13. Mai 2021Peter Pionke
Künstler Udo Dziersk: „Vermisse meinen Lieblings-Italiener“
Der Wahl-Wuppertaler Udo Dziersk (60) ist ein weltweit gefragter Künstler. Im Rahmen seiner Ausbildung hat er Mal-Unterricht bei so renommierten Künstlern wie Gerhard Richter, Georg Baselitz, Per Kirkeby und Markus Lüpertz genommen. Sein Atelier und sein Zuhause ist eine alte Schreinerei in der Nähe der Steinstraße. Hier entstehen seine Werke, eine Mixture aus abstrakten und gegenständlichen Elementen.
Seinen Stil beschreibt der facettenreiche Künstler so: „Es ist reine Malerei. Ich befasse mich mit Problematiken der Malerei, die nicht unbedingt immer neu sein müssen, aber die man immer wieder neu definieren und neu zusammen stellen kann. Mich interessiert besonders die Abbildung einer Sache, die Linien im Bild und die Übermalung, die Räume schafft. Das sind so meine Kernfragen. Die Themen, die ich behandele, sind sehr persönlich. Zum Beispiel inspiriert mich meine neue, zusätzliche Professur in China immer wieder zu neuen Themen und Ideen. Das kann aber auch einmal wechseln, beispielsweise durch einen Aufenthalt in Italien, wo sehr häufig bin.“
Udo Dziersk ist außerdem Kunst-Professor an der Kunstakademie Düsseldorf. Außerdem erhielt er Lehraufträge der Academy of Fine Arts in Xi’an, der School of Arts in Beijing (China), der Kunstakademie in Tirana (Albanien), der Kunstakademie Savitski in Pensa (Russland) und der Accademia di Belle Arti in Palermo (Italien).
Die STADTZEITUNG hat sich mit Udo Dzierks unterhalten.
DS: Wie nehmen Sie die Corona-Pandemie wahr – als Mensch und Künstler?
Udo Dziersk: „Ich empfinde – wie vermutlich fast alle anderen Menschen – eine starke Einschränkung im Bewegungs- und Denkradius. Meine Spontanität, besonders im öffentlichen Raum, ist hart davon betroffen. Ich kann eben nicht einfach Kultureinrichtungen nutzen oder wenn mir danach ist, ins Kino und Restaurant gehen oder Freunde treffen. Diese alltäglichen Inspirationen fehlen mir. Die politischen Beschlüsse aufgrund der Pandemie sind wechselhaft. Je nach aktueller Situation ist eine Teilhabe am kulturellen Leben gar nicht, nur online oder mit einem erhöhten organisatorischen und bürokratischen Aufwand möglich. Für meine Arbeit als Künstler muss ich auch mit diesen Entbehrungen umgehen und mich flexibel zeigen.“
DS: Was nervt Sie besonders am Lockdown?
Udo Dziersk: „Das ich bei meinem geschätzten „Italiener“ nicht meine Lieblingspizza essen kann und natürlich, dass die Auftritte von Ulrich Tukur und seinen Rhythmus Boys nicht stattfinden können und meine bereits gekauften Karten verstauben.“
DS: Inwieweit hat Covid-19 Ihr künstlerisches Schaffen beeinflusst?
Udo Dziersk: „Wenn wir schon beim Rhythmus sind: Dadurch, dass ich als Professor an der Kunstakademie in Düsseldorf zurzeit den Unterricht online gestalten muss und Fragen von Seiten der Studierenden sich über die Woche erstrecken, ist mein Arbeitsrhythmus ein anderer geworden. Ich kann somit weniger kontinuierlich im eigenen Atelier an meinen Bildern arbeiten, Flexibilität ist gefragt und das ist ganz okay so.“
DS: Wie hat sich Corona auf den Verkauf Ihrer Bilder ausgewirkt?
