Prof. Dr. Lambert T. Koch: ‚Ich bleibe nicht ewig Rektor‘

Seit Prof. Dr. Lambert T. Koch Rektor ist, ging es mit der Bergischen Universität stetig bergauf. Eine wahre Erfolgsgeschichte.

Uni-Rektor Prof. Dr. Lambert T. Koch – © Dirk Sengotta

Prof. Dr. Lambert T. Koch und Ehefrau Carola leben seit mehr als 18 Jahren in der Bergischen Metropole und fühlen sich mittlerweile als echte Wuppertaler. Seit 2008 ist der Ökonom Rektor der Bergischen Universität. Die Hochschule auf dem Grifflenberg legte seither einen enormen Aufstieg hin, der zweifelsfrei sehr eng mit seinem Namen verbunden ist. Dreimal wurde Prof. Dr. Lambert T. Koch, der in Würzburg aufwuchs, vom Deutschen Hochschulverband zum „Rektor des Jahres“ gewählt (2011 – 2014 – 2017). Als „Wuppertal-Botschafter“ ist der 53jährige ein gefragter Impulsgeber, wenn es darum geht, das Image seiner Heimatstadt, die ihm ans Herz gewachsen ist, zu verbessern. Wenn es um Bildung und Bildungspolitik geht, nimmt Uni-Rektor Prof. Dr. Lambert T. Koch kein Blatt vor den Mund. Selbstverständlich auch nicht im großen „Hand aufs Herz“-Interview mit der STADTZEITUNG.

DS: 23.000 Studierende im aktuellen Wintersemester – inwieweit macht Sie diese Zahl nicht nur zufrieden und stolz, sondern auch nachdenklich?

Prof. Lambert T. Koch: „Beginnen wir einmal mit dem Positiven. Wir freuen uns über so viel Zuspruch, auch weil dies signalisiert, dass wir mit unserem Studienangebot in weiten Teilen richtig liegen. Die Zahlen bedeuten aber auch, dass wir deutlich über 100 Prozent ausgelastet sind. Es ist eine echte Herausforderung, den vielen Studierenden gute Bedingungen und entsprechende Räumlichkeiten zu bieten. Außerdem müssen wir daran arbeiten, weitere gute Dozentinnen und Dozenten für die Bergische Universität zu gewinnen. Auch das ist angesichts der aktuellen Lage auf dem akademischen Arbeitsmarkt nicht für jedes Fach einfach.“

DS: Wie sehen Sie die Entwicklung, dass heute fast jeder durchs Abitur geschleppt wird?

Prof. Lambert T. Koch: „Man muss aufpassen, dass man dabei den Schulen nicht Unrecht tut. Denn auch sie leiden unter der politischen Situation, dass immer noch nicht genügend in das Bildungssystem investiert wird. Es gab in den vergangenen Jahren ein ziemliches Hin und Her in der Schulpolitik. Motto: rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln. Das tut einem so sensiblen System auf keinen Fall gut. Zutreffend ist, dass in so wichtigen Fächern wie Deutsch und Mathematik der Abschluss-Level zum Teil für die Universität nicht ausreicht und wir deshalb Brückenkurse anbieten müssen. In Schreib- und Mathematikwerkstätten unterstützen wir Studienbeginner dabei, ihr Wissen auszubauen, damit nicht gleich zu Beginn eine Überforderungssituation entsteht.“

DS: Ist studieren aus Ihrer Sicht heute leichter oder schwerer geworden?

