10. September 2020

OB-Wahl – Marcel Hafke: Entscheidend is auf‘m Platz!

Trotz seiner erst 38 Jahre ist er in der Politik schon ein alter Hase. Seit 2010 sitzt Marcel Hafke für die FDP im Düsseldorfer Landtag und ist dort für seine Fraktion mittlerweile Sprecher für Kinder, Familie und Digitalsierung. Doch jetzt hat er ein neues Ziel vor Augen: Marcel Hafke tritt bei der Kommunalwahl am 13. September als Kandidat für das Amt des Wuppertaler Oberbürgermeisters an. Sein Motto: "Entscheidend is auf‘m Platz"!

Geht als FDP-Kandidat in die OB-Wahl: Marcel Hafke – © fdp.fraktion.nrw

Marcel Hafke wurde zwar in Bramsche (Kreis Osnabrück) geboren, zog aber mit seinen Eltern schon als Kind nach Wuppertal. Hier auf dem Carl-Fuhlrott-Gymnasium machte er sein Abitur. Die nächsten Schritte: Von 2001 bis 2004 Ausbildung zum Versicherungskaufmann bei der DEVK. Anschließend Studium Versicherungswesen an der Fach-Hochschule Köln mit Abschluss Diplom-Kaufmann. 2008 übernahm Marcel Hafke die Versicherungsagentur seines Vaters. 

Seine politischen Karriere begann er bei den Jungen Liberalen, der Nachwuchs-Organisation der FDP. Zeitweise war Marcel Hafke sogar stellvertretender NRW-Landesvorsitzender.

Sechs Männer und eine Frau treten jetzt bei der OB-Wahl gegeneinander an. Der FDP-Profi ist mit 38 Jahren der jüngste. Wie seine Konkurrenten, Amtsinhaber Andreas Mucke (SPD), Prof. Dr. Uwe Schneidewind (CDU/Die Grünen), Panagiotis Paschalis (parteilos), Bernhard Sander (Die Linke), Henrik Dahlmann (WfW/FW) und Mira Lehner (Die Partei), muß sich Marcel Hafke in Zeiten von Corona auf einen völlig anderen Wahlkampf einstellen. 

Tatkräftige Unterstützung erhält beim „Stimmenfang“ von einem engagierten Team, zu dem u.a. auch die bekannte Wuppertaler Bestattungs-Unternehmerin, Funktionärin und erfolgreiche Ex-Leichtathletin Barbara Neusel-Munkenbeck gehört, die als FDP-Frau auch für den Stadtrat kandidiert.

Der STADTZEITUNG hat der FDP-Landespolitiker Marcel Hafke ein ausführliches Interview gegeben.

DS: Gab es da ein bestimmtes Schlüsselerlebnis, das zur Entscheidung geführt hat, bei  der OB-Wahl zu kandidieren?

Marcel Hafke: „Als Wuppertaler liegt mir die Stadt schon immer am Herzen. Als Bürger, Familienvater und auch als Politiker verfolge ich daher stets aufmerksam das politische Geschehen vor Ort. Als zu Jahresbeginn immer deutlicher wurde, dass das Kandidatenfeld, neben Amtsinhaber Andreas Mucke, ausschließlich aus Vertretern des linken Spektrums bestehen würde, habe ich mich ganz bewusst für eine Kandidatur entschieden. Als Kandidat aus der bürgerlichen Mitte reiche ich allen die Hand, die jenseits von Parteibüchern pragmatische und mutige Lösungen für unsere Stadt suchen wollen.“

DS: Treten Sie trotz Andreas Mucke oder wegen Andreas Mucke bei der OB-Wahl an?

Marcel Hafke: „Es läge mir fern, meine Kandidatur an Andreas Mucke festzumachen, den ich persönlich sehr schätze. Wir verstehen uns gut. Ich trete an, weil ich glaube, dass die kommenden fünf Jahre für die Entwicklung Wuppertals entscheidend sein werden. Trotz jahrzehntelanger Amtsführung ist es weder CDU noch SPD gelungen, eine echte Idee für die Zukunft der Stadt zu entwickeln und die Menschen mitzunehmen. Stattdessen wird der Status quo verwaltet – eine Haltung, die im Vergleich mit den Städten und Regionen in der Umgebung, in NRW, aber auch bundesweit letztlich Rückschritt bedeutet.“

DS: Wie groß schätzen Sie Ihre Chance ein?

