7. Februar 2022Peter Pionke
Patrick Stanke: Als Biest und Graf Zeppelin auf der Bühne
Zur Zeit glänzt Patrick Stanke (42) im Festspielhaus Neuschwanstein (Füssen) gleich als Darsteller in mehreren Musicals: „Die Schöne und das Biest“, „Die Päpstin“, „Schattenmann“ und „Zeppelin“. Wie bekommt man so viele unterschiedliche Rollen nur unter einen Hut? Patrick Stanke lachend: „Wenn alles andere nicht klappt, orientiere ich mich am Kostüm!“
Er steht wieder auf der Bühne im Rampenlicht. Aber auch für den erfolgreichen Wuppertaler Musical-Darsteller blieb wegen Covid-19 in den vergangenen zwei Jahren so mancher Vorhang geschlossen. Abgesagte Musical-Vorstellungen, aufgefallene Live-Konzerte. Doch das kann einen echten Bühnen-Helden nicht aus der Bahn werfen.
Wir haben uns mit Patrick Stanke über die jüngste Vergangenheit und die Zukunft unterhalten.
DS: Die Corona-Pandemie nervt die meisten Leute. Besonders stark betroffen sind Live-Musiker, die so gut wie keine Möglichkeit haben, aufzutreten und somit Geld zu verdienen. Wie ist es Ihnen bislang ergangen?
Patrick Stanke: „Ich habe das große Glück, auf eine große Fan-Basis zurückgreifen zu können. Diese hat mich in der gesamten Zeit der Pandemie nicht im Stich gelassen. Ich habe mir zu Beginn der Pandemie gesagt, aufgeben und verkriechen ist keine Lösung. Also habe ich mir Kameras gekauft und diverse Technik und habe damit angefangen, aus meinem Wohnzimmer Konzerte zu streamen. Diese habe ich dann über meinen Shop auf www.patrickstanke.de verkauft. So habe ich zirka 40 Konzerte online gesungen und gespielt, konzipiert, inszeniert, produziert. Außerdem habe ich auf www.patreon.com einen Account, bei dem sich seit Beginn der Pandemie meine Fans registrieren können und gegen einen monatlichen Mitgliedsbeitrag besonderen Content von mir bekommen. Videos, Aufzeichnungen von diversen Auftritten, Rabattcodes für Tickets und andere Dinge rund ums Thema Musik und Patrick Stanke.“
DS: Wie haben Sie die freie Zeit genutzt, die Ihnen unfreiwillig beschert wurde?
Patrick Stanke: „So eine nicht gewollte Auszeit bringt natürlich auch schöne Zeiten mit sich. Die gewonnene Zeit mit der Familie mit den Kindern war und ist nach wie vor das Schönste, was uns diese schreckliche Pandemie geben konnte.“
DS: Was macht ein Musiker, wenn er keine Musik machen kann?
Patrick Stanke: „Da braucht es mehr als eine Pandemie, um mich vom Musik machen abzuhalten. Wenn die Theater schließen, die Konzertsäle zu bleiben, keine Tickets mehr verkauft werden können, heißt das noch lange nicht, dass ich nicht für mich Musik machen kann. Mit meiner neuen Aufgabe, dem Streamen von Konzerten, war ich vielen neuen Herausforderungen gegenübergestellt, die ich, mit Hilfe von Kollegen, oder auch selbst beigebracht, bestehen musste. Also keine Zeit zum Trübsal blasen oder jammern. Hier galt es, lösungsorientiert zu arbeiten, damit ich weiterhin Musik machen kann und mit dem schönsten Hobby der Welt meine Familie ernähren.“
DS: Sie komponieren auch. Werden Sie die Pandemie in irgendeiner Weise musikalisch thematisieren?
Patrick Stanke: „Selbstverständlich greift man als Komponist die heutigen, tagesaktuellen Weltprobleme, Krisen und andere Themen immer wieder auf. So ist es natürlich dazu gekommen, dass das Thema Corona, die Pandemie, aber auch andere Dinge wie ‚Gendern‘ oder ‚Systemrelevanz‘ sich in meinen Liedern wiederfinden.“
DS: Wie erleben Sie als Familienvater die momentane Situation?
Patrick Stanke: „Ich erlebe diese Situation einerseits aus der Sicht eines Musikers, der nun viel Zeit mit seinen Kindern verbringen kann und auch die Möglichkeit hat, das Schulsystem zu unterstützen, indem er zu Hause bleibt und die Kinder dort unterrichtet. Aber auch von der anderen Seite aus sehe ich, wie ein Schulsystem völlig zusammenbricht. Wie Schulen jetzt nach zwei Jahren endlich mit iPads und anderen elektronischen Geräten ausgestattet werden, die ein Home Office / Homeschooling technisch überhaupt erst möglich machen. Glücklicherweise haben wir es sehr gut getroffen. Die Klassenlehrerin meines ältesten Sohnes hat die Homeschooling-Situation meines Erachtens mit Bravour gemeistert. Ich ziehe meinen Hut und bin stolz ein Teil dieser Klassengemeinschaft zu sein.“
DS: Welche Rolle spielt in Ihrem Bekanntenkreis das Thema Impfen?