Prof. Lambert T. Koch: „Es ist vor allen Dingen anders geworden. Von kritischen Beobachtern wird gerne betont, dass die Anzahl derer, die das Studium als Last empfinden, steigt. Aber dann muss man sich auch fragen, inwieweit die Erwartungshaltung an ein Studium immer die richtige ist und inwieweit die jungen Leute in der Schule ausreichend das Lernen erlernen. Denn wer in der Schule nicht in dem Maße gefordert wird – und ich glaube, hier ist der Anspruch heute tatsächlich reduziert – nimmt diese Haltung mit ins Studium. Das bedeutet dann erst einmal Frust. Dies bestätigen auch Untersuchungen des Hochschulsozialwerks. Es gibt schon Tendenzen, dass manche Studierende, die sich überfordert fühlen, Stimmungsaufheller nehmen. Und das liegt nicht zuletzt an Diskrepanzen bei der Erwartungshaltung.“

DS: Wenn Sie aufgrund Ihrer Erfahrung die Studienregeln selbst festlegen könnten, wo würden Sie ansetzen?

Prof. Lambert T. Koch: „Ich würde versuchen, in bestimmten Phasen des Studiums mehr Freiheitgrade zu lassen, insbesondere zu Beginn. Denn ich glaube, es ist vor allem wichtig, dass wir allen jungen Leuten ermöglichen, einen breiten Wissenshorizont zu erlangen. Die Studierenden stammen heute aus ganz unterschiedlichen sozialen Schichten. Es gibt eben Abiturientinnen und Abiturienten, die aus Elternhäusern kommen, in denen allgemeingesellschaftliche, politische oder auch wirtschaftliche und kulturelle Themen eine geringere Rolle spielen. Diese jungen Leute müssen die gleiche Chance haben, an der gesellschaftlichen Debatte auf einem angemessenen Niveau teilhaben zu können. Daher halte ich ein Studium generale für enorm wichtig. Studierende, die ein technisches oder naturwissenschaftliches Fach studieren wollen, sollten zu Beginn ihres Studiums auch in die Geistes- und Sozialwissenschaften hineinschauen und umgekehrt. Um all das realisieren zu können, was für mich zu einem umfassenden Studium gehört, sollten wir zu Beginn so etwas wie eine Orientierungsphase ermöglichen. Außerdem gehört in einer globalisierten Welt im weiteren Verlauf unbedingt auch ein Auslandsaufenthalt dazu.“

DS: Welche Rolle spielt die Politik im Bildungswesen – alle vier Jahren Wahlen. Alle vier Jahre möglicherweise andere Weltanschauungen, Schwerpunkte und Werte. Ist da Kontinuität im Bildungswesen überhaupt möglich?

Prof. Lambert T. Koch: „Es ist eine Frage von Verantwortungsbewusstsein. Man muss nicht nur aus Prinzip etwas anderes machen als die Vorgängerregierung. Das gilt für jede Farbkombination. Ich habe mit Blick auf NRW den Eindruck, dass man sich dessen auch bewusst ist. Was jetzt im neuen Hochschulgesetz geändert werden soll, ist dosiert. Trotzdem ist die deutsche Bildungslandschaft viel zu unübersichtlich. Es gibt viel zu viel Konkurrenzdenken. Da werden oft Dinge nur geändert, um sich abzuheben und andere Akzente zu setzen. Dabei wird übersehen, dass doch eigentlich vor allem eines wichtig ist, dass wir nämlich gemeinsam bundesweit das Qualitätsniveau heben. Ein Punkt, der beispielsweise in diesem Zusammenhang viel zu kurz kommt: Wir müssten viel mehr gerade in den Beginn der Bildungskarrieren von jungen Menschen investieren. Das sollte schon im Kindergarten und im Vorschulalter anfangen. Im europaweiten Vergleich zeigt sich, dass wir dabei noch viel von anderen Ländern lernen können.“

DS: Ein bundesweit einheitliches Abitur gibt es bislang nur auf dem Papier. Wie schätzen Sie das ein?

