25. Juni 2021Peter Pionke
Robert Sturms ‚Moby Dick‘: Die Ahaps sind noch unter uns
Der Theologe, Psychoanalytiker und Schriftsteller Eugen Drewermann, der 2004 das Buch „Moby Dick – vom Ungeheuren, ein Mensch zu sein“ veröffentlichte, schreibt: „Wir müssen sie aber verstehen, die Ahabs dieser Welt. Es gibt zu viele Pequods, auf denen sie Dienst tun, nur um sie in ihrem vermeintlich heroischen Kampf gegen das Böse in die Katastrophe zu treiben.“
Robert Sturm über seinen Zugang zur Figur „Kapitän Ahap“ und über die Dramaturgie seiner Inszenierung des Stückes „Moby Dick“.
„Ahab, die Pequod, Moby-Dick – ein Kapitän, sein Schiff, dessen Mannschaft und ein weißer Wal. Ahab, körperlich behindert und seelisch verletzt, nachdem er ein Bein verlor bei dem jeder Vernunft widersprechendem Versuch, einen Wal mit eigenen Händen zu töten. Immer weiter steigert er sich in seinen Hass hinein, der weiße Wal wird zur Inkarnation all seines Unglücks.
In Kapitän Ahab beschreibt der Autor Herman Melville bereits vor mehr als eineinhalb Jahrhunderten einen Menschentypus, der heute seine Blütezeit erlebt. Ahab erklärt sich selbst zum uneingeschränkten Herrscher und bringt eine Gemeinschaft – umgeben von einer unbeherrschbaren, rauen Welt – mit viel Charisma und der manipulativen Ansprache ihrer persönlichen Qualitäten, ihrer Würde und ihres Ehrgefühls dazu, ihm vorbehaltlos zu folgen und seine persönlichen Ziele zu den ihren zu machen.
Zugunsten dieser Ziele überlässt er rücksichtslos auch Menschen in Not ihrem Schicksal. Die gesamte Mannschaft der Pequod – ein Schmelztiegel ganz verschiedener Nationalitäten, Rassen, Kulturen und Religionen – unsere Welt im Kleinen also – schwört er auf seinen irrationalen Wunsch auf Rache ein und führt sie damit unausweichlich ins Verderben.
Den Schwerpunkt der Inszenierung bilden nicht die Handlung und die szenischen Abläufe der Jagd auf auf den Wal Moby Dick.
Zentral ist die von Alexander Balanescu neu komponierte und bei den Aufführungen von einem achtzehnköpfigen Orchester und ihm selbst live gespielte Musik als geschlossenes Werk, in die collageartig szenische Bilder, Texte und Situationen eingewoben werden, in Verbindung mit den ganzen Raum einnehmenden Projektionen.
Der Vorverkauf beginnt am 9. August 2021
Die Darsteller – vier Tänzer und vier Schauspieler – verkörpern weniger konkrete Figuren des Romans, als vielmehr die psychologischen und philosophischen Konstellationen, in deren Zentrum Kapitän Ahab steht.
Musik und Textfassung folgen der Handlung nur vage, eingeteilt sind sie in Szenen bzw. Episoden, die sich den immanenten Themen widmen (Arbeitstitel): 1. Zeichen, 2. Leviathan, 3. Weite, 4. Wut, 5. Einsamkeit, 6. Tiefe, 7. Hass, 8. Zweifel, 9. Das Weiß des Wals, 10. Das Töten, 11. Der Sturm, 12. Die Symphonie, 13. Verzweiflung, 14. Die Katastrophe, 15. Waisen.“
Robert Sturm
Herman Melvilles
Moby-Dick
in der Bühnenfassung von Robert Sturm
Texte: Herman Melville in der Übersetzung von Matthias Jendis
Eine Produktion der Wuppertaler Bühnen und Sinfonieorchester GmbH in Partnerschaft mit RIEDEL Communications & Co. KG
Aufführungsort: RIEDEL Communications, Halle V
Premiere: 4. September 2021
weitere Aufführungen 05. – 07. – 08. – 10. – 11. – 12. – 17. – 18. – 19. September 2021
Komposition: Alexander Balanescu
Bühne: Tony Cragg
Regie: Robert Sturm
Bewegung: Jean Laurent Sasportes
Kostüme: Anika Elias
Videoregie: Eva Rini May
Besetzung: Luise Kinner – Ed Kortlandt – Bernd Kuschmann – Jan Minarik,
Jörg Reimers – Jean Laurent Sasportes – Mark Sieczkarek – Pierre Siegenthaler
Live-Musik: Schönberg-Ensemble der Hochschule für Musik und Tanz Köln, Standort Wuppertal und Alexander Balanescu (Violine) unter der Leitung von Werner Dickel
Sänger: Anna Christin Sayn (Sopran) – Hasmik Muradyan (Mezzosopran) – George Clark (Bariton)
Violinen: Sofia Chelidoni – Tomas Ionescu – Sophia Oertel – Emanuel Rauch
Viola: Marina Eichberg – Maria Garcia Sanchez – Gijoon Jo – Alejandro Vega
Cello: Mufei Feng – Sebastian Lara – Ana Catarina Pimentel Rodrigues – Elektra Stevi
Bass: Carlota Ramos – Juan Sánchez Granados
Schlagzeug: Franz-Josef Staudinger
Musikalische Einstudierung: Alexander Balanescu – Werner Dickel
Regie- und Produktionsassistenz, Inspizienz: Barbara Büchmann
Technische Leitung: Manfred Marczewski
Sounddesign: Will-Jan Pielage
Lichtkonzept: Ffedy Deisenroth
Videotechnik: Sven Petersen – evs interactive
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Amrei Feuerstack
Förderer und Unterstützer:
Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen – Kunststiftung NRW, Dr. Werner Jackstädt-Stiftung – Stadtsparkasse Wuppertal – Tony Cragg – Theaterfreunde der Wuppertaler Bühnen – NRW Kultursekretariat – renaissance Immobilien & Beteiligun-gen AG – radprax Gesellschaft für Medizinische Versorgungszentren mbH – Vorwerk & Co. KG – wuppertalaktiv! – KNIPEX C. Gustav Putsch KG – K.A. Schmersal GmbH & Co.KG – akzenta GmbH & Co. KG – Barmenia – Druckhaus Ley + Wiegandt GmbH + Co tbc.
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