25. April 2021

Georg Rose hat den Schwarz-Weiß-Film wiederentdeckt

Er kommt gleich dreifach mit der Corona-Pandemie in Berührung: Als Bürger, als Chefredakteur von Radio Wuppertal und als Foto-Künstler. Georg Rose ist ein Meister der Analog-Fotografie, die viele jüngere Fotografen gar nicht mehr kennen. Auch in Zeiten von Covid-19 geht er mit seiner Kamera auf Motivsuche - wegen der Reisebeschränkungen nicht im Ausland, sondern eher vor der Haustür. Zwei neue Werke von Georg Rose finden Sie weiter unten.

Georg Rose, Chefredakteur von Radio Wuppertal“ und Foto-Künstler – © privat

Der Foto-Künstler Georg Rose ist aktiv, der Galerist Georg Rose muss notgedrungen eine Zwangspause einlegen. Mit Pop-up, einer Interims-Galerie, sorgte er vor der Corona-Pandemie bei Künstlern und Kunst-Fans für Aufsehen.

Dahinter steckt folgendes Konzept: Georg Rose mietet leerstehende Ladenlokale in Fußgängerzonen wie dem Werth in Barmen als Kunst-Showroom für einen gewissen Zeitraum an. Er bringt also die Kunst zu den Menschen in den Einkaufsstraßen, dort wo es Laufkundschaft gibt. So manch eine oder einer landet auf diese Weise zum ersten Mal im Leben in einer Kunst-Galerie – und wenn es nur aus reiner Neugier ist.

Georg Rose hat mit seinen Pop-up-Interims-Galerien bislang sehr gute Erfahrungen gemacht. Er kommt damit kostengünstig an Ausstellungsraum in attraktiven Lagen, die Besitzer der leerstehenden Läden haben so zumindest für gewisse Zeit feste Einnahmen. Eine typische Win:Win-Situation, wie es so schön heisst.

Wie wohl jeder hofft auch Georg Rose, dass die Pandemie irgendwann endgültig überwunden ist und er wieder ein ganz normales Leben führen kann: Als Bürger, als Chefredakteur von Radio Wuppertal und als Foto-Künstler.

Georg Rose Foto mit dem Titel „Brückenlockdown“ – © Georg Rose

Im Gespräch mit der STADTZEITUNG zieht Georg Rose eine ganz persönliche Corona-Bilanz:

DS: Wie hat Corona Ihr Leben als Foto-Künstler beeinflusst oder gar verändert?

Georg Rose: „Ich habe Wuppertal und die Region fotografisch neu entdeckt – auf vielen Spaziergängen und Fahrradtouren, bei denen ich meine Kameras immer dabeihabe. Normalerweise entstehen die meisten meiner Fotos auf Reisen. Das ist ja im Moment leider nicht möglich. Es führt aber – und das ist ein durchaus schöner Nebeneffekt – zu einem ganz neuen Blick auf spannende Details in meiner direkten Umgebung.“ 

DS: Welche Schwerpunkte setzen Sie, wenn Sie mit Ihrer Kamera auf Motiv-Suche gehen?

Georg Rose: „Zu einem meiner Schwerpunkte hat sich die minimalistische Fotografie entwickelt. Also eine sehr reduzierte, eher graphische Bildsprache. Und nach mehreren Jahrzehnten Pause lege ich auch wieder Schwarz-Weiß-Filme ein.“

DS: Welche Erfahrungen haben Sie mit Online-Galerien gemacht?

Georg Rose: „Persönlich bisher keine. Ich plane schon seit langem, meine Galerie „POP-UP-ARTISTS.COM“ auf das Internet auszudehnen. Es hat aber bisher die Zeit gefehlt, dieses Projekt wirklich anzugehen. Ich glaube aber auch: Kunst ist sehr individuell. Sie braucht das persönliche Gespräch. Jedenfalls lässt sich Massenware online bestimmt leichter vermarkten.“

„Kunstpause“ hat Georg Rose dieses Foto betitelt – © Georg Rose

DS: Glauben Sie, dass Sie in diesem Jahr noch eine „normale“ Ausstellung mit Publikum realisieren können?

Georg Rose: „Ich hoffe sehr, dass das vielleicht im Herbst wieder möglich sein kann. Gerne möchte ich dann mit meiner Interims-Galerie für einige Zeit wieder ein leerstehendes Ladenlokal bespielen, so wie im Winter 2019/2020 auf dem Werth in Barmen. Meine Befürchtung ist ja, dass es leerstehende Ladenlokale angesichts der schwierigen Situation für den Einzelhandel bald mehr als genug geben wird, leider.“

Welche Rolle spielt bei Ihnen und Ihrem Team von Radio Wuppertal das Thema Homeoffice?

Georg Rose : „Dann setze ich jetzt mal meinen anderen Hut auf – den des Chefredakteurs von Radio Wuppertal. Seit über einem Jahr schon arbeitet ein Großteil unseres Teams im Homeoffice – von kleinen Ausnahmen im vorigen Sommer einmal abgesehen. Auch ich arbeite fast ausschließlich von zuhause aus. Das funktioniert sehr gut. Zum Glück arbeiten wir alle schon sehr lange zusammen, kennen uns gut und können uns blind aufeinander verlassen. Für eine neue Person wäre es wahrscheinlich im Moment recht schwer, sich in ein Team einzufinden.“ 

DS: Erwarten Sie nach Corona auch eine wahre Ausstellung-, Konzert- und Event-Flut, weil alle Kulturschaffenden riesigen Nachholbedarf haben und endlich auch wieder Geld verdienen wollen und müssen?

Georg Rose: „Klar, alle scharren mit den Hufen. Ich rechne damit, dass es in den ersten Monaten sogar Engpässe geben wird bei der Nutzung von Hallen, Bühnen und so weiter.“

DS: Was wird bei Radio Wuppertal am Ende von Covid-19 Ihrer Meinung nach zurück bleiben?

Georg Rose: „Wir alle freuen uns auf den Tag, an dem wir endlich wieder ganz normal zusammen in unserer Redaktion in der Moritzstraße arbeiten können. Aber ich bin auch sicher, dass das Thema Home-Office nicht wieder komplett verschwinden wird. Mobiles Arbeiten wird bei Radio Wuppertal ganz bestimmt auch in Zukunft eine Rolle spielen, eben weil wir gerade so gute Erfahrungen damit machen.“

DS: Vielen Dank für das informative Gespräch.

Das Interview führte Peter Pionke

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