Barbara Knoblauch: Führerschein für Eltern (Teil 3)

Führerschein für Eltern! Wie erziehe ich eigentlich richtig? Zu diesem Thema, das viele Mütter und Väter intensiv beschäftigt, gibt Ihnen unsere Ratgeberin - Psychotherapeutin Barbara Knoblauch - professionelle Tipps. Teil 3.

Diplom-Psychologin Barbara Knoblauch – © Dirk Sengotta

Haben Sie schon Mut gefasst? Auch diesen Monat finden Sie weitergehende grundlegende Regeln zum Erziehen von Kindern.

Unter Loben kann man auch mehr verstehen als nur lobende Worte. In der Fachsprache heißt das ‚Verstärker‘. Sie können mit Ihrem Kind besprechen, was es für sein Verhalten erhält. Mit größeren Kindern kann man ein Punktesystem erarbeiten. Das Kind kann die Punkte sammeln oder sofort einlösen. Kleine Kinder benötigen Ihre Belohnung sofort. Je älter das Kind, desto länger kann es warten. Aber bitte keine Verstärker, für die man 500 Punkte sammeln muss. Das dauert viel zu lange.

Die Verstärker können, aber müssen nicht materiell sein. Sie können auch in Beschäftigungen und Tätigkeiten bestehen. Zum Beispiel mit Mama einen Kuchen backen, mit Papa zum Schwimmen gehen. Bei kleinen Kindern ist es wichtig, dass sie die Verstärker vorher sehen, wissen, dass sie diese Tüte Gummibärchen bekommen, wenn sie nicht an der Kasse schreien. Verstärker müssen für das Kind einen Wert haben, d.h. nicht alltäglich, sondern etwas Besonderes sein, auf das man sich freut. Ein Kind, das jeden Tag ein Überraschungs-Ei erhält, kann man wohl kaum noch damit belohnen.

Loben ist wichtig. Das haben wir beim letzten Mal schon besprochen. Aber setzen Sie das Lob und die Verstärker auch richtig ein. Passen Sie genau auf, welches Verhalten Sie verstärken. Ihr Kind schreit an der Kasse im Supermarkt. Sie haben für den Notfall Gummibärchen dabei. Sie geben ihm die Süßigkeit und es ist still.

Leider haben Sie bei diesem Beispiel das Schreien des Kindes belohnt. Das Kind wird lernen, wenn du schreist, gibt es Gummibärchen. Das wollen Sie nicht wirklich. Also zeigen Sie dem Kind die Gummibärchen vorher, erklären Sie ihm, dass es sie bekommt, wenn es nicht schreit. Es darf sie auch nur dann bekommen, wenn es das positive Verhalten zeigt, das besprochen wurde.

Der jugendliche Sohn einer Familie motzt und macht Theater, wenn er mit den Eltern in die Stadt geht. Er führt sich unmöglich in der Anwesenheit fremder Leute auf, was es für die Eltern immer besonders schwierig und unangenehm macht. Die Eltern kaufen ihm das Nobelshirt, das ihnen eigentlich viel zu teuer ist und verweisen darauf, dass er jetzt sieht, was er für nette Eltern hat.

Der Junge verspricht sich beim nächsten Mal anders zu verhalten und erhält das Shirt. Beim nächsten Mal geht das gleiche Spiel von vorne los. Sie wissen die Lösung schon. Sie haben aufgepasst: Die Eltern haben leider das Gemotze und die Ungezogenheit belohnt, und damit die Aussicht auf Wiederholung des nicht erwünschten Verhaltens erhöht.

Richtig wäre, ihm zu erklären, dass er das Shirt erhält, wenn er ohne zu motzen und ohne Ungezogenheiten vor anderen Leuten mit den Eltern in die Stadt geht. Das muss er unter Beweis stellen dann und nur dann erhält er das Shirt.

Sie müssen immer wieder in die Schule kommen, weil ihr 8-jähriger Sohn die Klasse aufmischt und sich als Klassenclown aufführt. Zur Strafe muss der Junge regelmäßig zur Direktorin in die nächsthöhere Klasse. Der Junge stellt aber sein Verhalten nicht ein. Leider stellt sich heraus, dass die Versetzung zur Direktorin eine Belohnung (ein Lob) für den pfiffigen Jungen darstellt. Er freut sich auf die „Strafversetzung“ und wird für sein Aufmischen belohnt.

Fortsetzung folgt.

Ihre Barbara Knoblauch

Dipl.-Psych. / Psychotherapeutin

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