Altersbedingt! Ein Wort wie ein leiser ‚Furz‘

Milena Preradovic (55) hat u.a. als Moderatorin von RTL-„Punkt 12“ und als Gründungsmitglied von Rudi Carrells Comedy-Wochenschau „7 Tage, 7 Köpfe“ Fernsehgeschichte geschrieben. In ihrer Kolumne „Milenas 50 plus“ beschäftigt sie sich humorvoll mit dem Thema Älterwerden.

Milena Preradovic – TV-Moderatorin und Fernsehjournalisten – © Heli Mayr

Letztens meine Freundin M. am Telefon: „Stell dir vor, ich hab eine altersbedingte Glaskörperschrumpfung.“ „Igitt! Du hast WAS?“ Ich erfahre, dass es was mit den Augen zu tun hat und dreiviertel aller über 60-jährigen betrifft. Sie haben es, wenn Sie Klümpchen oder Lichtblitze im Auge sehen. Klingt schon mal bescheiden, aber am gruseligsten finde ich das Wort „altersbedingt“.

Das hört sich nach unabwendbar, nach aussichtslos an. Der Körper sendet Zeichen des Aufgebens, die ersten Teile strecken die Waffen. „Altersbedingt“ – ein Wort, das so harmlos daherkommt wie ein leiser Furz und erst nach Sekunden seine ganze Wirkung entfaltet. Wer was mit „altersbedingt“ hat, der marschiert schon flott in Richtung ewiges Licht.

Nach „altersbedingt“ kommt nix Schönes…
Thema Haare. Nicht die auf dem Kopf, die anderen. Die Fellbüschel, die aus der Nase quellen und die Ohren verstopfen. Da triffts die Männer ungleich härter als die Damen. Vor allem, wenn sie alleine leben. Typisch alter Single ohne Maid.

Ein Tipp, meine Herren. Wenn Ihr Ladykiller-Gen auch noch im Alter aktiv ist, gehen Sie am besten zu einem türkischen Barbier. Der feudelt Ihnen das unerwünschte Gewächs mit Faden und Feuer aus den Gesichtshöhlen. Und dann läufts auch wieder mit der Nachbarin.

An der höchst unpassenden Haarverteilung sind übrigens die Hormone schuld. Dasselbe Testosteron, das die Kopfhaare in die Wüste schickt, lässt den Pelz in Ohren und Nase sprießen. Kleiner Gag der Evolution.

Genau wie das Hexenhaar am Kinn, das ich eher durch Zufall erfühlt habe. Gesehen hatte ich es nicht…. altersbedingt.

Das Un-Wort schwang auch mit, als mein Ohrenarzt mir letztens mit einem Blick auf mein Geburtsdatum zuraunte: „Sollen wir vielleicht auch einen Hörtest machen? In ihrem Alter, da kann es schon bergab gehen.“

Ich schwöre, selten war ich bei einem Test so motiviert. Ich habe die Töne quasi schon gehört, bevor sie aufploppten. Mit phänomenalem Ergebnis. „Sie hören wie ein junges Mädchen“, so der Arzt leicht verwundert. Yesssss! Ein Mini-Sieg in einem Krieg, den niemand gewinnen kann.

Wäre ich ein alter Opel, dann stünde in der Anzeige wahrscheinlich: „Guter Gesamtzustand mit altersbedingten Gebrauchsspuren.“ Ich bin ein Liebhaberstück, das noch locker durch den TÜV gerutscht ist. Mehr kann ich wohl nicht erwarten.

Also Schluss mit der altersbedingten Grübelei – lassen Sie uns nur noch auf hoffnungslose Optimisten hören – so wie die amerikanische Publizistin Liz Carpenter. Die sieht dem Siechtum mit ungebrochen guter Laune entgegen und meint: „Altwerden ist in, die tollsten Leute tun es…“

Ihre Milena Preradovic

 

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