17. Juni 2021Peter Pionke
Leif Skoglöf: Neue Emotionalität ohne Berührungen
Der in Schweden geborene Wahl-Wuppertaler liebt – von einigen Ausnahmen abgesehen – freundliche, helle Farben. Das ist sein Markenzeichen, sein unverwechselbarer Stil.
Wie er das künstlerische Wechselbad der Gefühle in Coronazeiten erlebt und durchlebt hat, verrät er in einem Interview mit der STADTZEITUNG.
DS: Die Corona-Pandemie befindet sich wohl zum Glück in der Endphase, wie hat sie Ihr Leben als Mensch und als Künstler verändert?
Leif Skoglöf: „Aus Angst, angesteckt zu werden, habe ich größere Menschenansammlungen vermieden und das Zusammensein mit meiner Frau Katja und der Familie wurde mir viel wichtiger. Das war meine stabile Plattform, um meinen Alltag zu bewältigen und meine Kunst hatte plötzlich nicht mehr die höchste Priorität.“
DS: Welche Rolle wird Corona künftig in Ihren Werken spielen?
Leif Skoglöf: „Corona hat mich nachdenklich gemacht und um die Angst abzubauen, habe ich Coronaviren gemalt, als hübsche harmlose Hintergrund Dekoration.
DS: Wie hoch in Prozenten schätzen Sie den Verlust ein, den Sie durch die Corona-Pandemie hinnehmen mussten?
Leif Skoglöf: „Ich würde sagen um die 80 Prozent. Zum Glück habe ich Überbrückungshilfe und Kultur-Unterstützung von Bezirksregierung Düsseldorf, bekommen. Sonst hätte ich die Alltagskosten nicht bezahlen können.“
DS: Wie sehr hat es sie geärgert oder gar verletzt, dass große Teile der Politik und Verwaltung Kunst und Kultur als nicht systemrelevant eingestuft haben?
DS: Nach Corona: Welche Prioritäten setzen sie das als Erstes: Private oder künstlerische?
Leif Skoglöf: „Ich habe eine stabile Familienbeziehung schon aufgebaut. Jetzt muss wieder die Kunst mehr in Vordergrund kommen.“
DS: Haben Sie in Zeiten des Lockdowns auf Vorrat gearbeitet und Kunst geschaffen?
Leif Skoglöf: „Ich dachte zunächst, die Zeit wäre gut, um auf Vorrat zu malen. Aber die Motivation und Inspiration hat mir einfach dafür gefehlt.“
DS: Viele Künstler haben die Zeit genutzt, um ihre Online-Aktivitäten auszubauen: Sprich Online-Verkäufe forciert über die eigene Webseite oder über Online-Galerien. Inwieweit sind Sie in der Hinsicht auch aktiv geworden?
Leif Skoglöf: „Online war nie ein wichtiger Faktor für mich. Fotos von Bildern entsprechen oft nicht die Realität, weil Farbe und Struktur nicht so sichtbar ist, wie auf dem Original. Potentielle Kunden sind dann beim Vergleich schnell enttäuscht.“
DS: Inwieweit war Ihre Frau Ratgeber in einer Situation, die es vorher in dieser Form noch nie gegeben hat?
Leif Skoglöf: „Meine Frau Katja malt ja auch und versteht die Probleme der Künstler, die davon Leben müssen. Davon profitiere ich auch und zusammen haben wir immer einen Weg gefunden, um aus der Sackgasse Corona heraus zu kommen.“
DS: Demnächst gibt es endlich wieder Präsenz-Ausstellungen, wie groß sehen Sie die Gefahr, dass jetzt nach einem Jahr ohne Ausstellungen zu viele Künstler zur gleichen Zeit ausstellen, so dass die Kunst-Fans die Orientierung verlieren könnten?
Leif Skoglöf: „Ich denke, Galerien und andere Kunsträume zeigen nur auserwählte Kunst und Künstler, die ein entsprechendes Niveau haben. Eine akademische Ausbildung sollte hier ein Muss sein. Dann filtert man schon viele heraus.“
DS: Bei allem Frust, was war Ihr positivstes Erlebnis oder die positivste Erfahrung während des Corona-Lockdowns?
Lief Skoglöf: „Es ist eine neue Art von Gefühl und Emotionalität – allerdings ohne Berührung. Man musste mit der Stimme und der Sprache Kontakte aufbauen, ohne dass man sich körperlich zu nahe kommen durfte. Ich habe eine neue Sensibilität in mir gefunden, durch den Verzicht auf Berührungen. Also, auch ein Mangel kann etwas Großartiges hervorrufen.“
DS: Vielen Dank für das offene und ehrliche Gespräch
Das Interview führte Peter Pionke
Vita Leif Skoglöf
Leif Skoglöf kam am 28.11.1949 in Enköping (Schweden) zur Welt. Schon früh offenbarte er zwei Leidenschaften hatte: Sport und Malen. Der Künstler, der seit 1983, abgesehen von einem Abstecher nach Schwelm, in Wuppertal lebt und arbeitet: „Schon im Kindergarten war ich der Beste. Immer wenn es etwas zu malen gab, musste ich ran, ob es jetzt um Einladungen fürs Sommerfest ging oder um selbstgemalte Weihnachtskarten.“
Diese Tradition hat er bis heute beibehalten. Jedes Jahr schickt er seinen Freundinnen und Freunden eine selbstgemalte Weihnachtskarte ins Haus.
Leif Skoglöf studierte an der renommierten Kunstakademie Stockholm. 1.000 Bewerber gab es für die Studienplätze, nur sechs wurden angenommen. Leif Skoglöf war dabei. Stolz ist der sympathsiche Maler auch auf sein Stipendium für ein Kunststudium an der angesehenen Yale University (US-Staat Connecticut) im Bereich Malerei – Grafik – Zeichnung. Auch hier war er einer von nur zwei Europäern, denen diese Ehre zuteil wurde.
Werke von ihm hängen mittlerweile im Nationalmuseum Stockholm (Schweden), im Modern Museum of Art in Västeras (Schweden), in der Schwedensammlung der Kunstsammlung NRW „K20 K21“ (Düsseldorf) und in vielen öffentlichen Einrichtungen in Schweden und Deutschland. Seit 1975 stellt Leif Skoglöf regelmässig in Scheden, Belgien und Deutschland aus.
In Wuppertal ist er seit über 30 Jahren fest verwurzelt. Das Mitglied der Bergischen Kunstgenossenschaft (BKG) betreibt in seinem Atelier in Barmen eine erfolgreiche Malschule.
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