5. Oktober 2018Peter Pionke
BAP bringt Stadthalle zum Beben
Wolfgang Niedecken, Kopf und Herz der Kölner Band, präsentierte sich beim Wuppertaler Konzert der „Live und deutlich“-Tour in Höchstform. Keine Spur mehr von seinem Schlaganfall, den er Anfang November 2011, erlitten hatte. Der 67jährige Musiker strotzte vor Energie und hinterliess den Eindruck, dass er jede Sekunde auf der Bühne in vollen Zügen geniesst.
Die Playlist, eine spannende, musikalische Zeitreise durch über 40 Jahre BAP-Band-Geschichte. Klassiker wie „Du kanns zaubre“, „Jupp“, „Kristallnaach“, „Nix wie bessher“, „Waschsalon“, Jraaduss“ und natürlich „Verdamp lang her“, wechselten sich mit neueren oder neuen Songs und teilweise auch mit Liedern aus Wolfgang Niedeckens Solo-Alben ab.
Der Bandleader schlug symbolisch sein Fotoalbum auf und präsentierte auf der Riesenleinwand Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus seiner Kindheit, die er in einem alten Papp-Karton auf dem Dachboden gefunden hatte. Wolfgang Niedecken kramte in Erinnerungen, unterstrich, das BAP Anfang der 80er Jahre das erste Konzert außerhalb der Heimatstadt Köln ausgerechnet in Wuppertal gespielt hat – und zwar „in irgendeinem Barmer Jugendheim“.
Niedecken wäre nicht Niedecken, würde der Botschafter in Sachen Gerechtigkeit und Menschlichkeit während des Konzerts nicht immer wieder kurze politische Statements abgeben. So meinte in der Ankündigung eines Songs, in dem es um zwei Afrikaner geht, die nach Spanien flüchten wollten und scheiterten: „Afrika hatte nie eine Chance. Die einzelnen Länder wurden von den Kolonialmächten Jahrzehnte lang ausgebeutet, die Grenzen künstlich gezogen. Ich finde es absolut nicht in Ordnung, dass wir Menschen im Mittelmeer ertrinken lassen.“ Tosender Applaus für die klaren Worte in der Historischen Stadthalle.
Der charismatische Sänger mit dem Kumpel-Flair redete immer in „Wir-Form“. Dabei ist er der einzige BAP-Musiker, der aus der Ur-Formation und der zweiten Erfolgs-Formation noch dabei ist. Schlagzeuger Sönke Reich (32) war noch gar nicht geboren, als die Band ihre ersten Hits landete. Über 40 Jahre BAP bedeutet im Prinzip: Über 40 Jahre emotionale Songs und beeindruckende Texte von Wolfgang Niedecken. Aber er sieht sich als Teamplayer.
BAP 2018 überzeugt mit in sich ruhenden Leadsänger, alten und neuen Kompositionen, zum Teil neu arrangierten Klassikern, mit herausragenden Musikern, die vor Spielfreude sprühen und mit einer sehr akzentuierten Bühnen-Show.
Wolfgang Niedecken gönnte sich für diese Tour mit Axel Müller, Christoph Moschberger und F. Johannes Goltz eine hervorragende Bläser-Sektion. Als feste „BAPtisten“ dabei: Michael Nass (Keyboards), Sönke Reich (Schlagzeug), Ulrich Rode (Gitarre), dessen Ehefrau Anne de Wolff, die nicht nur als Background-Sängerin und Percussionistin glänzte, sondern auch noch Gitarre, Geige, Cello, Mandoline und Posaune spielte.
BAP-Baßmann Werner Kopal, der sich gerade von einer Krebs-Therapie erholt, konnte noch nicht wieder dabei sein. Er wurde von Marius Goldhammer hervorragend vertreten. Schlußakkord: Wolfgang Niedecken und seine Band bescherten Ihrem Publikum in der seit Monaten ausverkauften Historischen Stadthalle einen unvergesslichen Abend.
Text: Peter Pionke
HIER die LINKS zu den Interviews, die WOLFGANG NIEDECKEN der STADTZEITUNG gegeben hat:
http://www.diestadtzeitung.de/interviews/wolfgang-niedecken-jedes-konzert-ist-eine-zugabe
http://www.diestadtzeitung.de/interviews/niedecken-vom-cd-verkauf-kann-man-nicht-mehr-leben
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