29. September 2021

„Jahr100Wissen“: Der Wassertropfen auf vier Rädern

In der Reihe „Jahr100Wissen“ beschäftigen sich Wissenschaftler der Bergischen Universität mit Ereignissen, die 100 Jahre zurückliegen und von besonderer Bedeutung für die Gesellschaft waren. Ein „Jahr100Wissen“-Interview mit Prof. Dr.-Ing. Uwe Janoske über die Präsentation des Rumpler Tropfenautos auf der Automobilausstellung 1921 in Berlin.

Der Tropfenwagen – Mit freundlicher Genehmigung der Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin – © SDTB / C. Kirchner

Prof. Dr. Ing. Uwe ist Leiter des Lehrstuhls für Strömungsmechanik an der Bergischen Universität Wuppertal.

Im Deutschen Technikmuseum Berlin sowie im Technikmuseum München stehen die letzten beiden Automobile eines Fahrzeuges, welches 1921 seine Premiere auf der Automobilausstellung in Berlin hatte: Der sogenannte Tropfenwagen. Um welches Fahrzeug handelt es sich?

Prof. Uwe Janoske: „Bei dem Wagen handelt es sich um eine Konstruktion von Edmund Rumpler (1872 bis 1940), der erstmalig einen stromlinienförmigen Wagen aufbaute und seine Kenntnisse aus der Entwicklung von Flugzeugen dazu nutzte.“

Woher kam der Name Tropfenwagen? 

Prof. Uwe Janoske: „Der Name leitet sich aus der Form des Wagens ab. Betrachtet man den Wagen von oben, erinnert die Form an einen fallenden Wassertropfen.“

Das Straßenfahrzeug war eigentlich eine Notlösung seines Erbauers Edmund Rumpler. Aus welchem Grund? 

Prof. Uwe Janoske: „Edmund Rumpler, der Maschinenbau an der TH Wien studiert hat, gründete nach Stationen in der Automobilindustrie vor dem 1. Weltkrieg eine Firma für Luftfahrzeugbau. Während des 1. Weltkrieges entstanden mehr als 3.000 Flugzeuge. Bedingt durch den Versailler Vertrag durfte Rumpler nach dem Krieg keine Flugzeuge mehr bauen und nutze seine Kenntnisse aus Automobil- und Flugzeugbau bei der Entwicklung des „R-T-Au“, dem Rumpler-Tropfen-Auto.“

Prof. Dr.-Ing. Uwe Janoske – © Foto UniServiceTransfer

Der Tropfenwagen wurde nach aerodynamischen Gesichtspunkten gestaltet und unterschied sich grundlegend von allen anderen Fahrzeugen. Was machte ihn so anders? 

Prof. Uwe Janoske: „Auffallendster Unterschied zu damaligen Fahrzeugen ist die stromlinienförmige Karosserie, die von der Form eines fallenden Wassertropfens inspiriert wurde. Mithilfe der Karosserie und den gewölbten Scheiben ergab sich ein cw-Wert von 0,28 bei einer Anströmfläche von 2,4 Quadratmetern. Ein Wert, der sich in der Größenordnung mancher Serienfahrzeuge von heute bewegt. Neben der Stromlinienform baute Rumpler einen Mittelmotor ein und verwendete anstatt der üblichen hinteren Starrachse eine Pendelachse, die er bereits 1903 patentiert hatte.“

Das Fahrzeugkonzept wurde später sogar bei Rennwagen, wie dem Benz-Tropfenwagen eingesetzt. Trotzdem wurde der Rumpler Tropfenwagen kein kommerzieller Erfolg und die Produktion der knapp 100 Mobile schon nach nur vier Jahren eingestellt. Welche Gründe führten dazu? 

Prof. Uwe Janoske: „Es gab zahlreiche technische Probleme, die dem Erfolg des Fahrzeugs im Wege standen. Neben der Zuverlässigkeit der Motoren und der Lenkung, gab es in den ersten Modellen keinen Kofferraum. Das Fahrzeug wurde hauptsächlich als Taxi genutzt. Ein weiterer Erfolg war dem Fahrzeug nicht beschert.“

Uwe Blass

 

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