Prof. Lambert T. Koch: „Ich halte es für wichtig, dass es hier eine echte Konvergenz gibt. Das, was da bislang politisch propagiert wurde, ist de facto nicht ausreichend gegeben. Das geht nicht erst bei den Abiturprüfungen los, sondern müsste schon in den Lehrplänen beginnen: Vor allem bei den Kernfächern Deutsch, Mathematik und Fremdsprachen bräuchten wir gewisse bundeseinheitliche Mindeststandards. Etwa, um anschließend die Studierendenmobilität zwischen den Bundesländern zu erleichtern. Aber auch für ein bildungspolitisches Qualitätsmanagement müsste die Vergleichbarkeit größer sein. Damit wir überhaupt wissen, wo wir ansetzen können, wenn wir auf ganzer Linie besser werden wollen. Wenn sich jedes einzelne Bundesland hinter einem spezifischen Wust an Regeln versteckt, ist das gar nicht mehr so leicht erkennbar.“

DS: Warum gibt es diese großen Unterschiede? Will sich da etwa jemand mit tollen Ergebnissen schmücken?

Prof. Lambert T. Koch: „Ja, das ist so! Wie gesagt, fast jede neue Landesregierung glaubt, sich produzieren zu müssen. Zumeist hat man sich im Wahlkampf in Sachen Bildungspolitik weit aus dem Fenster gelehnt und legt dann Aktionismus an den Tag, nur um sich von Vorhandenem abzusetzen. Bei näherem Hinsehen würde es oft reichen, die Dinge einfach nur qualifiziert weiterzuentwickeln. Natürlich sind gerade die Inhalte der Lehrpläne immer wieder zu überprüfen und anzupassen, weil sich ja auch die Themen in der Gesellschaft verändern. Nehmen wir zum Beispiel das Stichwort Digitalisierung. Aber auch da sollte man dosiert und überlegt rangehen.“

DS: Hier der Schüler X, deren Eltern nicht sonderlich gebildet und wohlhabend sind. Und da die Schülerin Y, deren Eltern einen hohen Bildungsstand und auch das nötige Geld für individuelle Nachhilfe besitzen. Von Chancengleichheit kann da ja wohl nicht die Rede sein?

Prof. Lambert T. Koch: „Da muss ich zunächst einmal eine Lanze für unser Bildungssystem brechen. Es gibt kaum ein hochentwickeltes Industrieland, das schulische und hochschulische Bildung so günstig anbietet wie Deutschland. Damit ist schon einmal eine gewisse Chancen-Basis gegeben. Darüber hinaus brauchen wir aber – und da sind wir in der Tat bei den Defiziten – viel mehr individuelle Angebote auf allen Bildungsstufen. Für solche, die sich besonders schwer oder auch besonders leichttun. Das heißt, wir sprechen von Lernschwierigkeiten, aber auch von Hoch- und Inselbegabungen, an denen es anzusetzen gilt.“

DS: Außerhalb des reinen Studien-Betriebs bieten Sie ein breitgefächertes Freizeitangebot an. Wird das so angenommen, wie Sie sich das wünschen?

Prof. Lambert T. Koch: „Wir haben allein rund 80 Angebote im Bereich Hochschulsport. Das ist im Grunde unser Beitrag zum Breitensport. Es wird sehr gut angenommen. Wir könnten noch viel mehr anbieten. Sehr positiv sind gerade auch die Rückmeldungen von Studierenden, die von außerhalb kommen. Sie nehmen den Standort Wuppertal mit all seinen Möglichkeiten im Kulturellen, im Sozialen und im Sport-Bereich begeistert wahr. Was durchaus erstaunlich ist, weil Wuppertal jenseits der Stadtgrenzen ja leider immer noch nicht den besten Ruf genießt. Ein Beweis für mich, dass wir uns als Stadt nach wie vor unter Wert verkaufen.“

DS: Sollten sich Studierende allein aufs Studium konzentrieren oder auch noch nebenbei einen Job ausüben?

