11. Juni 2020

Christian von Grumbkow: Krisenzeiten sind für Künstler wichtig

Christian von Grumbkow ist ein erfolgreicher Maler, der auch etwas zu sagen hat und immer klar Stellung bezieht. Er hat sich Gedanken über die Folgen der Coronakrise für die Kunst- und Kultur-Szene gemacht. Hier sein Gastbeitrag.

Der Maler Christian von Grumbkow – © Paul Coon

Kunst ist ständige, lebendige und sichtbare (hörbare) Veränderung. Kunst ist Transformation und so etwas wie der notwendige Stoffwechsel im Alltag des städtischen Lebens! Um so schlimmer, dass nach dem totalen Shut Down, das offizielle kulturelle Leben zum völligen Erliegen kam.“

Aus dem Mangel entstand aber auch viel Kreatives, Neues und Ungewöhnliches. 

Die Social Media wurden zum Tummelplatz für ungewöhnliche, teilweise unglaublich kreative Aktivitäten. 

Und auch in unserer Stadt, dank der Macher um das ))freie netz werk)) Kultur und die ihm angeschlossenen Initiativen um „die börse“, Utopiastadt etc. gab es täglich inhaltsvollen Kultur-Input via www.STEW.ONE, inkl. Spendenplattform für frei schaffende Künstler.

Gegen die drohenden Lock Down-Depressionen und Aggressionen haben auch die Bildenden Künstler ein wirklich überzeugendes Konzept auf die Beine gestellt: Ab dem 05. Juni geht die Kunst-Aktion „OUT AND ABOUT“ in die dritte Runde und wird damit richtig groß: Auf mehr als 150 Plakatwänden werden fast 100 Künstler*innen Werke präsentieren.

Eine künstlerische Demonstration, mit der Message: Wir (die Künstler*innen ) sind da! Die Kunst ist da! Die Kunst ist systemrelevant! Und last but not least: Wir helfen uns selber, weil die Politik dies nicht adäquat leistet, mit all dem ganzen Rumgeeier um die Soforthilfen und Gedöns… (so Frank N., der Initiator dieser wunderbaren Aktion). Auch hier geht ein Teil des finanziellen Aufkommens in die Spendenbox!

Galerist Vok Dams (l.) mit dem Künstler Christian von Grumbkow – © Vok Dams iNotes

Auch das Von der Heydt-Museum hat endlich (wenn auch mit Einschränkungen der bekannten Art) wieder seine Türen geöffnet. Die Ausstellung MEHR:WERT kommt da gerade richtig. Stellt sie doch einige ausgewählte Wuppertaler Künstler, wie z.B. Holger Bär, Andreas Komotzki, Jürgen Grölle, Björn Überholz, Peter Klassen, Tatjana Valsang in einen hoch interessanten Zusammenhang mit Weltstars der Kunstszene: Andy Warhol, Tony Cragg, Lucio Fontana, Franz Erhard Walther, Robert Motherwell, Nam June Paik, Joseph Beuys, Neo Rauch, Gerhard Richter u.v.a..

Es handelt sich um einen Dialog der Sammlungen von Stadtsparkasse und dem Von der Heydt-Museum, sensibel kuratiert von Dr. Gerhard Finckh. Der ja im Gegensatz zu Frau Dr. Fehlemann all die Jahre bewusst einen Trennungsstrich zur lokalen Szene gezogen hatte. Um so überraschender die jetzige Auswahl und überzeugend präsentierte, lohnenswerte Schau.

Im Aufgang zur ersten Etage empfängt – gleich neben Tony Craggs Werk – ein 5 x 2,5 m großes, rotes Diptychon (Titel „Red Rain“, 2008, Öl/Leinwand) von mir den Besucher.

Wenn man mich fragt, was für ein Gefühl es für mich ist, in der hochwertigen Ausstellung vertreten zu sein, kann ich nur folgendes sagen: 

Zunächst war ich sehr sehr überrascht und natürlich glücklich, als ich von der Tatsache erfuhr, dass dieses große Bild Teil der MEHR:WERT-Ausstellung werden würde. Diese Arbeit hängt seit 2008 in der Stadtsparkasse am Loh und bestimmt den Kassenraum dort unübersehbar.

