7. Februar 2019Peter Pionke
Vok Dams: Klartext ist seine Muttersprache
Die von Vok Dams gegründeten Kommunikations-Unternehmen, die jetzt erfolgreich von Sohn Colja weitergeführt und weiterentwickelt werden, sind auf Marketing-Events und auf Live-Marketing spezialisiert. Die Wuppertaler Agentur berät Auftraggeber, die auf den Weltmärkten zuhause sind, und helfen, deren Kunden rund um den Globus zielgenau zu erreichen.
Vok Dams hat Partner auf allen Kontinenten erfolgreich zusammengeführt: Für BMW präsentierte er das Geländewagen-Modell X5 in Kanada, für Gäste aus allen Erdteilen managte er mit seinem Team das „Deutsche Haus“ bei den Olympischen Spielen in Peking. Den Mythos Porsche 911 konnten 1.800 internationale Händler in Südafrika erleben.
Die STADTZEITUNG hat Vok Dams vor einiger Zeit in seinem „ATELIERHAUS“ am Katernberg besucht, das sich zu einer renommierten Ideen-Schmiede und zu einer hochkarätigen Galerie mit Alleinstellungsmerkmal entwickelt hat. In dem ausführlichen Interview – das aktueller denn je ist – bezieht der international renommierte Weltbürger und Wuppertal-Botschafter Stellung zu Problemen, aber auch zu und Chancen seiner Heimatstadt.
DS: Man und liest – auch bundesweit – viel Negatives über Wuppertal. Was ärgert Sie am meisten?
Vok Dams: „Es gibt keine Hitliste des größten oder kleinsten Ärgers – mir macht jede Art der Kritik an Wuppertal zu schaffen. Es ist traurig, aber wir haben es eben bis heute nicht geschafft, ein starkes, positives Image aufzubauen, das auch jenseits unserer Stadtgrenzen wahrgenommen wird“.
DS: Offenbar hat Wuppertal also ein Image – nämlich ein weitestgehend negatives?
Vok Dams: „Ohne Zweifel. Dabei hat Wuppertal eigentlich viele Stärken und kann auf jede Menge Highlights stolz sein. Es gelingt aber bis heute nicht, sie alle zu einem optimalen, interessanten und wirkungsvollen Bild zusammenzusetzen und dann nachhaltig zu vermarkten.“
DS: Hadern Sie deshalb mit Ihrer Heimatstadt?
Vok Dams: „Es ist nicht meine Art zu lamentieren oder zu klagen. Wie in meinem Beruf definiere ich Probleme als Chancen, die Lösungen anbieten und Wege aufzeigen, damit wir gemeinsam in Wuppertal die gewünschten und angestrebten Ziele erreichen.“
DS: Worauf beruht Ihr Engagement für Wuppertal?
Vok Dams: „Ich bin hier geboren und aufgewachsen. Der „Katernberg“, der dörfliche Vorort, Teil einer wunderbaren Stadt mit der Schwebebahn, dem einmaligen Briller Villenviertel und mit einem landschaftlichen Umfeld und einer Topografie die ihresgleichen sucht. Schon in meiner Kindheit wurde ich wütend, als der kleine Dorfteich neben dem Tante-Emma-Laden in unserer Nachbarschaft zugeschüttet wurde und dann auf der Fläche ein Parkplatz gebaut wurde.“
DS: Vok Dams – schon in seiner Kindheit ein junger Grüner?
Vok Dams: „Von mir aus können Sie das so nennen. Wir haben auf den Wiesen und im Wald gespielt. So wie andere Kinder vom Bauernhof träumen, auf dem sie aufgewachsen sind, so habe ich meine Kindheit und Jugend auf dem Katernberg in Erinnerung. Wenn Sie mich aber schon den „Grünen“ zuordnen, sollten Sie dabei den Freiheitsaspekt und Unternehmergeist nicht vergessen, der mich eher in die Nähe der „freien“ Demokraten rücken würde.“
DS: Wie halten Sie es mit Freundschaften, die in Ihrer Jugendzeit entstanden sind?
Vok Dams: „Freundschaften spielen in diesem Zusammenhang natürlich eine besondere Rolle. Ein Freundeskreis, der in dieser Zeit entstand, hat sich nie aus den Augen verloren und durch die hinzukommenden Partner zusätzliche Bereicherung erfahren. Meine besten Freunde, zum Beispiel die Unternehmerin Brigitte Happich-Reeder, sowie die Anwälte Hans-Peter Runkel und Wolfram Schneider leben genauso wie ich, heute noch hier. Und auch Agenturinhaber und Creativdirector Klaus J. Pöhls, der heute in Hamburg lebt, und der Architekt und Künstler Karl F. Schneider, mittlerweile in der Schweiz zuhause, gehören zu diesem Kreis. Wir stehen in ständigem Kontakt miteinander.“
DS: Aber das ist ja auch für einen Weltbürger wie Sie nicht gerade um die Ecke – oder?
Vok Dams: „Stimmt, aber Entfernungen spielen heute ja kaum noch eine Rolle. Es ist ja kein Zufall, dass die ersten außergewöhnlichen Ausstellungen unter dem Titel „Paralleluniversum“ von Karl F. Schneider und unter dem Titel „DigitalArt“ von Klaus J. Pöhls erstmals in unserem „ATELIERHAUS“ gezeigt wurden.“
DS: Johannes Rau hat häufig im Gasthaus „Karpathen“ Skat gedroschen. Haben Sie seinerzeit da auch einmal mitgemischt?
