30. Juli 2019Peter Pionke
Jean Pütz: ‚Verstehe Hype für E-Autos nicht‘
„Tesla-Elektroauto-Chef Elon Musk verspricht viel, kann es aber nicht einhalten. Meine persönliche Bemerkung: Dem reinen Elektroauto habe ich nie große Chancen eingeräumt.
Und ich habe auch nicht verstanden, warum sich die Automobil-Industrie zum Teil ohne Wenn und Aber auf diesen Trend eingelassen hat. Es bringt jedenfalls auf die Schnelle überhaupt keinen ökologischen Nutzen – im Gegenteil.
Das Problem ist die Batterie, die zum Teil nicht nur 40 Prozent der Kosten ausmacht, sondern auch dem Auto ein Gewicht verleiht, dass der Energieverbrauch trotz Rückführung der Bremsenergie nicht günstiger ist als ein üblicher Verbrennungsmotor, z. B. der Diesel. Insbesondere diese Batterie verhagelt auch die Ökobilanz des Elektroautos.
Trotzdem gehört der Elektromobilität die Zukunft. Die meist übersehene geniale Erfindung ist der Elektroantrieb in Form des Nabenmotors, der sowohl Zweirad-, als auch Vierrad-Antrieb ermöglicht. Und der zudem wegen seiner Flexibilität eine aufwendiges und schweres Getriebe überflüssig macht.
Schon vor sieben Jahren gelang es mir, bei der Firma Ford Köln einen Arbeitskreis zu initiieren, dem ich ein modifiziertes Hybrid – heutzutage genannt Hyperhybrid – vorgeschlagen hatte. Es besteht aus einem wirkungsgradoptimiertem Dieselmotor oder einer abgekapselten Turbine, die wegen der noch höheren Verbrennungstemperatur nach dem 2. thermodynamischen Gesetz die Verbrennungsenergie noch effizienter in elektrische Energie umsetzen kann.
Die Abgase können – wie schon heute beim Diesel-Verbrennungsmotor – feinstaub- und stickoxidfrei sein.
Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass durch die Wahl einer konstanten Umdrehungszahl die Motoren im optimalen Wirkungsgrad-Bereich permanent betrieben werden können.
Die Batteriekapazität und ihr Gewicht können wesentlich kleiner sein als beim reinen Elektroauto, es reicht weniger als die Hälfte.
Trotzdem kann die Bremsenergie regeneriert werden. Gleichzeitig liefert der Motor Abwärme, die zum Heizen oder Kühlen des Autos verwendet werden kann, was beim reinen Elektroauto die Reichweite erheblich reduziert. Der Lademotor wird immer nur dann aktiviert, wenn die Batterie bis auf 30 Prozent entladen ist.
Der Nachteil: Die Ideologie derjenigen, die den Verbrennungsmotor völlig abschaffen wollen, obwohl er im Prinzip das kleiner Übel wäre. Denn ein solches Auto kann auf einen Verbrauch von maximal 2 – 3 Liter Treibstoff reduziert werden, weil es nicht nur leicht ist, sondern auch der Design-Kreativität alle Möglichkeiten eröffnet.
Der Vorteil: Die herkömmliche europäische Automobilindustrie behält ihren weltweiten Vorsprung gegenüber den Konzepten der Asiaten.
Leider ist der Arbeitskreis damals bei Ford zu der Überzeugung gelangt, das Konzept sei zu teuer. Möglicherweise hatte man schon damals die Idee des Software-Betrugs im Auge.
Noch ein wichtiger Zusatz zu meiner damals formulierten Idee, die sich offenbar inzwischen in der Automobilindustrie herumgesprochen hat: Ohne dass ich den Anspruch auf Erstmaligkeit anmelde, denn das liegt alles so auf der Hand, dass bestimmt viele der Logik nicht abgeneigte Konstrukteure diese Idee ebenfalls weiterverfolgen.
Der ehemalige Pressechef von BMW, Richard Gaul, informierte mich darüber, dass mittlerweile eine österreichische Firma, Austrian GmbHs, Engineering for Emission Reduction, die Methode konkretisiert hat und auf der nächsten IAA ihren Lademotor auf Basis des Otto-Prinzips, also mit Benzin betrieben, vorstellen wird.
Wenn ich mich nicht irre, scheint auch der Mercedes Benz-Konzern bei seinen teuren hochklassigen Hybrid-Motoren dieses umzusetzen und damit den Energieverbrauch seiner Autos erheblich zu reduzieren.
Nebenbei erwähnt, ein solch spezieller Lademotor benötigt bei kleinen Autos nicht mehr als 30 Kilowatt, für die Mittelklasse ca. 50 Kilowatt, für die Oberklasse nicht mehr als 100 Kilowatt Leistung. Das erscheint zunächst viel, wird aber nur alternierend eingeschaltet. In abgasgefährdeten Innenstädten kann mit Hilfe des GPS-Systems verhindert werden, dass der Motor anspringt. Die „Umwelthilfe“ hätte also keinen Grund, einen Prozess anzuzetteln.
Ein weiterer Vorteil ist, dass dieses Hybrid-Auto natürlich an der Steckdose zu Hause oder an den leider viel zu wenig vorhandenen öffentlich zugängigen Elektro-Zapfsäulen geladen werden könnte.
Gestatten Sie mir noch eine Neben-Bemerkung: Man braucht doch nur durch die Städte zu fahren, woher sollen denn all die Kfz-Besitzer, die keine eigene Garage besitzen, sondern ihr Auto irgendwo am Straßenrand parken müssen, eigentlich die Elektrizität zum Laden beziehen?
Das sind ja meistens die ‚kleinen’ Leute, die sich einen eigenen Parkplatz zum Laden gar nicht leisten können. Insofern würde das reine Elektroauto zur Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich zusätzlich beitragen.
Ihr Jean Pütz
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