Marcel Hafke: „Ich kandidiere ohne ein breites Parteienbündnis im Rücken. Was wie auf den ersten Blick nachteilig wirken mag, ist – das zeigen die vergangenen Wochen im Wahlkampf – vielmehr ein Vorteil: Statt, wie etwa der grüne Kandidat Uwe Schneidewind, bereits vor der Wahl teils unmögliche Turnübungen zwischen unterschiedlichen Lagern machen zu müssen, kann ich den Bürgerinnen und Bürgern ein eindeutiges Angebot mit klarer Linie machen. Die Stimmung ist gut, ich glaube fest an die Chance, in die Stichwahl einzuziehen. Dafür gebe ich alles.“

DS: Sie sitzen für Ihre Partei FDP im NRW-Landtag und machen Landespolitik, was reizt Sie daran, Oberbürgermeister einer Großstadt wie Wuppertal zu werden?

Marcel Hafke: „Wuppertal ist für mich Heimat und Herzensangelegenheit. Die Möglichkeit, gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern einen echten Neustart für unsere Stadt anzugehen, ist doch einmalig, ich brenne dafür. Und: Mein lange Erfahrung in der Landespolitik öffnet Türen und Perspektiven auch und gerade für Wuppertal. Kitas, Digitalisierung, Schulen, Bauen – bei so vielen Themen müssen Land und Kommune zusammenwirken. Dieses Bindeglied kann und möchte ich für Wuppertal sein.“ 

DS: Durch die Coronakrise handelt es sich ja zum großen Teil um einen reinen Online-Wahlkampf, der möglicherweise am Ende durch eine Briefwahl entschieden wird – sehen Sie das als Vorteil oder als Nachteil?

Marcel Hafke: „Ja, das ist richtig. Die Online-Präsenz ist durch die Corona-Krise noch wichtiger geworden. Als jüngster Kandidat im Bewerberrennen und mit einem tollen Team fühle ich mich dabei gut aufgestellt, sowohl auf meiner Homepage als auch in den sozialen Medien. Allerdings zeigt die aktuelle Situation auch: Der persönliche Austausch ist nicht zu ersetzen. Ganz viele Vereine, Institutionen und Verbände haben dann auch mit viel Aufwand und ehrenamtlichem Engagement Veranstaltungen auf die Beine gestellt, die viel Spaß machen, Diskussion ermöglichen und dabei alle geltenden Regeln einhalten. Toll, zu sehen, wie aufmerksam die Menschen in Wuppertal den Wahlkampf verfolgen.“

DS: Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu Amtsinhaber Andreas Mucke beschreiben?

Marcel Hafke: „Andreas und ich sind per du, wir verstehen uns sehr gut. Ich halte das gerade auf kommunaler Ebene für eine Grundvoraussetzung, Politik für die Stadt zu machen. Denn letztendlich geht es darum – Verantwortung für Wuppertal zum Wohle Wuppertals zu übernehmen.“ 

DS: Wie schätzen Sie – losgelöst von Amtsinhaber Andreas Mucke – Ihre Mitkonkurrenten ein?

Marcel Hafke: „Ich schätze den respektvollen Umgang, der den Wahlkampf bislang prägt. Was mir jedoch bisweilen fehlt, sind konkrete Vorschläge, wie die anderen Kandidaten Wuppertal tatsächlich entwickeln wollen. Nur gegen etwas zu sein, hat noch keinem geholfen. Herr Schneidewind hat sich durch sein akademisches Wirken in der Wissenschaft große Anerkennung verdient – allerdings stelle ich mit Blick auf das schwarz-grüne Bündnis eine große Unwucht fest, denn der Wahlkampf ist für mich überwiegend grün geprägt. Wuppertal ist aber kein Freiluftlabor für grüne Lieblingsthemen, wie etwa eine undurchdachte Umweltspur auf der B7. Die Menschen wollen Lösungen, die allen gerecht werden.“

DS: Wen halten Sie für den stärksten Konkurrenten?

