15. Oktober 2020

Peter Maffay: Ein „Leuchtturm“ in der Corona-Krise

Die Corona-Pandemie nimmt auch auf Legenden keine Rücksicht. 216 Tage stand Peter Maffay nicht mehr auf der Bühne. Seine gefeierte "Back To Live"-Tour" musste der deutsche Superstar unterbrechen. Am Freitag (02.10.) standen er und seine Band endlich wieder im Rampenlicht - beim "Back To Live"-Konzert in der Berliner Waldbühne - selbstverständlich unter strengen Corona-Auflagen. Corona-Leugnern liest Peter Maffay unmißverständlich die Leviten!

Peter Maffay auf seiner „Back To Live“-Tour – © Ralph Larmann / Red Rooster Musikproduktion

Das „Waldbühnen-Konzert“ –  für ihn ein Auftritt mit Symbol-Charakter. Der Gig findet am Vorabend des 30. Jahrestages der Deutschen Einheit statt. Und da ist es dem sich gesellschaftspolitisch stark engagierenden Künstler sehr wichtig, ein musikalisches Zeichen zu setzen.

Als Musiker hat er längst Maßstäbe gesetzt und Geschichte geschrieben: Mit 19 (!) Nr. 1-Alben ist Peter Maffay der mit Abstand der erfolgreichste Musiker der deutschen LP-Charts. Vor seinem spektakulären Comeback hat der sympathische 71jährige der STADTZEITUNG jetzt ein umfassendes Interview gegeben.

DS: Peter Maffay, am 29. Februar haben Sie in der Berliner Mercedes-Benz-Arena zuletzt auf der Bühne gestanden. Das lag an der Verletzung von Bassist Ken Taylor, der Erkrankung von Keyboarder Pascal Kravetz und an der Corona-Pandemie. Jetzt genau nach 216 Tagen werden Sie auf der „Back To Live“-Tour in der legendären Berliner Waldbühne spielen. Hatten Sie so etwas wie Entzugserscheinungen?

Peter Maffay: „So könnte man es nennen. Wir erleben ja zur Zeit etwas, was es so noch nie gegeben hat. Das Konzert in der Waldbühne ist so etwas wie eine Ausnahme. Wir sind sehr froh, dass wir am Vorabend des 30. Jahrestages der Deutschen Einheit dabei sein dürfen. Wir wollen mit unserem Auftritt in einer Zeit, die viele Fragen aufwirft, ein kleines Signal der Zuversicht und der Hoffnung setzen und damit ein kleiner Leuchtturm sein – für uns selbst, für das Publikum und für diejenigen, die es ermöglichen, dass wir wieder auf der Bühne stehen können.“

DS: Vielen Künstlern und Musikern hat die Coronakrise übel mitgespielt. Nicht wenige kämpfen um die nackte Existensz. Wie kann ihnen geholfen werden?

Peter Maffay: „Besonders betroffen sind die vielen Nachwuchskünstler, die am Anfang ihrer Karriere stehen und bisher kaum Möglichkeiten hatten, für eine solche Krisensituation vorzusorgen. Ihre Lage ist prekär, sie stehen mit dem Rücken zur Wand. Auch die vielen Roadies, Tontechniker und Helfer, ohne die es kein Live-Konzert geben würde, sind hart getroffen. Die meisten etablierten Künstler haben vermutlich genügend Rücklagen, um eine solche Durststrecke eine gewisse Zeit lang zu überstehen. Aber keiner weiß ja, wie lange dieser Zustand anhält. Wir tragen ja alle Verantwortung für unsere Mitarbeiter und für die Leute, mit denen wir ständig zusammenarbeiten. Wir können nur hoffen, dass irgendwann im nächsten Jahr, der Weg zurück in eine gewisse Normalität möglich ist.“

Peter Maffay geniesst sichtlich die bombastische Atmosphäre in der Halle – © Ralph Larmann / Red Rooster Musikproduktion

DS: Wie haben sich denn die Musiker Ihrer Band in den letzten Monaten über Wasser gehalten?

