19. Februar 2022

Barbara Neusel über Flut, Covid-19 und die BUGA

Sie ist Wuppertalerin mit Leib und Seele, eine seit vielen Jahren erfolgreiche Unternehmerin und war eine herausragende Leichtathletin. Die Mitbegründerin des Charity-Vereins WUPPERTAL HILFT! e.V. - eine selbstbewusste Frau, die etwas zu sagen hat. Als Bestatterin muss sie hautnah miterleben, wie sehr die Angehörigen von Verstorbenen unter den Covid-19-Beschränkungen leiden. Abschied nehmen mit Abstand.

Ein tolles Team: Barbara Neusel-Munkenbeck mit Tochter Jil Carolin – © Neusel Bestattungen

Und auch die Flutkatastrophe im vergangen Sommer verschonte ihr Unternehmen nicht. Fast alle Geschäftsräumen standen unter Wasser. Die Schäden sind zum Teil heute noch nicht beseitigt. Da war Flexibilität und Kreativität gefragt.

Wir haben uns mit der immer positiv denkenden Wuppertalerin über  die Corona-Pandemie, über die verheerende Flut und auch über das Thema BUGA 2031 unterhalten, bei der ein Teil der Wuppertaler hofft, dass auch sie ins Wasser fällt.

DS: Die letzte beide Jahre waren für Sie als Chefin eines Unternehmens, das auf eine 200 Jahre lange erfolgreiche Geschichte zurückschauen kann, bestimmt nicht die einfachsten. Wie sehr hat Covid-19 Sie und Ihr Team herausgefordert?

Barbara Neusel-Munkenbeck: „Wohl wahr, die vergangenen zwei Jahre waren nicht die leichtesten, aber da befinde ich mich in einer großen Gesellschaft! Ja, Corona hat uns als Bestatter in einer besonderen Art und Weise herausgefordert, auch mental. Neben den vielfältigen Einschränkungen, die wir immer noch zu berücksichtigen haben, war und ist die persönliche, einfühlsame Betreuung der Angehörigen von besonderer Bedeutung. Vieles, was beim Abschied von einem nahestehenden Menschen wichtig ist, darf nur eingeschränkt praktiziert werden. Anteilnahme auf Abstand – das ist eigentlich unvorstellbar und schmerzt die Angehörigen umso mehr. Besonders in diesem Bereich waren wir extrem gefordert. Wir haben in unserem kleinen Team hier großartige Arbeit geleistet und das macht mich besonders stolz und auch dankbar.“

Die Folgen der Flutkatastrophe sind nach sichtbar – © Neusel Bestattungen

DS: Glauben Sie, dass nach der Corona-Pandemie alles wieder so wird, wie es einmal war?

Barbara Neusel-Munkenbeck: „Die Corona-Pandemie wird Spuren hinterlassen. Da bin ich mir sehr sicher. Sie hat viel Leid gebracht, aber auch Zusammengehörigkeit und Hilfsbereitschaft. Das hat neben allem Traurigen auch Mut gemacht. Ich hoffe, letzteres wird bleiben. Einfach einmal auf andere Menschen schauen, nicht nur auf sich selbst.“

DS: Nicht nur das Virus, auch die Flut-Katastrophe hat Ihrem Bestattungs-Institut übel mitgespielt. Wann werden denn sämtliche Schäden endgültig behoben sein?

Barbara Neusel-Munkenbeck: „Als wir am Abend des 14. Juli 2021 zunächst die Fahrzeuge aus der Tiefgarage retteten, später nach Stromausfall die uns anvertrauten Verstorbenen in der Nacht in von Kollegen angebotene Klimaräumlichkeiten transportieren, war uns allen nicht klar, dass wir unsere Geschäftsräumlichkeiten temporär verloren hatten. Meiner Tochter Jil Karolin und unserer Kollegin Katharina Klein gilt hier wiederum mein größter Dank. Wie gut, dass wir in dieser Art und Weise zusammenstehen und -halten! Durch Kontaminierung werden die Aufbauarbeiten unserer Büros, der Abschieds- und Ausstellungsräume noch etwas Zeit benötigen. Bis zur Fertigstellung befinden wir uns auf der gegenüberliegenden Straßenseite in den ehemaligen Geschäftsräumen, in denen ich schon mit meinen Eltern tätig war! Auch von dort aus bieten wir alle gewohnten Dienstleistungen an.“

Barbara Neusel-Munkenbeck © privat

DS: Direkt nach dem Hochwasser haben ja viele Politiker vollmundig schnelle, unbürokratische Hilfe angekündigt. Ist diese denn bei Ihnen angekommen?

Barbara Neusel-Munkenbeck: „Offizielle Hilfe? Nein! Obwohl unser Fall nicht unbekannt war! Was Unterstützung betrifft, so konnten wir glücklicherweise auf die Familie und enge Freunde bauen. Das war eine wunderbare Erfahrung, ohne Anfragen Hilfe zu erfahren.“

DS: Obwohl Ihnen selbst das Wasser buchstäblich bis zur Hüfte stand, haben Sie sich selbstlos mit dem Charity-Verein WUPPERTAL HILFT!, dessen Gründungsmitglied Sie sind, für die anderen Flut-Opfer engagiert. Woher haben Sie die Kraft und die Motivation für dieses Engagement genommen?

Barbara Neusel-Munkenbeck: „Dass ich in einer Notsituation anderen Menschen helfe, die es viel extremer getroffen hat, ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Siehe oben: Einfach einmal auf andere Menschen schauen! WUPPERTAL HILFT!ist da einfach eine wunderbare Charity-Gemeinschaft, die ich schon viele Jahre unterstütze.“

DS: Der Rat der Stadt hat mehrheitlich beschlossen, dass sich Wuppertal für die Bundesgartenschau BUGA 2031 bewirbt. Inzwischen hat sich die Initiative „BUGA – so nicht“ formiert, die die BUGA im Tal mit Hilfe eines Bürgerbegehrens verhindern will. Wie stehen Sie als überzeugte Wuppertalerin sowie erfolgreiche Unternehmerin und Ex-Sportlerin zu dem Thema?

Die Spuren des Hochwassers sind immer noch zu sehen – © Neusel Bestattungen

Barbara Neusel-Munkenbeck: „Meine Heimatstadt sollte eine solche großartige Chance nicht liegen lassen. Wuppertal ist eine besonders grüne Stadt und sollte diesen Vorsprung sinnvoll einbauen, um unsere Stadt noch viel beliebter, bekannter und noch besuchenswerter zu machen. Die BUGA 2031 wird unser Image und die Attraktivität weiter verbessern, wenn man das Thema Nachhaltigkeit hierbei berücksichtigt. Das muss zu schaffen sein!!!“

DS: Vielen Dank für das offene, interessante Gespräch

Das Interview führte Peter Pionke

 

Link zur Webseite:

http://www.neusel-bestattungen.de

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