7. August 2020Peter Pionke
Schauspieler Uwe Fellensiek: Die Stimme von ‚Kowalski‘
Er war das Gesicht der erfolgreichen Krimi-Serie „SK Kölsch“, spielte tragende Rollen in nahezu allen beliebten TV-Serien wie „Tatort“, „Polizeiruf 110“, „Notruf Hafenkante“, „Im Namen des Gesetzes“ oder „In aller Freundschaft“. Unvergessen seine Rolle als abgedrehter Zuhälter Helmut in der Kult-Komödie „Manta Manta“ mit einem blutjungen Til Schweiger.
Uwe Fellensiek ist Gründer der Wuppertaler Wave-Band „Kowalski“, die mit ihrem eigenwilligen Sound in den 80er Jahren aufhorchen ließ.
Seine Ehe mit Corinna, Mutter seines Sohnes Jonny (22), hielt nur zehn Monate. Heute ist er mit Marion liiert, die rein gar nichts mit der Showbranche am Hut hat. Sie ist jetzt – wie Uwe Fellensiek es ausdrückt – nach vielen „Alarmbräuten“ – sein großer Ruhepol.
Der Künstler wechselt zwischen den Wohnsitzen in Bochum und dem Chateau de Graaf, einem Wasserschloss in Belgien, das einmal dem Adeligen und Beethoven-Freund Graf Belderbusch gehörte, hin und her.
Er denkt nicht im Traum daran, sich zur Ruhe zu setzen, sondern hat seine Band „Kowalski“ wiederbelebt und möchte als Musiker noch einmal Vollgas geben – mit dem Wuppertaler Ausnahme-Drummer Dirk Sengotta am Schlagzeug.
Die STADTZEITUNG hat sich mit ihm unterhalten.
DS: 1980 haben Sie die Band „Kowalski“ gegründet. Wie kam es eigentlich zu dem Band-Namen?
Uwe Fellensiek: „Nachdem ich mein Studium geschmissen hatte, habe ich viel unter Tage malocht, weil ich mein Bergmannsbuch hatte und man dort gutes Geld verdienen konnte. Ich habe mit Türken und vielen Polen zusammen gearbeitet, Grabowskis und Kowalskis, das waren ja die ersten Fremdarbeiter. Außerdem haben mich Filme wie ‚Fluchtpunkt San Francisco‘ und ‚Endstation Sehnsucht‘ mit Marlon Brando inspiriert. Ich fühlte mich dem grobschlächtigen, aber aufrichtigen Typen, Stanley Kowalski, den Marlon Brando verkörperte, irgendwie verbunden. Wir wollten unserer Band unbedingt einen Eigennamen geben. Da lag der Name nahe.“
DS: Sie und Ihre Band treten bis auf den neuen Schlagzeuger Dirk Sengotta wieder in Originalbesetzung auf, also mit dem Gitarristen Rüdiger Elze. Wie kommt es dazu?
Uwe Fellensiek: „Rüdiger Elze, unser Gitarrist und prägender Soundconstructer, war über mehrere Jahre schwer erkrankt. Es stand nicht gut um ihn und man mußte sich ernsthafte Sorgen machen. Der erste Live-Gig zur Veröffentlichung des neuen Albums „Die Kowalski Protokolle“ im Mai 2018 mußte daher mehrmals verschoben werden und die Band stand vor dem Aus. Nach dem Versuch, Rüdiger vorübergehend durch zwei Musiker zu ersetzen, haben wir uns dann im Frühjahr 2019 definitiv dazu entschlossen, entweder mit einem genesenen Rüdiger weiterzumachen, oder die Band auftzulösen. Inzwischen ist Rüdger aber überraschend auf einem guten Weg der Genesung und wir sind davon überzeugt, die einzig richtige Entscheidung getroffen zu haben.“
DS: Eine tolle Nachricht für Ihre Wuppertaler Fans ist, dass Sie am 16. August ein „Warm up“-Konzert in der „börse“ spielen. Präsentieren Sie „nur“ die alten Klassiker oder werden auch neue Songs auf der Setlist stehen?
Uwe Fellensiek: „Wir spielen sowohl Songs vom ersten Album „Schlagende Wetter“, wie auch vom letzten Album „Die Kowalski Protokolle“, sowie bislang unveröffentlichte Songs.“
DS: Sie hatten ja eine lange Schaffenspause nach Ihren große Erfongen in den 80er und 90er Jahren. Inwieweit hat sich Ihr Musik-Stil, Ihre Art, zu texten und zu performen nach dem Comeback gewandelt oder verändert?
Uwe Fellensiek: „Unserem Musikstil sind wir treu geblieben. Dirk Sengotta bevorzugt ein Nuturschlagzeug mit elektronischen Fill Ins. Von daher klingen wir ein Stück weit geerdeter. Die abstrakte Soundwelt von Rüdiger Elze hat ein technisches Update erfahren. Die Entwicklung seiner Anlage hat sich über die letzten 20 Jahre hingezogen und bildet ein – meiner Meinung nach – einmaliges Sounderlebnis. Bezüglich unserer deutschsprachigen Texte legen wir nach wie vor Wert auf Authentizität, Raum für Interpretationsfreiheit und starke Bilder. Allgemeinplätze versuchen wir bewußt zu vermeiden.“
DS: Wir groß ist Ihre Hoffnung, das sich die alten Kowalski-Fans überhaupt noch aufraffen, um zu Ihren Konzerten zu kommen?
Uwe Fellensiek: „Natürlich ist unsere Hoffnung, alte Pfründe zurückzuerobern und auf den „alten Fans“ aufbauen zu können. Aber 1. hatten wir unsere Erfolge eher im Ausland (UK, BeNeLux, Frankreich etc.), 2. ist uns natürlich klar, daß wir neue Fans dazugewinnen müssen. Das wollen wir nun gezielt angehen.“
DS: Welches Ziel haben Sie bei Ihrem Comeback vor Augen?
Uwe Fellensiek: „Wir wollen zunächst wieder Boden unter die Füße bekommen. Wir arbeiten an neuen Songs und träumen davon, unsere Aktivitäten so weit wie möglich in die Welt zu tragen. Grenzen setzen wir uns nicht, aber wir bleiben realistisch, weil eine größere Öffentlichkeit nur unter Mithilfe der Medien erreichbar sein wird und da sind wir ganz am Anfang.“
DS: Wie entstehen Ihre Songs und welchen Einfluß hat dabei Ihr neuer Drummer Dirk Sengotta, der sich auch als Komponist und Produzent in der Musikszene einen Namen gemacht hat?
Uwe Fellensiek: „Unsere Songs haben wir von jeher durch Mitschnitte von Sessions erarbeitet. Improvisationen mit dem Ziel magische Momente zu erzeugen. Lautmalerische Gesangsimprovisationen werden anschließend zu Texten umgearbeitet. Dirk arbeitet dabei ähnlich wie unser damaliger Drummer Rüdiger Braune, indem er rythmische Vorlagen liefert und später verfeinert.“
DS: Zu Zeiten Ihrer Erfolge spielten das Internet und Social Media noch keine Rolle – inwieweit machen Sie sich unbegrenzten Möglichkeiten jetzt zunutze?
Uwe Fellensiek: „Wir tun uns tatsächlich schwer mit Social Media. Wir gehören da eher der Analogszene an und sind desbezüglich noch etwas oldschool. Wir müssen uns da einarbeiten und Dritte um Unterstützung ansprechen.“
DS: Für die Darstellung des schrillen Zuhälter Helmut in der Kult-Komödie „Manta Manta“ haben Sie sehr viel Lob geerntet. In welchen Filmen, welcher Serie oder welcher TV-Produktion wird man Sie demnächst sehen?
Uwe Fellensiek: „Die Filmbranche hat sich in den letzten 15 bis 20 Jahren stark verändert. Weniger Geld, weniger Zeit, weniger Angebote. Auch hier steht das schnelle Geld im Fokus der Produzenten und Sender. Spiele-, Quiz-, Reality- und Promishows haben die Fiction in den Hintergrund treten lassen. Selbsbestimmung als Künstler wird immer schwieriger. Noch leiste ich mir den Luxus, meine Zeit – in meinen Augen – anspruchsvolleren Dingen zu widmen. Die Lebenszeit, das habe ich für mich herausgefunden, ist zu kostbar, als daß man sie mit Profanem verschleudert. Klar unterliege auch ich den wirtschaftlichen Gesetzen. Dennoch liegt mein Fokus ganz klar auf der Musik. Ich glaube an Kowalski. Es ist die beste Band, in der ich je gespielt habe.“
Text & Interview: Peter Pionke
Weitere Infos:
www.uwe-fellensiek.de
www.kowalski-band.de
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