29. April 2021Peter Pionke
Neues Buch: Ein Plädoyer für gerechte Mobilität
Städte wie Kopenhagen, Paris, Oslo oder Freiburg machen es aus Sicht der Autoren bereits vor: Sie planen eine moderne und zukunftsgerichtete Mobilität, die den Menschen gerecht wird und setzen sie konsequent um. Aber wie lässt sich das Verkehrssystem sozial- ökologisch und gleichzeitig fair für alle umgestalten?
Das Autorenteam des neuen Buchs „Nachhaltige Mobilität für alle“ ist sich einig: Vor allem der öffentliche Nah- und Fernverkehr, Sharing-Systeme sowie der Rad- und Fußverkehr müssen massiv ausgebaut und gefördert werden. Wenn dadurch weniger Menschen auf das Auto angewiesen sind, ließe sich der Autoverkehr halbieren.
Es wird immer enger auf den Straßen: Täglich sind Millionen Menschen alleine im Auto unterwegs. Dafür würden Straßen massiv ausgebaut, öffentliche Räume als Parkplätze genutzt und immer mehr Naturflächen zerstört.
Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV), der Bahnverkehr, Sharing-Systeme sowie der Rad- und Fußverkehr würden zwar gefördert, durch die Privilegierung des Autos aber immer wieder ausgebremst. Für 20 Prozent der deutschen Haushalte ohne Auto würde so bezahlbare und attraktive Mobilitätsoptionen fehlen – gerade die ärmeren Haushalte seien diesen Belastungen besonders ausgesetzt. Das Verkehrssystem müsse sich also dringend ändern.
Um die Pariser Klimaziele zu erreichen, muss auch der Verkehr seine CO2-Emissionen auf Null bringen. Jedoch verharren diese seit 30 Jahren auf unverändert hohem Niveau. Höchste Zeit für eine längst überfällige Verkehrswende, bei der Klimaschutz und Lebensqualität im Vordergrund stehen, betont das Autorenteam – darunter Prof. Dr. Peter Hennicke, Prof. Dr.-Ing. Oscar Reutter, Thorsten Koska, Jana Rasch und Dieter Seifried – des Buchs „Nachhaltige Mobilität für alle“.
Doch wie lässt sich Mobilität für alle gerecht und fair gestalten? Notwendig sei dafür eine radikale sozial-ökologische Transformation des Verkehrssystems, macht das Autorenteam deutlich. „Ziel muss es sein, nachhaltige Mobilität durch umweltverträgliche Verkehrsformen zu sichern und einen fairen Zugang zu Mobilität für alle zu schaffen. Dies ist nicht nur möglich, sondern bietet auch die Chance die Hälfte der Autoflotte überflüssig zu machen“, sagt Prof. Dr. Peter Hennicke, Senior Advisor am Wuppertal Institut.
Erreichen ließe sich dies durch eine engagiertere und integrierte Verkehrspolitik von Bund und Europäischer Union, die Maßnahmen auf kommunaler Ebene stützt und eine nachhaltige Mobilität für alle in Stadt und Land befördert.
„Eine wirkliche Verkehrswende mit dichtem Bahnnetz und modernen Mobilitätsdienstleistungen schafft neue, nachhaltige Geschäftsfelder und Arbeitsplätze. Digitalisierung hilft dabei, diese Potenziale zu erschließen“, ergänzt Thorsten Koska, Mitautor des Buchs und Co-Leiter des Forschungsbereichs Mobilität und Verkehrspolitik am Wuppertal Institut. Die verbleibenden Autos müssten effizienter und kleiner sein und mit erneuerbarem Strom angetrieben werden. Sharing-Systeme schaffen Flexibilität und ermöglichen es, die gleiche Mobilität mit weniger Autos bereitzustellen.
Die riesigen Maßnahmenprogramme, die in der Corona-Pandemie auf den Weg gebracht werden, bieten enorme Gestaltungschancen für eine faire und klimagerechte Verkehrswende. Die hiermit gesetzten Impulse müssen aber konsequent fortgesetzt werden, um eine nachhaltige Wirkung erzeugen zu können.
Prof. Dr.-Ing. Oscar Reutter, Co-Leiter des Forschungsbereichs Mobilität und Verkehrspolitik am Wuppertal Institut, ist sich sicher: „Die Vielfalt und das Engagement der verkehrspolitischen Initiativen auf kommunaler Eben und die in immer mehr Städten erzielten konkreten Erfolge sind Hoffnungszeichen, dass die über Jahre verschleppte Verkehrswende jetzt tatsächlich umgesetzt werden kann.“
Weitere Informationen:
Buchbestellung und Leseprobe: Nachhaltige Mobilität für alle
https://www.oekom.de/buch/nachhaltige-mobilitaet-fuer-alle-9783962382797
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