21. Oktober 2021

Werner Kreiskott liess sich auch von Covid-19 nicht umhauen

Die Corona-Pandemie hat Ex-Boxweltmeister Werner Kreiskott (45) härter getroffen als so mancher seiner Gegner! Monatelang musste er seinen Fight Club schließen. Doch er liess sich auch von dem Rückschlag nicht umhauen, machte das Beste aus der Situation und schaut optimistisch in die Zukunft. Die sympathische Kämpfernatur nutzte die freie Zeit, um sich noch mehr um Ehefrau Olga und seine Kinder zu kümmern.

Werner Kreiskott verliess den Box-Ring mehrfach als Weltmeister © privat

Noch in diesem Jahr erklingt der Gong für eine große Box-Nacht als Präsenz-Veranstaltung in der Unihalle (11.12.). Und auch im nächste Jahr sollen die Fäuste wieder vor vollen Rängen fliegen. Der „Panzer“, wie ihn seine Fans ehrfürchtig nennen, plant eine ganz neue Box-Event-Reihe.

Die STADTZEITUNG hat sich mit dem Fighter unterhalten, schon schon einige Male am Boden lag, aber immer wieder aufgestanden ist und als ungeschlagener WBU-Boxweltmeister den Ring und die große Box-Bühne verliess.

DS: Wie haben Sie sich durch die Corona-Krise geschlagen?

Werner Kreiskott: „Die Corona Krise hat uns, wie viele andere Selbständige natürlich auch, schon sehr beeinflusst. Wir haben gleich zwei Mal unsere Trainingsstätte, den Fight Club Wuppertal, trotz eiens guten Hygienekonzeptes schließen müssen. Zuletzt von November 2020 bis Mai 2021. Das war eine lange Zeit. Auch unsere Veranstaltungsreihe „Die Nacht der Löwen“ musste mehrfach ausfallen.“

DS: Sind Menschen aus Ihrem Umfeld und Freundeskreis an Covid-19 erkrankt oder sogar gestorben?

Werner Kreiskott: „Ich kenne einige, die an Corona erkrankt sind. Die einen hatten starke, andere wiederum fast keine Symptome. Zwei Bekannte sind leider auch an diesem heimtükischen Virus gestorben.“

Foto: PrivatSeit vielen Jahren ein glückliches Paar: Olga und Werner Kreiskott – © privat

DS: Ist denn inzwischen endlich wieder so etwas wie Alltag in Ihrem Fight-Club eingetreten?

Werner Kreiskott: „Ja irgendwie langsam schon. Es ist aber ein neuer, anderer Alltag als sonst, würde ich sagen. Wir hatten ja über Monate ein eigenes Hygienekonzept, das immer wieder in Absprache mit der Stadt Wuppertal an die sich ständig ändernden Verordnungen angepasst wurde. Aktuell gilt ja die 3G Regel. Die Leute gewöhnen sich immer mehr daran und viele unserer weiblichen und männlichen Mitglieder sind auch geimpft. Trotz allem ist alles sehr umständlich und zeitaufwändig. Wir müssen bespielsweise extra für die Eingangskontrollen zusätzliches Personal einsetzen. Darüber hinaus arbeiten wir nur mit Anmeldungen. Das bedeutet: Seit Beginn der Corona-Beschränkungen habe ich noch ein zusätzliches Handy, um die aktuellen News und die täglichen Anmeldungen zu checken.“

DS: Wie sind Ihre Mitglieder und Box-Schülerinnen und Box-Schüler mit der Situation umgegangen?

Werner Kreiskott: „Es war für alle nicht einfach. Wir haben ja hautnah mitbekommen, wie viele ihre Jobs verloren haben und sich bei uns als Mitglieder abmelden mussten etc. Es ist auch umständlich für die Mitglieder, sich immer auf dem Laufendem zu halten, was so alles wann zu beachten ist. Aber es geht nicht anders, wenn sich die Verordnungen andauernd ändern. Dann müssen wir natürlich auch immer das Training, bzw. die neuen Einlassvoraussetzungen umsetzen, um rechtlich auf der sicheren Seite zu sein.“ 

DS: Wie haben Sie die Kampfveranstaltungen ohne Zuschauer, die von mehreren TV-Sendern ausgestrahlt wurden, wahrgenommen?

Werner Kresikott: „Genauso wie meine eigenen. Wir haben ein paar Mal selbst Kämpfe ohne Zuschauer vor Ort als Livestream veranstaltet – als das wieder möglich war. Einmal durften wir dann nur eine ganz begrenzte kleine Anzahl an Leuten hereinlassen. Aber es ist schon etwas anderes als eine normale Fight-Night. Als wir im September dann unsere Open Air Veranstaltung im Stadion am Zoo durchführten, merkte man den Leuten richtig an, wie gut es  ihnen tat, wieder live dabei sein zu dürfen. Die Zuschauer waren so gut drauf, der DJ sorgte für sensationelle Stimmung und die Kämpfe waren grandios. Eine super Mischung und die Leute waren einfach froh, wieder etwas mehr „leben“ zu können. Auch wenn es sich komisch anhört. Man hat es förmlich gespürt.“

DS: Gerade die Stimmung in der Halle hat Sie bei Ihren Kämpfen immer motiviert und nach vorne gepeitscht. Hätten Sie sich überhaupt vorstellen können, einen wichtigen Fight in einer menschenleeren Halle zu führen?

