18. Juni 2020

Vok Dams: GASKESSEL WUPPERTAL – bescheiden schön?

Im Heckinghauser Gaskessel ist derzeit die spektakuläre Präsentation des Multimedia-Künstlers Gregor Eisenmann zum 200. Geburtstag des Wuppertalers Friedrich Engels als 360 Grad-Panorama-Projektion zu bestaunen. Eine Attraktion, die den GASKESSEL WUPPERTAL und den Standort WUPPERTAL noch einmal zusätzlich aufwertet. So sieht es auch Marketing-Experte und Wuppertal Botschafter Vok Dams. Und dennoch hat Wuppertal aus seiner Sicht wieder einmal eine große Chance vertan.

Plakat der Show „HUMANS“ auf dem Gaskessel – © Visiodrom

Warum das seiner Meinung nach so ist, erklärt Vok Dams im Interview mit der STADTZEITUNG

DS: In Ihrem ATELIERHAUS-Blog und auf Facebook berichten sie über die hochgelobte Engels-Projektion von Gregor Eisenmann in dem Gaskessel Wuppertal. Sie bezeichnen sie als „Bescheiden schön“, weisen aber auch darauf hin, dass das eine Touristen-Attraktion werden könnte. Wie ist das zu verstehen?

Vok Dams: „Der Gaskessel Wuppertal ist ein beeindruckendes Projekt. Das so etwas in Wuppertal realisiert werden konnte ist beeindruckend. Auch wenn wir hier in anderen Dimensionen denken, ziehen wir mit Oberhausen gleich. Entscheidend ist, wie diese Attraktion kommuniziert wird und in welche inhaltliche und künstlerische Qualität die Programme haben, die auf der größten 360° Leinwand Europas präsentiert werden.“

DS: Wie gefallen Ihnen persönlich die Präsentationen, die derzeit gezeigt werden?

Vok Dams: „Die Eröffnungs-Show „WUNDERMASCHINE“ demonstriert eindrucksvoll die technischen Möglichkeiten mit 26 Hochleistungs-Laserbeamern auf 6.000 qm Fläche in 47 Metern Höhe. Die versprochene „zauberhafte Welt der Phantasie“ geht dabei aus meiner Sicht ein wenig verloren.“ Eine Aufwertung erfährt das Programm eindeutig durch die Engels-Projektion von Georg Eisenmann als 360°Panorama. Auch hier fragt man sich, was die Fassade des Wuppertaler Opernhauses in der Kuppel des Gaskessels zu suchen hat, bekommt aber auf jeden Fall thematisch einen Bezug zu Friedrich Engels und Wuppertal.“

Das Plakat der Show „Humans“, die ab dem 01. Juli im „Visodrom“ zeigt wird – © Visiodrom

DS: Engels im Gaskessel, was sagst uns das?

Vok Dams: „Eingeweihte Wuppertaler werden die Präsentation als Baustein des Programms ENGELS 2020 erkennen. Das ursprüngliche (vor Corona-) Programm mit seinen über 100 Veranstaltungen liegt zudem aus. Die Bedeutung und Qualität dieser Multimedia-Präsentation im Gaskessel wird nicht entsprechend kommuniziert. Eine spektakuläre (schöne) Show, deren Bedeutung für den Gaskessel, das Engels-Jahr und die Stadt WUPPERTAL nicht ausreichend genutzt wird. Hier sind alle Akteure viel zu bescheiden.“

DS: Zu bescheiden? Was fehlt Ihnen denn in diesem Zusammenhang?

Vok Dams: „Ich möchte das an einem Beispiel deutlich machen. Die Wuppertaler Stadtwerke, die das Projekt wesentlich unterstützt haben, zeigen sich zum Ende des Multimedia-Spektakels mit der Aussage „wir wuppen das“ und dem Logo WSW. Kein Mensch weiß, was „wir wuppen“ bedeutet und kein auswärtiger Besucher kann sich unter WSW etwas vorstellen. Provinzieller geht es kaum. Wäre es so schwer gewesen, die Show mit dem Text zu beginnen:GASKESSEL WUPPERTAL! Wuppertal begrüßt Sie zum Engels-Jahr 2020?“

DS: Sie plädieren immer wieder dafür, WUPPERTAL als Marke zu kommunizieren, um unter dieser Marke die Attraktionen der Stadt zu bündeln. Warum werden Sie nicht erhört?

Vok Dams: „Wuppertal verkauft sich unter Wert. Das wissen wir jetzt seit Jahrzehnten. Der GASKESSEL WUPPERTAL könnte eine zusätzliche Touristen-Attraktion werden. Und nicht nur das. Ein weiteres Wahrzeichen, neben der Schwebebahn,
dem Skulpturen-Park, dem Pina Bausch – Zentrum, dem Engelquartier, der Nordbahntrasse, dem grünen Zoo, dem Von der Heydt-Museum, und, und, und…! Mir ist völlig unverständlich, warum es nicht gelingt, Wuppertal als Marke zu positionieren
und die Stärken unserer Stadt und dieser Marke zusammen zu fassen.“

DS: Aktuell wird derzeit darüber diskutiert, den Begriff „Engelsquartier“ als „kulturelle Dachmarke“ offiziell einzuführen.  Was halten Sie denn davon?

Vok Dams: „Hier wird wieder deutlich, dass der Begriff „Dachmarke“ völlig missverstanden wird. Die Denke, die hier zum Ausdruck kommt haben wir früher als „Bergisch Pepita“ verspottet. Offensichtlich hat sich hier noch nicht viel verändert. Wollen wir demnächst den gesamten Wuppertaler Kulturbereich Friedrich Engels unterordnen? Natürlich können wir den Bereich um das Engels-Haus als „Engelsquartier“ bezeichnen. Genauso, wie wir mal von einem Kultur-Leitsystem und einer Kultur-Achse entlang der Schwebebahn gesprochen haben. Aber eine Dachmarke ist etwas völlig anderes. Die Stadt-Marke WUPPERTAL ist eine Dachmarke. Alle Kulturbereiche haben sich dieser Marke unterzuordnen.“

DS: Vor dem Corona-Schock gab es im Februar 2020 eine Veranstaltung des Marketing-Club Bergisch Land zum Thema Stadt-Marke und wie man die Aktivitäten zum Engel-Jahr 2020 stärker mit dieser Stadt-Marke WUPPERTAL verbinden könnte. Was ist aus den Vorschlägen geworden?

Vok Dams: „Ja, der Marketing-Club Bergisch Land konnte in einer außergewöhnlichen Veranstaltung mit Professor Dr. Tobias Langner von der Bergischen Universität WUPPERTAL an einigen Beispielen aufzeigen, wie man mit einigem guten Willen
und ohne zusätzliche Investitionen eine Stadt-Marke aufbauen und kommunizieren kann. Vielleicht ärgert es mich gerade deshalb, dass hier mit dem Multimedia-Spektakel im Gaskessel Wuppertal wieder eine großartige Chance vertan wird, die Stadt Wuppertal als Marke in den Mittelpunkt zu stellen.“

Vok Dams liegt das Wohl Wuppertals am Herzen – © Dirk Sengotta

DS: In Wuppertal laufen sich einige Kandidatenfür die Oberbürgermeister-Wahl warm. Welchem Kandidaten würden sie am ehesten zutrauen, Wuppertal national und international stärker zu machen und imagemäßig aufzuwerten? 

Vok Dams: „Oberbürgermeister sind aus meiner Sicht die Marken-Botschafter einer Stadt. Wer von den Kandidaten die Chance nutzen am besten nutzen wird, sich und damit die Stadt-Marke Wuppertal am glaubwürdigsten aufzubauen, wird sich herausstellen. Wir sollten nicht vergessen: Auch Johannes Rau war hier einmal Oberbürgermeister.“

DS: Vielen Dank für das interessante, spannende Gespräch  

 http://vokdamsatelierhaus.de/wuppertal-undmarketing-club-bergisch-landwir-bewegen/

 (pp)

 

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