7. November 2021

Herzensangelegenheit: Helios präsentiert WSV-Spiel

Auch beim Sport kommt es immer wieder zu kardiologischen Notfällen. In einer solchen Situation ist eine schnelle Hilfe das A und O. Der WSV freut sich daher sehr über das Geschenk vom Helios Universitätsklinikum (HUWK): einen mobilen Defibrillator. Zudem präsentiert die Klinik das Regionalliga-Spiel gegen Alemannia Aachen am Samstag (13.11. - 14 Uhr).

WSV-Vorstand Peter Neururer – © Wuppertaler SV

In Deutschland erleiden mehr als 200.000 Menschen im Jahr einen Herzinfarkt. „Es ist aber nicht nur wichtig, dass es möglichst viele sogenannte AEDs, also halbautomatische Defibrillatoren, im öffentlichen Raum gibt. Darüber hinaus müssen möglichst viele Menschen wissen, wie diese Geräte benutzt werden. Deshalb werden wir beim WSV auch noch eine Schulung mit Mitarbeitenden und Mannschaft durchführen lassen“, erklärt Dr. Holger Raphael, Helios-Klinikgeschäftsführer.

Prof. Dr. med. Melchior Seyfarth, Direktor der Medizinischen Klinik 3 (Kardiologie), pflichtet ihm bei: „Erste Hilfe rettet Leben!“

Die Verbundenheit zwischen dem WSV und dem HUKW kommt nicht von ungefähr: Vor fast zehn Jahren erlitt WSV-Vorstand Peter Neururer beim Golfspielen einen Herzinfarkt. Eine schnelle und kompetente Erste Hilfe war seine Lebensrettung.

„Das Thema Erste Hilfe liegt mir im wahrsten Sinne des Wortes am Herzen. Gemeinsam mit dem Helios Universitätsklinikum Wuppertal, das als Sponsor of the Day unser Heimspiel gegen Alemannia Aachen präsentiert, wollen wir Menschen motivieren, sich mit Erster Hilfe zu beschäftigen“, so Neururer.

Wenn das Herz plötzlich nicht mehr schlägt

Ein Interview mit WSV-Vorstand Peter Neururer und Prof. Dr. Melchior Seyfarth (Direktor der Kardiologie am Herzzentrum des Helios Universitätsklinikum Wuppertal) zum Thema Erste Hilfe.

Fast zehn Jahre ist es nun her, dass Ärzte des Marienhospitals in Gelsenkirchen WSV-Vorstand Peter Neururer zwei Stents gesetzt haben. Beim Golfspielen hatte der damals 57-Jährige ganz plötzlich einen Herzinfarkt erlitten.

Peter Neururer, Sie hatten damals keinen Herzschlag mehr, waren tot. In letzter Sekunde kam die Rettung, wie sah diese aus?

Peter Neururer: Zum Glück hat mein Golf-Partner Dieter Rüdig sofort erkannt, was los war und mit der Herzdruckmassage begonnen. Aufgewacht bin ich dann erst wieder im Krankenhaus und wusste gar nicht, was los war.

Sie wurden also klassisch wiederbelebt, wie man das aus Filmen kennt?

Peter Neururer: Genau so kann man sich das vorstellen, mein Retter war ausgebildet in Sachen Erste Hilfe. Er hat damals einfach sehr beherzt durchgeführt, was er gelernt hatte. Das hat mir das Leben gerettet.

Prof. Seyfarth, Sie sind Direktor der Kardiologie am Helios-Herzzentrum in Wuppertal. Klären Sie uns bitte auf: Woran erkennt man als Ersthelfer:in, dass sich gerade bei meinem Gegenüber ein Herzinfarkt ereignet? 