Vok Dams: „Die Karpathen sind hier auf dem Katernberg natürlich eine Institution. Aber der Austausch mit Johannes Rau, seinerzeit Wissenschaftsminister in NRW, erfolgte im Zusammenhang mit meinem Lehrauftrag in Dortmund – Fotografie und audiovisuelle Kommunikation waren die Themen – stärker in Diskussionen über die Verortung der Fotografie in Kunst oder Handwerk. Natürlich spielen Menschen beim Thema Heimat eine wichtige Rolle – aber für mich bedeutet Heimat vor allem positive Erinnerungen, ein lebenswertes Umfeld und eine wunderschöne Landschaft. Aus dieser Perspektive habe ich mich immer nach außen orientiert. Ich sehe mich als begeisterten Europäer, mit einem großen Interesse an anderen Ländern und Kontinenten.“
DS: Weitblick ist Ihnen also wichtiger als Nabelschau?
Vok Dams: „Wer, wie ich, auf dem Katernberg groß geworden ist, braucht nicht nur die schönen Berge in seinem Umfeld, er braucht auch einen weiten Horizont, den Blick aus dem Tal und über das Bergische Land hinaus. Damit verbinden wir die gefestigten Strukturen einer Schweiz im Umfeld ihrer Berge mit der Weltläufigkeit der Niederlande, die einst die Weltmeere eroberten und auch heute international erfolgreich sind.“
DS: Wer seine Kindheit auf dem Katernberg verbracht hat, erinnert sich bestimmt noch mit Grauen an die Bombennächte des 2. Weltkrieges?
Vok Dams: „Ehrlich gesagt: Nur wenig. Fliegeralarm, Flakgeschütze und Elberfeld in Flammen erinnere ich nur bruchstückhaft. Der Katernberg lag etwas außerhalb des Geschehens und ich war wohl noch zu klein. Unvergessen ist aber einer der Winter in meiner frühesten Kindheit. Damals bedeckten regelrechte Schneemassen den Katernberg. Wir waren eingeschneit, abgeschnitten. Und ausgerechnet da bekam ich eine schwere Mittelohrentzündung. Meine Eltern haben sich durch den Schnee gekämpft und mich in eine Decke gehüllt zum Arzt ins Tal getragen. Heute ist das hier bei uns kaum noch vorstellbar.“
DS: Damals haben ja auch die Familien meist noch fest zusammengehalten?
Vok Dams: „Richtig, soweit das während des Krieges möglich war. Ich habe meine Mutter im Krieg verloren. Wir waren im Warthegau in Polen auf einem Gutshof evakuiert. Nach dem Zusammenbruch landete ich mit meiner älteren Schwester allein auf einem polnischen Bauernhof, musste Gänse (vor denen ich Angst hatte) hüten und konnte später, nachdem wir auf abenteuerliche Weise und nach tagelangen Fahrten in einem offenen Viehwaggon wieder in den Westen gelangt waren, dort von meinem Vater in Empfang genommen werden.“
DS: Klingt nicht gerade so, als ob Ihre Startposition optimal gewesen wäre?
Vok Dams: „Das kann man wohl sagen. Die Nachkriegszeit war ein Kapitel für sich. Wir waren zwar zurück auf dem Katernberg, aber in überfüllten Wohnungen, ohne Essen und Kleidung und ohne Heizmaterial. Probleme zu bewältigen, lernt man da sehr früh. Aber ich war als Sohn eines Lehrers, also eines Beamten, privilegiert. So konnte ich meine Ausbildung und mein Studium finanzieren, obwohl auch mein Vater viel zu früh starb.“
DS: Sie waren und sind Marketing-Berater und haben mit Ihrer Agentur Global-Player auf allen Erdteilen betreut. Was sagt so ein Weltbürger über die kleine Welt der Wuppertaler Kommunalpolitik?
Vok Dams: „Ich bin kein Politiker. Deshalb kann ich das im Einzelnen nur schwer beurteilen. Dazu müsste ich tiefer in die Themen einsteigen. Von den Ergebnissen her bin ich nicht immer erfreut. Ich vergesse bei meiner Kritik aber nie, dass Lokalpolitiker sich bewundernswert engagieren, sich im Rahmen ihrer Fähigkeiten und ihres Spielraums optimal einsetzen und sich in ihrer Freizeit häufig mit Ärgernissen und Kleinkram herumplagen müssen. Letztendlich sorgen sie in Zusammenarbeit mit der Verwaltung dafür, dass unser Gemeinwesen mehr oder weniger gut, funktioniert.“
DS: Sprechen wir nicht darüber, wie die Asphaltierung von Straße „X“ oder die Beschilderung des Radweges „Y“ zu sehen ist – reden wir darüber, wie Wuppertal vermarktet wird…
Vok Dams: „Gerne, wenden wir uns dem Thema Stadtmarketing zu. Da gibt es aus meiner Sicht seit Jahrzehnten eklatante Schwächen in der Positionierung und in der Kommunikation. Die Stadt WUPPERTAL versteht sich nicht als Marke und verkennt die Bedeutung der Kommunikation nach innen und außen. Und wenn das jemand versteht, wie die Verantwortlichen von Wuppertal-Marketing oder die Stadtspitze, ist es offensichtlich nicht möglich, politische Mehrheiten für konkrete Maßnahmen zu organisieren. In Wuppertal haben wir kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem.“
DS: Ein Marketing-Experte wie Sie hat doch bestimmt ein konkretes Beispiel parat?
