24. April 2020Peter Pionke
Jean Pütz bangt um ‚Königin der Kinos‘ & die Kultur
Stars wie Curt Jürgens, Heinz Rühmann, Zarah Leander, Romy Schneider, Pierre Brice, Lex Barker, Gary Cooper, Buster Keaton, Bud Spencer, Terrence Hill, Til Schweiger, Bruno Ganz und viele mehr schritten bei rauschenden Filmpremieren in dem 1928 erbauten Kino über den roten Teppich.
Legenden wie Louis Armstrong oder Juliette Gréco gaben auf der Bühne des mit 1.250 Sitzplätzen größten deutschen Kinos umjubelte Konzerte.
Eine glorreiche Vergangenheit, die in Coronazeiten kaum noch etwas wert ist. Betreiberin Marianne Menze steht jetzt mit ihren Sorgen allein da. Ihr kongenialer Partner Hanns-Peter Hüster ist am 10. März verstorben. „Gottseidank hat er die Schließung unseres Hauses und damit möglicherweise das Anfang vom Ende seiner Lebenswerks nicht mehr bewusst miterlebt“, schreibt Marianne Menze in einem Newsletter an die Kinofreunde. Ein Newsletter als Bittbrief!
Einer prominenter Film-Fan hat den Hilferuf aus Essen schon erhört – der bekannte Wissenschaftsjournalist Jean Pütz, jahrzehntelang erfolgreicher TV-Moderator der beliebten WDR-Sendung „Hobbythek“.
Jean Pütz, der in Velbert wohnt: „Meine persönliche Bemerkung: Das Essener Kino ‚Lichtburg‘ ist eins der schönsten Europas. Es müsste zum Weltkulturerbe ernannt werden. Gerade die private Initiativen dieser Kinofreunde haben es in Krisenzeiten der Vergangenheit überleben lassen. Auch ich habe dort viele Premieren bedeutender Filme, die nicht unbedingt im Mainstream angesiedelt sind, mitgemacht. Wenn diese Initiative jetzt durch das Corona-Virus vor dem Abgrund steht, wäre das ein schwarzes Loch im deutschen Kulturgeschehen. Diesen hoffentlich nicht letzten Newsletter veröffentliche ich in der Hoffnung, dass er dazu beiträgt, der Initiative ein Überleben zu sichern. Es ist kein Bittbrief, sondern ein Dokument, das ich unter dem Button „Gedanken zur Zeit“ auf meiner Homepage www.jean-puetz.net veröffentlicht habe! Und natürlich habe ich auch gespendet.“ http://www.jean-puetz.net
Glorreiche Zeiten zählen in der Coronakrise nicht
Marianne Menze bringt die momentanen Probleme in ihrem Newsletter auf den Punkt: „Kurzarbeitergeld, einmalige Zuschüsse von Bund und Land sind zwar kurzfristig hilfreich, aber diesen Einnahmen-Totalausfall können wir mangels entsprechender Reserven trotzdem nur kurze Zeit durchhalten… dass die Filmkunsttheater zum kulturellen Rückgrat einer Stadt gehören, ist inzwischen allgemeiner Konsens und dass Kultur in einer Zeit nach Corona lebenswichtiger denn je für eine funktionierende, demokratische Gesellschaft sein wird, dürften die meisten Menschen begriffen haben. Aus all diesen Gründen scheue ich mich nicht, Sie um Ihre Hilfe zu bitten, genauer gesagt um Ihr Geld! Dies ist die einzige Form der Unterstützung, die in diesem Fall hilft.“ http://www.lichtburg-essen.de
Ähnlich wie Marianne Menze und ihrer Lichtburg ergeht es sicher auch den Betreibern von Cinema und Rex-Filmtheater in Wuppertal. Und auch am CinemaxX, immerhin Teil eine großen Kino-Kette, geht die Coronakrise nicht spurlos vorüber.
Ganz zu schweigen von der Komödie am Karlsplatz, die vom emsigen und kreativen Kristof Stößel betrieben wird. Er bangt Tag und Nacht um sein Theater und versteht die Zukunftsängste seiner Ensemble-Mitglieder nur zu gut. Allen bleibt nur das Prinzip Hoffnung – die Hoffnung, dass schnellstmöglich ein Impfstoff gefunden wird. http://www.kstheater.de
Lockerungen bei den Kontaktbeschränkungen bei den Kinos und Theatern sind so schnell nicht zu erwarten. In Zeiten der Coronakrise haben Kunst und Kultur keine besonders starke Lobby… (pp)
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