Patrick Stanke: „In meinem Bekanntenkreis und Freundeskreis, der berufsbedingt aus sehr vielen Theatermenschen besteht, hat das Thema Impfen einen sehr hohen Status. Wir sind alle doppelt geimpft und längst geboostet. Ohne diese Bereitschaft, der Pandemie Herr zu werden, wäre ein Arbeiten in Theatern gar nicht möglich.“
DS: Gerade unter Künstlern gibt es nicht wenige, die sich aus unterschiedlichen Gründen nicht impfen lassen wollen. Wie groß ist Ihr Verständnis dafür?
Patrick Stanke: „Das habe ich so nicht erlebt. Alle meine Kollegen sind geimpft geboostert und bereit für den Kampf gegen das Virus.“
DS: Können Sie sich überhaupt an eine Situation in Ihrer Karriere erinnern, in der nicht klar war, was Sie in den nächsten Monaten, vielleicht sogar im nächsten Jahr machen würden?
Patrick Stanke: „Als freischaffender Künstler ist man es gewöhnt, von Job zu Job zu kalkulieren. Dass ich nicht weiß, was ich in den nächsten sechs Monaten mache, wie ich in den nächsten zwei Jahren mein Geld verdiene, ist durchaus normal gelebte Realität. Somit sind wir es gewohnt, mit solchen Situationen kurzfristig umzugehen. Aber nach zwei Jahren sind alle Reserven aufgebraucht – finanziell, als auch körperlich und geistig. Ich will wieder auf die Bühne, ich muss wieder auf die Bühne.“
DS: Sie geben auch Gesang- und Musikunterricht. Hat Ihnen das geholfen, die Verluste in Grenzen zu halten?
Patrick Stanke: „Nein. Denn ich habe alle meine Kontakte heruntergefahren und seit Beginn der Pandemie keinen Menschen mehr zu Gesangs- und Musikunterricht in meinen heiligen Hallen empfangen.“
DS: Könnte es aus Ihrer Sicht sein, dass sich die Kultur-Szene durch die Pandemie nachhaltig verändert?
Patrick Stanke: „Ich kann mir gut vorstellen, dass ich das eine oder andere, was sich jetzt in der Pandemie entwickelt hat, auch in Zukunft beibehalte. Wie zum Beispiel das Livestreaming, das Thema Internet und Onlinekonzerte etc. Ich könnte mir gut vorstellen, dass zu meinem Konzert der Livestream demnächst als Standard immer mit angeboten wird. Natürlich ersetzt so ein Livestream keinen Konzertbesuch. Er ermöglicht es aber den Fans in der Ferne, doch an dem einen oder anderen Konzert teilzunehmen, egal wie groß Entfernung auch ist.“
DS: Die Musical-Branche hat auch damit zu kämpfen, dass die Zuschauerzahl durch Corona stark beschränkt ist. Wie sehen Sie da Situation?
Patrick Stanke: „Es ist wirtschaftlich nicht tragbar. Die kleinen Musical-Produktionsfirmen hat es schon längst geschluckt und die Großen hängen noch mit großen Träumen hinterher und fahren Vorstellungen mit einer Auslastung von unter 50 Prozent. Dass man damit auf Dauer kein Geld verdienen kann, ist jedem klar, der schon einmal in einer großen Musicalproduktionen zu Gast war. Da geht es um Millionen-Investitionen, die das erst ermöglichen, was wir am Musical so sehr bewundern. Ich hoffe sehr, dass wir bald einen Weg finden, mit diesem Virus zu leben, um so zur Normalität im Theater, aber auch im richtigen Leben zurück zu finden.“
DS: Haben Sie in der unsicheren Situation ünerhaupt schon feste Musical-Engagements?
Patrick Stanke: „Ich spiele in diesem Jahr im Festspielhaus Neuschwanstein in Füssen den Gerold in ‚Die Päpstin‘, das Biest in ‚Die Schöne und das Biest‘, den Grafen Zeppelin im Musical ‚Zeppelin‘, den ‚Schattenmann‘ sowie König Ludwig im Musical ‚Ludwig II.‘. Außerdem stelle ich im Sommer beim Magdeburg Open Air auf dem Domplatz den Maxim de Winter im Musical ‚Rebecca‘ dar.“
Worauf dürfen sich Ihre Fans noch freuen?
Patrick Stanke: „Alle Patreons können sie sich immer wieder auf neue Videos freuen und Kontakt zu mir über diese Plattform. Alle anderen finden mich immer wieder mal auf Instagram oder Facebook. Außerdem erarbeiten wir gerade ein neues Merchandise für den Shop auf www.patrickstanke.de“
DS: Wann erleben wir Patrick Stanke wieder als Live-Musiker auf der Bühne?
