10. Dezember 2020Peter Pionke
Christoph Müller: „Mich interessieren extreme Menschen“
Produzent der beeindruckenden Film-Biographie „Sophie Scholl – die letzten Tage“ (Bayerischer Filmpreis – Oscar-Nominierung bester ausländischer Film), Produzent und Co-Autor der Film-Portraits „Goethe“, Co-Autor des Kino-Hits „Der Medicus“ mit Ben Kingsley und Stellan Skarsgard und vieles mehr. In diesem Jahr glänzte Christoph Müller als Produzent der gefeierten Hitler-Satire „Er ist wieder da“ mit Oliver Masucci, Katja Riemann und Christoph Maria Herbst, die mit dem „Bambi“ ausgezeichnet wurde. Christoph Müller produzierte auch die neuverfilmte „Winnetou“-Trilogie, die gerade von RTL ausgestrahlt wird. Peter Pionke unterhielt sich mit dem Wahl-Berliner, der immer noch einen heißen Draht nach Wuppertal hat.
DS: Herzlichen Glückwunsch zum „Bambi“ – wie viel ist Ihnen dieses Tierchen wert?
Christoph Müller: „Vielen Dank! Sehr viel, weil der Bambi erstens tatsächlich der ERSTE Preis ist und zweitens nicht nur ein reiner FILMPREIS ist,
sondern ein Medienpreis, der auch Sportler, Politiker und wie z.B. bei dieser Verleihung den Papst würdigt.“
DS: Ich habe beim Film „Er ist wieder da“ herzlich gelacht. Sie und Ihr Team haben genau den richtigen Ton getroffen. Hatten Sie nicht die Befürchtung, dass einige Kreise in Deutschland diese Art von Satire gar nicht verstehen würden?
Christoph Müller: „Doch, aber es gibt immer 10 Prozent, die etwas falsch verstehen, weil sie es auch gerne falsch verstehen wollen. Die haben den Roman vermutlich auch schon falsch verstanden. :-)“
DS: Grundlage des Films war das Buch von Timur Vermes. Wo gab es die größten Probleme, den Inhalt filmisch umzusetzen?
Christoph Müller: „Das Ende war das größte Problem, weil der Roman kein richtiges Ende hat und wir mussten für den Film eine Haltung einnehmen. Da wir im Film diese ungesehenen realen Dokumentar-Aufnahmen mit dem Führer live durch Deutschland in den Film geschnitten haben, ist der Film inhaltlich zum Roman noch einen großen Schritt weitergegangen.“
DS: Sind alle im Drehbuch stehenden Szenen schließlich im Film gelandet oder haben Sie sich im Schnitt dann doch noch von der einen oder anderen Einstellung verabschiedet – aus welchen Gründen auch immer?
Christoph Müller: „Wir hätten mit dem Material , das NICHT im Film gelandet ist, noch einen zweiten Film machen können 🙂 Wir hatten noch eine großartige Szene zwischen Christoph Maria Herbst und Katja Riemann, die zu meinen Lieblingen gehört, aber die hätten das Tempo des Films verlangsamt. Kill your Darlings. Einige dieser Szenen kann man auf der DVD im Bonusmaterial sehen.“
DS: Sie scheinen ein Faible für Biographien zu haben: Ich denke da u.a. an Sophie Scholl, Goethe, Hitler – was fasziniert Sie an diesen Persönlichkeiten?
Christoph Müller: „Das stimmt. Es ist einfach spannend, sich mit extremen Menschen auseinanderzusetzen, auch persönlich. Das ist keine verschenkte Lebenszeit, wenn der Film dann nicht zustande kommt. Und mein Ziel ist es dann, diese Biographien bzw. den historischen Zustand so gut zu erzählen, dass ein großes Publikum das interessant findet. Entweder die Zivilcourage einer Sophie Scholl, das Entstehen von Kunst durch Unglück bei Goethe! oder mit einer Hitler-Satire politisches Bewusstsein zu wecken.“
DS: Auf der anderen Seite produzieren Sie auch Mainstream-Komödien (u.a. „Erkan & Stefan“) – was reizt Sie daran?
Christoph Müller: „Die Leute zum Lachen zu bringen, weil es großartig ist, wenn 1.200 Leute im Kino in einem Moment gleichzeitig Lachen :-)“
DS: Ein Produzent steht in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit ja meist ein wenig im Schatten von Regisseur und Darstellern. Bedauern oder genießen Sie das?
Christoph Müller: „Beides!!!“
DS: An welchen Projekten arbeiten Sie aktuell?
Christoph Müller: „An Hermann Hesses Weltbestseller „Narziss und Goldmund“, an der Musical-Verfilmung „Ich war noch niemals in New York“ und an an Ferdinand von Schirachs Kinofilm „Der Fall Collini“.“
DS: Welchen Bezug haben Sie als gebürtiger Wuppertaler und jetziger Wahl-Berliner noch zu Ihrer Heimatstadt?
Christoph Müller: „Meine Eltern! Und den WSV :-).“
DS: Wie und wo werden Sie Weihnachten verbringen ?
Christoph Müller: „Leider nicht in Wuppertal…“
DS: Vielen Dank für das Gespräch
Das Interview führte Peter Pionke
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