Peter Maffay: „Sie alle greifen nach jedem Strohhalm und versuchen auf ihre Weise Musik zu machen und Geld zu verdienen, zum Bespiel bei kleineren Konzerten oder als Studiomusiker. Aber das ist nicht einfach. Es gab ja eine Vollbremsung von 100 auf 0. Das bedeutet: Der sechstgrößte Wirtschaftszweig in Deutschland stirbt einen langsamen Tod. Es wird zunächst die wirtschaftlich Schwächsten treffen, aber dabei bleibt es nicht. Auch momentan noch stabile Strukturen haben erste Probleme. Wenn nicht irgendwann eine Eigendynamik einsetzt und wir wieder in der Lage sind, live zu spielen und so selbst unseren Unterhalt verdienen können, sehe ich schwarz. Die Politik wird es nicht schaffen, die Kulturszene zu retten. Die Gelder, die zur Verfügung gestelllt wurden, reichen bei weitem nicht aus. Und der Umverteilungsmechanismus ist viel zu komplex und kompliziert, dass kaum ein Euro bei den Künstlern ankommt. Das sind unsere Erfahrungen.“

DS: Mit welchen Argumenten treten Sie den sogenannten Corona-Leugnern entgegen?

Peter Maffay: „Ich verstehe nicht, wie man etwas, das existent ist und für das es wissenschaftliche Beweise gibt, so einfach negieren kann. Corona als Umstand zu akzeptieren ist unumgänglich. Wir müssen mit Corona leben und wir müssen auch Corona als gegeben akzeptieren. Wir können die Maßnahmen hinterfragen – jeden Tag aufs neue, weil sich die Umstände verändern. Corona selbst zu leugnen ist einfach nur dumm!“

Sind Sie in Ihrem persönlichen Umfeld mit Coronafällen in Berührung gekommen?

Peter Maffay: „Die hat es gegeben. Wir hatten Beschäftigte, die ausgefallen sind und zuhause bleiben mussten. Aber wir konnten den Betrieb – wir sind inklusive der Stiftung rund 40 Beschäftigte – aber zum Glück aufrecht erhalten. Das alles ist natürlich kein Ersatz für das, was wir in all den Jahrzehnten mit Erfolg gemacht haben: Nämlich Musik im Studio und auf der Bühne.“

Auf der Bühne ist Peter Maffay in seinem Element – © Ralph Laumann / Red Rooster Musikproduktion

DS: Wie haben Sie und Ihre Band sich auf das Open Air-Konzert in der Waldbühne vorbereitet?

Peter Maffay: „Wir leben ja alle weit verstreut voneinander. Deshalb muß in dieser ganz speziellen Situation jeder Musiker seinen Part allein einstudieren. Ich habe in letzter Zeit täglich einige Stunden im Studio dafür gearbeitet. Wir müssen in Berlin praktisch ein Konzert aus der Hüfte heraus spielen. Jeder trainiert für sich. Es gibt keine gemeinsamen Proben. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass es auch so funktioniert. Jeder wird mit soviel Motivation auf die Bühne gehen und alles dafür geben, um den Leuten unter diesen widrigen Umständen aus dem Stand heraus ein tolles musikalisches Geschenk zu machen und ihnen ein wenig Hoffnung mit auf den Weg geben.“

DS: 30 Jahre Deutsche Einheit – welche Gefühle verbinden Sie mit diesem Ereignis?

