5. Juli 2021

OB Dr. Uwe Schneidewind: In der ‚Zwickmühle‘ der Bundespolitik

Wuppertals Oberbürgermeister Prof. Dr. Uwe Schneidewind ist in die "Zwickmühle" der Bundespolitik geraten. Aber er hat sich dabei souverän aus der "Plagiats"-Affäre gezogen. Der Grünen-Politiker war Gast einer teilweise hitzigen Diskussionsrunde der Online-Sendung "Die richtigen Fragen" bei "BILD live". Im Fokus standen die Textpassagen fremder Autorinnen und Autoren im gerade erschienenen Buch "Jetzt - Wie wir unser Land verändern" der Kanzler-Kandidatin Annalena Baerbock (Die Grünen).

Wuppertals Oberbürgermeister Dr. Uwe Schneidewind – © Stadt Wuppertal

Thema der Gesprächsrunde: „Wie schmutzig wird der Wahlkampf?“ Mit BILD live-Moderator Kai Weise und Prof. Dr. Uwe Schneidewind diskutierten der österreichische Plagiatsjäger Dr. Stefan Weber,  Sarah Wiener, Europa-Abgeordnete der Grünen, Spitzen-Köchin und Biobäuerin, Hubert Alwanger, Bundesvorsitzender der Freien Wähler und stellv. Bayerischer Ministerpräsident sowie Christoph Ploss, CDU-Chef in Hamburg.  

Dr. Stefan Weber hob hervor, mittlerweile 30 klare Plagiatsfälle in Annalena Baerbocks Buch „Jetzt – Wie wir unser Land verändern“ (Ullstein Verlag) gefunden zu haben. Und er gehe davon aus, weitere zu finden. 

Bei Sarah Wiener kochten die Emotionen schnell über. Sie unterstellte, Parteifreundin Annalena Baerbock solle wegen ein paar ‚fehlender Fußnoten‘ und ‚Sternchen‘ an den Pranger gestellt werden, mutmasste, politische Mitbewerber hätten Plagiatsjäger Dr. Stefan Weber regelrecht auf die Kanzler-Kandidaten Der Grünen angesetzt. Und last but not least hegte sie bei der Online-Diskussion den Verdacht, dass Annalena Baerbock besonders hart angegangen würde, weil sie eine Frau sei.

Den Vorwurf, er sei von dritter Seite beauftragt und möglicherweise bezahlt worden, um im literarischen Werk der Grünen-Politerikerin urheberrechtliche Ungereimtheiten zu finden, wollte Dr. Stefan Weber so nicht auf sich sitzen lassen. Er erklärte, er habe keinen Cent von irgendeinem Auftraggeber kassiert, sondern im Gegenteil sogar Ausgaben gehabt – und zwar die 24 € für das Buch.  Diesen Betrag wolle er jetzt ab vom Verlag zurückfordern, weil auf dem Buch „Baerbock“ darauf stünde, aber nicht „Baerbock“ darin sei.

Motivation, das Buch der Politikerin überhaupt genau unter die Lupe zu nehmen, sei die Tatsache gewesen, dass Annalena Baerbock vorher bereits ihren Lebenslauf offenbar frisiert habe. 

Hubert Alwanger (Freie Wähler ) und Christoph Ploss (CDU) sprachen – wen wundert es – der Kanzlerin in spe die moralische Reife ab, ein Land wie die Bundesrepublik Deutschland als Regierungs-Chefin zu führen.

Wuppertals Stadtvater zog sich souverän aus der Affäre

Die schwierigste, fast unlösbare Aufgabe hatte zweifellos Wuppertals Stadtvater Prof. Dr. Uwe Schneidewind. Er musste einen Spagat hinlegen, der Spitzenturner Fabian Hambüchen alle Ehre gemacht hätte: Seine in Erklärungsnot geratene Parteikollegin irgendwie zur Seite zu springen und dennoch als renommierter Wissenschaftler Farbe bekennen.

Er, der gemeinsame OB-Kandidat der Grünen und der CDU, der Wissenschafter, der Buchautor (u.a. „Die große Transformation – Eine Einführung in die Kunst gesellschaftlichen Wandels“) und Universitäts-Professor. 

Moderator Kai Weise wies in diesem Zusammenhang genüsslich darauf hin, dass Uwe Schneidewind als Uni-Prof. peinlichst darauf hätte achten müssen, dass Studentinnen und Studenten nicht voneinander abschrieben.

Dr. Uwe Schneidewind tappte nicht in die Falle. Souverän erklärte er mit einem Lächeln, dass es sich bei Annalena Baerbock Buch ja nicht um ein wissenschaftliches Werk handeln würde, was eben völlig anders zu bewerten sei. Er redete auch nicht um den heißen Brei herum, sondern sprach im Zusammenhang mit Annalena Baerbocks Buch von handwerklichen Fehlern, die man leicht hätte vermeiden können. Tenor: Das hätte man im Vorfeld anders regeln müssen.

Seine Empfehlung, was den Bundestags-Wahlkampf angeht: Etwas mehr Gelassenheit auf allen politischen Seiten und Ebenen. Und auch auf die provokante Frage von Kai Weise, ob das das Tischtuch zwischen den potentiellen Koalitions-Partnern Die Grünen und CDU/CSU nach Vorwürfen wie „Rufmord“ etc. nicht endgültig zerschnitten sei, blieb Wuppertals OB cool. Er glaube, dass die Gräben nicht so tief seien, um nicht nach dem Wahl am 26. September gemeinsam eine erfolgreiche Bundesregierung bilden zu können.

Unterm Strich eine spannende, teilweise hitzige, aber faire Diskussion über das Buch einer Politikerin, der im Nachhinein sicher viele den berühmten Satz des römischen Politikers, Gelehrten und Philosophen Anicius Manlius Severinus Boethius (480/485 – 524/526) ans Herz legen würden: „Si tacuisses, philosophus mansisses – Wenn Du geschwiegen hättest, wärst Du ein Philosoph geblieben“. In dem Fall eben Philosoph*in…

Text Peter Pionke

 

https://www.bild.de/video/clip/politik-inland/die-richtigen-fragen-fall-baerbock-wie-schmutzig-wird-der-wahlkampf-76978960-76979284.bild.html

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