12. November 2020

Gewinnt die Demokratie gegen Demagogie und Inszenierung?

Die US-Wahl steht weltweit im Fokus! Vok Dams, Marketing-Experte, Galerist und Wuppertal Botschafter, kommentiert das außergewöhnliche Polit-Ereignis und richtet dabei seinen Blick besonders auf die Persönlichkeit des noch amtierenden Präsidenten Donald Trump.

Der Marketing-Experte und Agentur-Gründer Vok Dams – © Vok Dams iNotes

Ich schaue selten RTL. Aber am Abend der Wahl in den USA bin ich dort hängen geblieben. Es gab einen ausführlichen Bericht über Donald Trump, den Präsidenten der USA, der alle Prinzipien der Demokratie, des Anstandes und der Moral außer Kraft gesetzt hat.Der Präsident, der unbedingt wiedergewählt werden will und dem dazu jedes Mittel recht ist.

Dass er als pathologischer Lügner diese Chance hatte, dass er von fanatischen Anhängern getragen wird, dass er Massen begeistert, wird von unzähligen Amateuren und vielen Fachleuten analysiert. Unverständnis überwiegt. Zumindest in Europa. Vielfach gepaart mit Überheblichkeit und intellektueller Arroganz.

Der Gesichtspunkt einer beispielhaften Marketing-Kampagne und einer exzellenten Kommunikation spielt in diesem Zusammenhang seltener eine Rolle.

Erstaunlich – zeigte doch das RTL-Portrait die absolute Professionalität, mit der die Marke „Donald Trump“ positioniert und vermarktet wird. Präsentiert von einem begnadeten Entertainer, der alle Regeln erfolgreicher Dramaturgie und Rhetorik beherrscht und sich mit großartigen Events und entsprechenden Bildern medial und live erfolgreich in Scene setzt.

Erinnern wir uns – „Will man Menschen überzeugen muss man Menschen begeistern“ (1*) war einer der Leitsätze unserer Agentur in Zeiten der Event-Euphorie. Basierend auf den „Gesetze(n) des Erfolgs für Events und Live-Marketing“ (2*), in denen wir auf die Erfolgsgrundlagen der Katholischen Kirche (Rituale) und der Nationalsozialisten (Inszenierungen) verwiesen.

Gesetzmäßigkeiten, die als Erfolgskomponenten für Marketing-Events eine Rolle spielen und die damit verbundene gesellschaftliche Verantwortung deutlich machen.

Die politische Verantwortung, die sich aus diesen Erkenntnissen speist, ist dabei offensichtlich zu kurz gekommen. Wie sonst wäre es möglich, achtzig Jahre nach dem Aufstieg der Nationalsozialisten in Deutschland mit Überraschung auf die USA zu sehen?

Es müssen nur einige Faktoren zusammenkommen, die zu vorhersehbaren Entwicklungen führen und (im schlimmsten Fall) Katastrophen auslösen.

Unüberschaubare wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen fördern die Unsicherheit und das Bedürfnis nach einfachen Lösungen. Lösungen, die von massetauglichen, skrupellosen und narzisstischen Talenten angeboten werden.

Wenn diese dann noch über die Grundlagen der Massenhypnose verfügen, finden sich schnell die Lemminge, die einen „Führer“ brauchen, dem sie zujubeln und bedingungslos folgen können.

Natürlich verbietet sich ein Vergleich zwischen Donald Trump und Adolf Hitler. Dennoch sind teilweise beängstigende Parallelen nicht weg zu diskutieren.

Der gesellschaftliche Umbruch in den 1930er Jahren, die Finanzkrise, Arbeitslosigkeit, Reparationsforderungen damals, die Nachwirkungen der weltweiten Finanzkrise, politische Umbrüche, Globalisierung, wirtschaftliche Veränderungen und die Corona-Epidemie schaffen heute die Voraussetzungen für eine verunsicherte Gesellschaft.

„America First“ war der politischer Slogan von Donald Trump. Seine Wahlveranstaltungen unterscheiden sich nicht viel von den Inszenierungen der Nationalsozialisten in Zeiten der Weimarer Republik. „Deutschland, Deutschland über alles“ hieß es damals und die Propaganda und Hetze auf Andersdenkende war Bestandteil eines machtpolitischen Konzeptes.

Und nicht zu vergessen – auch Adolf Hitler wurde in einer demokratischen Wahl in den Deutschen Reichstag gewählt.

Hitler wusste die Medien Rundfunk und Film als Kommunikationsmittel aktiv für seine direkte Ansprache, seine Propaganda zu nutzen. Trump hat das Medium Twitter für sich entdeckt und kommuniziert erstmals im politischen Raum mit seinen Millionen „Followern“ direkt.Er schiebt damit die freie Presse ins Abseits. Mehr noch – die klassischen Medien werden diffamiert und unglaubwürdig gemacht. Die „vierte Gewalt“ der demokratischen Kontrolle wird zum Gegner erklärt und damit ausgeschaltet.

Eine Trump-Anhängerin – © Vok  Dams iNotes – iPhone-Notizen aktueller Medienberichte

Wenn es politisch und gesellschaftlich nicht so beängstigend wäre, könnte man das „Polit-Theater“ aus Marketingsicht durchaus bewundern. Zumal die jeweiligen Ansprachen perfekt inszeniert und sowohl inhaltlich als auch rhetorisch absolut beispielhaft auf die Zielgruppen zugeschnitten sind. Gutes Live-Marketing also im wahrsten Sinne des Wortes.

Wie war das noch mit dem Unterschied zwischen Adolf Hitler und Donald Trump? Hitler hatte eine Strategie: lange vorher beschrieben in seinem Buch „Mein Kampf“. Trump hat kein Konzept, nur ein Ziel: Persönliche Macht, Anerkennung und profitable „Deals“.

So suchen wir also Trost in der Hoffnung, dass es doch noch Chancen für einen Wechsel gibt. Dass Anstand und Moral zurückkehren, dass die amerikanische Nation diese Prüfung besteht  und die amerikanische Demokratie gestärkt aus dieser Krise hervorgeht.

In unserem Interesse, im Interesse Europas, im Interesse der großen amerikanischen Nation und im Interesse der Weltgemeinschaft.

Vok Dams

 

Hinweise:

1.     *Vok Dams, Colja Dams
50  JAHRE KOMMUNIKATION DIREKT
Entstehung und Entwicklung von Event- und Live-Marketing
Verlag Müller+Busmann

 

2.     *Vok Dams, Colja Dams
CODE ROUGE
Gesetze des Erfolgs für Events und Live-Marketing
Verlag Frankfurter Allgemeine Buch

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