Marcel Hafke: „Ich versuche, mich weniger an den politischen Mitbewerbern abzuarbeiten und vielmehr alle Möglichkeiten zu nutzen, um den Bürgerinnen und Bürgern meine Ideen für Wuppertals Zukunft näherzubringen. Andreas Mucke und Uwe Schneidewind haben den Amtsbonus bzw. ein breites Parteienbündnis als Pfund. ‚Entscheidend is auf‘m Platz‘ – in dem Falle in der Wahlarena. Und da ist jeder gut beraten, auf sich zu schauen.“

DS: Ist Andreas Mucke, der ja kraft seines Amtes in Coronazeiten allgegenwärtig ist und als Krisen-Manager glänzen kann, aus Ihrer Sicht überhaupt noch zu schlagen?

Marcel Hafke: „Ja. Die Corona-Krise ist eine Ausnahmesituation für alle. Diejenigen, de politische Verantwortung tragen, müssen vorangehen und Entscheidungen im Sinne der Bürgerinnen und Bürger treffen und umsetzen. Das ist keine leichte Aufgabe, auf keiner Ebene – dieser Einsatz verdient Respekt. Die Menschen unterscheiden aber sehr wohl zwischen kurzfristig Nötigem und mittel- sowie langfristigen Entwicklungen, die es anzustoßen gilt. Die Wahl ist völlig offen.“

DS: Was würden Sie im Falle einer Wahl anders machen als Ihr Vorgänger?

Marcel Hafke: „CDU und SPD haben es nicht nachhaltig geschafft, die Probleme des Strukturwandels in Wuppertal zu lösen. Wir müssen unbedingt die zu lange eingeübte und zu bequeme Haltung ablegen, ständig nur mit dem Finger auf andere, etwa Land und Bund, zu zeigen. Ja, aufwärts geht es nur gemeinsam. Aber unsere Hausaufgaben müssen wir zuallererst selber machen. Ich werde mich daher auf drei Schwerpunkte konzentrieren, die wir selbst in der Hand haben: Wirtschaft, Bildung und Stadtentwicklung. Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing zusammenlegen, gezielte Schwerpunkte setzen, Arbeitsplätze schaffen – Wirtschaftspolitik ist vor Ort immer auch Sozialpolitik. Machen wir Schulen zu echten Stadtteilzentren, mit Kunst, Musik, Kultur, Sport und Jugendhilfe unter einem Dach, um echte Chancengerechtigkeit für die Kinder und Jugendlichen im Tal zu ermöglichen. Kaufen wir die über 100 Schrottimmobilien in der Stadt auf und entwickeln sie mit Investoren für die Stadtgesellschaft weiter und schaffen wir mit Licht, Ordnungsbehörden und Respektteams wieder mehr öffentlichen und sicheren Raum für alle.“

DS: Aus Ihrer Sicht: Wie bodenständig und volksnah, aber auch kompetent in Wirtschafts-, Verwaltungs- und Sozialfragen muss der Oberbürgermeister einer Großstadt wie Wuppertal heutzutage sein?

Marcel Hafke: „Bodenständigkeit und Expertise schließen sich nicht aus, im Gegenteil. Als Wuppertaler kenne und liebe ich unsere Stadt mit allen Ecken und Kanten, wenn man mich irgendwo in der Stadt aussetzen würde, ich würde immer zurück nach Hause finden, wenn auch etwas außer Atem, hoch nach Ronsdorf. Als langjähriger Landes- und Kommunalpolitiker habe ich aber auch weitreichende Erfahrungen mit Verwaltungen, Behörden und Personalführung. Beides zusammenzubringen und mit einem starken Team lösungsorientiert für Wuppertal zu arbeiten, dafür trete ich aus voller Überzeugung an.“

DS: Wuppertal ist eine Hochburg der Automobilzulieferer, deren Mauern in Zeiten von Umweltdiskussionen, Diesel-Verteufelung und E-Mobilität bröckeln. Wie wollen Sie die hier ansässigen, großen Unternehmen mit vielen Arbeitsplätzen unterstützen?