Peter Maffay: „Ich bin sehr froh, dass vor 30 Jahren eine Mauer gefallen ist, dass ein totalitäres System aufgehört hat zu existieren. Ich bin glücklich, dass wir eine gemeinsame Perspektive haben. Mir – und wahrscheinlich jedem anderen auch – ist klar, dass es noch vieles gibt, was noch zu verbessern wäre. Wir haben es aber geschaftt, zwei Teile eines geteilten Landes ohne Blutvergiessen wieder zusammen zu fügen. Daraus ist eine schöne Kraft entstanden. Wir haben eine Demokratie, in der vieles machbar ist und wir können unsere Werte ausleben. Dafür werden wir auf der ganzen Welt beneidet. Es macht Sinn, dafür zu kämpfen. Die Wiedervereinigung klein zu reden und sie negativ zu besetzen, ist der absolut falsche Weg. Wir brauchen eine gelebte Einheit, in einer Gesellschaft ohne Keile. Wir müssen auch Fehlentwicklungen wie den aufkeimenden Rechtsradikalismus aushalten und damit fertig werden. Unsere Gesellschaft ist stark genug, um das zu meistern.“

DS: Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie an die 245 Menschen denken, die von DDR-Grenzsoldaten und durch Selbstschussanlagen getötet wurden?

Peter Maffay: „Das offenbart dieses menschenverachtende System der damaligen DDR. Ich komme ja selber aus einem kommunistischen Land. Das Chaushesku-Regime in Rumänen hat sich ja von der gleichen Seite gezeigt. Wir haben die gleichen Repressionen am eigenen Leib erlebt, wie viele DDR-Bürger. Ich bin sehr froh, dass das alles der Vergangenheit angehört. Wir wußten nicht, ob und wann  die Wiedervereinigung Realität werden würde, aber die Hoffnung hatten wir immer. Deshalb sind Udo Lindenberg, BAP und auch wir in jenen Teil Deutschlands gezogen, um dort zu spielen und mit den Menschen einen Dialog zu entfachen. Wir hofften, dass die Summe aller Anstrengungen, unsere Musik und die Gespräche der Politiker, am Ende dazu führen würde, dass dieses Regime irgendwann aufhören würde zu existieren. Als Gorbatschow dann ein Zeichen gesetzt hat, kollabierte das DDR-System. Die Zeit war eben reif dafür.“

DS: Sie haben jahrelang dafür kämpfen müssen, überhaupt in der DDR auftreten zu dürfen. 1986 konnten Sie dann zwei Konzerte in Rostock spielen. Einer ihrer Fans hat sogar sein Motorrad gegen ein Konzert-Ticket eingetauscht. Welche Erinnerungen haben Sie an das denkwürdige Gastspiel?

Peter Maffay: „Ich weiß noch, dass jeweils 6.500 Zuschauer in die Halle durften. Über 600.000 Leute hatten sich aber im Vorfeld um Tickets bemüht. Einige Jahre später konnte ich einen Blick in die Stasi-Akte werfen und habe festgestellt, wie die Behörden versucht haben, die Menschen davon abzuhalten, nach Rostock zu fahren. Für mich pesönlich war die Erfahrung elektrisierend, weil ich das erste Mal einem Publikum gegenüber gestanden habe, das ich so noch nicht erlebt hatte. Ich wußte nicht, wie viele der Leute SED-Mitglieder und somit handverlesen waren. Mir war wichtig, den Leuten Lieder vorzuspielen, von denen ich glaubte, diese könnten sie interessieren. Und so war es dann auch. Am Abend des zweiten Konzerts habe ich dann leichtfertig in Mikrofon gesagt: ‚Wenn einer von Euch nach dem Konzert noch hierbleiben möchte, schreibe ich ihm gerne ein Autogramm‘. Und dann haben wir bis morgens um fünf Uhr Autogramme geschrieben, weil fast alle dageblieben sind. Das hat mich total berührt. Damals sind Freundschaften entstanden, die ich heute noch pflege.“

Peter Maffay & Co. verwandelten die Halle in einen Musik-Tempel -© Ralph Larmann/Red Rooster Musikproduktion

DS: Wir haben zwar die Deutsche Einheit auf dem Papier, aber es gibt immer noch große Unterschiede zwischen Ost und West. Wie kann das geändert werden?