Vok Dams: „Nehmen wir die derzeit diskutierte Überlegung, Wuppertal als Schwebebahn-Stadt zu kennzeichnen. Eine Stadt-Marke wie Wuppertal braucht ein Alleinstellungsmerkmal und eine Story, die in Erinnerung bleibt. Die Schwebebahn ist unser Alleinstellungsmerkmal, um das uns Städte auf der ganzen Welt beneiden. Die Geschichte mit Tuffi müsste man erfinden, wäre sie nicht tatsächlich passiert. In aller Welt werden wir seit Jahrzehnten darauf angesprochen. Eine Marke neu zu entwickeln kostet viel Zeit, noch mehr Geld und ist nicht immer erfolgreich. Sträflich ist es dagegen, eine vorhandene starke Marke nicht zu nutzen, weiter zu entwickeln und auszubauen. Der Zusatz „Schwebebahn-Stadt“ sollte also unbedingt auf unseren Ortschildern stehen und in der Kommunikation umfassend aufgegriffen werden. Wir benutzen als Agentur seit geraumer Zeit den Begriff der „Erlebnisstadt mit der Schwebebahn“, wenn wir auf die vielen zusätzlichen positiven Aspekte unserer Stadt hinweisen wollen.“
DS: Also nicht eine Frage der Sicht, sondern eine Frage der Kompetenz?
Vok Dams: „Wer erfolgreich kommunizieren will, der muss das professionell machen. Mich erschreckt zum Teil das Niveau auf dem diese Diskussion geführt wird. Marketing ist eine wissenschaftliche Disziplin und sollte nicht von Amateuren ausgeübt werden.“
DS: Adressen in Hamburg, Berlin, Frankfurt/Main oder München klingen doch als Firmensitz strahlender. Warum halten Sie dennoch an Wuppertal fest?
Vok Dams: „Zum einen darf ich darauf hinweisen, dass wir in Deutschland sechs Niederlassungen haben. Also käme hier im Umfeld nur Düsseldorf oder Köln in Frage. Und zum anderen hält es mein Sohn und Nachfolger Colja in Sachen Wuppertal wie ich: Wir sind hier groß geworden, wir lieben Wuppertal, wir haben mit unserem Unternehmen unsere Wurzeln hier. Und nicht zu vergessen: Wuppertal liegt zentral in Deutschland und auch nicht gerade am Rande Europas.“
DS: Klingt nach Nibelungentreue…?
Vok Dams: „Ist aber auch begründet: Mehrere internationale Flughäfen liegen in der Nähe, tolle Städte sind problemlos zu erreichen. Und wenn ich die topographische Lage Wuppertals sehe, dann weiß ich genau, dass ich weder in Köln, noch in Düsseldorf oder dem Ruhrgebiet so attraktive Wohnungs- und Arbeitsmöglichkeiten habe wie in Wuppertal.“
DS: Viele Kölner sind ja genau aus diesem Grunde ins Oberbergische gezogen…
Vok Dams: „Ja, nur die Düsseldorfer haben noch nicht begriffen, dass sie eigentlich nach Wuppertal ziehen müssten. Für mich als Elberfelder wäre beispielsweise Barmen eine Alternative zu Düsseldorf.“
DS: Also sind die Klagen über den Standort Wuppertal unzutreffend?
Vok Dams: „Genau so sehe ich das. Allerdings: Was wäre unser Wuppertal ohne die Vororte Köln und Düsseldorf.“
DS: Was sagen Sie zum Thema Döppersberg?
Vok Dams:“ Die Umgestaltung des Döppersberg hat mir einmal mehr gezeigt, wie schwierig es ist, Politik zu machen und im Kern weitreichende Ideen politisch umzusetzen.“
DS: Aber dafür sind Ratsfrauen und Ratsherren doch gewählt…
Vok Dams: „Langfrist-Projekte sind häufig durch immer neue Hindernisse blockiert oder sogar in der Umsetzung gefährdet. Stuttgart 21 ist ein Paradebeispiel dafür. Bis zu dem positiven Volksentscheid gab es nur negative Wortmeldungen und Proteste. Bei uns in der Wirtschaft läuft das anders ab: Es wird eine Aufgabe gestellt, ein Konzept entwickelt, die Kosten werden berechnet, die Verantwortlichen werden benannt, die Stellschrauben zur Fein- und Nachjustierung werden definiert. Und dann heißt es: Go or No go! Noch ein Wort zu den Projekt-Anfängen. Ich bewundere die Menschen, die schon vor Jahren erkannt haben, dass eine Neugestaltung des Döppersberg unumgänglich war. Und ich freue mich, dass das Projekt jetzt endlich umgesetzt wurde. Wir brauchten einen neuen Döppersberg. Es ist jetzt nicht die Zeit für kleinliche und kurzsichtige Kritiker. Für diese Zeitgenossen habe ich keinerlei Verständnis. Ich habe nie Zweifel daran gelassen, dass unsere Stadt und unsere Region den neuen Döppersberg brauchte.“
DS: Und deshalb waren Sie ja auch von Anfang an ein vehementer Befürworter des Projektes?
Vok Dams: „Ja klar! Und ich habe hier auch überhaupt keine Lust, mich über einzelne Gebäude zu unterhalten. Das ist die Sache der beauftragten Fachleute und Architekten-Teams. Dabei durfe man allerdings zu keinem Zeitpunkt das gesamtstädtebauliche Konzept aus den Augen verlieren. Ich habe hier auf die Erfahrung und den Sachverstand von anderer Seite vertraut.“
DS: Hat aus Ihrer Sicht der städtebauliche Aspekt denn häufig gefehlt?
