Milenas 50 plus: Schaut Euch nur die Alten an!

Milena Preradovic hat u.a. als Moderatorin des RTL-Mittagsmagazins "Punkt 12" TV-Geschichte geschrieben. Seit dem Frühjahr 2018 schreibt sie Geschichten - in ihrer beliebten und viel gelesenen STADTZEITUNGS-Kolumne "Milenas 50 plus".

Die engagierte TV-Journalistin Milena Preradovic – © Heli Mayr

Milena Preradovic (56) ist der Prototyp einer Powerfrau. Über Jahre war die wortgewandte und schlagfertige Gelsenkirchenerin eines der bekanntesten Fernsehgesichter Deutschlands. Unter anderem war sie das Aushängeschild der bunten, informativen Show „Punkt 12“ (RTL) und revolutionierte mit ihrer lockeren Art die bis dahin beschaulichen, angestaubten Mittagsmagazine im deutschen Fernsehen.

In ihrer Kolumne „Milenas 50 plus“ setzt sie sich humorvoll mit dem Thema Älterwerden auseinander. So manch einer wird sich in Milena Geschichten und Beobachtungen wiederfinden.

Hier ihre Januar-Kolumne:

Schaut euch nur die Alten an!

Wer hätte sich vor 20 Jahren ein Format wie „The Voice Senior“ vorstellen können? Und das auf einem Privatsender? Eine Show zur besten Sendezeit, in der sich statt leckerer Teenager fidele Oldtimer die Falten aus dem Hals singen?

Und das zur Begeisterung auch des jungen Publikums?

Keine Chance – damals tanzten die TV-Macher um das goldene Kälbchen Jugend. 14 bis höchstens 49 Jahre sollten die Konsumenten zählen …der Rest war Beifang und ältere Semester durften höchstens bei Stefan Raab überm Maschendrahtzaun hängen.

Seitdem hat sich viel getan. Die Kunde vom demografischen Wandel hat auch die Ohren der Fernseh-Mogule erreicht – die Alten sind inzwischen zu zahlreich zum ignoranten Ignorieren. Aber nicht nur das. Seniors leben dank bester medizinischer Versorgung nicht nur länger, sondern auch besser. Der Spaß kennt keine Altersschranke mehr. Heute haben Best Ager auch mit 80 noch Träume. Und genau das hat „The Voice Senior“ bewiesen.

Was steckt nicht alles im Heer der ehemals Unsichtbaren. Fantastische Stimmen, unendliche Hingabe und herzergreifenden Geschichten aus gelebten Leben. Die Casting-Show hat eine neue Gefühlsebene erreicht, dank runzeliger Powerpakete mit mehr Saft in den Beinen und Schmelz in der Stimme als die gesamte Generation Praktikum. Und diese wunderbare Gelassenheit, wenn es nix mehr zu verlieren, sondern nur noch zu gewinnen gibt.

Ich glaube, „The Voice Senior“ hat mehr für die Alten getan, als alle Seniorenkreisel westlich des Sauerlands. Genau wie „Shopping Queen“. Auch da triumphiert nicht selten die Nachkriegsgeneration über perfekte junge Körper, schlägt Erfahrung jugendlichen Überschwang.

Und sorry Teenies – gute Alte sind nun mal spannender als die besten Jungen. Einfach weil sie so viel mehr zu erzählen haben. Und sich nicht mehr scheren um Cellulite und hängende Brüste. Ist halt so, nicht zu ändern – am besten gleich selber ’nen Witz drüber reißen. Humor ist das Dekolleté der Reife.

Das funktioniert auch im Kino. Ob die „Expendables“ mit Sylvestern Stallone, Arnie Schwarzenegger und anderen 80er-Größen oder „R.E.D – älter, härter, besser“ mit Bruce Willis, Helen Mirren und Morgan Freeman – die ironische Alters-Action geht ab wie Papst Franziskus bei der Kardinalsschelte.

Und selbst im Medium der Kiddies hauen die Alten auf die Kacke. Auf Instagram tummeln sich witzige Senioren wie baddiewinkle vor Millionen Followern. Und die Marmeladenoma liest Tausenden auf Youtube Märchen vor. Karriere mit 80 plus – ein Hoffnungsschimmer für die eigene Zukunft. Denn das hab ich inzwischen gelernt. Zukunft haben wir alle, solange noch Leben in uns tobt. Wir müssen nur noch zugreifen!

Ihre Milena Preradovic

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