Werner Kreiskott: „Wenn der Fight für mich wirklich wichtig gewesen wäre, dann wäre ich auch in einer leeren Halle angetreten. Ich habe in der Vergangenheit mehrmals Kämpfe angenommen, wo es eigentlich vorher klar war, dass ich keine Chance hatte. Aber ich bin dann trotzdem in den Ring gestiegen, weil ich den Kampf unbedingt wollte.“ 

Feierten eine Traumhochzeit: Werner Kreiskott und seine Olga, die inzwischen zwei Kinder haben – © privat

DS: Fällt Ihnen auf Anhieb ein Kampf ein, der eigentlich schon vor dem ersten Punch aussichtslos erschien?

Werner Kreiskott: „Ein Beispiel, das meine Frau Olga immer in Erinnerung ruft, wenn sie an meine Kämpfe denkt, ist der Fight gegen Jerome Le Banner. Eine Legende! Als ich ganz kurzfristig das Angebot bekam, war ich aktuell nicht im Training und zudem total krank. Zwei Tage vorher hatte ich noch mit 40 Grad Fieber im Bett gelegen. Jetzt kann ich es ja zugeben: Ich wollte unbedingt gegen diese Legende kämpfen. Ich bin dann nach Deauville in Frankreich gedüst und dort im Casino gegen Jerome Le Banner angetreten. Der TV-Sender Eurosport hat den Kampf live übertragen. Meine Olga ist damals vor dem Bildschirm fast gestorben! Sie fand es nicht so super, dass ich praktisch untrainiert gegen diesen haushohen Favoriten in den Ring gestiegen bin.“

Zur Erinnerung: Der Fight gegen Jerome Le Banner

Werner Kreiskott trat am 23.05.2009 im Casino von Deauville (Frankreich) gegen die französche Box-Legende Jerome Le Banner an, u.a. Thaibox-Weltmeister imSuperschwergewicht. Der Kampf war über vier Runden angesetzt. Kreiskott, der völlig untrainiert kurzfristig für einen ausgefallenen Boxer eingesprungen war, zog sich mehr als achtbar aus der Affäre. Lange sah es so aus, als würde der „Panzer“ über die volle Distanz gehen können.

Doch dann musste er doch einen schweren Kopftreffer einstecken. 60 Sekunden vor dem Schlußgong brach der Ringrichter den Kampf ab. Richtige Entscheidung im Sinne der Gesundheit, obwohl Werner Kreiskott nicht einmal zu Boden gegangen war. 2017 beendete der Box-Hero aus Wuppertal seine Karriere als ungeschlagener WBU-Schwergewichtsweltmeister.

 

DS: Welche Lehren und Schlüsse haben Sie ganz persönlich aus der Corona-Krise gezogen?

Werner Kreiskott: „Es war eine schwierige Zeit und schon sehr stressig. Auch finanziell gesehen. Das Positive daran war, dass ich in der Phase mehr Zeit für meine Familie hatte und quasi nur einen Job, als die Halle zu war. Das halte ich mir einfach vor Augen.“

DS: Wann wird denn der Promoter und Veranstalter Werner Kreiskott wieder aktiv?

Werner Kresikott: „Nachdem mich die Leute und Kämpfer nach der Veranstaltung im Stadion am Zoo immer wieder angesprochen, bzw. angeschrieben haben, wann wir das nächste Ding machen, haben wir uns kurzfristig letzte Woche entschieden, dann doch noch einmal ein größeres Box-Event zu veranstalten. Geplant war eigentlich eine kleine House-Gala im Fight Club, doch jetzt gibt es am 11.12. doch wieder eine hochkarätige Box-Veranstaltung in der Wuppertaler Unihalle.“

Werner Kreiskott feiert auch als Box-Trainer und Veranstalter Erfolge – © Foto: Dirk Sengotta

DS: Welche Veranstaltungen haben Sie für das nächste Jahr geplant?

Werner Kreiskott: „Oh, da kommt bestimmt etwas Gutes. Soviel kann ich schon einmal verraten: Wir basteln gerade an einem Konzept für eine neue Kampf-Reihe. Lasst Euch überraschen!“ 

DS: Welche persönlichen Ziele haben Sie sich für 2022 gesteckt?

Werner Kreiskott: „Ich hoffe sehr, dass der wirkliche Alltag im Fight Club wieder eintritt und unsere Veranstaltungen vor großem Publikum in Wuppertal wieder regelmäßig stattfinden können. Außerdem hoffe ich, dass die Leute um mich herum, vor allem meine Frau und meine Kinder, gesund bleiben und ohne Schäden aus der Corona-Pandemie-Zeit herauskommen.“

DS: Vielen Dank für das offene und ehrliche Gespräch

Das Interview führte Peter Pionke

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