30. März 2022

Rosemarie Gundelbacher: Großes Herz für Flüchtlingskinder

Rosemarie Gundelbacher war enge Mitarbeiterin des 2016 verstorbenen ehemaligen Vizepräsidenten des Bundestages Peter Hintze (CDU). Später kümmerte sie sich Wuppertaler Stadtverordnete ums Gemeinwohl. Und noch heute ist sie Mitglied des Seniorenbeirates. Wo immer geholfen werden muss, steht Rosemarie Gundelbacher in der ersten Reihe. So auch, als die ersten Waisenkinder, die vor Putins grausamen Krieg flüchten mussten, nach Wuppertal kamen.

Haben sich gegenseitig ins Herz geschlossen: Der Wachmann und das 4jährige Waisenkind aus der Ukraine – © Stand With UA

An der Seite von Yevgen Besedin, Gründer der Initiative „Stand With UA“, betreut Rosemarie, die alle nur Rosi nennen, einen Großteil der inzwischen in Wuppertal angekommenen 3.500 Flüchtlinge aus der Ukraine – fast ausschließlich Frauen und Kinder. Die Männer zwischen 18 und 60 Jahren müssen ihre Heimat gegen Putins Truppen verteidigen.

Wir haben uns mit Helferin Rosemarie Gundelbacher, die überall ihre guten Kontakte spielen lässt, über ihr Engagement und ihre Gefühlswelt unterhalten.

DS: Als die ersten 90 Waisenkinder aus der Ukraine in Wuppertal ankamen, waren Sie schon dabei. Beschreiben Sie Ihre Gefühle in diesen Augenblick?

Rosemarie Gundelbacher: „Die ukrainische Hilfsorganisation ‚Stand With UA‘, vertreten durch Yevgen Besidin, hat mich um Ünterstützung gebeten. Für mich war es selbstverständlich, Hilfestellung zu leisten. Ich war froh, dass die Ausländerbehörde und das Jugendamt mir die Möglichkeit gaben, mich um die Kinder aus dem Waisenhaus in der Ukraine zu kümmern.“

DS: Wie haben die Kinder reagiert, die eine wahre Odyssee hinter sich hatten?

Rosemarie Gundelbacher: „Wir haben zwei Busse erwartet. Ein Bus erreichte uns um 21:30 Uhr. Die erschöpften Kinder und Betreuer waren so froh, nach 48 Stunden ihr Ziel erreicht zu haben. Es hat mich sehr mitgenommen, in welchem desolaten Zustand sich die Kinder befanden. Nach kurzer Zeit streckten sie mir ihre Ärmchen entgegen und ich konnte vielen von ihnen einmal liebevoll umarmen.“

Rosemarie Gundelbacher und die geretteten Kinder aus der Ukraine haben sich sofort bestens verstanden – © Stand With UA

DS: Was hat Sie am meisten beeindruckt?

Rosemarie Gundelbacher: „Ich war fasziniert, wie diszipliniert die Kinder auf ihren Stühlen sassen und geduldig warteten, bis sie versorgt wurden.“

DS: Die Ärztin Dr. Helena Malkus war auch von der ersten Minute dabei, um sich um die vielen Kinder zu kümmern, die auf ihrer dramatichen Flucht erkrankt waren. Wie kam es zu ihrem großherzigen Engagement?

Rosemarie Gundelbacher: „Dr. Helena Malkus hat die Waisenkinder mit in Empfang genommen und konnte sofort bei einigen kranken Mädchen und Jungen die medizinische Versorgung veranlassen. Helena Malkus versprach sofort, am nächsten Tag wieder zu kommen. Sie vergoss auch einige Tränen. Die Ärztin kommt aus Russland und verurteilt den Krieg total. Aus Menschlichkeit und als Zeichen der Solidarität will sich auch zukünftig verantwortungsbewusst und liebevoll um alle ukrainischen Flüchtlinge kümmern.“

DS: Das Leid von unschuldigen Kinder, die vor einem grausamen Krieg flüchten mussten, weckt bei jedem normal empfinden Menschen Emotionen. Was hat Sie denn am meisten gerührt?

