7. Juni 2021Peter Pionke
Dagmar Vogt schuf sich ihren eigenen Skulpturenpark
Dagmar Vogt ist als Malerin und Bildhauerin gleichermassen erfolgreich. Malerei studierte sie bei Prof. Markus Lüpertz, die Bildhauerei bei Mathias Lanfer, immerhin Meisterschüler des weltberühmten Künstlers und Wahl-Wuppertaler Tony Cragg.
Wie sehr hat die Corona-Pandemie Einfluss auf ihr künstlerisches Schaffen genommen, diese und viele andere Fragen beantwortet Dagmar Vogt im Interview mit der STADTZEITUNG.
DS: Corona liegt zum Glück wohl in den letzten Zügen. Was nehmen Sie für die Zukunft aus dieser Pandemie mit all ihren Beschränkungen und Begleiterscheinungen mit?
Dagmar Vogt: „Es wäre schön, wenn Corona in den letzten Zügen liegen würde! Das werden wir wohl leider erst im Herbst sehen. Corona hat mir gezeigt, wie dankbar man sein soll, wenn alles einigermaßen läuft und man gesund ist.“
DS: Monatelang in kein Restaurant, in keine Galerie, in kein Theater, in kein Konzert gehen zu können, das wäre doch vor zwei Jahren noch unvorstellbar gewesen. Wie sind sie damit umgegangen?
Dagmar Vogt: „Mir ist diese Erfahrung zunächst nicht sonderlich schwer gefallen, da ich die Zeit ohne Kontakte und Freizeitaktivitäten für mich genutzt habe, um meine Serie „Die Tanzenden“ nach Pina Bausch zu vervollständigen. Das sind insgesamt neun lebensgroße Figuren und zwei davon sind Doppelfiguren, also eine Menge Arbeit.“
DS: Befürchten Sie nicht eine echt Kunst- und Kultur-Überflutung, wenn die Pandemie endgültig vorbei ist und die Leute nicht wissen, in welche Galerie, in welches Theaterstück, oder Konzert sie zuerst gehen sollen?
Dagmar Vogt: „Ja, die Menschen sind natürlich ausgehungert. Jeder auf seine Art. Die Leute die kulturell unterwegs sind, werden natürlich auch vieles nachholen wollen. Aber das wird sich doch alles regulieren. Das sind ja zumeist sehr vernünftige Menschen, die auch weiterhin auf die Corona-Regeln achten werden.“
DS: Wie haben Sie die Solidarität in der Wuppertaler Kunst- & Kultur-Szene wahrgenommen – beispielsweise die Charity-Aktion „EinTopf“?
Dagmar Vogt: „Ehrlich gesagt, habe ich von dieser Aktion überhaupt nichts mitbekommen. Ich lebe hier in Beyenburg recht zurückgezogen und habe keine aktuelle Tageszeitung. Und ich pendele ja auch häufig zwischen den beiden
Städten Herdecke und Wuppertal-Beyenburg. Mein Wohnsitz ist in Herdecke und Beyenburg mein Arbeitsplatz.“
DS: Wie sicher sind Sie sich, dass die Künstlerinnen und Künstler in der Zeiten der Pandemie und des künstlerischen Ausnahmezustands nachhaltig näher zusammen gerückt sind?
Dagmar Vogt: „Ich habe leider nicht den Eindruck, dass sich Künstler in dieser Zeit mehr für einander interessieren. Weder vom BBK Bergisch Land noch vom Wittener Künstlerbund, bei denen ich Mitglied bin, habe ich verstärkt Interesse für
das Wohlergehen des anderen erfahren. Die meisten bildenden Künstler, die ich kenne, oder mal kennengelernt habe, sind doch eher auf sich selbst und ihre eigene Kunst fixiert. Man tut sich nur kurzfristig für einzelne Projekte zusammen
und danach arbeitet wieder jeder für sich. Künstler sind oft Konkurrenten untereinander, daher eher nicht solidarisch.“
DS: Mit Blick auf Ihre neue Ausstellung gehe ich davon aus, dass Sie den Lockdown dazu genutzt haben um Ihr „Pina-Bausch-Tänzerinnen-Ensemble“ zu vervollständigen?
Dagmar Vogt: „Ja, ich habe diese Zeit hervorragend nutzen können! Es war eine unglaublich intensive Zeit für mich und ich habe neben der Vervollständigung der „Tanzenden“ auch noch einige andere Groß-Skulpturen geschaffen. Mit einem lebensgroßen, menschlichem Paar mit dem Thema „Zwischen Nähe und Distanz“ bin ich jetzt zu einem Kunstpreis juriert worden.“
DS: Glückwunsch! Letzte Frage rund um das Thema Corona: Welche Rolle wird Covid-19 künftig in Ihren Arbeiten spielen?