Peter Maffay: „Ich bin kein Wirtschaftsexperte und ich bin auch kein Politiker, obwohl ich auf der Bühne gesellschaftspolitische Positionen beziehe. Eine solche Umwälzung ist nicht von einen Tag auf den anderen machbar. Ein solcher Prozeß geht auch nicht ohne Fehler ab. Das zu glauben, ist utopisch. Unser Ansinnen muss sein, sich gleichberechtigt und auf Augenhöhe zu begegnen. Wir müssen frei sein von Besserwisserei und es ist wichtig, dass wir freundschaftlich miteinander umgehen. In vielen Fällen gelingt das. Ich führe selber eine deutsch-deutsche Beziehung. Meine Lebensgefährtin Hendrikje ist Gymnasiallehrerin und kommt aus Halle an der Saale. Über sie und mit ihrer Hilfe erlebe ich diesen Teil Deutschlands jetzt erst richtig. Wir müssen aufeinander zugehen. Das ist der richtige Weg, um sich einander zu finden. Wir brauchen diese Begegnung und die muß frei sein von Kalkül und Übervorteilung. Es ist nicht nachvollziehbar, dass eine Lehrerin in Ostdeutschland für die gleiche berufliche Leistung weniger Geld bekommt als eine Lehrerin in Westdeutschland. Dann ist es nicht verwunderlich, dass das Selbstwertgefühl von Menschen aus Ostdeutschland einen Knacks abbekommt. Das ist nur ein Beispiel von vielen. Wenn man diese Ungerechtigkeiten abbaut, entsteht ein anderes Miteinander. Es ist machbar, man muss es nur wollen.“

DS: Es gibt mit Union Berlin und RB Leipzig nur zwei ostdeutsche Bundesligisten und mit Erzgebirge Aue nur einen ostdeutschen Zweitligisten. Ist der Osten damit nicht total unterrepräsentiert?

Peter Maffay: „Das ist auch ein Beweis für das vorhandene Ungleichgewicht. Aber ich bin kein Fußball-Experte, meine sportlichen Ambitionen liegen eher beim Mountainbiken.“

DS: Wie erklären Sie sich, dass ausgerechnet die AfD im Osten so stark ist? Die Partei, die Neo-Nazis in ihren Reihen duldet, die mit Björn Höcke einen Rechtspopulisten zum thüringischen Landeschef gewählt hat und den man ungestraft als Faschisten bezeichnen darf.

Peter Maffay: „Wenn ein Teil der Gesellschaft sich nicht abgeholt fühlt, wenn jemand das Gefühl hat, dass die Argumente, die er vorbringt, nicht wahrgenommen werden, dann ist die Gefahr groß, dass er sich die Argumente eines Björn Höcke zu eigen macht. Er sucht sich dann eine Alternative zu der Meinung, die wir für richtig und wichtig halten. Das ist die einzige Erklärung, die ich dafür habe. Ein Teil der Mitte fühlt sich nicht berücksichtigt und allein gelassen mit ihren Ängsten und Erwartungen. Deshalb werden Menschen empfänglich für alternative Argumente der AfD, bis hin zur Radikalisierung. Das kann man meiner Meinung nach in einem gewissen Rahmen zurückdrehen. Denn ich glaube nicht, dass alle AfD-Wähler rechtsradikal sind, aber man muss ihnen schon klar machen, dass Sie eine Mitverantwortung haben, wenn sie rechtsradikale Strukturen zulassen und mittragen.“

DS: Die Menschen sind bei den Montagsdemonstrationen für die Freiheit auf die Straße gegangen. Die AfD verkörpert nicht gerade diesen Freiheitswillen. Was ist da schiefgelaufen?

Peter Maffay: „Ich stelle fest, dass Leute, die eigentlich demokratisch denken, sich plötzlich in der Nähe von radikalisierenden Teilen der Gesellschaft befinden und sie auch keine Berührungsängste mit einer Partei wie der AfD mehr haben. Menschen wandern aus der Mitte ab, weil sie sich von den Politkern der großen Parteien nicht mehr repräsentiert fühlen. Das ist für mich der bedrohliche Aspekt. Vielleicht haben wir zuviel Dirigismus in unserer Gesellschaft, zu viele Verordnungen, eine sich anbahnende Entmündigung der Bürger. Wenn sich die Politik von den Menschen entfernt, wenn wir nur noch geregelt werden und Eigenverantwortung kaum noch eine Rolle spielt, ist das gefährlich. Nehmen Sie unsere Situation als Künstler beispielsweise. Wir sind den Corona-Bestimmungen und -Entscheidungen auf Biegen und Brechen ausgeliefert, die über unseren Köpfen gefällt werden. Irgendwann wird die Angst um die Existenz größer als die Angst vor Abgrenzung und vor Corona. Dann entsteht eine Melange, die bedenklich ist. Das müssen wir aufarbeiten und miteinander im Dialog bleiben.“

Peter Maffay – Gitarren-Duell auf der Bühne – © Danny Jungslund/Red Rooster Musikproduktion

DS: Viele Ostdeutsche fühlen sich nicht mitgenommen, obwohl mit Angela Merkel als Bundeskanzlerin eine Ostdeutsche das zweithöchste politische Amt im vereinten Deutschland bekleidet. Wird das von den Menschen in Rostock, Leipzig und Dresden nicht genügend gewürdigt?

Peter Maffay: „Ich glaube, dass der Ansatz von Frau Dr. Merkel – aus humanistischer Sicht sowieso – ein völlig richtiger ist. Als wir anfingen, uns des Ausmasses der Zuwanderung klar zu werden, war die entscheidnde Frage, hilft man den Menschen, die unter lebensbedrohlichen Umständen ihre Heimat verlassen mussten oder lässt man sie im Regen stehen? Und Angela Merkel hat gesagt: Denen muß geholfen werden. Und das ist der einzig richtige Weg gewesen. Ich glaube an ihren ernst gemeinten und menschlich total korrekten Satz: ‚Wir schaffen das gemeinsam – unsere Gesellschaft ist stark genug‘. Zum damaligen Zeitpunkt war aber noch zu wenig angekoppelt das „wie?“. Auch daraus kann man letztlich – wenn man die enorme Aufgabe sieht – niemanden einen Vorwurf machen. Aber in der Zeit danach gab es einige Versäumnisse. Ein System zu entwickeln, das gewährleistet, dass Menschen, die zu uns kommen tatsächlich integriert werden, sie eine Chance haben, Arbeit zu finden, dass sie die Möglichkeit bekommen, selbstbestimmt zu leben, das ist nicht gelungen. Das hat meiner Meinung dazu beigetragen, dass es Parallellgesellschaften gibt, die wir nie wollten. Diese Entwicklung haben viele in unserem Land abgelehnt, weil sie sich dadurch bedroht gefühlt haben. Diesen Teil der Gesellschaft gilt es, wieder abzuholen.“

DS: Zurück zu Ihnen als Künstler und Musiker. Was dürfen Ihre Fans in den nächsten Jahren von Ihnen erwarten?

Peter Maffay: „Ich möchte genau so viel Leidenschaft in meine Musik einbringen wie bisher. Wr wollen unsere große Tournee, die wir in diesem Jahr unterbrechen mussten, im nächsten Jahr fortsetzen. Ich hoffe natürlich, dass die Menschen dann wieder unbeschwert in unsere Konzerte kommen können. Die Tonleiter hat zwar nur acht Töne, aber die Variationsmöglichkeiten sind unendlich. Da wird uns sicher auch in Zukunft etwas einfallen. Ich lebe in einem Land, in dem es sich zu leben lohnt und ich habe die Möglichkeit, mit vielen Menschen zusammen zu kommen und das motiviert mich auch in den nächsten Jahren.“

DS: Wird es irgendwann, wie andere Musiker und Bands vormachen, eine große Peter-Maffay-Abschiedstournee geben?

Peter Maffay: „Damit habe ich eigentlich vor, mir noch ein bißchen Zeit zu lassen. Der Abschied ist so etwas Absolutes. Den sehe ich bei uns noch nicht. Der Auftakt unserer Tour war so euphorisch und energiegeladen, in unserer Band steckt noch eine enorme Energie und Lust an unserem Beruf. Ich habe ja auch nichts anderes gelernt. Ich muß also an der Musik festhalten. Ich glaube, mein Abschied wird irgendwann eine Art Paukenschlag sein. Bis dahin kenne ich nur eines: Vollgas!“

DS: Vielen Dank für das spannende, interessante und ehrliche Gespräch

Das Interview führte Peter Pionke

 

Peter Maffay – mit der Atmosphäre und seiner Musik im Einklang – © Ralph Larmann / Red Rooster Musikproduktion

 

VITA Peter Maffay

 

Peter Maffay kam am 30.08.1949 in Brasov (Rumänien) als Peter Alexander Makkay zur Welt. Im August 1963 wanderte er mit seinen Eltern nach Waldkraiburg (Bayern) aus. Peter Maffay kam schon früh mit Musik in Berührung. Als Kind lernte er Geige spielen.

In den Schulferien arbeitete als Handlanger auf dem Bau verdiente sich so das Geld für die erste Gitarre. Peter Maffay war Mitbegründer und Gitarrist der Schülerband „The Beat Boys“, die sich später in „The Dukes“ unbenannte. Die Gruppe coverte u.a. bei Auftritten im Lokal „Weißer Hirsch“ (Waldkraiburg) Songs von Donovan, Bob Dylan, The Cream, Small Faces und The Kinks.

1968 ging Peter Maffay nach zwei Nichtversetzungen vom Gymnasium in Waldkraiburg ab und begann eine Lehre als Chemigraf, ein Beruf in der Druckerbranche, der aber inzwischen ausgestorben ist.

Mit Magaret Kraus gründete er das Duo „Peter & Margit“. Die beiden traten u.a. im Münchner Club „Song Parnass“ auf. Sie interpretierten in verschiedenen Sprachen Lieder von Peter, Paul und Marie, den Rolling Stones, Pete Seeger und Paul Simon. Abendgage pro Person: 10 DM. Immerhin ließ Peter Maffay an der Seite von Margit erstmals auch als Sänger aufhorchen.

Der Komponist und Produzent Michael Kunze wurde 1969 auf den jungen Sänger und Gitarristen aufmerksam. Er produzierte mit ihm die erste Single: „Du“, eine wunderschöne Ballade aus der Feder von Sänger und Komponist Peter Orloff.

„Du“ wurde am 15.01.1970 veröffentlicht und verkaufte sich über eine Million Mal. Der Titel belegte Platz 1 in den Deutschen Single-Charts (Österreich Platz 8 – Schweiz 2).

Am 21.03.1970 trat Peter Maffay, damals gerade einmal 19 Jahre alt, erstmals im Deutschen Fernsehen auf und präsentierte seinen Hit „Du“ in der ZDF-Hitparade. Der Start einer märchenhaften Musiker-Karriere!

Peter Maffay engagiert sich seit vielen Jahren für Toleranz und gegen Rassismus. Der Bundesverdienstorden-Träger ist Botschafter zahlreicher Charity-Organisationen und Schirmherr der Tabaluga-Stiftung für Kinder. Deren Märchen-Figur, den Drachen Tabaluga, hat er mit entwickelt und immer wieder auch musikalisch thematisiert.

Der Künstler war viermal verheiratet. Aus diesen Ehen gehen eine Adoptivtochter und ein Sohn hervor. Seit Ende 2015 ist er mit der Gymnasiallehrerin (Biologie – Sport) Hendrikje Balsmeyer aus Halle an der Saale liiert. Gemeinsam haben sie eine kleine Tochter.

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