Rosemarie Gundelbacher: „Das 4jährige Mädchen, das sich in einen der Wachmänner verliebt hat und in ihm wohl so eine Art Ersatz-Vater sieht. Die Kleine wartet jeden Tag auf ihn, zupft an seinem Hosenbein, bis er sie auf den Arm nimmt. Und dann legt sie ihm ihre Arme um die Hals. Sie möchte den sympathischen Security-Mann gar nicht mehr loslassen. Er begleitet Sie zum Essen und bringt sie danach bis zum Schlafraum. Solche Erlebnisse berühren ihn, mich und alle anderen Beteiligten sehr.“

DS: Sie sind selbst Mutter und Großmutter, wie verarbeiten Sie die Erlebnisse mit den geflüchteten Waisenkindern, deren Betreuerinnen, aber auch mit den anderen Frauen und Kindern, die der Kriegshölle entkommen konnten und nun in Wuppertal untergebracht sind?

Rosemarie Gundelbacher: „Es braucht Zeit, diese Dinge zu verarbeiten. Besonders wenn man von weiteren Tragödien erfährt. Der zweite Bus erreichte uns erst spät in der Nacht. Die Kinder und Betreuer waren in einem absolut schlechten Gesundheitszustand. Sie mussten hinter der ungarischen Grenze den Bus bei Eis und Schnee verlassen und nur leicht bekleidet zu Fuß zum nächsten Bahnhof laufen. Alle waren total durchgefroren. Die Kinder besaßen keine festen Winterschuhe, sondern nur dünne Gummistiefel. Viele von ihnen wurden schwer krank. Einige mussten sogar mit 40 Grad Fieber in die Kinderklinik gebracht werden. Dort wurden bei ihnen Lungenentzündungen diagnostiziert.“

DS: Die Waisenkinder sind ja jetzt schon fast zwei Wochen in Wuppertal. Wie haben sie sich hier eingelebt?

Rosemarie Gundelbacher: „Inzwischen haben sich die Kinder gesundheitlich schon deutlich erholt, aber ihre Traumatisierung wird noch anhalten. Die Kids haben schon die ersten Ausflüge unternommen und beispielsweise den Zoo besucht. Das lässt sie für einen Moment ihr trauriges Schicksal vergessen.“

DS: Was wird aus den Waisenkindern, wenn der Krieg enmal beendet sein sollte? Bleiben Sie hier, denn zuhause in der Ukraine haben sie ja auch keine Familien – oder zumindest keine Angehörigen, die sie bei sich zuhause aufnehmen wollen? Besteht die Möglichkeit, die Waisenkinder zu adoptieren?

Rosemarie Gundelbacher: „Man muss einfach abwarten, was die Zeit bringt. Das Jugendamt wird später entscheiden, wie es mit den Kindern weitergeht. Für Entscheidungen über Adoptionen ist es noch zu früh.“

Yevgen und Irina Besedin helfen Tag und Nacht den Flüchtlingen aus ihrer Heimat – © Rosemarie Gundelbacher

DS: Aus Ihrer Sicht: Was muss noch getan werden, um den geflüchteten Frauen und Kindern zu helfen?

Rosemarie Gundelbacher: „Ich wünsche mir, dass den Menschen, die zu uns kommen, um in Sicherheit zu sein, weiterhin geholfen wird, sei es durch die Vermittlung von Wohnungen, Hilfestellungen bei Behördengängen, Begleitung zur ärztlichen Versorgung.“

DS: Sie waren selbst Stadtverordnete. Deshalb können Sie es sicher beurteilen: Wird von Seiten der Stadt und der Kommunalpolitik wirklich alles getan, um den Menschen, die zum Teil alles verloren haben und die um ihre Männer, Lebensgefährten, Freunde, Väter und Großväter bangen, die ihr Land verteidigen, nachhaltig zu helfen

Roseramie Gundelbacher: „Ich bewundere die ukrainische Hilfsorganisation ‚Stand With UA‘ hier in Wuppertal, die Tag und Nacht Ansprechpartner für alle Geflüchteten da ist. Ich werde weiterhin dabei sein und mithelfen. Es sind Glücksgefühle, wenn man kleine Erfolge erzielen kann, die Dankbarkeit in den Gesichtern der geflüchteten Frauen ablesen kann und die Kinder auch einmal wieder lachen hört.“

Das Interview führte Peter Pionke

 

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