Marcel Hafke: „In der Tat, die Automobilbranche hat in der öffentlichen Wahrnehmung momentan einen schweren Stand. Dennoch dürfen Fehler einiger weniger Unternehmen nicht dazu führen, dass eine ganze Branche – und damit eben auch die Zulieferer – zur Zielscheibe ideologisch motivierter Verdrängung werden. Denn eines kommt in der oft hektischen Debatte aus meiner Sicht deutlich zu kurz: In den Zulieferbetrieben sind zehntausende Menschen beschäftigt. Auch im Bergischen Land, in Wuppertal sind viele mittelständische Betriebe auf die ein oder andere Weise mit der Automobilindustrie verbunden. Wir täten gut daran, ihnen den Rücken zu stärken – auch im Interesse des Wohn- und Wirtschaftsstandortes Wuppertal. Ganz konkret: Statt die Betriebe auch noch mit zusätzlicher Bürokratie, hohen Gewerbesteuersätzen und zu kurz gedachten Eingriffen in den Pendlerverkehr unter Druck zu setzen, müssen wir von städtischer Seite klar und deutlich langfristige Unterstützung signalisieren.“ 

DS: Wie könnte man WUPPERTAL als Wirtschaftsstandort besser aufstellen und nach innen und außen stärken?

Marcel Hafke: „Ich führe hier gerne den Gedanken zur Automobilbranche weiter, denn von einer Stärkung des Wirtschaftsstandortes profitieren alle ansässigen Unternehmen und Betriebe. Wuppertal ist eine Stadt, in der angepackt wird – Handwerk, und Einzelhandel, mittelständische Betriebe und international agierende Unternehmen bilden das Rückgrat für Wohlstand und Perspektive im Bergischen Land. Wir müssen es aber wieder all jenen einfacher machen, die hier vor Ort arbeiten, Arbeitsplätze schaffen und sich für den Standort Wuppertal entschieden haben. 

DS: Und was schwebt Ihnen da konkret vor?

Marcel Hafke: „Drei Hebel: Die Gewerbesteuer in Wuppertal ist zu hoch, senken wir sie, um ansässige Betriebe zu entlasten und mittelfristig wieder mehr Neuansiedlungen zu erreichen. Dazu gehören auch kluge Flächenentwicklungskonzepte, sowohl im innerstädtischen Bereich als auch an den Stadträndern, gerne gemeinsam mit Solingen, Remscheid und anderen Nachbarstädten. Bislang hat Wuppertal es verpasst, das Bergische Städtedreieck als Chance und nicht als Konkurrenzkampf zu begreifen. Legen wir zweitens Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing zusammen. Mit einem modernen Gesamtkonzept überzeugen wir nicht nur Unternehmen, sondern auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vom Standort Wuppertal – dazu gehören nämlich auch Kitaplätze, Naherholung und gute Verkehrsanbindungen sowie Wohnraum und Bildungsangebote. Und drittens müssen wir endlich mit passenderen Konzepten Ausbildungsbetriebe und junge Menschen zusammenbringen. Es kann nicht sein, dass gerade auf der Talachse die Jugendarbeitslosigkeit auf der einen Seite viel zu hoch ist und auf der anderen Seite Betriebe Ausbildungsplätze nicht besetzen können. Hier sehe ich die Stadt in der Verantwortung.“

DS: Seit Jahrzehnten bemüht sich die Stadt WUPPERTAL vergeblich, ihr Image und ihre Außenwirkung zu verbessern. Welche Möglichkeiten sehen Sie, diesen Zustand zu ändern?

