6. Juni 2021

„Die Kunst der Kommunikation – made in Wuppertal“ (4)

Dr. Eike Pies: "Umwelt-Kongress und Diskussionsforen endeten mit einem Skandal" - Der vierte Beitrag unserer Serie aus den 1960iger Jahren markiert das Ende der Experimentierphase bei Vok Dams und den Beginn des konsequenten Unternehmensaufbaus. Es war die Zeit der Konzeptkünstler, der Happenings und der Fluxusbewegung, die in der Wuppertaler Galerie Parnass ihren Anfang nahm.

Dr. Eike Pies, Vok Dams: ATELIERHAUS-Eröffnung 16. Mai 2013 Buchvorstellung/Ausstellung: 50 Jahre KommunikationDirekt

Über das Künstlerrestaurant und die Galerie Palette „Das Röderhaus“ entstand in Zusammenarbeit mit Eike Pies noch ein vielbeachteter Bildband, bevor Vok Dams die Kamera aus der Hand legte und sich, wie er sagt auf „Creative-Management“ verlegte.

ZEIT*ZEUGE Dr. Eike Pies, war in dieser Zeit Leiter der Feuilletonredaktion der Westdeutschen Rundschau in Wuppertal, arbeitete mit Vok Dams zusammen und war der regionalen Kunstszene eng verbunden.

Auszug eines Beitrages aus Vok Dams „50 Jahre KommunikationDirekt“ – Entstehung und Entwicklung von Event- und Live-Marketing

 

Eike Pies: Künstler, Krämer, Kalvinisten…

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Wuppertal eines der wichtigsten Zentren der Kunstszene geworden. Generalintendant des Zwei-Sparten-Theaters war Arno Wüstenhöfer. Unter seiner Leitung wurde das Wuppertaler Theater einer der führenden Bühnen Deutschlands.

1973 holte er Pina Bausch als Leiterin der Ballettsparte ins Tal. Von hier aus haben Peter Brötzmann und Peter Kowald grenzüberschreitend den Free Jazz revolutioniert. Rolf Jährlings Galerie „Parnass“ als wichtigstes Forum der Fluxus-Bewegung war indessen schon Legende. 

Das Röderhaus „Palette“ – © Vok Dams Notes

Alle künstlerischen Aktivitäten gipfelten im Sommer 1971 in „urbs 71“, ein Deutschland bis dahin einmaliges Mammut-Spektakel mit 270 kulturellen Veranstaltungen, das an neun Tagen in Wuppertal stattfinden sollte.

Die ehrgeizige Kulturoffensive mit progressiven Gastspielaufführungen deutscher Theatergruppen und Ballett-Workshops, Kunstausstellungen und Happenings, Filmen und Musikdarbietungen, einem Umwelt-Kongress und Diskussionsforen endete allerdings mit einem Skandal.

Kritisches Polit-Theater und vor allem „linke Filme“ riefen die Gegner auf den Plan. Da hatte man schon vor Beginn des Festivals „eindeutig unternehmerfeindliche Züge“ gewittert.

Wilde Zeiten: 
Galerie Parnass (24 Stunden-Happening), urbs 71, Röderhaus „Palette“

Und einige Kommunalpolitiker befürchteten gar eine „Rufschädigung“ für die Stadt. Die in Auftrag gegebenen Filme wurden deshalb kurzerhand verboten und die bereits ausgezahlten Honorare zurückgefordert. Das ursprünglich im zweijährigen Rhythmus geplante Festival, das umschichtig in den Nachbarstädten stattfinden sollte, war so kläglich auf der Strecke geblieben.

Wenige Monate zuvor war schon das grandiose Gastspiel des Berliner Ensembles mit Brechts „Mutter Courage“ und Helene Weigel in der Titelrolle aus Anlass des 150. Geburtstages zu Ehren des in Barmen geborenen Revolutionärs Friedrich Engels als „kommunistisches Agitationsstück“ an den Pranger gestellt worden. 

Ute Klophaus: 24 Stunden-Happening – Galerie Parnass

Schauspieler und Sänger, Maler und Musiker, Poeten und Journalisten, Politiker und Unternehmer, Manager und Macher – sie alle trafen sich mehr oder weniger regelmäßig in der „palette“, dem Künstlerlokal der Malerfamilie Röder auf dem Barmer Sedansberg. 

In der „palette“ habe ich auch Vok Dams persönlich kennen gelernt. Seine Fotos, die er als Reporter für unsere Zeitung geliefert und in Ausstellungen präsentiert hat, waren mir schon vorher wegen ihrer künstlerischen Qualität aufgefallen. Als ich dann gegen Ende meiner journalistischen Tätigkeit in Wuppertal die Idee hatte, ein Buch über das Röderhaus zu schreiben, konnte ich Vok dazu bewegen, die Fotos zu produzieren.

Seine Frau Ursula hat dann Text und Bilder grafisch zu einem wundervollen Werk gestaltet, das am 7. April 1971 in der „palette“ vorgestellt worden ist. 

Dr. Eike Pies

 

Zum Autor:

Dr. phil. Eike Pies

Kurzvita:
Eike Pies studierte Medizin, Theaterwissenschaft, Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte in Köln, wo er zum Dr. phil. promoviert worden ist.   

Von 1969 bis 1971 war er Feuilletonredakteur des „Westdeutschen Rundschau“ in Wuppertal und wurde dann Pressechef der Econ-Verlagsgruppe und Verlagsleiter der Henn-Verlagsgruppe in Düsseldorf. Seit  1989 arbeitet er als Unternehmensberater. Er hat über 100 kulturhistorische Bücher veröffentlicht, Drehbücher für Fernsehfilme geschrieben und ein Museum mit Archiv und Bibliothek für Volkskunde und Personengeschichte gestiftet.

 

Leseprobe:

 http://vokdamsatelierhaus.de/wp-content/downloads/buch-leseprobe50j.pdf

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