Kurz Portrait Christian v. Grumbkow in seinem Studio Raume
Photographer:- Rupert Warren
Date Shot:- 30.05.20
File base name:- Grumbkow_235

Wir können der Stadtsparkasse nur dankbar sein, dass sie den lokalen Künstlern so viel Raum gibt und die Stadtgesellschaft mit viel Kunst konfrontiert. Dass Dr. Gerhard Finckh nun diese Arbeit, die nur mit großem Aufwand transportiert werden kann, für die wunderbare und überzeugende Schau ausgewählt hat, das ist für mich schon ein Highlight. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. 

Als ich am Mittwoch für ein Interview ins Von der Heydt-Museum kam und die Treppe zum 1. Stock Hochgen wollte, stand ich wie paralysiert vor dem fünf Meter hohen „Rot“, was den Besucher da – gleich neben Tony Craggs Collage aus blau-türkisen Plastikschrott-Teilen – empfängt. Das ist nach all den Jahren eine Wucht.

Auf so vielfältige Weise mit meinen Werken hier und da vertreten zu sein, verursacht ein Hochgefühl und auch Befriedigung. Gerade nach dieser runter gefahrenen Situation scheint da jetzt etwas mit Macht vorwärts zu drängen: Ein neuer, völlig anderer, kreativer Zeitgeist, der ein starkes Bewusstsein für ein solidarisches Miteinander schafft. Der auch nach einem anderen Denken und Handeln verlangt.“

Ihr Christian von Grumbkow

 

Christian von Grumbkow – © privat

Fragen an den Künstler und Querdenker Christian von Grumbkow

 

DS: Es ist ein Ritterschlag, mit einem Werk in der renommierten Ausstellung MEHR:WERT vertreten zu sein. Ist das der einzige von Grumbkow, den es in den Kunstsammlungen von Sparkasse und Von der Heydt-Museum gibt?

CVG : „Ich bin in der Sammlung der Stadtsparkasse gut vertreten. Insgesamt sind es 12 Arbeiten, die in den verschiedenen Filialen oder Büros und  auch in der Glashalle hängen. Eine große Ausstellung zusammen mit Sebastian Spit und Helge Hommes und mir wurde im Jahr 2000 ausgerichtet. In der Museumssammlung befinden sich zwei kleinere Arbeiten auf Holz. Eine Einzelausstellung (1983) in der Barmer Kunsthalle, sowie viele Teilnahmen an der Jahresschau findet man in meiner Ausstellungsliste.“

DS: Inwieweit hat die Corona-Pandemie Ihr Leben verändert?

CvG: „Nicht der Einzelne, sondern die Gruppe rückt zunehmend in den Fokus. Und da mitten drin sein zu dürfen, ist Klasse. Corona hat mein Leben insgesamt eher bereichert. Mit mehr Muße und weniger Stress konnte ich mich in meinem Garten oder im Atelier austoben, viel nachdenken und die anstehenden Ausstellungen in aller Ruhe vorbereiten. Dazu kam die außerordentlich aktive und erfolgreiche Zusammenarbeit mit SINGULART (Paris). Die haben online ein vielsprachiges Portal geöffnet und so kann ich nur staunend erleben, wie „Klicks“ im sechsstelligen Bereich im Laufe eines Jahres auf meiner Seite zu vermerken sind. Die Folge: Allein in diesem Jahr Verkäufe – auch großer Werke – nach Hongkong, China, USA, England, usw. https://www.singulart.com/de/k%C3%BCnstler/christian-v-grumbkow-971. Einige meiner geschätzten Künstlerkollegen habe ich inzwischen auch dorthin empfohlen – u.a. Eckehard Lowisch, Andreas Wiese, Oliver Sachse, Michael Utz.“

DS: Welchen Einfluß hatte die Coronakrise auf Ihr künstlerisches Schaffen?

