14. Februar 2022

Shakespeares Traum um verwirrte Liebende

"Eín Sommernachtstraum“ mitten im Winter. Shakespeares Jahrhundertwerk erlebte im Wuppertaler Opernhaus eine Premiere. Hier kommen am Schluss alle zusammen, Sterbliche und Unsterbliche, Herrscher, Liebende, Elfen und Handwerker. Dramaturgin Barbara Noth bringt es auf den Punkt: “Im Theater, dem Ort, an dem Phantasie und Träume zuhause sind, ist alles möglich“.

Eine Szene aus Shakespeares „Sommernachtstraum“ – © Jens Grossmann

Über 400 Jahre ist Shakespeares Traum um verwirrte Liebende alt, und doch hat er nichts von seiner Aktualität eingebüßt. Gibt es höhere Mächte, die Liebe und Hass zwischen den Menschen beeinflussen können? Eine 

Frage, die bei der neuerlichen Inszenierung in Wuppertal  von Maja Delinic’ ahistorisch in den Mittelpunkt rückt. Bei der Regisseurin und Shakespeare Expertin glaubt man den Einfluss aus ihrer St. Petersburger Schule zu erkennen. Der russische Autor Lew Nikolajewitsch Tolstoi gehörte zu den Hauptvertretern des Verismus, bei dem es um eine Hinwendung der Literatur zur Gegenwart, zum Alltag und zur Volkssprache geht.

Es ist ein temporeiches Spiel um Verwirrung und Verwandlung. Die virtuos verwobenen Geschichten des Stücks sind schnell skizziert: Die Betroffenen, Hermia (Silvia Munzon Lopez), Helena (Mona Kloos),  Demetrius (Thomas Braus) und Lysander Stefan Walz) scheinen ganz sicher zu wissen, wen sie lieben und bezeugen dies sogar vor ihrem Herzog Theseus (Alexander Peiler).

Shakespeare führte aus: „Der Kurs der wahren Liebe verlief nie reibungslos.“ Und tatsächlich, schon im Wald auf der Flucht, in der Nacht der Sommersonnenwende und unter dem Einfluss von Kobold „Puck“, (Kevin Wilke) und seinem  Wunderblumensaft, lösen ich die Gewissheiten auf und das Begehren ändert die Richtung.

Das Bühnenbild i Stück „Sommernachtstraum“ – © Jens Grossmann

Athener Liebespaare werden in der Mittsommernacht verzaubert, sodass plötzlich jeder einen anderen liebt. Die Herrscher des Elfenreichs, Oberon (Konstantin Rickert) und Titania (Mathitha Dolle) haben Ehekrach, was das globale Klima aus dem Lot und die Jahreszeiten in Verwirrung bringt.

Mit dem Wunderblumenelexier will der Elfenkönig Oberon (Konstantin Rickert) seine Gattin Titania (Maditha Dolle) zur Räson bringen. Ins Auge geträufelt läßt der Saft die Erwachenden das Erste begehren, das ihr in den Blickfeld gerät: In Titanias Fall einen zum Esel verwandelten Sterblichen, Zettel (Alexander Peiler), den Hauptdarsteller einer Laienspielgruppe.

Diese Theatergruppe probt auf der Waldlichtung die hochpathetische Tragödie der unmöglichen Liebe zwischen Pyramus (Alexander Peiler) und Thisbe (Konstantin Rickert) die bei der Hochzeit von Theseus (Alexander Peiler) und Hippolyta (Julia Meier) aufgeführt werden soll. Durch ihre Hinweise und hitzigen Diskussionen, wie etwas darzustellen sei, entwickelt sich das Stück schlußendlich noch zum einer Komödie. Die Akteure treten im 

verwandelbaren Typus auf, die ihren Körper artistisch beherrschen und gebrauchen. Alles hervorragend in Szene gesetzt durch eindrucksvolle Kostüme von Janina Lang, einer fesselnden Choreografie von Pascal Merighi, die die begleitende atmosphärische Musik von Clemens Gutjahr aufnimmt und optisch sehr gut umsetzt.

Der Sommernachtstraum, eine Komödie über die Liebe, ist fraglos voller turbulent komischer Szenen und wundersamer Einfälle.

„Puck“, erklärt im Schlussmonolog, der Mensch ist nur ein Esel, man solle glauben, alles nur geträumt zu haben.  

Eine Szene aus dem Stück „Sommernachtstraum“ – © Jens Grossmann

Sheakspeare sagte an anderer Stelle „Es ist nicht genug zu sprechen, sondern wahr zu sprechen. “Shakespeare Zitate sind nicht immer leicht zu verstehen – sowohl sprachlich als auch bildlich nicht. Und so bedarf auch diese Inszenierung gewiß einer  inhaltlicher Vorbereitung, will man sich nicht nur auf optische Eindrücke und akustische Klänge begrenzen. Dies scheint umso wichtiger als hier neun herausragende Akteure insgesamt 20 Rollen zu verkörpern haben.

Das Premierenpublikum nahm die Vorstellung mit großer Zustimmung entgegen und sparte nach der langen Pandemie bedingten Pause nicht mit anhaltenden Beifall. Die offiziellen Schlussworte von Intendant Thomas

Braus taten ein übriges, als er auf die erheblichen Corona bedingten  Schwierigkeiten hinwies, die es zu überwinden gegolten habe. 

Text: Siegfried Jähne

Die Aufführungsdauer ohne Pause  ca. 1 Stunde 50 Minuten. 

Weitere Vorstellungen sind für den

19. und 20. Februar,

den  08., 09. und 13. März,

22. April und 23. Juni. 2022 geplant.

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