12. Juni 2021Peter Pionke

Mischling Alf fliegt mit Frauchen Isabel ins Hunde-Paradies

Petra Konradi, TV-Journalistin (RTL), verbringt einen Teil des Jahres auf der Kanareninsel Fuerteventura und hat dort den Tierschutzverein „Sando e.V.“ gegründet. Mit ihren ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern kümmert sie sich um Hunde und Katzen, die auf der Urlaubsinsel nicht gerade auf der Sonnenseite leben.

Schon ein Herz und eine Seele: Mischling Alf mit seinem neuen Frauchen Isabel – © Michael Polivka

Einige ihrer Schützlinge haben in dem Ferienparadies keine Chance auf ein glückliches Leben und müssen hau liebevollen Menschen nach Deutschland vermittelt werden. Oder eben in die Schweiz – wie Mischlingshund Alf. Petra Konradi schildert seine traurige Geschichte, die ein so glückliches Ende fand:

„Alfs Mama hat ihr Versprechen wahr gemacht! Sie ist extra aus der Schweiz eingeflogen, um den 12 Jahre alten, kranken Schatz nach Hause zu holen.

„Wir hatten richtig Herzklopfen vor Freude, weil Alf nun eine grandiose Zukunft bevorsteht!“, so meine Mitstreiterin Svenja Geigl von Sando e.V.

Isabel landet auf Fuerteventura

Wir waren alle total gespannt auf die erste Begegnung des neuen Dreamteams Isabel und Alf und konnten es kaum erwarten, endlich die Frau persönlich kennenzulernen, die unserem alten Burschen bedingungslos diese Chance auf ein neues, tolles und glückliches Hundeleben gibt.

Es war ein aufregender und emotionaler Tag für alle. Alfs neue Mama hat Flugangst und trotzdem hat sie sich in den Flieger gesetzt, um den kleinen Schatz persönlich abzuholen. Und was soll man sagen, das erste Zusammentreffen war einfach extrem rührend.

Häufig sind Hunde aus der Perrera zunächst zurückhaltend und scheu, doch so war es bei Alf ganz und gar nicht. Das Vertrauen, welches sich oftmals erst über einen längeren Zeitraum aufbaut, war bei Alf vom ersten Moment der Begegnung da und die beiden hatten sofort eine Verbindung.

Petra Konradi (l.) und Isabel mit Alf beim Hundetraining – © Michael Polivka

Bis zum Abflug hatten sie nun noch einige Tage und Isabel gab ihm die nötige Zeit, Ruhe und Sicherheit, um sich richtig kennenzulernen. Und sie begannen gemeinsam mit mir mit dem Boxentraining, damit Alf auf den Flug in sein neues Zuhause gut vorbereitet ist. Auch ein Restaurantbesuch am Hafen stand auf dem Programm und er hat sich hervorragend benommen.

Fünf lange Jahre saß Alf hinter Gittern und jetzt hat der kleine Kerl tatsächlich mit seinem Frauchen in einem Hotel eingecheckt. Wie sich das Leben einer kleinen Seele um 180 Grad drehen kann!

Abschied von seinem Retter

Wir sind schon jetzt völlig beeindruckt, dass Alf offenbar ganz genau weiß, wo er hingehört, denn er verfolgt die liebe Isabel, sein neues Frauchen, auf Schritt und Tritt und mit jedem Blick.

Kurz vor seiner Abreise gab es noch ein weiteres emotionales Ereignis für uns alle. Ayoze, sein ehemaliger Perrerahüter, ist extra ins Hotel gekommen, um Alf Lebewohl zu sagen, ihm noch einmal in die Augen zu schauen und ihm alles Gute für sein neues Leben zu wünschen.

Das war ein sehr ergreifender und emotionaler Moment für alle. Isabel, seine neue Mama hat vor Rührung geweint und auch wir waren sehr ergriffen, zu sehen, wie aufgeregt der kleine Kerl sich gefreut hat, seinen einzigen Vertrauten aus der schlimmen Zeit noch einmal zu sehen.