Vok Dams: „Es gab Fälle, die lange, intensiv und durchaus kontrovers diskutiert worden sind, z. B. die Schwimmoper und die Historische Stadthalle. Stellen Sie sich nur einmal vor, die Schwimmoper wäre eine einzige große Spielhalle geworden und die Historische Stadthalle wäre seinerzeit nicht renoviert und dem Verfall preisgegeben worden. Undenkbar. Ich bewundere heute noch den damaligen Kulturdezernenten Heinz Theodor Jüchter, der dieses Projekt allen Widrigkeiten zum Trotz durchgesetzt hat. Das heißt, wir müssen uns einzelne Ziele setzen, dürfen darüber aber auch nicht das Gesamtkonzept aus den Augen verlieren.“
DS: Können Sie sich das vorstellen: Wuppertal nur noch eine Ansammlung von Billigstläden, Spiel- & Wetthallen?
Vok Dams: „Eine schreckliche Vision. Aber das kann ich mir auch nicht vorstellen. Denken Sie nur an unseren kulturellen Hintergrund, die Bürgerinitiativen, das Mäzenatentum. Oder auch an die Aktivitäten der Einzelhändler mit Sonderaktionen und Stadtfesten und nicht zuletzt an Wuppertal-Marketing, den Marketing-Verein WuppertalAktiv und OnlineCity. Denken Sie an das von-der-Heydt-Museum mit seinem aktiven und erfolgreichen Direktor Dr. Gerhard Finckh, den Skulpturenpark Waldfrieden mit dem weltberühmten Künstler Tony Cragg, sowie an die Nordbahntrasse – von dem Unternehmensberater Dr. Carsten Gerhardt initiiert – bei der tausende von Bürgern mithalfen und mitgestalteten. Nicht zu vergessen, die einmalige Junior-Uni, die unter Leitung von Prof. Dr. Andreas Ziegler realisiert und komplett privat finanziert wurde. Eine Stadt mit dieser Dynamik, getragen von einem derartigen Engagement seiner Bürger wird nicht von Billigläden und Spielhallen dominiert.“
DS: Oft wird vor und bei den Großprojekten nach Politik und Verwaltung gerufen, nicht selten aber auch tatkräftigen Bürgern überlassen…
Vok Dams: „Sicher kann die Kommune nicht alles leisten, aber sie darf sich auch nicht ständig auf private Initiativen und Sponsoren verlassen. Aufgabe von Politik und Verwaltung ist es, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich private und unternehmerische Initiativen entwickeln können.“
DS: Aber neben den von Ihnen aufgezählten Positiv-Beispielen gibt es auch Katastrophen hier im Tal. Die schrecklichste ist doch wohl das Verfallen des Schauspielhauses?
Vok Dams: „ Zum Wuppertaler Schauspielhaus – vom Architekten Prof. Gerhard Graubner entworfen – habe ich eine besondere Beziehung. Baubeginn war kurz nach der Eröffnung meines ersten Foto-Studios 1962. Nach Fertigstellung 1966 ein architektonisches Kunstwerk, das von mir dokumentiert werden sollte. Am Schauspielhaus habe ich mich damals förmlich abgearbeitet. Das war ein Kunstwerk, eine monumentale Plastik in einem – vorsichtig ausgedrückt – städtebaulich schwierigen Umfeld.“ Original-Großfotos in schwarz-weiß haben sich bei der Recherche zu meinem Buch 50 Jahre KommunikationDirekt wiedergefunden. Sie gehören heute, vor allem für fotografisch interessierte Wuppertaler, zu den Highlights in unserem „ATELIERHAUS“. Ich hoffe auf eine Wiederbelebung des Schauspielhauses als Tanzzentrum Pina Bausch.“
DS: Apropros Kleinod und Schmuckstücke – es gibt davon noch einige im Tal?
Vok Dams: „Zum Glück ja. Jemand hat die unterschiedlichen Facetten Wuppertals mal mit einem Diamanten verglichen. Der funkelt und blinkt, wenn er gut geschliffen und sorgsam geputzt wird.“
DS: Besonders blinkt ja wohl die farbig-bunte Junior-Uni – oder?
Vok Dams: „Wie ich schon erwähnte, sie ist ein tolles Beispiel dafür, was hier in Wuppertal durch Privat-Initiativen mit einem energischen Mann wie Ernst-Andreas Ziegler an der Spitze bewegt werden kann. Sie ist ein strahlendes Highlight und ein Sahnehäubchen, das im Wuppertaler Marketing noch stärker herausgestellt werden kann. Auch hier gilt: Wir müssen den Diamanten Wuppertal stärker strahlen lassen als jemals zuvor. Wir müssen die Story des neuen Wuppertals aufschreiben und verbreiten. Die Stadt mit der Schwebebahn und der Junior-Uni, die Stadt mit der Schwebebahn und dem Skulpturenpark, die Stadt mit der Schwebebahn und der Nordbahntrasse, usw…Wenn unsere Agentur für einen Großkonzern ein neues Auto präsentiert, dann belassen wir es nicht dabei, auf einen Zahlenberg zu verweisen, der belegt, dass der Wagen schneller fährt, höher steigt und weiter läuft. Wir erzählen Geschichten, entführen die Kunden in die Welt der Faszination, wir wecken Emotionen und Begeisterung.“
DS: Und wenn alles so prächtig gelungen ist, wenn der Diamant strahlt, dann schlagen Sie am nächsten Ort das nächste Kapitel auf?
Vok Dams: „Im Prinzip haben Sie recht: Wenn alles reibungslos läuft, wird es mir oft langweilig. Aber Wuppertal wird mit seinen vielseitigen, noch längst nicht erledigten Aufgaben immer spannend bleiben. Kein Verständnis habe ich für Miesmacher, die gegen alles sind, nichts für die Stadt tun, sich ans Althergebrachte klammern und nicht merken, wie wir die Zukunft verschlafen.“
DS: Und wo sollen die Retter herkommen?
