6. Mai 2022

Christian von Grumbkow: Ukraine-Krieg macht mich schlaflos

Er hat in Wuppertal schon für so manche künstlerischen Farbtupfer gesorgt, die weit über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus ins Auge fielen - der Maler und Musiker Christian von Grumbkow. Er war 1970 als Gitarrist und Songschreiber Mitbegründer der erfolgreichen Wuppertaler Art-Rock-Gruppe "Hoelderlin". 1977 verliess er die Band und schuf sich seither einen Namen als Komponist der Farben.

Machen sich Sorgen wegen des Krieges in der Ukraine: Christian von Grumbkow und Lebensgefährtin Daria – © Markus Bollen / Foto-Design – m.bollen@t-onine.de – www.panoramic-art.de

Christian vom Grumbkow, der sein Atelier im romantischen, stilvollen Schloss Lüntenbeck hat, lässt nicht nur seine Werke sprechen, er hat auch selbst etwas zu sagen – zu Themen, die ihn und viele, viele andere in diesen Tagen und Wochen berühren und bewegen. Und da artikuliert er seine Meinung unmissverständlich. Wir haben uns mit ihm unterhalten.

DS: Die Maskenpflicht ist abgeschafft, der Alltag normalisiert sich nach zwei Jahren Covid-19-Pandemie ganz langsam. Momentan überschattet Putins Krieg in der Ukraine alles. Wie reagieren Sie als Künstler darauf?

CvG: „Mit heftigen emotionalen Bildern, teilweiser Schlaflosigkeit und Sorgen, auch weil die Eltern meiner Freundin Daria in Jekaterinburg/Ural leben und bei Telefonaten sehr manipuliert wirken. Kaum glauben können, was wir hier so wahrnehmen.“

DS: Welche Rolle werden die Themen Corona und Ukraine-Krieg in künftigen Arbeiten/Werken spielen? 

CvG: „Die Welt hat sich zwei mal in den letzten beiden Jahren entscheidend verändert und ich reagiere als Künstler entsprechend.“

DS: Das Thema „BUGA 2031“ wird in der Wuppertaler Bevölkerung heiß und kontrovers diskutiert. Wie stehen Sie dazu?

CvG: „Ich befürworte die BUGA 2031 und setze mich dafür ein, dass sie in der ein oder anderen Form realisiert wird! Ich will niemand unterstellen, dass hier nur destruktiv argumentiert wird. Ich verstehe auch die Sorgen bezüglich der Summen, um die es geht. Ich verstehe auch die Bedenken hinsichtlich der Brücke, die Königs- und Kaiser-Höhe verbinden soll. Ich verstehe aber nicht, die spalterisch wirkende Polemik und die Verweigerung, miteinander eine gute Lösung zu finden.“

DS: Was würde ein solches erfolgreiches Groß-Projekt aus Ihrer Sicht für die Stadt Wuppertal bedeuten?

CvG: „Zum Beispiel für die jungen Menschen, die in 10 Jahren Verantwortung in dieser Stadt übernehmen, die jungen Familien, die bis dahin nach einem lebenswerten Ort suchen, die jungen Unternehmer, die hier starten wollen, sollten nicht in einer herunter gekommen Stadt mit vielen Schmuddelecken und kriminellen Tendenzen, sondern in einer nachhaltig und umweltbewusst gestalteten Umgebung leben. Aber natürlich denke ich auch an die, die hier schon lange leben, aber beklagen, wie sich Wuppertal verändert hat. Es würden durch die BUGA ja neue Areale entstehen und noch mehr an Park- und Freizeitflächen. Es kämen verkehrstechnische Innovationen und Verbesserungen der Parksituation, usw.“

DS: Die BUGA-Gegner nennen ihre Initiative „BUGA – so nicht“. Der Titel impliziert, sie könnten sich eine BUGA, aber in anderer Form vorstellen. Dem ist natürlich nicht so. Kann man oder sollte man dies als eine bewusste, irreführende Mogelpackung interpretieren ?