Verabschiedete sich herzlich von Alf: Perrerahüter Ayoze – © Michael Polivka

Er ist der Mann, dem Alf sein Leben zu verdanken hat, denn der kleine Kerl sollte schon einmal getötet werden, ebenso wie viele andere Hunde. Doch Ayoze hat sich schützend vor ihn gestellt und alles getan, um seine Tötung zu verhindern.

„Wir gehen davon aus, das Alf früher misshandelt wurde, denn als er in die Perrera kam, hat er nicht nur leicht gezwickt, sondern richtig gebissen“, schildert mein Kollege Markus Kurscheidt von Sando e.V. seine ersten Erfahrungen mit Alf.

Der Hund hatte jegliches Vertrauen zu Menschen verloren und auch mit anderen Hunden kam er überhaupt nicht klar. Es gab eine Hündin, die er in sein Herz geschlossen hat und mit der er sich prima verstanden hat, seine beste Hundefreundin Estar. Die beiden haben sich von Anfang an einen Zwinger geteilt und waren sich durch die ständige Nähe so vertraut.

Aus Alf wird der glücklichste Hund

Doch auch an einem solchen Ort, wo man nichts Gutes erwartet, wo die Tiere oftmals auf ihren sicheren Tod warten, gibt es Menschen mit Herz und Einfühlungsvermögen, die Großartiges leisten! Und genau das dürfen wir nicht vergessen!“ Sie sind nicht nur da, um den Futternapf unter den Gitterstäben her zu schieben oder die Käfige sauber zu machen.

Diese Menschen zeigen den Tieren selbst unter diesen widrigen Umständen, dass sie etwas wert sind. Und dafür möchten wir an dieser Stelle auch mal danke sagen!

Dann kam der Tag der Abreise von Isabel und Alf und somit auch für uns der Moment „Lebe endlich wie ein echter Hund, frei und mit Liebe“ zu sagen.

Natürlich floss auch die ein oder andere Abschiedsträne, oder auch Tränen des Glücks, dass ein ehemals heimatloser Perrera-Hund, alt, verstoßen, einsam und unerwünscht nun endlich das ganz große Glück gefunden hat und gemeinsam mit Mama Isabel in ein richtig tolles Hundeleben startet.

Alf machte beim Training mit Petra Konradi (r.) und seinem neuen Frauchen Isabel jeden Tag Fortschritte – © Michael Polivka

Alf hat bis zu seiner Abreise alles richtig super gemacht! Vom Flugtauglichkeitstest beim Tierarzt, bis hin zum lebhaften Flughafengetümmel, wo er durch die Glastüren und an den vielen fremden Menschen vorbei marschierte, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Es waren viele neue Reize und Einflüsse für ihn, doch der kluge Hundejunge hat das alles souverän gemeistert und das Training im Vorfeld hat sich nun bezahlt gemacht.

Wir waren froh und erleichtert, als wir dann die Nachricht von Isabel bekamen, dass alles super geklappt und Alf nach der Landung in der Schweiz relativ entspannt aus der Box kam.

Nun hat er in der Schweiz einen riesengroßen Garten, den er sich mit seiner neuen Schwester Juma teilt, mit der er schon nach kurzer Zeit super klar kommt. Auch mit den Katzen gibt es keinerlei Probleme, er zeigt keine Absicht, diese zu jagen.

Alf macht jeden Tag Fortschritte

Was für eine Wandlung innerhalb kurzer Zeit! Die Unsicherheiten aus der Perrera hat der kleine Kerl bereits abgelegt. „Wenn man bedenkt, dass er vor gar nicht langer Zeit noch als unverträglich und zum Teil auch aggressiv galt, ist es einfach nur schön zu sehen, welch eine positive Veränderung er nun gemacht hat“, freut sich meine Kollegin Svenja.

