22. April 2020

Salvatore will Eis machen, solange der liebe Gott ihn lässt

Der kleine Italiener aus Sizilien will heute nicht mehr aus Wuppertal weg. Der Eismann ist der Star auf den Südhöhen - nicht nur für Kinder.

Eismann Salva – bei Groß und Klein beliebt – © Siegfried Jähne

Eis ist nicht gleich Eis. Davon sind viele Südstädter seit Jahren überzeugt. Genauer gesagt, seit 1980. Seitdem nämlich erscheint „Salva“, wie ihn seine Fans nennen, mit nur ganz wenigen Unterbrechungen täglich. Wenn seine Erkennungsmelodie „Lili Marleen“ von seinem roten Eiswagen erklingt, begibt sich Jung und Alt in die Startlöcher. Salvatore Morreales Saison beginnt Ende Februar und endet am letzten Oktober-Wochenende.

Wenn nicht Großaufträge wie Firmenfeste oder Hochzeitsfeiern den Plan ändern, ist er immer von 14 bis 22 Uhr mit festen Standorten unterwegs. Mehr noch, seine roten Wagen mit dem Aufdruck „Meran-Eis“, gibt es inzwischen in Wuppertal und Remscheid in sechs Varianten. Salvatore Morreales (66) gehört zu den wenigen Eismännern, die das Eis noch selber produzieren. Inzwischen beliefert er auch zahlreiche Eissalons, die ihr Eis nicht mehr selber herstellen. Eis ist nicht gleich Eis. Das besondere an Salvatores kaltem Produkt ist sicher die Eigenproduktion. Seine Zutaten bezieht er überwiegend aus Italien und sind naturbelassen. Aber da ist noch mehr!

Die Kreationen, aber vor allem die Art, wie Salvatore Morreale seine leckere Ware an den Mann bringt, hat etwas Einmaliges. Wenn die Kreation fertig ist, folgt die Übergabe mit geradezu überschwänglichen Worten. „Für den besten Papi der Welt“ oder „für die sympathischste, netteste und liebste Mutti, mit Liebe gemacht“ sind Garnierungen die als Schmeicheln jeder erkennt, aber dennoch immer wieder gerne gehört werden. Es mögen so allein um die 500 Kinder-Namen sein, die Salvatore im Kopf hat, alle fühlen sich nicht umsonst ganz persönlich angesprochen.

So kommt es, dass Salvatore sein Eis inzwischen zum Teil schon an die dritte Generation ausliefert. Als das Carl-Fuhlrott-Gymnasium (CFG) kürzlich Abiturfeier mit Idolen der Kindheit feierten, gesellte sich neben den Pippi Langstrumpfs mit Salvatore Morreale „der Lieblings-Eismann“ vieler Kinder als externes Idol hinzu. „Die habe ich zum Teil mit meinem Eis großgezogen“, schmunzelt der kleine Italiener, wie er sich gelegentlich selbst nennt. Schon manchem Kind hatte er eine Eiskugel geschenkt, wenn es traurig am Wagen stand und kein Geld besaß. Oder wenn es Geburtstag hatte, dann war immer „Frei-Eis-Tag“. Für manchen ist Salva auch so etwas wie ein Kummerkasten. Die Leute vertrauen ihm Persönliches an, weil sie wissen, dass auch privateste Dinge den Eiswagen nicht verlassen.

„Man glaubt es ja oft nicht, was die Menschen so bewegt. Aber hinter jeder Tür wohnt ein Schicksal. So ist denn Silva für viele in der Tat mehr als ein „Eismann“, er ist eine soziale Institution. Geboren wurde der keine Italiener 1949 in Sizilien. Nicht etwa Armut oder Perspektivlosigkeit in seiner Heimat führte den gelernten Landvermesser in den 70er nach Deutschland, sondern nach eigenen Angaben die reine Abenteuerlust. Eigentlich wollten er und sein inzwischen verstorbener Bruder Patricio nur drei Monate bleiben. In Wuppertal fand der Vater einer inzwischen erwachsenen und erfolgreichen Tochter indes Arbeit, erst in einer Fabrik, dann in dem früheren Cronenberger Eissalon Remo Picaro an der Rathausstraße. Hier lernte er die Eisproduktion von der Pike auf, ehe er seine Fähigkeiten im Selbststudium weiterentwickelte und sich zu Selbständigkeit entschloss.

Heute sagt Salva: „Nur wer gibt, bekommt auch etwas zurück“. Die Cronenberger, so seine eigenen Wahrnehmung „lieben mich“. Und so denkt er nach jetzt 46 „glücklichen Jahren“ keineswegs an Rückkehr nach Italien. „Dort wäre ich jetzt eher ein Fremder, in Cronenberg bin ich zu Hause.“ Und so will er weitermachen, solange er den Spaß daran habe und voller Demut fügt er hinzu „solange der liebe Gott mich läßt.“

Text & Foto: Siegfried Jähne

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