5. Oktober 2021Peter Pionke
Was Wuppertal von Paris oder Mons lernen kann
„Es wird wie ein lebendes Objekt sein, das im Wind lebendig wird und das Licht reflektiert. Die Falten werden sich bewegen, die Oberfläche des Denkmals wird sinnlich. Die Leute werden den Arc de Triomphe anfassen wollen”, hatte Christo voller Vorfreude erklärt.
Das kann Wolf Birke voll unterschreiben. Er kehrte von seiner Reise nach Frankreich und Belgien mit vielen Eindrücken und Gefühlen im Gepäck zurück. In all die Bewunderung für das Gesehene und Erlebte mischt sich aber ein wenig Neid und Wehmut, wenn er an seine Heimatstadt Wuppertal und die Chancen denkt, die hier zum Teil leichtfertig vergeben werden.
Hier Wolf Birkes Eindrücke in Wort und Bild:
„Wenn man, so wie ich gerade, für eine Woche unsere eigentlich doch schöne Stadt verlassen hat und dann aus Anlass von Christos Arc de Triumphe – Verhüllung einige Tage durch Paris streift, danach auf der Rückfahrt über die Normandie für einen Tag in Mons in Belgien Station macht, ist man bei der Heimkehr doch eher desillusioniert.
Im Zentrum der Millionenmetropole bis fast an die „Périepherique“ wie auch im Innenstadtbereich der 95.000 Einwohnerstadt Mons überhaupt keine sogenannten „Graffitis“, große Sauberkeit und offensichtlich Respekt vor jeglicher Architektur – dazu eine radikale Minimierung und Reglementierung des automobilen Verkehrs in einem Ausmaß, das in der Wippertaler Rundschau hier täglich zu vier Seiten wütender Leserbriefe führen würde.
Man fragt sich unwillkürlich, wann zeigt unser Oberbürgermeister soviel Courage wie Frau Hidalgo in Paris, ist doch der Franzose nicht gerade für seine lammfromme Haltung gegenüber der „Obrigkeit“ bekannt…
Ich liebe die Kolumne von Roderich Trapp, aber bei uns scheint ja weder Satire noch ernsthafte Kritik der Bürger an manchmal unerträglichen Zuständen in der Stadt bei den Entscheidern etwas zu bewegen.
Die kleine Stadt Mons, vom Strukturwandel mindestens so getroffen wie Wuppertal, bekommt übrigens gerade einen neuen Bahnhof, hinter dem sich der Wuppertaler Hauptbahnhof dreimal verstecken kann – und sie hat es 2015 zur europäischen Kulturhauptstadt gebracht, woran man noch heute an vielen Stellen erinnert wird.
In der Diskussion um eine Bewerbung zur Austragung der Bundesgartenschau beginnt dagegen hier schon wieder der „Chor der Wuppertaler Klageweiber und -männer“, vereint mit dem örtlichen „Kassenwart“, zu jammern: „Geht nicht, brauchen wir nicht, können wir nicht bezahlen, reparieren wir doch erst mal die Schlaglöcher in irgendwelchen Nebenstraßen…“
Wie können wir’s nur schaffen, dass sich die positiven, zukunftsorientierten Wuppertaler endlich genauso lautstark wie die Jammerlappen zu Wort melden???
Ich versuch’s weiter, wenn ich meine momentane „Wuppertal-Depression“ überwunden habe.
Wolf Birke
Weiter mit:
Kommentare
Neuen Kommentar verfassen