CvG: „Ich vermute das auch, da ich die Anti-BUGA-Diskussion ja verfolge, erlebe ich vor allem bei den Handzetteln und in den Leserzuschriften viele Halbwahrheiten, ungenaue Vermutungen und letztlich zu wenig Flexibilität und konstruktives Denken für unsere Stadt. Zumal die ständig in einen falschen Zusammenhang gebrachten 70 Millionen verteilt werden über 10 Jahre! Wenn man mal genau hinschaut, gibt die Stadt ja bereits rund 70 bis 80 Millionen pro Jahr  für den Bau und die Instandhaltung der städtischen Immobilien aus. Im Übrigen sollten sich die Gegner mal überlegen, inwieweit diese BUGA-Planung nicht eher für die nächste Generation stattfindet. Und nicht so sehr aus der „Jetzt“-Perspektive etwas verhindern, was der ein oder andere von uns gar nicht mehr nutzen kann!“

Christian von Grumbkow vor seinem Atelier im Schloß Lüntenbeck – © Rupert Warren

DS: Mit welchen Argumenten würde Sie als Kunst und Kulturschaffender die Wuppertalerinnen und Wuppertaler überzeugen, beim Bürgerentscheid am 29. Mai 2022 für die BUGA zu stimmen?

CvG: „Weil es die einzige Chance ist, die wir in der nächsten Zeit haben, mit einer äußerst attraktiven Mischung aus einem umweltbewussten, nachhaltigen und damit zukunftsverantwortlichen Mix für unsere Stadt zu werben. Touristen bringen wirtschaftliche Kraft, damit kommen Arbeitsplätze und wiederum neue Firmen, mit weiteren Arbeitsplätzen. Es gibt mit dem BUGA-PLUS Paket ja weitere Highlights. Unsere Stadt wird z.B. immer Fahrrad tauglicher und auch die jetzt nicht direkt betroffenen östlicheren Stadtteile werden von der positiven Aufbruchsstimmung profitieren.“

DS: Bis zur BUGA sind es noch fast zehn Jahre. Das Konzept ist deshalb auch noch nicht in Stein gemeißelt. Welche Schwerpunkte würden Sie sich als Künstler wünschen?

CvG: „Ich bin zunächst dafür, dass wir der Machbarkeitsstudie vertrauen, damit der Prozess anlaufen kann und die Gelder fließen können. So wie ich Uwe Schneidewind kenne, wird er nichts vorantreiben, was nicht den Kriterien für Nachhaltigkeit und Recourcen-Schonung entspricht. Das sollten wir dem ehemaligen Chef des Wuppertal-Instituts ja wohl zutrauen! Darüber hinaus stelle ich mir vor, dass die lokale Kunst und Kultur, wie auch die heimische Natur aufgewertet werden. Es geht ja nicht nur um Blümchen, sondern um ein Aufgreifen der Zukunftsfragen.“

DS: Welchen Mehrwert könnte ein solches Groß-Projekt der Wuppertaler Kunst- und Kultur-Szene bescheren?

CvG: „Je mehr Menschen das attraktiv finden, nach Wuppertal zu kommen, um so mehr wird die klassische Kultur, wie auch Freie Szene profitieren. Ich erlebe das in Schloss Lüntenbeck fasst täglich, wie in einem besonderen Ambiente, eine anregende Stimmung und Offenheit für Natur, Kunst und Kultur entsteht. KUNST MACHT WAS !“

DS: Wie kann sich die engagierte Wuppertaler Kulturszene bei diesem Groß-Projekt überhaupt angemessen einbringen?

CvG: „Im Vorfeld für die gute Sache werben, was ich hiermit und an anderer Stelle ja tue. Darüber hinaus wird es sicherlich Veranstaltungsmodelle geben, die uns Künstlern die Gelegenheit geben, uns ‚kreativ einzumischen‘.“

DS: Stichwort „Kunst in der Natur“! Welche Ideen und Anregungen haben Sie zu diesem Thema?

CvG: „Für mich ist ein künstlerischer Prozess so etwas wie das, was in der Natur passiert. Ich arbeite seit Jahren, neben meiner „bekannten/normalen“ Malerei, ja auch in einer Künstlergruppe, die sich dem Thema „Der Wald und der Sturm“ verschrieben hat (Siehe: https://Kunst-Wald-Sturm.jimdosite.com). Wir sollten also sehen, dass in den Arealen, die entstehen, auch die Kunst ihren Platz bekommt. Auch dafür werde ich mich einsetzen.“

DS: Inwieweit werden Sie das Thema BUGA 2031 in den nächsten Jahren künstlerisch aufgreifen?

CvG: „Das kann ich nicht vorhersagen, weil ich immer erst auf das reagiere, was ich gerade erlebe. Erst mal müssen wir das BUGA-DING am 29.5. wuppen. Seltsamerweise ja mit einem Nein, weil der Antrag so formuliert ist, dass ein „Ja“ bedeutet, sich nicht für die BUGA zu bewerben. Das ist schon schräg!“

DS: Vielen Dank für das offene, informative Gespräch.

Das Interview führte Peter Pionke

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