Alfs großer Traum von einem besseren Leben ist doch noch wahr geworden und wir von Sando e.V. sind wahnsinnig glücklich, Teil dieser Rettungsaktion zu sein. Das sind die Momente, in denen Tierschutz richtig Freude macht! Mehr als 15 Monate hat Sando e.V. – Rescue A Soul – nach Alfs Menschen gesucht.

Wir haben nie aufgehört daran zu glauben, dass es irgendwo da draußen den einen Menschen für Alf gibt, der ihn aus seinem Elend heraus in ein neues Leben führt. Der ihn so liebt und versteht, wie er ist. Für den es nicht wichtig ist , ob ein Hund alt , krank, etwas dicker oder vielleicht nicht so hübsch ist wie ein anderer.

Ein schönes Paar: Alf und Isabel – © Michael Polivka

Wobei Alf natürlich wunderschön ist – mit seinen Augen, die einem direkt bis in die Seele blicken. Und plötzlich steht er da, der Engel Isabel, und sagt: „Ich habe mich in Alf verliebt und komme, um ihn nach Hause zu holen!“ Für uns gibt es kein schöneres Happy End und trotzdem gibt es wie so oft im Tierschutz noch ein ABER….

Estar – die Hundedame, die mit Alf von Anfang an in einem Zwinger saß, die mit ihm das gleiche Schicksal geteilt hat, die genauso wie er Tag für Tag gewartet und gehofft hat, dass ein Mensch kommt und sie in ein sicheres Zuhause bringt.

So groß die Freude für unseren Alf ist, umso größer ist die Traurigkeit für unser kleines Pitbullmischlings-Mädchen. Sie vermisst ihren Hundekumpel, mit dem sie so viele Jahre ihres Lebens verbracht hat, so sehr.

Estar ist gerade mal acht Jahre alt, ziemlich dick und furchtbar traurig. Die kleine Maus sitzt resigniert und mit leerem Blick in ihrem Zwinger und nicht mal mehr, wenn viel Lärm in der Perrera herrscht, schaut sie auf.

Sorgenkind Estar wartet weiter

Sie vermisst einfach ihren besten Kumpel, mit dem sie von Tag eins an zusammen war und der jetzt nicht mehr da ist. Dieser Anblick, die Einsamkeit und

Verzweiflung der Kleinen zerreißt uns das Herz und wir haben Angst, dass sie sich aufgibt und ihren Lebenswillen verliert.

Woher soll sie ihn auch nehmen? Wenn plötzlich keiner mehr da ist, niemand mehr zum Spielen, keiner, an den sie sich ankuscheln kann, der die Hoffnung gibt, dass alles gut wird.

Sie hat keine Lebensfreude mehr und deshalb suchen wir nun auch für diese kleine Maus ein Zuhause, damit auch sie das große Hundeglück wie ihr Kumpel Alf erfahren darf und endlich ihren Lebensmut wiederfindet.

Leider lässt es unser Gesetz nicht zu, dass wir einen Pitbull nach Deutschland vermitteln dürfen, doch dürfen diese natürlich in einigen Kantonen in der Schweiz gehalten werden.

Die liebe Isabel, Alfs neue Mama, hat uns ihre Hilfe angeboten, uns bei der Suche nach einem Für-immer-Zuhause für unsere traurige Estar zu unterstützen.

Unsere Mission ist es, denen eine Stimme zu geben, die sonst niemand hört! Und deshalb werden wir alles in Bewegung setzen, damit Estar gesehen wird! Und sie dadurch die Chance auf ein besseres Leben bekommt.

Niemand kann sagen, wie lange Estar diese Einsamkeit und Traurigkeit noch aushält. Vielleicht gibt es ja hier bei den Lesern, diesen einen Mensch, der sich in Estar verliebt und sie nach Jahren der Traurigkeit raus aus der Perrera führt…

Das ganze Team von „Sando e.V. – Recue A Soul“ drückt Estar die Daumen!

Ihre Petra Konradi