Führerschein für Eltern – Teil 2

Führerschein für Eltern! Wie erziehe ich eigentlich richtig? Zu diesem Thema, das viele Mütter und Väter intensiv beschäftigt, gibt Ihnen unsere Ratgeberin - Psychotherapeutin Barbara Knoblauch - professionelle Tipps. Teil 2.

Diplom-Psychologin Barbara Knoblauch – © Dirk Sengotta

Nachdem in der letzten Ausgabe die Schwierigkeiten und die hohe Verunsicherung vieler Eltern beschrieben wurden, sollen auch Möglichkeiten zur Verbesserung und Erleichterung des Erziehungsalltags aufgezeigt werden. Es wird Zeit, auf ein paar fundamentale Erziehungsregeln zurückzugreifen und zu erläutern, dass diese auch in neueren Programmen zur Erarbeitung von Erziehungskompetenzen zu finden sind. Es gibt nichts wirklich Neues.

Die Regeln sind eigentlich verblüffend einfach, aber sehr schwierig umzusetzen, wahrscheinlich, weil sie ein Umdenken erfordern und alte, gewohnte Wege verlassen werden müssen. Das zur Vorwarnung! Aber, wenn Sie sich ernsthaft einlassen, werden Sie schon schnell zur Zufriedenheit aller Erfolge bemerken. Prinzipiell sollte der Umgang mit ihren Kindern von Ehrlichkeit und Wertschätzung geprägt bleiben.

Grenzen & Regeln

Denken Sie daran, dass Kinder Grenzen und Regeln benötigen. Kinder wollen wissen, wie weit sie gehen dürfen. Das erfordert immer eine Grenze, die verlässlich angibt, bis hierhin ist ein Verhalten in Ordnung, ab hier nicht mehr. Damit können Kinder gut umgehen, weil diese Regeln Sicherheit bieten. Natürlich wird ihr Kind diese Regeln erst einmal erlernen müssen. Es wird je nach Alter die Grenzen mit Ihnen aushandeln wollen, was auch erlaubt ist. Aber nach dem Aushandeln muss die Regel stehen. Das Kind wird die Grenze auch bewusst überschreiten. Das Kind weiß aber, so ist es richtig und so ist es falsch.

Manche Regeln müssen gesetzt werden. Sie werden nur kurz erklärt und sie lassen wenig Spielraum. Zum Beispiel sagen sie Ihrem 2-jährigen Sohn, dass er sie an der Hand fassen muss, sobald sie sich auf einem Bürgersteig oder im Straßenverkehr befinden. Dem Kind wird erklärt, dass es noch zu klein ist, um sich selbständig im Straßenverkehr zu bewegen und es deshalb den Schutz eines Erwachsenen benötigt. Danach wird die Regel umgesetzt, egal, ob das Kind mag oder nicht. Mit ihrer 13-jährigen Tochter wird eine „Zubettgehzeit“ ausgehandelt, die ohne Ihr Einverständnis nicht überschritten werden darf.

Diese Regeln sind vielfältig, je nach Familie auch unterschiedlich, geben aber dem Kind Sicherheit, auf deren Boden ein verlässliches und auch selbstbewusstes Verhalten wachsen kann. Halten Sie die Regeln ein und halten Sie den Protest ihrer Kinder aus. Ein schlaues Kind wird versuchen, sich noch ein wenig Vorteile zu verschaffen. Aber bleiben Sie verlässlich, erweitern Sie vernünftig den Spielraum. Zum Beispiel: „nächstes Jahr bist du älter, da können wir über eine Verlängerung reden, wenn du mir gezeigt hast, dass du mit der jetzigen Regelung gut umgehen kannst.“

Loben Sie

Ja, werden Sie sagen, das weiß doch jeder, das ist doch nichts Neues. Habe ich Ihnen auch nicht versprochen. Aber warum tun Sie es dann nicht, zumindest nicht öfter? Wir reden nicht von falschem, oberflächlichem Lob zum Beispiel für das 11. schnell gemalte Bild in Folge. Wir reden davon, dass Ihre Tochter jeden Tag ohne Murren und Theater die Hausaufgaben erledigt, Thema aber immer nur das nicht aufgeräumte Zimmer ist. Wir reden davon, dass die schlechte Note in der Arbeit zehn mal mehr Aufmerksamkeit erhält als eine gute Note. Denken Sie nach!

Eigentlich lohnt sich das Wohlverhalten für ihr Kind nicht. Gerade wenn Sie hoch beschäftigt sind, Ihr Kind wohlmöglich in Konkurrenz zu Geschwisterkindern steht, sich die Aufmerksamkeit erkämpfen, den Geschwistern abtrotzen muss, dann lohnt sich das negative Verhalten doch viel mehr.

Aus dieser Perspektive würde es sich mehr lohnen, bei den Hausaufgaben Theater zu machen, damit Mami sich daneben setzen muss. Und Vati muss am Wochenende Extra -Nachhilfestunden in Mathe geben. Lassen Sie sich nicht täuschen. Die Aufmerksamkeit von Mama und Papa nur für sich selbst zu haben, kann so wichtig sein, dass man Geschimpfe und Gemecker in Kauf nimmt. Das können Sie ändern. Geben Sie dem Wohlverhalten Beachtung und Lob. Entziehen Sie dem nicht erwünschten Verhalten Ihre Aufmerksamkeit. Das ist sehr schwierig. Aber, es darf sich beispielsweise nicht lohnen, die Hausaufgaben zu verweigern.

Fortsetzung folgt.

Ihre Barbara Knoblauch
Dipl.-Psych. / Psychotherapeutin

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