Patrick Stanke: „Es wird neben den ganzen Musical-Engagements auch Konzerte geben mit dem Format ‚Livetime Concerts‘. Im Mai das Konzert ‚We will Rock you‘, mit den Stars aus dem gleichnamigen Musical. Es folgen das Vampire-Spezialkonzert, mit den Stars aus dem Musical ‚Tanz der Vampire‘. Dazu ‚Ich bin Musik‘, ein Musicalkonzert mit dem Thema Mozart, Elisabeth und Rudolf. Und im Dezember ein Weihnachtskonzert. All das findet in der Pfalz statt. In einem neuen, kleinen Theater, in dem ich auch in den nächsten Spielzeiten als Regisseur tätig sein werde. Das Kulturwerk in Eisenberg. Alle weiteren Informationen findet ihr auf Facebook. Liebe Grüße, Patrick Stanke.“
DS: Vielen Dank für das spannende, offene Gespräch.
Vita Patrick Stanke
Patrick Stanke wurde am 19. Dezember 1979 in Wuppertal geboren. Er ist Musical-Darsteller, Sänger, Komponist,Regisseur und Synchronsprecher.
Er studierte an der renommierten Theater-Akademie August Everding in München und schloß erfolgreich mit dem Diplom ab. Bereits am Anfang seiner Karriere spielte er die Hauptrolle in der Deutschland-Premiere des Musicals „Die drei Musketiere“ und wurde für seine Darstellung in der Kategorie „Bester Schauspieler“ für den „Goldenen Vorhang 2005“ nominiert.
Sein Weg ging steil nach oben. Für seine Verkörperung der Figur Jean Valjean in „Les Miserables“ wurde er mit dem Prädikat „Bester Darsteller des Jahres“ geschmückt.
Hier eine Auswahl seiner Musicalrollen:
Titanic – Rolle: Heizer Frederic Barrett – Neue Flora – Hamburg
Aida – Rolle: Radames – Colosseum Theater – Essen
Die drei Musketiere – Rolle: D’artagnan – Theater des Westens – Berlin
Die Schöne und das Biest – Rolle: Biest – Deutsches Theater – München
Jekyll & Hyde – Rollen: Dr. Jekyl & Mr. Hyde – Freilichtbühne – Tecklenburg
Mozart – Rolle: Wolfgang Amadeus Mozart – Freilichtbühne – Tecklenburg
Marie Antoinette – Rolle: Graf Axel von Fersen – Musical Theater – Bremen
Buddy – Rolle: The Bog Bopper – Colosseum Theater – Essen
Sister Act – Rolle: Joey – Ronacher Wien – Österreich
Evita – Rolle: Che Guevara – Opernhaus – Wuppertal
Artus-Excalibur – Rolle: Artus – Theater St. Gallen – Schweiz
Casanova – Rolle: Giacomo Casanova – Anhaltisches Theater – Dessau
Die Päpstin – Rolle: Gerold – Theater Nordhausen – Nordhausen
Paradise Of Pain – Rolle: Johannes – Saarländisches Staatstheater – Saarbrücken
Jesus Christ Superstar – Rolle: Jesus – Schloßfestspiele – Zwingenberg
Jusus Christ Superstar – Rolle: Judas – Theater Basel – Schweiz
Chess – Rolle: Frederick Trumper – Theater Chemnitz – Chemnitz
Tarzan – Rolle: Kerchak – Metronom Theater – Oberhausen
Les Misérables – Rolle: Jean Valjean – Freilichtspiele – Tecklenburg
Der Medicus – Rolle: Rob Cole – Deutsches Theater – München
Don Camillo & Peppone – Rolle: Bürgermeister Peppone – Freilichtspeile Tecklenburg
Zeppelin – Rolle: Graf Ferdinand von Zeppeling – Festspielhaus – Füssen
Neben seinen Musical-Engagements ist Patrick Stahnke eine feste Größe bei Live-Formaten wie „Best Of Musical“, „Die größten Musical-Hits aller Zeiten“, „Hollywood Dreams“, „Ich gehör nur mir“, „Ich bin Musik“ oder „Abenteuerland“ etc.
Sein Solo-Projekt „Stanke ohne Strom“ hat sich inzwischen zu einer beliebten Marke entwckelt. Fast aus der Not heraus entwickelte der Wuppertaler während der Corona-Pandemie die Livestream-Konzerte „LIFET!ME by Patrick Stanke“. Sie soll es auch in Zukunft geben.
Nicht zuletzt hat sich Patrick Stanke inzwischen auch als Regisseur einen Namen gemacht. So u.a. bei „Der kleine Horrorladen“, „Hair“, „Blues Brothers“, „Mozart Superstar“ oder auch „Die drei Musketiere“. Und auch als Synchronsprecher hat er längst einen Fuß in der Tür: Beispielsweise in der Kinoverfilmung von „Cats“ oder auch bei „Jingl Jangle“ (Netflix).
Patrick Stanke ist verheiratet und hat mit seiner Frau zwei Söhne: Jonas und Paul.
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