22. März 2022Peter Pionke
Ohne Trainer Hinze: BHC gewinnt in Wetzlar
Ohne Trainer Sebastian Hinze, der aufgrund einer Corona-Infektion fehlte, boten die Gäste eine in allen Mannschaftsteilen konzentrierte Vorstellung, die mit einem 27:23 (13:12)-Erfolg belohnt wurde.
Die BHC-Bank war diesmal ungewohnt besetzt. Neben Hinze fehlte auch Teamassistent Jan Artmann, so dass Co-Trainer Markus Pütz in der Verantwortung stand. Statistik führte Christoph Rath, Geschäftsführer Jörg Föste übernahm eine motivierende Rolle. Doch nicht nur dort war jeder auf seine Aufgabe fokussiert.
Derselbe Eindruck entstand zügig auf dem Spielfeld. Die 6:0- Abwehr, – bis zu seiner verletzungsbedingten Auswechslung mit Csaba Szücs neben Max Darj im Zentrum – kämpfte sich schnell ins Spiel und erhielt ebenso unmittelbar Unterstützung von Christopher Rudeck. Der Torhüter bot über 60 Minuten eine konstante Vorstellung und entnervte Wetzlar immer wieder auch mit freien Paraden. Zum Schluss hatte er satte 17 gehaltene Bälle bei einer Quote von knapp 44 Prozent auf seinem Konto.
Aus Ballverlusten der Mittelhessen schlugen die Löwen bereits in der ersten Hälfte viel Kapital. So traf Jeffrey Boomhouwer auf Ganzfeld-Pass von Rudeck zum 4:4 und Szücs im erweiterten Gegenstoß zum 5:4. Im gebundenen Angriff hatten aber auch die Gäste Schwierigkeiten, zu guten Gelegenheiten zu kommen. Bis fünf Minuten vor der Pause verpasste es die HSG, etwas deutlicher in Führung zu gehen.
Ein Zwei-Tore-Rückstand beeindruckte die Löwen jedenfalls nicht. Linus Arnesson machte in der Spielsteuerung einen sehr guten Job und setzte in Überzahl zwei Mal sehenswert Tom Bergner aus sechs Metern in Szene. Der Kreisläufer bekam mehr Einsatzzeit als üblich, weil Tom Kare Nikolaisen kurzfristig ebenfalls mit Corona passen musste. Gleiches galt übrigens für Tomas Babak, der stark erkältet (nicht Corona) keine Option war, so dass der volle Fokus auf Arnesson lag.
Der Schwede blieb ein wichtiger Faktor für sein Team – nicht zuletzt als vorgezogener Posten einer zwischenzeitlich genutzten 5:1-Deckung. Obwohl die Gäste nach Yannick Fraatz‘ 13:12 mit einer knappen Führung in die Pause gingen, erarbeiteten sie sich erst danach einen echten Vorteil. Mehrere Male hatten sie die Chance, sich ein wenig abzusetzen, wurden unter anderem aber von HSG-Schlussmann Till Klimpke gestoppt.
Nachdem der sechsfache Torschütze David Schmidt das 18:17 markiert hatte, erzielte Jeffrey Boomhouwer per Konter die erste Zwei-Tore-Führung für den BHC. Arnor Gunnarsson ließ von der Siebenmeter-Linie sogar das 20:17 folgen. Die Bergischen hatten nun Kontrolle über das Spiel und gaben diese trotz kleinerer Rückschläge nicht mehr ab. So zeigten auch bitter vergebene Chancen, wie ein Rudeck-Wurf an den Pfosten des leeren Tores, keine Wirkung. Die mentale Stärke der Mannschaft war unverkennbar.
Linus Arnesson schloss nüchtern zum 24:21 ab, der starke Lukas Stutzke sah den freien David Schmidt, der mindestens ebenso sachlich auf 25:22 stellte. Die Entscheidung war damit gefallen. Schmidt und Gunnarsson krönten die starke Vorstellung mit den BHC-Toren 26 und 27. Knapp 4000 Zuschauer in der Buderus-Arena mussten zusehen, wie die Löwen ausgelassen jubelten.
Stimmen zum Spiel
Markus Pütz: „Wir waren sehr froh, wieder vor so vielen Zuschauern zu spielen. Für uns war es eine schwierige Woche durch den Corona-Fall beim Cheftrainer. Wir mussten viel basteln, so dass es wichtig war, dass wir unseren Plan durchziehen. Wir sind nicht nervös geworden im Sieben-gegen-Sechs, das war sehr wichtig. Wir hatten eine überragende Spielsteuerung von Linus Arnesson und haben klar das Torhüter-Duell gewonnen, so dass wir immer für den Sieg in Frage kamen.“
Benjamin Matschke: „Es war sehr enttäuschend für uns. Wir hatten nie die Geduld, auf unsere Chance zu warten. Wenn wir eine hatten, haben wir sie nicht genutzt, beziehungsweise der gegnerische Torhüter hat gut gehalten. Der BHC hat es sehr clever gespielt, hatte keinen Stress mit dem Zeitspiel. Wir haben 30, 40 Sekunden sehr gut verteidigt, aber es fehlte die Geduld, so dass wir oft doch noch ein Gegentor bekommen haben. Das haben wir mit nach vorne genommen, so dass wir uns zu viel auf erste Optionen und Halbchancen verlassen haben. Im Nachgang haben wir uns sicher auch mal aufgeregt, dass wir keinen Pfiff bekommen haben. Aber darauf konnten wir uns ab der Pause einstellen, was wir auch nicht geschafft haben. Das ist sehr ärgerlich. Ich bin enttäuscht. Nicht nur über die Niederlage, sondern auch, weil wir uns viel vorgenommen hatten vor so vielen Zuschauern. Das ist ein Stück weit ein Party-Crasher, dass wir es nicht so geschafft haben, wie wir es uns gewünscht haben. Ich hoffe, die Zuschauer geben uns im nächsten Heimspiel eine neue Chance, es besser zu machen.“
Jörg Föste: „Entscheidend war, dass wir mit dem gesamten Team von Anfang an klar gemacht haben, dass wir dieses Spiel unbedingt gewinnen wollen. Daran bestand auf der Bank und auf der Platte kein Zweifel. Wir haben von der ersten bis zur letzten Minute an unserer Marschroute festgehalten und haben uns glasklar durchgesetzt. Wir hätten sogar noch höher gewinnen können. Christopher Rudeck hat eine überragende Leistung geboten, aber für die gesamte Mannschaft war dieser Sieg vor einer solchen Kulisse ein prägendes Erlebnis.“
HSG Wetzlar – Bergischer HC 23:27 (12:13)
HSG Wetzlar: T. Klimpke, Suljakovic – Srsen, Nyfjäll (4), O. Klimpke, Kusan, Mirkulovski, Danner (2), Weissgerber, Holst (1/1), Fredriksen (4), Schefvert (3), Mellegard (3), Rubin (2), Novak (2), Cavor (2). Trainer: Benjamin Matschke
Bergischer HC: Rudeck, Mrkva – Boomhouwer (4), Damm, Gutbrod, Stutzke (3), Weck (1), Arnesson (3/1), Szücs (1), Darj (3), Bergner (2), Schmidt (6), Schönningsen, Gunnarsson (3/1), Fraatz (1), Hansson. Trainer: Markus Pütz
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