Marcel Hafke: „Fangen wir bei uns selber an. Wie oft beantworten Wuppertalerinnen und Wuppertaler die Frage nach ihrem Wohnort mit „in der Nähe von Düsseldorf“? Viel zu oft. Wuppertal ist nicht Düsseldorf-Ost und auch nicht Essen-Süd. Diese duckmäuserische Haltung müssen wir ändern und zwar zuallererst bei uns selbst. Ein probates Mittel wäre es, aus dem kleinteiligen Nebeneinander von Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing eine Wuppertalagentur zu bilden und schlagkräftig bundesweit und international für die Stadt zu werben. Und Wuppertal hat viel zu bieten. Kunst und Kultur, Naherholung und ein gewichtiges Plus, bezahlbaren und schönen Wohnraum. Das aber muss den Menschen außerhalb Wuppertals auch endlich zu Ohren kommen. Dafür will ich mit Nachdruck sorgen.“

DS: Stichwort Stadtentwicklung, welche konkreten Maßnahmen hätten bei Ihnen absolute Priorität?

Marcel Hafke: „Drei Themen, die ich für zentral erachte: In Wuppertal gibt es über 100 Schrottimmobilien, die nicht nur wertvolle Fläche auf dem Stadtgebiet blockieren, sondern zum Teil ganze Straßenzüge abwerten. Mein Vorschlag ist es, diese Immobilien von städtischer Seite zu erwerben, um sie gemeinsam mit Investoren bedarfsgerecht zu entwickeln, etwa für Wohnraum, aber auch Betreuungsangebote, Bildungseinrichtungen und Gewerbeflächen. Darüber hinaus ist mir ein Anliegen, urbane Räume, gerade in der Innenstadt, wieder für alle Bürgerinnen und Bürger neu zu erschließen. Dazu gehören moderne Lichtkonzepte, um dunkle Ecken und Unterführungen viel besser auszuleuchten und sicherer zu machen. Aber auch „Solidaritätszonen“, etwa am Döppersberg: In diesen Bereichen sollen kommunale Ordnungsdienste, gemeinsam mit Polizei und Sozialarbeitern, schwerpunktmäßig dafür sorgen, dass öffentliche Flächen, wie der Weg zu den City-Arkaden, nicht weiter verschmutzt und als öffentliche Toilette umfunktioniert werden. Ich denke, dass wir hier mit klarer, sachlicher Linie städtische Raume für alle in den Blick nehmen sollten. Und drittens würden feste Marktstände auf dem Neumarkt, so wie in Düsseldorf, den Platz beleben und in Verbindung mit einer Begrünungsoffensive in den Innenstadtbereichen die Aufenthaltsqualität deutlich anheben.“

DS: Was muß beim Thema Integration Ihrer Meinung nach verbessert werden?

Marcel Hafke: „In Wuppertal sind Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern und Kulturen zuhause und es freut mich, dass das Miteinander in unserer Stadt bei der überwältigenden Mehrheit von gegenseitigem Respekt und Toleranz geprägt ist. Wie andere Städte und Gemeinden auch, hat Wuppertal 2015 mit großem Einsatz und vielfältigem Engagement ein große Zahl geflüchteter Menschen aufgenommen – eine echte Leistung. Ich denke aber, dass wir versuchen müssen, Integration weiter zu denken und das ganz konkret: Sprachkurse, Praktika, soziale und kulturelle Teilhabe müssen niedrigschwelliger organisiert werden, damit die vielen Angebote auch dort ankommen, wo sie wirklich gebraucht werden. Ein Vorschlag, der mir persönlich wirklich wichtig ist, ist die Weiterentwicklung unserer Schulen zu echten Stadtteilzentren, wo vor Ort Kunst, Kultur und Jugendhilfe unmittelbar mit den Schülerinnen und Schülern zusammenkommen können. Bildung und Sprache sind aus meiner Sicht der Schlüssel, um auf kommunaler Ebene Integration zu befördern. Integration darf aber nie Einbahnstraße sein. Daher halte ich es für wichtig, dass die Stadt die landesweite Bekämpfung der Clan-Kriminalität nicht aus falsch verstandener Toleranz nur halbherzig begleitet, sondern die Polizei durch die Arbeit von Bau-, Gesundheits- und Finanzamt proaktiver unterstützt.“

DS: Der Wuppertaler SV ist zur Lichtjahre von den glorreichen Zeiten entfernt. Dennoch ist der Traditionsverein von Kiel bis Passau bekannt und könnte ein echter Werbeträger sein. Wie werden Sie als OB mit diesem Thema umgehen?