Vok Dams: „Wir alle müssen anpacken, der Stadtrat ebenso wie die Verwaltung, die Unternehmen ebenso wie die Bürger. Wenn wir wollen – das zeigen die Beispiele – dann geht fast alles. Selbst wenn wir die Zukunft Wuppertals nur betriebswirtschaftlich betrachten würden: Das attraktive, glänzende Gemeinwesen Wuppertal zieht qualifizierte Arbeitnehmer und Firmen an, diese erhöhen die Finanzkraft und damit die Leistungsfähigkeit der Verwaltung. Häuser und Wohnungen werden wertvoller und – wichtiger als alles andere – die Lebensqualität steigt. Mehr geht nicht, oder?“
DS: Und genau aus diesem Stoff wären dann die Positiv- statt der gegenwärtigen Negativ-Schlagzeilen über unsere Stadt.
Vok Dams: „Meine Wunsch-Überschrift würde lauten: Wuppertal, die Stadt mit der Schwebebahn: Ein strahlender Diamant mit vielen interessanten Facetten!“
DS: Können Sie sich eigentlich noch an Ihren ersten Auftrag erinnern, den Sie als Event-Marketing-Unternehmer umgesetzt haben?
Vok Dams: „In unserem Buch „50 Jahre KommunikationDirekt“ über die Entstehung und Entwicklung von Event- und Live-Marketing spreche ich 1970 von Einweihung unseres neuen Studios in Vohwinkel als unserem ersten „Event“. Den Begriff gab es damals zwar noch nicht, aber es hatte im Rückblick die klassischen Komponenten eines Marketing-Events: Das Gebäude farbig im Corporate-Design der Agentur gestaltet, darauf abgestimmt die Aktion mit einer lebendigen Kuh und für die Gäste gab es ausschließlich Milch mit Whiskey. Das Ergebnis: Die Kuh hatte Durchfall, die Gäste waren fröhlich und das Ereignis fand große Resonanz in der Presse. Es war eine kontinuierliche Entwicklung von der Fotografie über klassische Werbung bis hin zu spektakulären Multi-Media-Präsentationen und Großveranstaltungen mit aufwendigen Inszenierungen und Informationsparts.“
DS: Sie waren ja nie um schrille, innovative Idee verlegen. Wie haben Sie es geschafft, Thomas Gottschalk für eine ‚Eismann‘-Tagung aufs Eis zu bekommen?“
Vok Dams: „Gottschalk hatte das angeboten. Er konnte Schlittschuhlaufen. Das passte natürlich hervorragend zu dem Event. Thomas hat das mit der ihm eigenen Lockerheit gemacht. Man konnte ihn nicht steuern, aber er bekam die Leute fantastisch in den Griff. Damals war schon der große Unterschied zwischen Gottschalk und Jauch erkennbar. Jauch, der inhaltlich kompetente Journalist – Gottschalk, der Entertainer, der die Leute begeisterte.“
DS: Dinge anschieben, sie kreativ begleiten und wenn sie dann laufen, sich neue Herausforderungen zu suchen. Ist das nicht irgendwie typisch für den Menschen und Unternehmer Vok Dams?
Vok Dams: „Vielleicht ist das wirklich typisch für mich. Wenn eine Sache gut lief, wurde sie für mich langweilig. Ich habe immer wieder neue Dinge angeschoben. Diese mussten funktionieren und wenn es dann richtig lief, dann habe ich etwas Neues und völlig anderes gesucht. Ich brauchte diese Spannung. Nicht, dass ich die bestehenden Projekte vernachlässigt hätte, diese mussten ja gewohnt erfolgreich weiterlaufen, sonst hätte man das Unternehmen so nicht weiterentwickeln können. Meine Neugierde hat mich immer wieder angetrieben.“
DS: Ihr Unternehmen hat Niederlassungen auf der ganzen Welt. Wie viele Sprachen beherrschen Sie eigentlich?
Vok Dams: „Ich stamme aus einer Generation, in der man in der Schule sehr beschränkt Sprach-Unterricht hatte. Ich bin zwar in der Lage, mich auf Englisch verständigen, kann aber nicht behaupten, dass ich die Sprache wirklich beherrsche. Genauso geht es mir mit Französisch. Früher hatte ich dafür immer sprachbegabte Mitarbeiter im Team. Heute muss man selbst perfekt Englisch sprechen, wenn man international erfolgreich sein will. Deshalb habe ich meine Söhne Colja und Rik sehr früh bei Auslandseinsätzen und Reisen ins Ausland eingebunden. Rik war darüber hinaus auch lange in Frankreich und Australien und Colja in den USA. Diese Chance hatte ich als junger Mann nicht. Und als sich das Unternehmen im Aufbau befand, fehlte mir die Zeit für längere Auslandsaufenthalte. Ich habe auf der ganzen Welt Veranstaltungen inszeniert, aber das konnte ich damals noch von Deutschland aus steuern und dabei auch die Spiel- und die Sprachregeln selbst bestimmen. Heute ist selbst die internationale Verständigung in unserer Agenturgruppe englisch.“
DS: Welche Stadt auf dem Globus wäre für sie eine echte Alternative zu Ihrer Heimatstadt Wuppertal?
Vok Dams: „Es gibt Städte, in denen ich gerne eine Zeitlang bin. Aber es gibt keine Stadt von der ich sagen würde, da möchte ich lieber wohnen als in Wuppertal. Ich habe hier alles, was ich brauche – z.B. die großen Städte in der Umgebung. Meine Philosophie lautet: Ich könnte in München leben, dort wären die Berge für den Wintersport näher, aber so oft laufe ich ja nicht Ski. Ich könnte auch in Hamburg gut leben. Berlin ist faszinierend, was die kulturelle Entwicklung angeht, aber dort wohnen – nein. Ich fühle mich hier sehr wohl.“
DS: Was vermissen Sie am meisten, wenn Sie nicht in Wuppertal sind?
Vok Dams: „Eigentlich gar nichts. Ich weiß ja, dass ich zurückkomme. Wenn ich eine Zeitlang hier bin, bekomme ich Fernweh, dann muss ich wieder raus. Und wenn ich unterwegs bin, genieße ich das sehr, bin dann aber heilfroh, wenn ich wieder nach Hause komme.“
DS: Sie sind ja als Künstler und Fotograf auch ein Mann des Auges: Welche berühmten Bauwerke faszinieren Sie?
Vok Dams: „Der Eiffelturm oder die Freiheitsstatue sind einmalige Symbole, aber keine so beindruckenden architektonischen Bauwerke. Mich fasziniert eher das Guggenheim-Museum in Bilbao, weil es als einzelnes Bauwerk eine ganze Stadt weltberühmt gemacht hat. Ich bin auch von der Wallfahrtskirche in Neviges begeistert. In Wuppertal gefällt mir besonders das Briller Viertel als Ganzes. Die Gründerzeit-Villen sind ein Spiegelbild der Zeit, in der Wuppertal sehr dynamisch gewachsen ist. Wo Unternehmer noch etwas unternommen haben und Wuppertal eine ganz wichtige Industriestadt war.“
DS: Über welchen Prachtboulevard schlendern Sie gern: Wallstreet oder Wall?
Vok Dams: „Ich möchte das nicht bewerten. Ich bin sehr gern auf der Kö in Düsseldorf, auf der Rambla in Barcelona oder auch in den Souks von Marokko. Ich genieße diese Unterschiede sehr, möchte aber für mich keine Prioritäten setzen.“
DS: Inwieweit können Sie jetzt als Privatmann der Stadt Wuppertal und ihrer Entwicklung helfen?
Vok Dams: „Hier in Wuppertal habe ich immer sehr darauf geachtet, dass ich durch mein öffentliches Engagement keine Aufträge generiere, sondern, dass ich das ganz bewusst von der Arbeit unserer Agentur-Gruppe trenne. Das ist im Rahmen unseres Atelierhauses, unserer Denkfabrik, einfacher möglich, weil ich hier nicht als Agentur-Inhaber spreche, sondern als Impulsgeber, um mit Kompetenz und Erfahrung eine Diskussion zu beleben. Das funktioniert auch, weil ich über ein gutes Netzwerk verfüge und man mir mein Engagement abnimmt.“
DS: Sie sind mit 3.000 DM, die Sie von Ihrer Tante geliehen bekamen, als Unternehmer gestartet. Haben Sie der Dame das Geld eigentlich jemals zurückgezahlt?
Vok Dams: „Selbstverständlich habe ich ihr den Betrag zurückgezahlt. Von derselben Tante konnte ich auch meinen ersten Volkswagen gebraucht übernehmen. Ich hatte eine sehr enge Verbindung zu ihr, sie war sehr nett und hat mich sehr gefördert.“
DS: Sind Sie ein Bauchmensch oder ein Kopfmensch – Begabung oder Fleiß?
Vok Dams: „Das kann man selbst schlecht beurteilen. Es ist die Neugierde auf der einen Seite und der sportliche Ehrgeiz auf der anderen Seite. Ich glaube, so wird das auch von außen gesehen. Ich habe ja irgendwann als Fotograf unter dem Kürzel ‚VD-Werbefoto‘ angefangen. Das war meinen Kunden zu abstrakt. Ich lernte dann irgendwann, dass man, auch mit seinem Namen für seine Arbeit gerade stehen muss. Also arbeitete ich von da an als Vok Dams, das war Markenbildung. Wenn ich unter meinem Namen arbeite, habe ich einen Qualitäts-Anspruch an mich selbst. Das ist mein Markenversprechen. Ich bin schließlich Unternehmer geworden, weil ich so das Qualitätsversprechen besser verantworten und mehr bewegen konnte, als in einer abhängigen Funktion.“
DS: Was verbindet Sie mit der Welt von Werbe-Guru Charles Wilp, der Nonnen fotografisch in einen Afri-Cola-Rausch versetzte?
Vok Dams: „Charles Wilp war für mich ein Phänomen, mit dem ich mich sehr stark auseinander gesetzt habe. Er war in der Phase sehr erfolgreich, in der ich mich fragte, ob ich bei der Fotografie bleiben sollte oder nicht. Wilp war ja eigentlich ein zurückhaltender Künstler. Er hatte eine ganz bestimmte Masche, mit der er sich damals in der Werbebranche verkaufte. Man kennt ja die Storys, dass er beispielsweise die falschen Filme bei Werbeaufnahmen eingesetzt hatte und diesen Lapsus dann als Kunst verkaufte. Ich habe mich gefragt, ob ich als Künstler bereit wäre, so konsequent zu sein wie er. Doch dann habe ich für mich entschieden: Nein, das ist nicht mein Thema, ich bin nicht so verrückt und will es auch gar nicht sein.“
DS: Halten Sie es für möglich, dass Autos irgendwann nicht mehr im Autohaus, sondern nur noch im Internet verkauft werden?
Vok Dams: „Nein! Es wird auch in Zukunft Autohäuser geben. Die Entwicklung geht allerdings in die Richtung, dass diese keine reinen Verkaufsläden mehr sein werden, sondern eher Beratungsbereiche. Aufgabe der Autohäuser wird es sein, das Image der jeweiligen Marke zu verkaufen. Mercedes macht zum Beispiel Cafés auf, in denen man nicht nur einen Cappuccino trinken, sondern auch ein Auto kaufen kann. Der erste Schritt in diese Richtung war die Autostadt von Volkswagen in Wolfsburg. In Zukunft wird der Kunde sich sein Wunsch-Auto im Internet aussuchen, aber irgendwann will es dann auch sehen, riechen und Probe fahren. Die große Frage ist, wird die Freude am Fahren in Zukunft noch eine Rolle spielen oder werden wir gefahren. Ich glaube, bei bestimmten Zielgruppen wird der Spaß, ein Auto selbst zu fahren, auch in Zukunft erhalten bleiben, auch wenn die Autos dann schon alleine fahren könnten.“
DS: Kettenraucher Helmut Schmidt hat ja mal gesagt: „Wer Visionen hat, der sollte zum Arzt gehen.“ Sie sind ein Mann der Visionen – waren Sie schon beim Arzt?
Vok Dams (lacht): „Visionen sind für mich eigentlich der Treibstoff für neue Ideen und Innovationen. Man muss Visionen haben, um Kräfte frei zu setzen, die einen befähigen, neue Wege zu gehen, neue Dinge zu entwickeln. Insofern sind Visionen für mich erstrebenswert und nicht krankhaft.“
DS: Sie haben ja auch einmal gesagt: Alle machen Events – Mütter mit Kindergeburtstagen, Unternehmen mit Busreisen. Wo sehen Sie das Alleinstellungsmerkmal von Vok Dams?
Vok Dams: „Die Agenturgruppe VOK DAMS macht Marketing-Events. Ein Geschäftsbereich, der immer stärker in den Mittelpunkt klassischer Marketing-Aktivitäten rückt.
Als vor Jahren der Begriff Events aufkam, haben wir uns auf Verbandsebene mit Profis der Branche zusammengesetzt und deutlich gemacht, dass dieser Leistungsbereich definiert werden muss, um anerkannt zu werden. Daraus resultiert, dass wir nicht mehr von Events, sondern von Marketing-Events sprechen. Das Entscheidende ist, dass man mit dem Event ein bestimmtes Ziel verfolgt und ein definierter Anspruch damit verbunden ist.“
DS: Haben Sie jemals einen Kunden davon abgeraten, dieses oder jenes Produkt auf den Markt zu bringen?
Vok Dams: „Die Produkt-Entwicklung ist in der Regel bereits abgeschlossen, wenn wir mit dem Kunden zusammenkommen. Das heißt, wir haben in den seltensten Fällen direkten Einfluss auf das Produkt. Doch wir haben ein eigenes Institut für Live-Marketing gegründet, das sich mit Inhalten und neuen Trends beschäftigt. Wir werden wir jetzt immer häufiger von Kunden in einer Phase angefragt, in der weder das Produkt, noch die Kommunikation zum Produkt klar sind. Das Thema Social Media ist in dem Zusammenhang immer wichtiger geworden. Da gibt es zunehmend Kunden, die gemeinsam mit uns darüber nachdenken, welche Produkte sie für welche Märkte entwickeln und welche Trends sie dabei berücksichtigen müssen.“
DS: Von Konfuzius stammt der berühmte Satz: „Wenn Sie einen Beruf haben, den Sie lieben, dann müssen Sie müssen keinen einzigen Tag mehr im Leben arbeiten.“ Ist dieser Spruch so etwas wie das Evangelium für Sie?
Vok Dams: „Das ist wirklich mein Leitsatz, der in meinem Buch und der im Prinzip auch über meinem Leben steht. Ich habe das, was ich getan habe, immer gern gemacht. Kommunikation war ja eigentlich immer mein Ding. Ich wollte eigentlich immer Journalist werden. Ich habe aber damals keine Volontärstelle bekommen. Deshalb habe ich mit der Fotografie angefangen. Da ich schon immer ein Perfektionist war, habe ich dann Fotografie studiert. Mit Abschlüssen in technisch-wissenschaftlicher Fotografie und fotografischer Gestaltung. Mir ist es gelungen, all diese Dinge miteinander zu verbinden: Den journalistischen, den kreativen und den organisatorischen Ansatz.“
DS: Bei welchen Gelegenheiten nehmen Sie heute noch Ihre Kamera in die Hand?
Vok Dams: „Eigentlich gar nicht mehr. Der ganze Aufwand, Kamera, verschiedene Objektive, Stativ und der Riesen-Koffer, das hat mich früher schon immer gestört. Den hohen Anspruch, den ich an mich selber und an meine Fotos stellte, konnte ich nur mit großem Aufwand verwirklichen. Das machte mir schließlich keinen Spaß mehr und so habe ich mir gute Fotografen gesucht, die ich für meine Projekte einsetzte. Heute fotografiere ich nicht mehr, sondern dokumentiere nur noch – und zwar mit meinem Handy. Das ist so einen Art Tagebuch für mich. Es fasziniert mich, mit einem Gerät zu telefonieren, Nachrichten zu lesen, meine Mails abzurufen, zu schreiben und eben zu fotografieren. Eine neue Art der Dokumentation, die auch als Kommunikationsplattform funktioniert.“
DS: Kommunikation – Kollaboration – Kollaps – was ist dran an dieser Formel?
Vok Dams: „Die Überflutung mit Informationen und Nachrichten ist das Problem. Deshalb ist die Selektion, Steuerung und Gewichtung der Informationen so wichtig. Man merkt bei den sozialen Medien, dass die Informations-Überflutung mit Belanglosigkeiten zu leeren Reflexen führt und zum Teil auch abstumpft. Da wird auch ein Wandel kommen.“
DS: Keine Erfolg-Serie ohne Rückschläge. Wie sind Sie in Ihrer Karriere mit Niederlagen umgegangen?
Vok Dams: „Ich besitze eine gewisse Selbstironie. Ich versuche, mich selbst nicht so wichtig zu nehmen. Zum Thema Niederlagen habe ich eine ganz einfache Einstellung: Wenn man mit dem Rück an der Wand steht, kann man nur noch nach vorne. Wir hatten nicht immer Erfolg. Es gab auch Probleme, finanzielle und personelle, wie in jedem Unternehmen. Für mich war das immer ganz spannend, nicht das Problem zu sehen, sondern die Chance, die sich daraus ergab. Aus Niederlagen lernen und die Chancen entdecken. Eine Niederlage ist zum Beispiel, wenn ein guter Mitarbeiter weggeht. Aber dann kann ich auch darüber nachdenken, ob ich nicht noch einen besseren finde. Das war immer meine Maxime.“
DS: Über welche Themen können Sie mit Ihrem Sohn Colja so richtig leidenschaftlich streiten?
Vok Dams: „Colja und ich verstehen uns sehr gut. Als wir noch im operativen Geschäft zusammen gearbeitet haben, gab es eine ganz wichtige Spielregel: Ich redete ihm in seine Projekte nicht herein und er nicht in meine. Damit sind wir sehr gut gefahren. Ich habe so viele Fehler in meinem Leben gemacht, bis die mein Sohn mal gemacht hat, da hat er noch viel Zeit und viel Spielraum. Vor allem: Der Erfolg gibt ihm Recht. Unsere Unternehmensgruppe steht heute so gut da, wie nie zuvor.“
DS: Spitzen-Köche geben ihre Geheim-Rezepte niemals preis. Aber Sie verraten uns doch bestimmt ihr unternehmerisches Erfolgs-Rezept – oder?
Vok Dams: „Es ist wie beim Fußball: Strategie und Taktik. Langfristig muss ich die Entwicklung kennen und mich darauf vorbereiten. Kurzfristig muss ich mit der richtigen Mannschaft Spiele gewinnen. Wir sind in unserem Job sowas wie Fußball-Trainer. Ich muss meinen Gegner kennen und meine Mannschaft entsprechend einstellen. Wenn das Spiel dann angepfiffen ist, stehe an der Seitenlinie und kann nicht mehr eingreifen. Das geht uns bei unseren Events genauso. Ich habe mich auf Verbandsebene engagiert, um für unsere gesamte Branche Vertrauen zu schaffen. Das ist uns gelungen. Jetzt sitze ich in der Loge und genieße unsere erfolgreichen Spiele.“
DS: Welche Rolle spielt das ATELIERHAUS in Ihrem Leben. Haben Sie sich da einen Jugendtraum verwirklicht?
Vok Dams: „In der Tat – um mit Konfuzius zu sprechen, liebe ich ja meinen Beruf und muss hier also nicht arbeiten. Ideale Voraussetzungen, um Akzente zu setzen, Impulse zu geben und Kontakte zu pflegen. Und das nicht nur für unsere Agentur-Gruppe. Unser Vok Dams ATELIERHAUS versteht sich als Denkfabrik und Impulsgeber für kreative und strategische Kommunikationsarbeit. In der Praxis heißt das, wir beschäftigen uns mit Kunst und Kultur, mit Marketing und Kommunikation, mit Wirtschaft und Gesellschaft. Räume für Kommunikation, Präsentation und Dokumentation bieten die Basis für den persönlichen Austausch bei Brainstormings, Seminaren, Individual-Meetings und der Präsentationen außergewöhnlicher Künstler und Kreativer. Nachzulesen alles auf dem NotizBlog unserer Homepage oder in unserem Newsletter, mit dem der Kontakt zu dem Netzwerk unseres Atelierhauses gepflegt wird.“
DS: Welche Schlagzeile würden Sie gern über sich oder Ihr Unternehmen lesen?
Vok Dams: „Es hat zum Glück schon viele positive Schlagzeilen über uns gegeben. Über eine habe ich mich ganz besonders gefreut. Ein Nachrichtendienst betitelte einen Bericht über mein Buch „50 Jahre KommunikationDirekt, Entstehung und Entwicklung von Event- und Live-Marketing mit der Zeile: „Vok Dams schreibt Geschichte“.
DS: Vielen Dank für das interessante, offene Gespräch.
Das Interview führte Peter Pionke
VITA
Vok Dams wurde am 16. Mai 1938 in Wuppertal geboren. Seine erfolgreiche Karriere im Schnelldurchlauf: Diplomierter Foto-Ingenieur, Meisterprüfung im Fotografenhandwerk, bundesweite Ausstellungen als Foto-Künstler, Lehraufträge an verschiedenen Hochschulen, eigenes Foto-Atelier in Wuppertal, klassische Werbeagentur und Spezialisierung auf audiovisuelle Kommunikation, bevor das Thema Event-Marketing in den Mittelpunkt rückte.
1975 Gründung seines berühmten Event-Marketing-Unternehmens VokDams. Alles nachzulesen in seinem Buch „50 Jahre KommunikationDirekt, Entstehung und Entwicklung von Event- und Live-Marketing“. Nach fünf Jahrzehnten hat er das operative Geschäft an seinen Sohn Colja übergeben und konzentriert sich in seinem „ATELIERHAUS“ auf Marketingberatung, Strategieentwicklung und Kunstausstellungen.
Er versteht sich in dieser Funktion als „Impulsgeber für kreative und strategische Kommunikationsarbeit“ und sein Haus als Kommunikationsplattform, Ideenschmiede, Denkfabrik und Kunst-Galerie.
Vok Dams ist verheiratet mit Ehefrau Ursula und hat zwei Söhne: Colja und Rik.
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