14. Februar 2021Peter Pionke
Was „#FOKUS_WUPPERTAL“ für die Stadt bewirken kann
Mit seiner im Mai 2013 gegründeten Denkfabrik „ATELIERHAUS“ sieht er sich als „Keimzelle und Impulsgeber für kreative und strategische Kommunikationsarbeit“. Die Kunst der Kommunikation und die Kommunikation der Kunst hat der Galerist bewusst in den Mittelpunkt seiner Arbeit gestellt
In seinem regelmässigen Vok Dams „NotizBlog“, sowie in pointierten Kolumnen und Beiträgen für DIE STADTZEITUNG WUPPERTAL, setzt er sich seit Jahren dafür ein, das Image der Stadt zu verbessern und die Stärken des Standortes aktiver und professioneller
nach innen und außen zu kommunizieren.
Vok Dams begleitete die Arbeit der früheren Oberbürgermeistern Peter Jung und Andreas Mucke konstuktiv-kritisch, ebenso wie die des amtierenden OB Prof. Dr. Uwe Schneidewind, der jetzt, nach den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit, sein Zukunftsprogramm #FOKUS_WUPPERTAL vorgestellt hat.
Für uns als STADTZEITUNG mehr als Grund genug, ein Gespräch mit Vok Dams über das Zukunftsprogramm für Wuppertal zu führen.
DZ: Oberbürgermeister Uwe Schneidewind hat in der vergangenen Woche sein Zukunftsprogramm #FOKUS_WUPPERTAL in einer Pressekonferenz vorgestellt. Wie zu erwarten war die Resonanz darauf unterschiedlich. Wie bewerten Sie sein Programm?
Vok Dams: „Die Reaktionen waren in der Tat unterschiedlich. Während die Presse darauf verwies, dass die Grundsatzrede als Live-Stream am Vortag der Pressekonferenz „jene enttäuschte, die konkrete Projekte erwartet hatten“, so bescheinigte sie dem Auftritt auf der Pressekonferenz „eine kämpferische Grundsatzrede, die auch als Antrittsrede getaugt hätte“. So viel zur Dramaturgie und der „Kunst der Kommunikation“. Dass die Opposition sich die Gelegenheit nicht entgehen ließ, sich kritisch mit dieser ersten offiziellen Startveranstaltung auseinander zu setzen war zu erwarten.“
DZ: Bei der Kritik von SPD und FDP ist von „Worthülsen“ und fehlenden „echten Akzenten“ die Rede. Wie sehen Sie das?
Vok Dams: „Ja, auch die mangelnde Sichtbarkeit des Oberbürgermeisters in den ersten 100 Tagen wurde bemängelt. Aus meiner Sicht ein verständlicher, aber taktischer Fehler, der die Erwartung auf den ersten offiziellen Auftritt unnötig hochgeschraubt hat. So belasteten diese negativen Wahrnehmungen aus dem Vorfeld beide Präsentationen.
DZ: Haben die Kritiker also aus Ihrer Sicht recht?
Vok Dams: „In dem Wahlprogramm von Uwe Schneidewind war von einem starken Aufbruch und konkreten Maßnahmen die Rede. Damit war die Messlatte sehr hoch gelegt. Wenn man dann über einen Zeitraum von 100 Tagen nichts mehr davon hört, erwartet man natürlich Ergebnisse.“
DZ: Und welche Ergebnisse hat der Oberbürgermeister in Ihrer Wahrnehmung letztlich auf dem Silbertablett serviert?
Vok Dams: „Im Zusammenhang mit der Oberbürgermeisterwahl von Andreas Mucke hatte ich seinerzeit die Frage gestellt, welche Qualifikation jemand mitbringen muss, der einen Großkonzern wie die Stadt WUPPERTAL erfolgreich zukunftsfähig machen, verändern und managen will. Ein Unternehmen, das von Verwaltung und Politik entscheidend geprägt, getragen und gesteuert wird. So scheint mir der Ansatz von Uwe Schneidewind, ein gemeinsames Ziel zu definieren und dafür Mehrheiten zu suchen sinnvoll zu sein. Hierbei WUPPERTAL in den Mittelpunkt zu stellen, halte ich ebenfalls für sinnvoll und notwendig.“
DZ: Würden Sie uns das bitte näher erläutern?
Vok Dams: „Ich habe immer wieder darauf hingewiesen, dass es WUPPERTAL als Einheit aus kommunikativer Sicht nicht gibt. Die Erkennbarkeit und Leuchtkraft fehlt. Wuppertal präsentiert sich bisher als Konglomerat unterschiedlicher (politischer) Interessen, unterschiedlicher Stadtbetriebe und verschiedener Stadtteile. Es wird Zeit, diese Dinge miteinander zu verbinden. #FOKUS_WUPPERTAL könnte diese Funktion als Kernbotschaft und Verpflichtung für uns alle – also als Leitlinie für alle WUPPERTALER erfüllen.“
DZ: Also nach dem Motto: Gemeinsam sind wir stark, statt „Bergisch Pepita“?
Vok Dams: „Ja, in diesem Sinne bewerte ich auch die reflexhaften Reaktionen der Opposition als wenig zielführend für uns alle, für die Arbeit des Oberbürgermeisters und die Stadt WUPPERTAL. Es geht darum, das gemeinsame Ziel WUPPERTAL über alle parteipolitischen Details zu stellen und Politik und Verwaltung in die Pflicht zu nehmen.“
DZ: Der schwarz-grüne Oberbürgermeister Schneidewind hat im Rat der Stadt keine Mehrheit. Wie soll er da Änderungen herbeiführen und konkrete Maßnahmen umsetzen, ohne sich allzu sehr zu verbiegen oder eigene Überzeugungen über Bord zu werfen?
Vok Dams: „Das weiß der Oberbürgermeister und das wissen die Politiker. So ist es die Verantwortung des Stadtrates, eine erfolgreiche Arbeit des Oberbürgermeisters, im Interesse unserer Stadt WUPPERTAL, zu ermöglichen.
DZ: Aber wie soll das in der Realität und im Tagesgeschäft aussehen?
Vok Dams: „Uwe Schneidewind versteht sich aus meiner Sicht als Moderator und als Macher. Ein Möglichmacher, der das Potential der Verwaltung nutzen will, die Verwaltung auf gemeinsame Ziele einschwört und diese Ziele mit den Mitgliedern des Stadtrates parteiübergreifend vereinbart.“
DS: Aber sind dafür nicht konsensfähige Projekte notwendig?
Vok Dams: „Ja, mit FOKUS_WUPPERTAL sind damit die politischen Mehrheiten in der Verantwortung. Die demokratische Auseinandersetzung im Stadtrat wird gestärkt. Es gilt zielführende Konzepte zu entwickeln und Farbe zu bekennen, was im Interesse der Stadt ist und was nicht. Wer gute Projekte aus politische Gründen blockiert, schadet der Stadt – und wird dabei sichtbar.
DZ: Die Broschüre #FOKUS_WUPPERTAL wurde teilweise kritisch bewertet. Wie sehen Sie persönlich als Markting-Experte die Präsentation?
Vok Dams: „Das Problem derartiger Broschüren ist, dass sie vielfach als Leistungsnachweise gesehen werden. Wir haben dutzende dieser „Willenserklärungen“ und „Untersuchungen“ in unseren Archiven. Teils aufwendige bezahlte Bestandsaufnahmen mit Hinweisen und Anregungen, die nie oder nur in geringem Umfang genutzt oder umgesetzt wurden.
So kommt auch diese Broschüre fast zu gefällig gestaltet daher. Sie erläutert die Grundlagen mit denen das Zukunftsprogramm WUPPERTAL umgesetzt werden soll. Kritisch gesehen also – ohne konkrete Lösungen.“
DZ: Welchen Schluß ziehen Sie für sich daraus?
Vok Dams: „Positiv gesehen: Die Broschüre ist eine gute Basis um auch Laien verständlich zu machen, wie man bei allen Initiativen und Aktivitäten den Fokus auf die STADT WUPPERTAL setzt. Vor allem aber, wie man auf Vorhandenem aufbaut um Zukünftiges zu erreichen. Wenn diese Borschüre also die Funktion einer Mao-Bibel übernimmt und alle WUPPERTALER auf FOKUS_WUPPERTAL einschwört, kann sie ihre Aufgabe erfüllen:
Wer in Zukunft nicht auf FOKUS_WUPPERTAL setzt, schadet nicht nur dem Oberbürgermeister, er schadet uns allen.“
DZ: Wow – das ist ja mal ein starker Schlusssatz! Vielen Dank für das interessante, offene Gespräch. (pp)
Das Zukunftsprogramm als PDF steht hier zum Download bereit:
#FOKUS_WUPPERTAL
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