Marcel Hafke: „Der WSV gehört zu Wuppertal wie die Schwebebahn und der Regen – wobei letzteres hoffentlich kein Omen für die Zukunft des Vereins ist! Tatsächlich ist die Lage vertrackt, denn die Regionalliga wird, gerade für Traditionsvereine wie den Wuppertaler SV, immer wieder zu Falle, da reicht aktuell ein Blick nach Wattenscheid. Das Problem ist, dass ein ambitionierter Viertligist stets ins finanzielle Risiko gehen muss, um einen Kader zu stellen, der die namhafte Konkurrenz im Westen hinter sich lässt und den Aufstieg in die Dritte Liga schaffen kann. Gelingt dies nicht, gehen schnell die Lichter aus. Der WSV ist finanziell ohnehin nicht auf Rosen gebettet und vor diesem Hintergrund erscheint der Weg zum Werbeträger für die Stadt noch weit. Um es kurz zu machen: Die Stadt ist dem Verein bereits seit Jahren immer wieder entgegengekommen. Ich bin im Zweifel absolut offen für Gespräche über mögliche Stellschrauben, an denen man künftig noch drehen könnte – ohne weitere private Investoren wird der sportliche Aufstieg allerdings weiterhin eine enorme Herausforderung bleiben.“

DS: Der Handball-Bundesligist Bergischer HC ist quasi heimatlos, trägt seine Spiel in Wuppertal, Solingen und Düsseldorf aus. Geschäftsführer Jörg Föste kämpft sein Jahren händeringend um eine neue, größere Halle als fest Heimat. Inwieweit kann der BHC auf Ihre Unterstützung setzen?

Marcel Hafke: „Ich habe mich vor Kurzem erst mit Herrn Föste getroffen, um über die Thematik zu beraten. Die Pläne, gemeinsam mit privaten Investoren eine Multifunktionsarena zu errichten, halte ich nicht nur für gelungen, sondern auch für wirklich weitsichtig. Ein Veranstaltungsort dieser Größe fehlt im Bergischen Land und eine sportliche Heimat für unseren Handball- Erstligisten ist längst überfällig. Der BHC ist das sportliche Aushängeschild der gesamten Region, nicht nur Wuppertals – das bezeugt bereits der Vereinsname. Die Stadt kann aus meiner Sicht zwei Dinge tun: Möglichmacher sein, nicht Verhinderer – von der Planung bis zur Einweihung. Und die Stadt kann den Verein bei den laufenden Kosten sowie der Verwaltung der Arena zuverlässig unter die Arme greifen. Ich persönlich würde mich sehr freuen, in absehbarer Zeit mit meinen beiden Kindern ein Spiel des BHC in der eigenen Arena besuchen zu können. Im Übrigen hat mit dem TVB Wuppertal eine sehr erfolgreiche Damenhandballmannschaft, die in der Zweiten Liga antritt, ebenfalls seine Heimat in unserer Stadt – auch dort würde man sich sicher über eine Stärkung des Handballstandortes freuen.“

DS: Wenn es Ihre Freizeit zulässt, mit welchen Hobbies schalten Sie mal so richtig ab?

Marcel Hafke: „Gute Frage, Hobbys kommen zur Zeit natürlich etwas kurz! Wie bereits angedeutet, ich habe zwei kleine Töchter, die unser Leben unfassbar bereichern, die aber natürlich auch alle möglichen Flausen im Kopf haben. Daher bin ich aktuell oft, Vorleser, Vorturner und Vorkoster in einem, oder wir schwingen uns als Familie auf die Fahrräder und erkunden das Bergische Land. Wenn am Abend dann etwas Ruhe eingekehrt ist, lese ich gerne ein gutes Buch oder schaue eine Serie auf Netflix.“

DS: Vielen Dank für das interessante, spannende Gespräch

Das Interview führte Peter Pionke

http://www.marcel-hafke.de

http://www.fdpwuppertal.de

Kommentare

Neuen Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert