4. Dezember 2020

Christoph Siemons schenkt dem „lieben Gott“ eine Messe

Christoph Siemons wuchs in einer katholisch geprägten Familie auf. Dennoch spielte der Glaube nie die ganz große Rolle im Leben des erfolgsverwöhnten Produzenten und Gitarristen der Rock-Symphonic-Band "Krypteria". Das änderte sich, als Christoph Siemons (51) dem Tod gleich mehrmals von der Schippe sprang. Da legte er ein feierliches Gelübde ab: "Ich schenke dem lieben Gott eine Messe!"

Christoph Siemons zündet eine Dankes-Kerze im Kölner Dom an – © privat

Das Werk „Sinfoglesia“ ist inzwischen fertig und soll 2022 vor dem Kölner Dom uraufgefürt werden. Das Album „Das Versprechen“ wird am 04. Dezember 2020 veröffentlicht.

Alles, was der gebürtige Ausburger in die Hand nahm, stand unter einem günstigen Stern. Mehr als zehn Millionen verkaufte Tonträger als Produzent – u.a. von La Fee, Zlatko, Nino De Angelo, Adel Tawil u.a. (Lesen Sie auch „Die Vita des Christoph Siemons“ weiter unten). Er schien das Glück gepachtet zu haben. 

Doch eines Tages spielte der Körper des gefragten Musikers und Produzenten nicht mehr mit. Der Künstler fühlte sich ausgelaugt und schlapp. Siemons Ehefrau Katrin glaubte, das richtige Rezept gefunden zu haben, um ihren Mann wieder aufzubauen. Sie buchte einen Ibiza-Urlaub. Doch auch auf der Sonneninsel im Mittelmeer besserte sich der Zustand von Christiop Siemons nicht.

Im Gegenteil, er fühlte sich immer schlechter. Das Ehepaar konsultierte einen deutschen Arzt, der sich aber Ibiza niedergelassen hatte. Im Zeitalter der Apparate-Medizin war er mit nur einem einzige medizinischen Gerät ausgerüstet: Dem Stetoskop. Er verliess sich auf seine Erfahrung und sein Bauchtgefühl. 

Ein Segen für den kreativen Wahl-Kölner. Christoph Siemons: „Der Doc hörte mich kurz ab und sagte dann: ‚Etwas mit ihrem Herzen stimmt nicht. Sie sollten der Sache auf den Grund gehen‘. Ich war zunächst sogar etwas sauer auf den Arzt. Wie konnte  wer nur nach einer so kurzen Untersuchung eine solche Diagnose stellen?“

Christoph Siemons mit Ehefrau Katrin in seinem Studio – © Matthäus Wallotek

Aber Katrin und Christoph Siemons hörten dann doch auf den Rat des Mediziners und flogen nach Köln zurück. Wieder zuhause musste er eine ganze Litanei an Untersuchungen über sich ergehen lassen. Doch der wahre Grund für seine Beschwerden wurde nicht gefunden. 

Zum Glück konnte sich Christoph Siemons auf seinen Schutzengel verlassen. Über einen Bekannten lernte er Prof. Dr. Thomas Benzing, Direktor der Klinik für Innere Medizin am Universitätsklinikum Köln kennen, mit dem er heute eng befreundet ist. 

Der überaus kompetente „Gott in Weiß“ erklärte: „Ich weiß auch nicht, was Sie haben, aber ich finde es für Sie heraus!“ Und er hielt Wort. Nach unzähligen Untersuchungen und Tests lag die Diagnose auf dem Tisch: Christoph Siemons litt an einer Endokarditis, einer Entzündung der Herzinnenhaut. Höchstwahrscheinlich sind bei einer Zahnreinigung in der Zahnarztpraxis Baktieren in sein Blut geraten.

Ehefrau Katrin als große Stütze

Christoph Siemons: „Naiv wie ich war, atmete ich bei Bekanntgabe der Diagnose erst einmal auf. Ich wusste da noch nicht, dass bei dieser Krankheit häufig eine Herzklappe von anhaftetenden Bakterien so sehr igeschädigt wird, dass man sie austauschen muss. Und dass die Sterblichkeitsrate bei dieser Erkrankung sehr hoch ist, davon hatte ich auch noch nichts gehört. Vielmer glaubte ich, eine Antibiotikum-Behandlung würde ausreichen, die Endokarditis in den Griff zu bekommen.“ Denkste!

Der Produzent, der sich gleich viel stärker fühlte, wollte nach Hause fahren, um dann einige Tage später mit der Behandlung zu beginnen. „Nix, da“, erklärte ihm Prof. Benzing. „Sie bleiben hier und das für mindestens sechs Wochen!“ Christoph Siemons war enttäuscht, aber er ahnte noch nicht, welches „Martyrium“ auf ihn zukommen sollte!

Für den Fall der Fälle hatte er in einer frühen Phase der Krankheit sein Testament gemacht und in einer Schublade für seine Frau hinterlegt. Doch Katrin hat es bis heute noch nicht angerührt.

Die barmherzige Krankenschwester

Der Musiker blieb in der Uni-Klinik. Seine Katrin wich die ganze Zeit über nicht von seiner Seite. Nachs schlief sie auf der Fensterbank neben seinem Bett. Sie war auch glücklichweise beim ersten dramatischen Höhepunkt in der Nähe. An einem Samstag bekam Christoph starke Bauchschmerzen mit Schweißausbrüchen. 

Ärzte gab es zu dem Zeitpunkt nur in der Notaufnahme. Katrin ergriff die Initiative. Gestützt auf seine Frau fuhr Christoph Siemons mit dem Fahrstuhl nach unten. Eine Krankenschwester sah auf den ersten Blick, dass es ihm sehr schlecht ging. Er wurde in die CT-Röhre geschoben. Der niedereschmetternde Befund: Ein Aneurysma im Bauch als Foge der Endokarditis.

Eine Not-Operation war dringend erforderlich. Bereits vier Tage später lag er  schon wieder auf dem Operationstisch: Herzklappen-OP. Christoph Siemons: „Ich habe jetzt praktisch zwei Reißverschlüsse vom Unterbauch bis zum Brustbein.“ Der Eingriff am offenen Herzen verlief erfolgreich. Doch dann der Rückschlag. Im Herzbeutel hatte sich Flüssigkeit gebildet und die musste per Punktion abgezapft werden. Normalerweise ein kleiner Routine-Eingriff. 

Christoph Siemons (r.) mit Prof. Dr. Thomas Benzing in der Klinik – © privat

Aber Christoph Siemons machte auf seinem wochenlang Leidensweg jetzt eine 

psychische Krise durch. Der Produzent: „Ich hatte auf einmal jeglichen Lebensmut verloren und dachte, wenn ich jetzt sterbe, ist das okay so. Ich hatte einfach keine Kraft mehr, weiter zu kämpfen.“ 

Das teilte er auch seiner Frau mit und die hatte für den Resignations-Anfall ihres Mannes überhaupt kein Verständnis.

Christoph Siemons: „Katrin ist normalerweise ein ganz ruhiger ausgeglichener Mensch. Doch in dem Moment hat sie mich regelrecht angeschrieen: ‚Wenn Du schon für Dich nicht mehr weiterleben willst, dann tue es wenigstens für mich!“ 

Die lauten Töne der Ehefrau kamen beim Musiker an: „Ich lag zu der Zeit auf der Intensivstation, Katrin durfte mich jetzt nur stundenweise besuchen. Also war ich größtenteils allein. Ich konnte nur die große Uhr an der Wand sehen, konzentrierte mich auf sie und nahm mir immer wieder vor, die nächsten fünf Minuten zu überleben.“ Ein Leben im Fünf-Minuten-Takt.

Zwischen Hoffen und Bangen

Genau in dieser Zeit geschah ein kleines Wunder: Eine 80 Jahre alte Frau lag nach einer Herz OP immer noch im Koma. Mehrere Tage zwischen Hoffen und Bangen! Ihr Ehemann hatte fast rund um die Uhr ihre Hand gehalten, eine Schwester überprüfte jede Stunde ihre Reaktion. Vergeblich! Und dann eines nachts erwiderte die Frau plötzlich den Händedruck. Sie war aus dem Koma erwacht und es flossen überall Freudentränen.

Christoph Siemons: „Alle auf der Station waren erleichtert. Ich sah den Blick des überglücklichen Ehemannes. Ein Schlüsselerlebnis. Da habe ich mir gedacht: Was die alte Dame kann, das schaffst Du auch. In dieser Nacht habe ich auch das Gelübde abgelegt, dem lieben Gott eine Messe zu schreiben.“

Die Zeit in der Klinik hat ihn stärker und demütiger gemacht. Nie vergessen wird er die tolle menschliche Geste der Nachtschwester, die mit dem Fahrstuhl nach unten zu Pforte fuhr, um für ihn von Ihrem Geld aus dem Automaten eine Cola zu ziehen, weil Christoph Siemons endlich einmal wieder Durst auf ein Getränk mit Geschmack hatte.

Kaum wieder zurück in seinem Haus in Köln, in dem auch sein Studio liegt, machte sich Christoph Siemons an die Kompositions-Arbeit seines Projektes „Sinfoglesia“. Immer dann, wenn Sänger*innen oder Musiker*innnen bei im Studioaufnahmen machten, bat er diese, auch einen Part für seine Messe einzuspielen.

Hilfe für Bedürftigen-Tafeln

Nach sechs Jahren ist das Werk endlich fertig. Jetzt wird es als Album auf CD veröffentlicht (04.12.). Die Welturaufführung als „himmlisches“ Live-Konzert soll aber erst 2022 aus Anlass der 700-Jahr-Feier vor dem ehrwürdigen Kölner Dom stattfinden. 

„Victoriam“, ein atemberaubender Song aus seiner Dankes-Messe, ist bereist vorab als Charity-Song für die Aktion „Corona-Care“ von BurdaForward veröffentlicht worden und belegte gleich Platz eins der iTunes- und Amazon-Charts. Der Erlös aus dem Lied – ein Geldsegen für verschiedene „Bedürftigen-Tafeln“ in Deutschland. 

„Sinfoglesia“, die Dankes-Messe für den „lieben Gott“, ist zwar geschrieben, aber noch nicht gelesen…

Text Peter Pionke

Christoph Siemons als Gitarrist seiner Band „Krypteria“ auf der Bühne – © Rainer Ruber/Konzertpix.de

 

Die Vita des Christoph Siemons

Christoph Siemons wurde am 25.03.1969 in Augsburg geboren. Mit 12 Jahren nahm er Gitarren-Unterricht. 1988 machte er sein Abitur in Aachen – anschließend studierte er Gitarre in Maastricht (NL).

Er arbeitete zunächst als Gitarrenlehrer und Studiomusiker. Bald folgten die ersten Erfolge als Produzent. Mit den „Verliebten Jungs“, der Band des Sängers und Schauspielers Michael Evans (u.a. RTL-Serie „Unter uns“), belegte er dreimal den 1. Platz der ZDF-Hitparade. 

Mit „Big Brother“-Protagonist Zlatko und Co-Produzent Bob Arnz nahm er den Titel „Ich vermisse Dich wie die Hölle“ auf. Der Song schaffte es bis auf den ersten Platz der deutschen Single-Charts und verkaufte sich knapp eine Million Mal.

Am 25.06.2000 hatte das Produzenten-Team Siemons/Arnz gleich drei Titel in den Top Ten der deutschen Single-Charts platziert. 

2003 gründete Siemons das Rock-Musical-Projekt „Krypteria“, eine fantastische Liebesgeschichte u.a. mit dem Sänger und Schauspieler Hans-Martin Stier. Der Titelsong „Liberatio“ – gesungen von Sylvia Gonzales Bolivar – wurde am 25.10.2003 in Jörg Pilawas Samstagsabends-TV-Sendung „Pisa – der Ländertest“ uraufgeführt. 

Ein Jahr später war „Liberatio“ Erkennungsmelodie der RTL-Charity-Aktion zugunsten der Opfer der Tzunami- Flutkatastrophe. 

Da sich „Krypteria“ als Bühnen-Projekt nicht realisieren ließ, brachte Christoph Siemons sein Werk als Doppel-LP heraus und machte aus dem Projekt „Krypteria“ eine Band, die u.a. auf dem berühmten Hardrock-Festival in Wacken für Furore sorgte.

Christoph Siemons arbeitete mit Musikern wie LaFee, Doro Pesch, Nino DeAngelo, Marc Terenzi, Adel Tawil, Mickie Krause oder der Kölner Karnevals-Band „De Räuber“ zusammen. 

Die ersten beiden Alben von LaFee belegten Platz 1 der Album-Charts, das dritte immerhin noch Platz 6. Außerdem wurde LaFee mit drei „Echos“ ausgezeichnet.

Der vielseitige Künstler und Fan des FC Bayern München komponierte und produzierte „Fortuna“, das Vereins-Lied von Fortuna Köln – oder auch die Borussia-Dortmund-Hymne „Unser Stolz, Borussia“.

Aus Anlass der Fußball-WM 2018 nahm Christoph Siemons mit Adel Tawil („Ich+Ich“) den Song „Flutlicht“ auf. Er ist nicht nur Gitarrist von „Krypteria“, sondern auch von der Torben Klein Band. 

Christoph Siemons ist mit Katrin verheiratet und wohnt in Köln-Junkersdorf.

http://www.siemons-music.com

Der Link zum Song „Victoriam“

https://www.youtube.com/watch?v=hHiaN_rHjao

Der Link zum Song „Sanctus Dominus“

https://www.youtube.com/watch?v=jWkr7ntsYLg

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https://www.focus.de/kultur/musik/album-das-versprechen-saengerin-tabea-scholdan-pop-klassik-messe-sinfoglesia-hat-mein-herz-beruehrt_id_12760238.html

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