Prof. Dr. Melchior Seyfarth: „Ganz wichtig ist zu unterscheiden, ob die Person noch einen Kreislauf hat oder nicht. Kommt es nämlich infolge des Herzinfarktes zu einem Stillstand des Kreislaufs, muss man als Ersthelfer sofort mit den lebenserhaltenden Maßnahmen beginnen. Das fassen wir unter dem Motto „Prüfen – Rufen – Drücken“ zusammen und meinen, dass man sich z.B. über Ansprache, Puls fühlen oder Atmung ein Bild macht, ob noch ein Kreislauf besteht oder nicht. Mit „Rufen“ meinen wir die Notwendigkeit, sofort professionelle Hilfe anzufordern und mit „Drücken“ beschreiben wir die Basismaßnahmen, die jeder durchführen kann, nämlich die unmittelbar einsetzende Herzdruckmassage beim liegenden Patienten.

Der Herzinfarkt selber zeichnet sich oft durch einen plötzlich einsetzenden Brustschmerz, eine plötzlich einsetzende Kreislaufschwäche oder Atemnot aus. Es gilt in diesem Zusammenhang, lieber einmal zu oft als zu spät professionelle Hilfe anfordern, also die 112 wählen.“

Prof. Seyfarth, was sollte ich als Ersthelfer vor Ort dann tun, um dem Patienten schnell zu helfen?

Prof. Dr. Melchior Seyfarth: „Der Ersthelfer sollte nach dem Prinzip „Prüfen- Rufen – Drücken“ handeln, wie ich es eben beschrieben habe. Darüber hinaus gibt es an vielen Stellen im öffentlichen Raum sogenannte AED (halbautomatische Defibrillatoren), die bei einem Herzkreislaufstillstand z.B. aufgrund einer Rhythmusstörung unmittelbar helfen können. Hat der Betroffene noch einen Kreislauf, dann hilft zum Beispiel, den Patienten zu beruhigen, hinzulegen und das Hemd zu öffnen oder frische Luft anzubieten. Auf jeden Fall sollte jemand bei dem Patienten bleiben, bis professionelle Hilfe (112) eingetroffen ist.“

Prof. Dr. med. Melchior Seyfarth, Chefarzt der Kardiologie – © Helios Universitätsklinikum Wuppertal

Nach dem Herzinfarkt haben Sie ihr Leben geändert, zum Beispiel mit dem Rauchen aufgehört. Das Thema Erste Hilfe hat Sie seither aber nicht mehr losgelassen?

Peter Neururer: „Ich bin dem Tod damals von der Schippe gesprungen. Beim Spiel des Handball-Bundesligisten Bergischer HC vor Kurzem hatte ein Zuschauer nicht so viel Glück. Deshalb werbe ich aus Überzeugung für die Erste Hilfe. Es geht auch darum, als Helfender zu wissen: Ich habe alles getan, es lag nicht an mir in einer solchen Situation.“

Wahrscheinlich haben viele Menschen Angst, als Ersthelfer:in etwas falsch zu machen, wenn sie einem Herzinfarkt beiwohnen. Was geben Sie diesen Menschen mit auf dem Weg, Prof. Seyfarth? 

Prof. Dr. Melchior Seyfarth: „Falsch machen kann man nichts, außer man läuft weg oder ignoriert den gesunden Menschenverstand. Selbstverständlich sollte man jemandem, der mit einem redet, nicht wegen Stillstand des Kreislaufs behandeln. Je schlimmer die Situation ist, desto weniger kann man falsch machen. Und wenn wir uns alle auch nur den Satz „Prüfen- Rufen – Drücken“ sowie die Notfallnummer 112 merken, wäre schon viel gewonnen. Das Übrige übernehmen die professionellen Helfer, bis hin zu unserem Team im Herzzentrum Wuppertal!“

Sie beide empfehlen also allen, sich regelmäßig in Sachen Erste Hilfe fort zu bilden?

Prof. Dr. Melchior Seyfarth: „Auf jeden Fall – das ist gar nicht schwer!“

Peter Neururer: „Von Kindesbeinen auf kann man mit Sachen konfrontiert werden. Von Kindesbeinen auf kann man demzufolge auch Lösungen finden. Je früher man sich bewusst macht, dass jeder Einzelne einen Beitrag leisten kann, um Menschenleben zu retten, desto besser ist es. Und dann muss man immer dranbleiben.“

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