Prof. Lambert T. Koch: „Immer vorausgesetzt, dass der Job das Studium nicht behindert und sich Studierende vom Reiz des Geldverdienens nicht zu sehr vereinnahmen lassen, kann eine dosierte, zeitlich begrenzte Nebenbeschäftigung eine wertvolle Lebenserfahrung sein. Erst recht, wenn der Job inhaltlich etwas mit dem Studium und dem späteren Berufsfeld zu tun hat. Ich habe selbst früher gejobbt. Aus einer Familie mit fünf Kindern kommend, habe ich während des Studiums Klavierunterricht gegeben, als Chauffeur und auch auf dem Bau gearbeitet. Das hat mir nicht geschadet, sondern war eine wichtige Bereicherung. Zudem haben meine Kommilitonen und ich uns damals stark ehrenamtlich engagiert, z.B. in der Jugendarbeit. Das ist leider zurückgegangen, obwohl das Ehrenamt gerade heute viel Nachwuchs bräuchte. Schon allein, weil die Kommunen aufgrund von Geldmangel viele Aufgaben vernachlässigen müssen.“

DS: Genießt die Bergische Universität in der Stadt den Stellenwert, den Sie sich wünschen und den Sie verdient?

Prof. Lambert T. Koch: „Zunehmend!“

DS: Was macht Wuppertal als Studierendenstadt aus?

Prof. Lambert T. Koch: „Die Rheinische Post hat einmal geschrieben: ‚Wuppertal, der Geheimtipp unter den Universitäten in NRW‘. Ich glaube, dass wir mittlerweile sogar mehr als ein Geheimtipp sind. Das Gute ist, dass wir trotz der knapp 23.000 Studierenden gefühlt keine Massen-Universität, sondern immer noch eine Universität der persönlichen Begegnung sind. Wir verfügen über ein modernes Fächerspektrum und haben eine hohe Qualität in Lehre, Forschung und Transfer. Außerdem können wir eine wunderbar grüne Umgebung bieten, in der sich sehr gut wohnen lässt. Nicht zuletzt verfügen wir über das bereits erwähnte, breitgefächerte Freizeitangebot.“

DS: Universitäten wie Heidelberg, Bamberg, Köln oder München haben teilweise eine Jahrhunderte lange Tradition und besitzen Strahlkraft in die ganze Welt. Wie kompensieren Sie diesen Standortnachteil?

Prof. Lambert T. Koch: „Das ist ganz schwer zu kompensieren. Diese Universitäten haben einfach einen riesigen historischen Vorsprung. Das Wort Universitätsstadt sagt sich so leicht. Dabei reicht es nicht, es etwa nur auf das Stadtschild zu schreiben. Die berühmten alten Universitätsstädte haben Tradition und Reputation in ihrer DNA verankert. Da muss man ganz ehrlich sein. Wir arbeiten aber ständig daran, dieses Traditions-Defizit auszugleichen. Da können und wollen wir noch hinkommen.“

DS: Die Bergische Universität pflegt sehr enge Verbindungen zu Wuppertaler Unternehmen – war Ihnen das als Wirtschaftswissenschaftler ein besonderes Anliegen?

Prof. Lambert T. Koch: „Das hat eigentlich weniger mit mir als Wirtschaftswissenschaftler zu tun. In der heutigen Zeit kommt man gar nicht umhin, mit denen eng zusammenzuarbeiten, die hinterher unsere jungen Wissensträger als Leistungsträger übernehmen. Die sogenannte Praxis benötigt heute einen anderen Typus von Mitarbeitenden. Früher waren gerade im Bergischen Land viele Arbeitsinhalte auf Seiten der Beschäftigten überwiegend repetitiv. Man hat einen Beruf erlernt und diesen ein Leben lang ausgeübt. Heute brauchen die Unternehmen Mitarbeitende, die gelernt haben zu lernen, die ein hohes technisches Verständnis mitbringen, die permanent bereit sein müssen, Innovationen zu generieren und umzusetzen. Bildung, die dies ermöglicht, erfordert einen ständigen Austausch mit den Bedarfsträgern, den späteren Arbeitgebern. Gerade der im Bergischen sehr starke und innovationsorientierte Mittelstand ist mehr als die Großindustrie darauf angewiesen, mit den Hochschulen zusammenzuarbeiten. Davon können beide Seiten nur profitieren.“

DS: Wie groß ist die Gefahr, in Abhängigkeit von den Unternehmen zu geraten?