CvG: „Künstlerisch habe ich in der letzten Zeit neben meiner Farbfeldmalerei immer stärker auch mit Fotografen zusammen gearbeitet. Und daher kommen natürlich auch Impulse, die ich äußerst reizvoll und herausfordernd empfinde: Ich interveniere malerisch in ein fertiges, mir von den Kollegen zur Verfügung gestelltes Werk. Und was kommt dabei heraus? Nun, das ist plötzlich so etwas wie ein Statement zu aktuellen Fragen. Wer sich dafür interessiert, kann gerne einmal auf Facebook oder Instagram schauen. Auch auf meiner neuen Webseite gibt es erste Beispiele: https://www.grumbkow-colors.de/arbeiten/kooperationen.“

DS: Die meisten Menschen können für sich nichts Positives aus der Coronakrise ziehen. Wie sehen Sie das als bildender Künstler?

CvG: „Ich glaube fest daran, dass gerade Krisenzeiten für Künstler eminent wichtig sind. Weil dann die Besinnung auf das Wesentliche stattfinden kann. Wenn es stimmt, dass Kunst immer etwas mit der Wahrhaftigkeit zu tun hat, dann ist eine Pandemie, ein Shut Down doch die beste Gelegenheit, künstlerisch Stellung zu beziehen. Und das geht heutzutage eben sehr gut mit den Möglichkeiten der virtuellen Online-Präsentation – oder dem analogen Schritt nach Draußen, sichtbar und omni present, wie das OUT and ABOUT-Projekt oder die virulenten Aktivitäten von STEW ONE belegen“

Urlaubsgrüsse von Christian von Grumbkow und Daria aus Norderney – © privat

DS: Viele Künstler fühlen sich im Stich gelassen und in Sachen Soforthilfe übergangen. Wie beurteilen Sie die Situation?

CvG: „Schuldzuweisungen und Depression, die ich auch recht gut kennen gelernt habe, helfen aber überhaupt nicht weiter! Statt im Elfenbeinturm resignativ vor sich hin zu werkeln, müssen wir alles das nutzen, was momentan geht! Dazu gehört Vernetzung, solidarische Haltung und Interesse an den Anderen, den Kollegen und Mitstreitern. Eine stetige, authentische, sich weiter entwickelnde Arbeit an künstlerischen Fragestellungen bringt uns alle weiter, weil Kunst, wahre Kunst, neue Sichtweisen, andere Betrachtungswinkel, neue Verbindungen und Kontakte verursachen kann und soll. Wie gesagt: Der Stoffwechsel der Stadtgesellschaft muss dringend wieder auf Vordermann gebracht werden.“

DS: Vielen Dank für das offene, ehrliche Gespräch

Das Interview führte Peter Pionke

 

 

 

 

 

Christian von Grumbkow hat das Foto von Markus Bollen übermalt – heraus kam das Werk „Der Wald und der Sturm“ – © Markus Bollen / CvG

 

Ausstellungsbeteiligungen von Christian von Grumbkow in 2020 

MEHR:WERT – Von der Heydt-Museum – Gruppenausstellung noch bis 02.08.

Verwandtschaften – Oliver Sachse & Christian von Grumbkow in der Reihe „Kunst im Schloß“ – Schloß Lüntenbeck: Eröffnung 21.06. (bis 21.09.)

Out and About – 150 x Kunst auf Plakatgroßwänden in Wuppertal

#impulse2020 – Art-Eck – Solingen – Gruppenausstellung noch bis 28.06. (www.art-eck.de)

Der Wald und der Sturm 2 – Thomas-Morus-Akademie – Bergisch Gladbach – Gruppenausstellung – Eröffnung: 15.06. – 18 Uhr

Neue und ältere Arbeiten – Galerie Aviva – Essen-Werden

Im Herbst: 

Der Wald und der Sturm 3 – Wuppertal-Institut – Gruppenausstellung, Eröffnung 08.10.

Einzelausstellung in der Galerie Art-Eck – Solingen – Eröffnung: 17.10.

C.A.R. Kunstmesse – Essen mit Galerie Art-Eck – 30.10. – 01.11.

Vici Versa – Galerie Martina Janzen – Düsseldorf – zusammen mit Michael Utz

www.grumbkow-colors.de

www.kunst-kurse-coaching.de

http://www.fnwk.de/

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