Udo Dzierks: „Durch ungewollte Ausstellungsverschiebungen auf einen späteren Termin, ergibt sich ja wohl zwangsläufig die Tatsache, dass Aussichten auf mögliche Verkäufe in diesem Kontext vermindert werden. Glücklicherweise haben treue Sammler der letzten Jahre weiterhin meine Bilder im Visier und kaufen.“
DS: Finanzielle Einbussen haben ja viele durch das Virus und die Kontaktbeschränkungen bedingt hinnehmen müssen. Haben Sie das Gefühl, dass sich potentielle Kunst-Käufer jetzt mehr als sonst überlegen, ob und wie viel sie für Kunst ausgeben wollen?
Udo Dziersk: „Es werden weiterhin Bilder verkauft. Die Lust, Kunst zu sammeln, es zu zelebrieren ist aber durch die allgemeine Verunsicherung sicherlich beeinträchtigt. Es fehlt das Euphorische und es fühlt sich irgendwie grau an.“
DS: Inwieweit wird sich diese bislang einmalige Situation künftig in Ihren Werken widerspiegeln?
Udo Dziersk: „Bisher ist Corona noch nicht in meine Bilder vorgedrungen und ich habe auch nicht die Absicht, es zukünftig zuzulassen.“
DS: Wird irgendwann wieder alles wie früher sein oder was bleibt aus Ihrer Sicht von Corona zurück?
Udo Dziersk: „Ich bin kein Hellseher, zurückbleiben wird mit Sicherheit etwas. Möglicherweise verstärkte Hygieneregeln, mehr Achtsamkeit für die Gesundheit generell, aber auch Momente der Verunsicherung in unterschiedlichen Bereichen. Vielleicht wird der zwischenmenschliche Umgang weniger sorglos sein als vorher. Meine Hoffnung wäre mehr Selbstreflektion, mehr Respekt gegenüber unserer Natur, die Einsicht, dass gutgemeinte Balkongesänge von Barcelona bis Barmen allein nichts bewirken, sondern es nun Zeit ist, dass echte Wertschätzung für Berufstätige in sozialen und medizinischen Bereichen mit angemessener Bezahlung nicht Wunsch bleibt, sondern Tatsache wird.“
DS: Sie stehen ja sicher in Kontakt mit Kollegen. Was glauben Sie, welche Lehren und Schlüsse wird die Kunst-Szene aus der Corona-Pandemie ziehen?
Udo Dziersk: „Ich glaube, wir haben in den letzten Monaten in Sachen Digitalisierung echt was gelernt und können diese Möglichkeiten zukünftig für unser Werk nutzen.“
DS: Welche Pläne werden Sie umsetzen, sobald der Lockdown und die damit verbundenen Beschränkungen Geschichte sind?
Udo Dzierks: „Wann soll das sein? Nein im Ernst, ich werde meine Pizza genießen und freue mich meine Arbeit mit meinen Studierenden als Gastprofessor in Xi´an (die Redaktion: China) wieder aufnehmen zu dürfen. Privat werde ich sicherlich mal wieder am Meer ausspannen.“
DS: Sie sind ein alter Fußballer, Schalke-Fan und haben sogar einmal gemeinsam mit Schalke-Spielern ein Bild gemalt. Mit welchen Gefühlen sehen Sie die dramatische Entwicklung bei Schalke, die jetzt in einem Zweitliga-Abstieg gipfelt?
Udo Dziersk: „Als Unternehmen, das gilt nicht nur für den Fußball, sollte man gut wirtschaften. Dass muss ich – in wesentlich kleineren Dimensionen – auch. Das ist den „Schalkern“ zuletzt einfach nicht gelungen, ich sehe die ganze Situation eher nüchtern. Sehr leid tun mir all die Fans, die diese Tradition leben, eine große Identifikation mit ihrem Verein haben und in dieser Saison maßlos enttäuscht sind. Natürlich wünsche ich den „Schalkern“ beim Zweitliga-Start ein letztendliches ‚Glück auf‘!“
DS: Vielen Dank für das interessante, spannende Gespräch
Das Interview führte Peter Pionke
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