Prof. Lambert T. Koch: „Aus meiner Sicht ist sie minimal. Wichtig ist, die Regeln der Zusammenarbeit zu Beginn festzulegen. Beispielsweise im Zusammenhang mit Stiftungslehrstühlen oder wenn man den Auftrag erhält, eine Praxis-Studie zu erstellen. Aus dem Gesundheitsbereich ist immer wieder zu hören, dass angeblich Studien gleich zusammen mit einem bestimmten Wunschergebnis beauftragt werden. Das mag es hier und da auch in Deutschland gegeben haben. Doch wir sind hier außen vor. Und nicht nur, weil wir an unserer Universität keine medizinische Fakultät haben. Ich betone noch einmal: Wenn man zu Beginn einer jeden Zusammenarbeit die Spielregeln unmissverständlich fixiert, dann sehe ich überhaupt keine Gefahr, dass es eine Manipulation von Hochschulen durch die Industrie gibt.“

DS: Wo sehen Sie noch Entwicklungs-Potenzial für die Bergische Universität?

Prof. Lambert T. Koch: „Wir werden politisch weiter für ein besseres Betreuungsverhältnis kämpfen. Immer noch haben wir eine Reihe von Fächern, in denen auf eine Dozentin oder einen Dozenten eine zu große Zahl von Studierenden kommt. Hier besser zu werden heißt, die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Das gilt für uns in Wuppertal, aber auch für NRW als Ganzes. Ich hoffe, dass die Message mittlerweile auf der politischen Ebene angekommen ist.“

DS: Die Stadt und die hiesigen Unternehmen haben die Chance, hochqualifizierte Kräfte, die nach Wuppertal gekommen sind um hier zu studieren, nach erfolgreichem Studium an die Stadt zu binden. Wird diese Chance auch genutzt?

Prof. Lambert T. Koch: „Auch da sind wir auf einem guten Weg. Wir arbeiten in diesem Bereich beispielsweise sehr eng mit dem Wuppertaler Technologiezentrum W-tec zusammen, bei dem wir Gesellschafter sind. Hier werden Gründerinnen und Gründer in ein Netzwerk eingebunden, sie bekommen alle möglichen Services an die Hand und können erste Gehversuche als junge Unternehmende machen. Das W-tec bietet ihnen einen attraktiven, stadtnahen Standort. Auch sonst nutzen wir unsere Kontakte zu Wuppertaler Unternehmen, Behörden und anderen Organisationen. Studierende bekommen die Chance, dort ein Praktikum zu machen oder ihre Abschlussarbeit zu schreiben. Das alles mit dem Ziel, möglichst früh ein nachhaltiges Interesse an Wuppertal entstehen zu lassen. Die Stadt ist ja auch als Standort für eine Familienplanung interessant. Gut arbeiten – angenehm wohnen. Beides können wir bieten.“

Prof. Lambert T. Koch – © Dirk Sengotta

DS: Sie sind gesellschaftlich sehr eingebunden in die Stadt – ist Ihnen das eine Herzensangelegenheit oder wurden Sie eher vereinnahmt?

Prof. Lambert T. Koch: „Das ist so gewollt! Ich wohne ja bereits seit über 18 Jahren hier und fühle mich inzwischen als Wuppertaler. Auch, wenn ich nicht weiß, ob mir Ur-Wuppertaler diesen Status schon zugestehen. Jedenfalls liebe ich diese Stadt, sehe aber aus meinem Blickwinkel zugleich auch die Defizite. Deshalb arbeite ich gern mit daran, das Image Wuppertals zu verbessern.“

DS: Werden Sie auch nach Ihrer Zeit als Rektor der Bergischen Universität Wuppertaler bleiben?