Dagmar Vogt: „Eigentlich keine. Ich habe ein Kunstwerk dazu erschaffen, wie oben erwähnt. Aber weiterhin wird Corona für mich in meinen Arbeiten keine Rolle spielen. Allerdings wird die Vermarktung immer stärker digitalisiert ablaufen. Und da muss man mit der Zeit gehen.“
DS: Viele Künstlerinnen und Künstler haben sich spezialisiert – entweder auf die Malerei oder die Bildhauerei. Sie machen beides. Was treibt Sie an?
Dagmar Vogt: „Ich habe bei drei Professoren Malerei studiert und bei zwei Professoren Bildhauerei. In der Kunst schließt sich ja nichts aus. Man muss nur das Können und die Energie für beides haben! Außerdem braucht es die richtige Zeit, die Umstände und die Umgebung um bestimmte Werke verwirklichen zu können.“
DS: Wie unterscheiden sich Ihre kerativen Ansätze, wenn Sie an ein Gemälde oder an eine Skupltur herangehen?
Dagmar Vogt: „Fangen wir mit der Gemeinsamkeit an: In beiden Bereichen arbeite ich oft in Serien. Nebenher entstehen dann aber auch einzelne spontane Arbeiten durch Ideen auf Reisen, Wanderungen oder in Gesprächen, Filmen, Büchern.
Die Serie „Die Tanzenden“ ist nach dem Film von Wim Wenders entstanden, den ich sehr lange auf DVD im Atelier liegen hatte und dann eines Abends spontan angeschaut hatte. Ich war sofort fasziniert und wusste, da muss ich was raus machen. Ich habe mir den Film dann mehrfach angeschaut und Fotos gemacht. Für jede einzelne Figur habe ich erst ein kleines Wachsmodell gefertigt, oft wieder verworfen oder stark korrigiert. Und es gibt ja auch Tänzerpaare, die sind besonders schwierig.“
DS: Gibt es Ideen, Themen, die Sie sowohl als Bildhauerin, als auch als Malerin umsetzen?
Dagmar Vogt: „Bisher male ich vorwiegend Landschaften oder Motive aus der Natur. Der Mensch kommt nicht mehr darin vor. In den 90er Jahren habe ich ich mal eine Serie „Paare“ gemalt. Diese Serie war sehr erfolgreich und wurde von Verlagen als Vorlage für Kunstdrucke gekauft. Bis heute sind noch einige im Umlauf. Aber falls ich den Menschen wieder malerisch aufgreifen würde, wären das jetzt andere Bilder. Man entwickelt sich ja weiter.“
DS: Woran arbeiten Sie gerade aktuell?
Dagmar Vogt: „Aktuell greife ich gerade wieder zu Leinwand und Pinsel. Meine Serie „Sommer am Fluss“ wird noch erweitert.“
DS: Werden Sie ausgefallene Ausstellung einfach nachholen oder suchen Sie dafür jetzt einen ganz neuen Ansatz?
Dagmar Vogt: „Nachholen macht für mich keinen Sinn. Bei mir passiert immer so viel Neues und es gibt viele neue Anfragen auch zu Ausstellungen bei Galerien, dass die Zeit dafür nicht reicht.“
DS: Welche Pläne haben Sie ‚als normaler Mensch‘ für die nahe Zukunft?
Dagmar Vogt: „Ich werde mich nach meinem OPEN HOUSE verstärkt um meine Freunde und Familie kümmern, einige davon wohnen weiter weg und die möchte ich gerne besuchen.“
DS: Vielen Dank für das interessante, informative Gespräch
Das Interview führte Peter Pionke
VITA DAGMAR VOGT
Künstlerische Ausbildung an der Hochschule in Dortmund bei Prof. Kampmann und Prof. Schubert.
1. und 2. Staatsexamen in den Fächern: Kunst und Geschichte.
Akademische Ausbildung in Malerei bei Prof. Markus Lüpertz und in Bildhauerei bei Mathias Lanfer, Meisterschüler von Tony Cragg
Gründungsmitglied der Gruppe Ultramarin, Mitglied des Wittener Künstlerbundes und des BBK Bergisches Land
Lehraufträge an Kunstakademien und Volkshochschulen (Malerei, Grafik und Grundlagen der freien Gestaltung)
Lebt und arbeitet in Herdecke, Wuppertal und im Allgäu
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