26. Juni 2022Peter Pionke
Event-Branche: Hohe Auslastung – Mangel an Personal
Die Studie spiegelt die einschneidenden Veränderungen in der Event- und Messebranche seit Ausbruch der Coronapandemie wieder.
Colja Dams, CEO des in Wuppertal ansässigen Weltmarktführers VOK DAMS worldwide und Vorstandsvorsitzender des R.F.F.E.L.-Instituts: „Vor drei Jahren noch undenkbar, zeichnet sich mittlerweile im Veranstaltungsmarkt ein ähnliches „O-bis-O“-Muster ab,wie es die Menschen auch vom Reifenwechsel kennen: Im Wintermodus von Oktober bis Ostern geht der Trend klar zu digitalen und hybriden Events; von Ostern bis Oktober hingegen ist die beliebteste Zeit für Live-Kommunikation.“
Die META-Studie des R.I.F.E.L. e. V. wurde im Auftrag der Bundesvereinigung Veranstaltungswirtschaft e. V. (fwd) erstellt. Hier die Ergebnisse im Einzelnen:
Alles wird teurer. Der aktuelle Teuerungs-Trend betrifft die Event- und Messenbranche überproportional. Je nach Event-/Messe-Format und Größe muss in 2022 im Schnitt 45% mehr Budget zur Verfügung gestellt werden als für eine vergleichbare Produktion in 2019.
Die massiven Kostensteigerungen bei Heizöl/Kraftstoffen spiegeln sich direkt in den Transport- und Energiekosten wider. Die gestiegenen Kosten für Gemüse und Fleisch im Catering. Die massiv gestiegenen Kosten für Baumaterialien im Bühnen-/Set-Bau hinsichtlich Materialbeschaffung und Vorleistungsgütern. Zusätzlich verteuert der Chip-Mangel Veranstaltungs-/ Streaming-Technik etc.
Teure Hygiene-Anforderungen
Ein wesentlicher Punkt für die Kostensteigerung in der Branche sind auch die Hygiene-Anforderungen. Die Hygiene-Konzepte bleiben auch nach Wegfall der Beschränkungen in Kraft. Aufgrund der möglicherweise kurzfristigen Wiedereinführung der Hygieneauflagen einerseits und der (gefühlten) Sicherheit der Teilnehmer andererseits.
Die Hygiene-Konzepte bedeuten: Größere Flächenbedarfe zur Wahrung von Mindestabständen, Personal- und Materialaufwand für Reinigung/ Desinfektion/Einlasskontrollen, Datenerfassung, Hygiene-Mittel, medizinischer Support etc.
Die Nachfrage nach Live-Messen/Events steigt aktuell stark. Das Live-Event-Jahr hat sich allerdings von möglichen 12 auf vermutlich 6-8 Monate verkürzt. Das hat zur Folge: Die erhöhte Nachfrage im engeren Zeitraum trifft auf weniger Anbieter und geringere Markt-Kapazitäten.
Die Nachfrage bleibt auch perspektivisch für 2023 anhaltend hoch. Nach Jahren ohne wird weiterhin verstärkt auf Live-Events gesetzt.
Auch wenn die genauen Insolvenz-Zahlen noch nicht transparent absehbar sind – lassen ein Umsatzrückgang von 68,4% und 54,5% Mitarbeiter-Schwund erahnen, dass viele Marktteilnehmer innerhalb der Pandemie aufgeben mussten.
Klar ist auf jeden Fall, dass einen erhöhte Live-Event-Nachfrage auf weniger Anbieter aller Event-Bereiche trifft. Und diese stehen vor einem großen Personal-Problem.
Der Markt ist leergefegt
Der Mitarbeiter-Markt ist komplett leergefegt – Servicekräfte für Caterer, Aufbauhelfer für Messestände, Stage-Hands für Bühnenbauten sind nur mit extremen Preis-Aufschlägen zu bekommen – wenn überhaupt. Viele Mitarbeiter sind offenbar während der Corona-Pandemie, die teilweise den kompletten Live-Event-Bereich stillgelegt hat, sind in andere Branchen abgewandert. Was bedeutet, dass sich eine nicht absehbare Lohn-/Preis-Spirale entwickelt.
Digitale Formate, die sich während der Covid-19-Pandemie bewährt haben, bleiben bestehen und werden weiterhin verstärkt durchgeführt, um bestehende Beziehungen weiter auszubauen. Um neue (Kunden-)Beziehungen aufzubauen, wird auf Live gesetzt.
Kaum noch Pitches
Home Office führt dazu, dass sich Mitarbeiter nicht mehr im Büro treffen. Informeller Austausch fehlt, die Bindung an den Arbeitgeber geht verloren – hier wird verstärkt auf Mitarbeiter- und Führungskräfte-Events gesetzt.
In den Sommermonaten 2022 finden fast doppelt so viele Messen wie 2019 statt. Der Business-Reiseverkehr zieht langsam wieder an.
Die Tatsache, dass viele Akteure der Event- und Messe-Branche aufgrund der hohen Umsatzverluste während Corona aufgeben mussten und vom Markt verschwunden sind, führte zu einer extrem hohen Auslastung der verbliebenen Unternehmen. Und da diese keine Kapazitäten mehr für Pitches haben, werden inzwischen 92 Prozent der Aufträge direkt vergeben.
Weiter mit:
Kommentare
Neuen Kommentar verfassen