Prof. Lambert T. Koch: „Ich habe darüber schon oft mit meiner Frau gesprochen. Und wir sind beide immer wieder selbst verwundert, wie gern wir mittlerweile hier leben.“

DS: Sie sind erst 53 Jahre alt, haben Sie trotzdem schon eine Deadline gesetzt?

Prof. Dr. Lambert T. Koch: „Ich werde sicher nicht Rektor bleiben, bis man mich davonjagt. Dennoch habe ich in diese Richtung noch keine fixe Entscheidung getroffen.“

DS: Gibt es eine Aufgabe oder eine Funktion, die Sie noch reizen würde?

Prof. Lambert T. Koch: „Ich war immer schon ein Mensch, der sich von ganz viel hat begeistern lassen. Das ist wohl ein Charakterzug. Ich weiß ja nicht, wer oder was noch auf mich zukommt und versucht, mich für etwas zu gewinnen. Dabei spielt jedenfalls Karrieredenken keine Rolle, sondern nur die Frage, was mich zu einem späteren Zeitpunkt einmal wirklich reizt. Die berufliche Neugier ist, so viel kann ich sagen, trotz meines hohen Alters noch vorhanden.“

DS: Wie werden Sie in diesem Jahr Weihnachten verbringen?

Prof. Lambert T. Koch: „In Wuppertal, am Weihnachtsbaum und abends in der Kirche.“

DS: Welche Wünsche oder Pläne haben Sie für 2019?

Prof. Lambert T. Koch: „Dass die Bergische Universität, die in diesem Jahr die besten Zahlen ihrer Geschichte geschrieben hat, auf ihrem Weg weiter vorankommt. Dass sie noch attraktiver für alle ihre Mitglieder sowie als Forschungsuniversität wird. Für mich privat hoffe ich, dass es mir meine Knie erlauben, die Lauftätigkeit wieder auszuweiten. Außerdem nehme ich mir wie jedes Jahr vor, meine musikalischen Hobbies ein wenig mehr zu pflegen.“

DS: Vielen Dank für das interessante, spannende Gespräch.

Das Interview führte Peter Pionke

 

Vita

Prof. Dr. Lambert T. Koch wurde am 23.07.1965 in Hering bei Darmstadt geboren. Seine Jugend („Von der Windel bis zum Abitur“, O-Ton Prof. Dr. Koch) verbrachte der Sohn eines Theologie-Professors in Würzburg. Nach dem Abitur ging er zwei Jahre lang als Reserve-Offizier zur Bundeswehr. Anschließend studierte er an den Universitäten Mainz und Würzburg Volkswirtschaftslehre. In Würzburg begann er dann seine Promotion, schloss diese an der Uni Jena ab und habilitierte sich dort auch. Im jungen Alter von 33 Jahren erreichte ihn der Ruf der Bergischen Universität. Hier besetzte der Ökonom einen Lehrstuhl, der sich schwerpunktmäßig mit den Themen Unternehmertum, Gründung und wirtschaftliche Entwicklung beschäftigt. 2005 wurde er Dekan der heutigen Schumpeter School of Business and Economics. Gastprofessuren führten ihn nach Cleveland (USA) sowie regelmäßig nach Klagenfurt (Österreich) und Kosice (Slowakei). Seit 2008 ist Professor Koch Rektor der Bergischen Universität. Mit seiner Ehefrau Carola, einer Diplomingenieurin im Bereich Bekleidungs-Technik, hat er drei Kinder. Die Hobbies des Wahl-Wuppertalers, dessen Herz gleichermaßen für Bayern München und den Wuppertal SV schlägt, liegen in den Bereichen Musik und Sport.

Kommentare

Neuen Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert