15. Februar 2021

Obdachloser AJ: Wohnung und Job in Aussicht

Der Foto-Designer und ehemalige Pfarrer Taro Kataoka hat vor drei Wochen per Zufall den abdachlosen AJ alias Thomas auf der Platte in Elberfeld kennen gelernt. Das Schicksal des Ex-Häftlings berührte ihn zutiefst. Seither hat er sich entschlossen, AJ ein Stück weit zu begleiten - auf den Weg zurück in die Gesellschaft. Und es gibt durchaus Fortschritte, wie Taro Kataoka bei seinem dritten Treffen mit Genugtuung erfuhr.

AJ an seinem Stammplatz tagsüber in Elberfeld – © Taro Kataoka

„Meine dritte Begegnung mit AJ in Elberfeld. Die Sonne scheint und er atmet auf, dass es etwas milder geworden ist. Allein die Tatsache, dass er innerhalb von fünf Stunden noch nicht einmal 50 Cent. gespendet bekommen hat, trübt seine Stimmung ein wenig. 

Aber so sei es nun einmal sonntags. Passanten kommen mehr genug an seinem Sitzplatz vorbei, aber sie beachten ihn kaum. Und doch ist er zufrieden. Denn heute Morgen hatte ihm die Pizzeria gegenüber seines Stammplatzes in der Fußgängerzone eine große Pizza spendiert. 

Und von einer Kirche hat er zudem eine Papiertüte mit Kaffee und Sandwiches erhalten. Ich habe AJ den letzten Artikel aus der STADTZEITUNG Wuppertal ausgedruckt übergeben. Als ich ihm dann die Reaktionen auf Facebook gezeigt habe, war er hocherfreut. 

AJ in seinem „Schlafzimmer“ unter einer Brücke in Elberfeld – um ihn herum seine Habseligkeiten – © Taro Kataoka

Er hat jetzt sogar eine Chance auf einen Job, wenn er „arbeiten kann und arbeiten will“. Er strahlt übers ganze Gesicht und freut sich wie einer, der das große Los gezogen hat. 

„Und ob ich arbeiten will“, erklärt er im Brustton der Überzeugung. Jetzt wartet er auf die Wohnung, die ihm in Aussicht gestellt wurde.

AJ hat eine positive Perspektive, ist hochmotiviert und hat neuen Mut gefasst. Alles gute Vorraussetzungen! Nun muß er seine Chancen nur noch nutzen.

Er freut sich auch über die angebotene Hilfe für Kleidung. Denn obwohl er seit Wochen unter der Brücke lebt, hat er immer im Rahmen seiner bescheidenen Möglichkeiten großen Wert auf ein gepflegtes Äußere gelegt. 

AJ bedankt sich herzlich bei mir. Ich drücke ihm ganz fest die Daumen, dass er bald eine Wohnung findet und Schritt für Schritt in ein normales Leben zurückfindet.

Er lächelt beim Abschied. Und die magere Ausbeute in seiner „Bettel-Dose“ an diesem Tag ist auch vergessen… Fortsetzung folgt.“

Taro Kataoka

 

Seine wertvollsten Habseligkeit hat AJ immer mit dabei – aus Angst, dass sie ihm gestohlen werden – © Taro Kataoka

 

Über AJ alias Thomas

AJ alias Thomas, inzwischen 48 Jahre alt, hat eine sehr bewegte Geschichte hinter sich. Er wurde in Spanien geboren, kam er im Alter von einem Jahr nach Deutschland. Er verlor früh beide Elternteile und wuchs in Kinder- und Jugendheimen auf. Nach der Schule machte er eine Bäckerlehre.

AJ kam nie im normalen Leben an. Er geriet früh auf die schiefe Bahn, wurde immer wieder straffällig. Von Drogendelikten, über Körperverletzung bis hin zum Totschlag, was er heute zutiefst bereut.

Über dreißig Jahre seines Lebens verbrachte der gelernte Bäcker bislang im Gefängnis. Als er vor einigen Wochen aus der JVA entlassen wurde, stand er vor dem Nichts: Keine Wohnung, keinen Job, keine Perspektive.

Doch dank Menschen wie Taro Kataoka hat er neuen Mut geschöpft und ist jetzt fest entschlossen, seine Chance beim Schopf zu fassen!

 

Taro Kataoka – © privat

 

Über Taro Kataoka

Taro Kataoka – Jahrgang 1966 – ist japanisch-deutscher Abstammung, seit über 25 Jahren verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.

Nach der mittleren Reife an einer japanischen Schule, hat er zunächst die Fachoberschulreife, dann das Abitur an deutschen Schulen gemacht. Anschließend erlernte er den Beruf des Bankkaufmanns.

Taro Kataoka leistete Zivildienst und arbeitete einige Jahre bei einem japanischen Unternehmen. Anschließend studierte er Theologie. Nach zehn Jahren im Pastorenberuf begann er ein Fotodesign-Studium und schloß dieses mit dem Diplom ab.

Die Kamera ist seither sein ständiger Begleiter, zunächst meist nebenberuflich im Bereich der Eventfotografie. Inzwischen arbeitet er selbständiger Fotodesigner und betreibt ein eigenes Fotostudio. http://www.kataoka-fotografie.de/

Als interkulturell aufgewachsener Mensch ist Taro Kataoka an anderen Kulturen interessiert. Er lernt gerne neue Menschen kennen und tritt mit ihnen in Interaktion.

Als gläubiger Christ liebt er Gott, seine Nächsten und das Leben. Ein Beispiel dafür sind Hilfstransporte mit einem 40-Tonnen- Lkw nach Südost-Europa, die er ehrenamtlich unternimmt. Mindestens einmal im Jahr ist er unterwegs, um Menschen mit Lebensmitteln und Kleidung sowie weiteren Hilfsgütern zu versorgen.

Nicht zuletzt ist Taro Kataoka Vorstandsmitglied des gemeinnützigen Vereins „Kinder-Tafel-Vohwinkel e.V., der die Kindertafel und den betreuten Spielplatz „Sternpunkt“ in Vohwinkel betreibt und betreut  http://www.kinder-tafel-vohwinkel.de

 

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