppertal, 18.09.2018 – Fortschritt ist das Werk der Unzufriedenen“. Diese Aussage wird Jean-Paul Sartre zugeschrieben. In der Medizin gab (und gibt) es naturgemäß zu jeder Zeit neben Zufriedenheit auch Unzufriedenheit, insbesondere dann, wenn keine Heilung in Aussicht war. So lassen sich vielleicht die ungeheuren Fortschritte erklären, die heute dank künstlicher Intelligenz (KI) auf vielen Sektoren des Gesundheitswesens zu beobachten sind.

Besondere Profiteure scheinen hier die Radiologen zu sein. Computer könnten das nicht selten fehlerbehaftete visuelle Urteilsvermögen der Menschen schon bald übertrumpfen und auch komplexe Analysen mit geringeren Fehlerrisiken durchführen. Die Medizin der Zukunft wird damit präziser.

Allein in Wuppertal gibt es 71 radiologische Ärzte, die ganz überwiegend bei den hiesigen Krankenhäusern angesiedelt sind. Gibt es in zehn Jahren noch Radiologen oder macht das dann schon Google? Eine Frage, die kürzlich der ausgewiesene Fachmann seiner Zunft, der Wuppertaler Dr. Heiner Steffens, zu beantworten hatte.

Eine Frage, die angesichts weltweiter Vernetzungen und Übertragungsmöglichkeiten nicht von ungefähr kommt. Erst recht nicht, wenn man weiß, dass die bildgebenden Verfahren Unmengen von Daten sammeln. Der Chef von „radprax“ antwortete „garbage in garbage out“, zu Deutsch, wo man Müll hineinsteckt, kommt auch Müll heraus.

Mit anderen Worten, ohne die Intelligenz eines Arztes wird es auch in Zukunft nicht gehen können. Der Arzt werde damit im Gegenteil nicht überflüssig, er wird nur besser unterstützt. Im Zweifel müssen auch datenschutzrechtliche Aspekte oder Schuldfragen gesehen werden: Was nämlich passiert, wenn die Maschine einen Fehler macht? Wer muss dafür einstehen? Denn eines ist klar: „Die Maschine geht nicht ins Gefängnis“.

Geräte der neuesten Generation sind in der Lage, Diagnostik und Therapie in einem Gang zu erledigen. Dr. Steffens formuliert es so: „Bild und Therapie vermählen sich. Mit den neuen Geräten können wir die Behandlung künftig noch viel exakter als bisher und dabei z.B. indi- viduell auf Lage und Form des Tumors ausrichten“.

Eine moderne Hochpräzisionsbestrahlung ermögliche eine punktgenaue, hochdosierte, aus mehreren Raumrichtungen, dreidimensionale Bestrahlung. Damit lassen sich Tumoren bei- spielsweise in der Lunge oder im Knochen sichtbar machen und der Therapiestrahl kann präzise auf den Tumor gelenkt werden. Radioonkologen sprechen von einer „adaptive MR-geführten Strahlentherapie“.

Künstliche Intelligenz (KI) wird nach Ansicht von Dr. Heiner Steffens nicht den bessere Arzt stellen, aber gute Ärzte zu besseren Ärzten machen können.
Dr. Heiner Steffens

Text: Felix Rothermund

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