6. Juni 2022Peter Pionke
BUGA: Jetzt hat Wuppertal eine einmalige Chance
Was muss jetzt passieren, damit dieses prestigeträchtige Großprojekt zum Erfolg für die Bergische Metropole wird? Darüber haben wir uns mit Vok Dams unterhalten.
DS: Es ist vollbracht! Sehen Sie in dem Ergebnis des Bürgerentscheids für die BUGA 2031 so eine Art Zeitenwende, dass die Wuppertaler Gesellschaft jetzt doch innovativer und zukunftsorientierter ist, als noch zu Zeiten des Bürgerentscheids für die Seilbahn zur Uni?
Vok Dams: „Nein, von einer Zeitenwende kann keine Rede sein. Allerdings – es bewegt sich was in WUPPERTAL. Diesmal hat sich der Stadtrat nicht, wie bei der Seilbahn, vor einer Entscheidung gedrückt. Im Gegenteil – er musste seine Entscheidung gegen eine sehr aktive und clevere Interessengruppe verteidigen. Hier zeigt sich ein neues Selbstbewusstsein in Gesellschaft, Politik und Verwaltung, sich im Interesse der Stadt zu engagieren.“
DS: Lange sah es so aus, als hätten die Gegner die Nase vorn. Was hat Ihrer Meinung am Ende dazu geführt, dass sich das Blatt noch gewendet hat?
Vok Dams: „Es ist immer einfacher eine Idee oder ein Projekt abzulehnen, als Visionen zu entwickeln und etwas Neues, Zukunftsweisendes, zu initiieren. Sie kennen den Spruch: „Wer etwas will findet Wege, wer etwas nicht will findet Gründe“.
Das Beharrungsvermögen, die Angst vor Veränderungen, fehlende Kreativität und Vorstellungskraft lähmen nicht nur in WUPPERTAL immer wieder die Entwicklung. So hatten die BUGA-Gegner leichtes Spiel, die Öffentlichkeit zu mobilisieren und das Bürgerbegehren auf den Weg zu bringen. Die BUGA-Initiatoren hatte damit offenbar nicht gerechnet und erst zu spät begonnen, das Projekt zu erklären und zu bewerben. Immerhin haben Sie es geschafft, einen Teil der Wuppertaler Bürger zu erreichen und zu einem Votum für die BUGA zu bewegen.“
DS: Die Gegner tun sich schwer, ihre Niederlage einzugestehen, sprechen von einer hauchdünnen Entscheidung, die ja gar nicht so knapp war, wenn man bedenkt, dass rund 63 Prozent der Wahlberechtigten gar nicht nicht abgestimmt haben und die schweigende Mehrheit bilden, die aber sicher nicht mehrheitlich gegen das Großprojekt ist. Wie ordnen Sie persönlich das Ergebnis ein?
Vok Dams: „Es war aus meiner Sicht der Kampf gegen die Unwissenheit in der Bevölkerung und ein Sieg der „Repräsentativen Demokratie“. Wenn man davon ausgeht, dass die Komplexität einer solchen Entscheidung ein gewisses Maß an Kompetenz erfordert, so kann man auch davon ausgehen, dass die demokratisch gewählten Volksvertreter möglicherweise insgesamt einen besseren Überblick haben, als einzelne Gruppen mit Partikular-Interessen. Immerhin ist die Idee einer Bewerbung zur BUGA im politischen Raum über einen längeren Zeitraum unter drei unterschiedlichen Oberbürgermeistern gereift und wurde im Stadtrat parteiübergreifend mit großer Mehrheit beschlossen. Es ist schon erstaunlich, dass ein Großteil der Diskussionen zum Bürgerentscheid sich mit Einzel-Maßnahmen beschäftigte, die weder Bestandteil der Bewerbung noch des (noch nicht vorhandenen) Konzeptes waren.“
DS: Die Partei die LINKE hat das Projekt von vornherein abgelehnt. Alle anderen Parteien sind Unterstützer der Bewerbung für die BUGA 2031. Sie betonen jetzt ganz laut, man wolle die Kritiker mit ins Boot holen. Inwieweit halten Sie das überhaupt für möglich?
Vok Dams: „Wir wissen: ‚Nichts ist erfolgreicher als der Erfolg‘. So bin ich guter Dinge, dass ein professionelles Projekt-Management, ein strategisch ausgerichtetes, kreatives Konzept und eine aktive Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit auch die Skeptiker überzeugen wird. Wichtiger erscheint mir aber noch, die 63 Prozent der Wuppertaler Bürger zu erreichen, die bisher noch nicht abgestimmt haben. Sie könnten den Fan-Club gründen.“
DS: Unter den Gegnern gibt es sicher auch unterschiedliche Strömungen, moderate Kräfte, die sich beispielsweise an geplanten Highlights wie der berühmten Hängebrücke gestoßen haben. Aber die Mehrheit sind Hardliner, die die BUGA ungültig beerdigen wollten. Sehen Sie überhaupt eine Chance, wie sich diese mit „Ideen“ einbringen sollen oder können?
Vok Dams: „Die Abwicklung könnte so aussehen: Wenn die Bewerbung angenommen wird, sehe ich drei entscheidende Phasen. Die erste Phase beinhaltet das strategische Konzept. Was soll wie für WUPPERTAL erreicht werden? Das ist das Briefing für die Ideensammlung. Die zweite Phase beinhaltet das kreative Konzept. Welche Ideen zahlen auf die Zielsetzung ein? Im Rahmen eines übergreifenden „Brainstormings“ werden Ideen für die Umsetzung gesammelt.Hier kann sich jeder, der Ideen hat und guten Willens ist, im Rahmen der Zielsetzung einbringen. In der dritten Phase formt eine „Fach“ (!)-Jury, ähnlich wie bei einem Architektenwettbewerb, ein schlüssiges, kreatives Konzept, als Grundlage für die Umsetzung. In der zweiten Phase sind alle Wuppertaler gefragt, sich in vielen Meetings und Diskussionsrunden aktiv einzubringen.
DS: Neun Jahre bis zur BUGA sind eine lange Zeit, in der der Spannungsbogen aufrecht erhalten und das Interesse und die Vorfreude entsprechend konserviert werden sollte. Was muss aus Ihrer Sicht als Marketing-Experten neben der Planung und Umsetzung des eigentlichen Projektes unbedingt parallel geschehen?
Vok Dams: „Bereits in der ersten Phase geht es darum, eine Kommunikations-Basis zu schaffen, die es der Stadt ermöglicht, sich als zukünftiger BUGA-Standort zu positionieren. WUPPERTAL als Stadt-Marke mit einem Leitbild, einem Aktions-Motto und einem projektbezogenen Corporate-Design. Im Zusammenhang mit der Projektentwicklung ist ein Kommunikationskonzept zu entwickeln, das bereits in der Startphase alle Maßnahmen und Termine der Öffentlichkeitsarbeit festschreibt. Fazit: Kommunikation ist nicht alles. Aber ohne Kommunikation ist alles nichts! Die Erfahrung aus dem Bürgerentscheid macht klar, welche Bedeutung die Kommunikation für das Gelingen der BUGA und die Akzeptanz in der Bevölkerung hat. Für WUPPERTAL ist das eine einmalige Chance, sich neu zu erfinden. Als Universitätsstadt mit Innovationskraft und der einmaligen, weltweit bekannten Schwebebahn.“
DS: Vielen Dank für das interessante, offene Gespräch.
Das Interview führte Peter Pionke
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